Der Orden von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: 4. Kapitel --------------------- Luca erschrak, als er den sogenannten Baderaum sah. Es war ein einfacher, gemauerter Raum, mit einem etwas größeren, in den Boden eingelassenen Becken, und verschiedenen Waschbecken, an den Wänden. Im Zentrum gab es ein Loch im Boden, aus dem man Wasser hoch holen konnte. Melroy stand da, über diese Loch, ein Tuch um die Hüften Geschlungen. Er zog einen großen, schwarz geteerten, schweren Holzeimer hoch und stellte ihn keuchend neben sich ab. Melroy schwitzte unter dem Gewicht, als er den Eimer an den Beckenrand schleppte und das Wasser hinein goss. Luca konnte sich hier nicht ausziehen! Seine Haut war rot, sein ganzer Körper leicht angeschwollen... Dann drehte sich Cyprian um und ging. Luca atmete auf. Nun war er mit Melroy allein. Dem dicklichen Jungen schenkte er irgendwie mehr Vertrauen als jedem anderen. "Kann... kann ich dir helfen?" fragte Luca leise, obwohl er kaum Kraft genug hatte, um noch zu stehen. Melroy drehte sich zu ihm um, keuchend, schwitzend... Er sah Luca eine Weile an, prüfend. "Nein. Lass nur, du bist zu schmal und zu schwach. Der Eimer wiegt ja mehr als du." Luca lächelte dankbar. "Zieh dich aus und geh dich waschen, Luca." Melroy lächelte freundlich. Wortlos zog Luca sein Hemd über den Kopf und nahm den Kamm, um sich das lange, schwarze Haar auszukämmen. Hinter ihm öffnete sich die schmale, niedrige Türe und Damon kam mit Elim zusammen herein, gefolgt von Phillipe, Valerian und dem Elfen, Lucien. Luca zuckte zusammen und versuchte, seinen Körper hinter dem Mantel aus schwarzen Haaren zu verbergen, aber leider einen Moment zu spät. Elim huschte heran und schob Lucas Haar nach hinten. Der Junge wich aus, aber nicht schnell genug für Elim, der mit Leichtigkeit nach Lucas Hand griff und ihn festhielt. "Was ist denn mit dir passiert, Luca?!" "Nichts!" antwortete Luca trotzig. Lucien griff nach Elims Fingern und löste seine Hand von Lucas Handgelenk. "Lass ihn los, Elim." Luca sah Lucien einen Moment lang ernst, aber auch dankbar an. "Sie haben ihn misshandelt...!" Luca drehte sich zu Damon um. "Ich... kann mich an nichts erinnern. Das... das war einfach nur..." Damon ließ sich vor Luca in die Hocke sinken und nahm die Hände des Jungen in seine. "Luca, die, wer immer sie sind, sind zu mächtig, als dass wir uns hier gegen sie wehren könnten. Aber dass sie das einem so kleinen Jungen wie dir antun, dass kann ich nicht begreifen." "Ich..." Luca spürte, wie seine Wangen schamrot wurden. Zugleich wurde das Rauschen in seinen Ohren stärker und lauter. Er sank auf die Knie und nahm sein Hemd vom Boden auf. Schützend drückte er es an sich, als könne er sich vor den Blicken aller verbergen. "Bitte, redet nicht darüber..." flüsterte er. "Sagt niemandem etwas davon." In den folgenden Wochen arbeitete Luca verbissener denn je. Und in fast jeder Nacht hatte er Alpträume. Nie konnte er sich an konkrete Ereignisse erinnern, aber seine Träume vergingen immer mehr in Schmerzen und Blut. Oft konnte Luca kaum gehen oder aufstehen, weil sein ganzer Körper ein einziger Schmerz war, eine offene Wunde. Aber genau das spornte ihn an, immer härter zu arbeiten, immer mehr Wissen in seinen Schädel zu pressen. Er wusste genau, je besser er wurde, desto heftiger musste er leiden. Aber es war eine Herausforderung. Und er wusste, eines Tages würde er wissen, wer es war, ihn sehen, nicht immer, während er schlief... Luca konnte sich wehren, aber nur, wenn er vollkommen bei sich war. Sie, er, wer immer es war, tat ihm das immer nur im Schlaf an, in seinen Alpträumen. Und es war die Hölle...Aber Luca konnte, wollte, nicht aufgeben. Melroy und Elim erklärten ihm oft, dass er es nicht so übertreiben sollte, Damon stachelte ihn ständig zu neuen, besseren Leistungen an und Lucien heilte fast täglich seine Wunden, kommentarlos, aber Luca wusste, dass der Elf vor seiner Verbissenheit zurückschreckte, ihn aber auch bewunderte. Die Zwillinge blieben neutral, wenigstens enthielten sie sich zumeist irgendeiner Reaktion, aber Luca bekam irgendwann mit, dass Valerian sich mit einem der anderen Lehrlinge schlug, nur um seine Ehre zu verteidigen, und Phillipe wich fast nicht mehr von seiner Seite, wenn sie mit anderen Gruppen von Lehrlingen zusammentrafen. Diese Jungen und Männer, die unter Cyprian lernten, standen alle auf seiner Seite. Er wusste nicht, warum, ob sie ihn als ihn mochten, oder einfach nur bemitleideten, aber er konnte ihnen wenigstens im Unterricht helfen. Cyprian reagierte immer wieder verwirrt und unsicher auf seine extreme Lernfähigkeit. Alles, was er Luca an Aufgaben auftrug, gleichgültig wie schwer, bewältigte der Junge. Schon nach wenigen Wochen saßen die sieben Lehrlinge über ihren Zauberbüchern und schrieben ihre ersten Zauber in einer ihnen eigentlich recht fremden Sprache, auf. Zauber, die jeder von ihnen auf anhieb gemeistert hatte. Aus ihnen war eine intensive Gemeinschaft entstanden, eine Gruppe, die nichts so leicht zu trennen vermochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)