Interdependenz Buch 1 von abgemeldet (Die schweigende Lilie) ================================================================================ Kapitel 19: Verspieltes Vertrauen --------------------------------- Natürlich blieb es bei dem Vorhaben, sich von Ayco fern zu halten, und irgendwie wusste Luca das auch vom ersten Moment an. Der Magier saß die ganze Zeit neben dem schlafenden Elfenjungen und beobachtete seinen ruhigen Schlaf, die gleichmäßigen Atemzüge des schönen Jungen, der gerade auf dem Grad zum Mann stand. Er streichelte Aycos Haar und verfluchte sich innerlich dafür, ihn berührt zu haben, ihn soweit gebracht zu haben, unter seinen Händen zu kommen. Der Stolz des Jungen und vor allem auch die Abscheu vor ihm kam Luca immer schmerzhafter zu Bewusstsein. "Wenn Dir auch nur für einen Moment bewusst wäre, wie sehr ich dich liebe," flüsterte Luca. "Ich glaube, du würdest mich mehr hassen und verabscheuen, als irgendein anderer." Dennoch neigte er sich zu dem Jungen, streichelte seine Haare aus der Stirn und küsste sie sanft. "Darum bleibe ich immer nur in Deiner Nähe, im Hintergrund, um dich zu beschützen. Auch wenn es mir das Herz brechen wird." Luca streichelte ihm weiterhin über den Kopf und beobachtete das friedfertige Knabengesicht unter dem langen Pony. Er wusste, dass er sich selbst gerade krampfhaft zu belügen versuchte. Er liebte Aycolén viel zu sehr. Es würde nicht dabei bleiben, dass er ihn aus einem stillen Winkel seines Herzen heraus liebte und schwieg, zusah, wie sich der Junge entweder ruinierte, oder nach einer Frau suchte und sie ehelichte... Irgendwann würde er ihm sagen, dass er den Elfen liebte, irgendwann... Sicher würde er ihn verschrecken und das wenige Vertrauen, was Ayco zu ihm hatte, konnte darunter zerbrechen wie Glas. Der Gedanke schnürte Luca fast die Luft ab, wenn er genauer darüber nachdachte. Er konnte und wollte aber auch nicht schweigen. Unehrlichkeit lag ihm nicht... außerdem kam es Luca wie Verrat vor, wenn er Ayco nichts sagte, denn letztlich würde er immer, wenn er den Jungen in die Arme nahm, ihn hielt, mit ihm in den Armen einschlief, daran denken, wie sich die heiße Haut des Elfen unter Lucas Fingern angefühlt hatte, wie sie vor Erregung duftete und wie schön sich Aycoléns Glied in seinen Händen angefühlt hatte. Er würde sich immer wünschen in seiner Nähe zu sein, immer an seiner Seite... von ihm akzeptiert, gewollt und geliebt zu werden. Milder Schrecken durchführ Luca, als ihm bewusst wurde, dass er bereits jetzt Ayco schon vollkommen verfallen war und sicher nicht körperlich. Viel eher dem stacheligen, abweisenden Wesen des Jungen, dass im Schlaf so sanft und zerbrechlich war und sich so sehr an ihm klammerte wie ein Ertrinkender. Das allein zwang Luca schon dazu, immer für Ayco da sein zu wollen. Er sehnte sich so sehr danach, dass der Junge ihn brauchte, eines Tages auch wenn er wach war, nicht nur in seinen Träumen. Luca stand auf und ging nun doch zur Türe, spähte hinaus in das ewige Halbdunkel des Flures und überlegte einen Moment. Tee und Suppe brauchte er für Ayco, oder irgendetwas anderes, was der Junge leicht schlucken konnte, ohne dass er sich dafür anstrengen musste... Er sah noch mal kurz über die Schulter und gab den beiden kleinen Drachen einen Wink, bei Aycolén zu bleiben. "Ich bin gleich wieder da." Luca hatte mit allem gerechnet, nicht aber, dass der Junge erwachen könnte, bevor er wieder oben war. Doch als Luca wieder in sein Zimmer zurück kam, saß Aycolén wach und aufrecht im Bett, starrte aus angstvoll weiten Augen in die Schatten und zuckte zusammen, als Luca die Türe öffnete. Goldy saß auf dem Kopfkissen und sah den Elfen voll Sorge an, blinzelte nervös. Tambren hingegen flatterte zu Luca und setzte zur Landung auf dessen Schulter an. "Bloß nicht," murmelte der Magier und machte eine Kopfbewegung zu dem Tablett in seinen Händen. Der kleine, blaue Drache versuchte verzweifelt seine Flugrichtung zu ändern. Ein dummes und ungeschicktes Manöver, was unsanft an der zuschlagenden Zimmertüre endete. Luca verzog im gleichen Moment, in dem Tambren mit dem Kopf voran gegen die Tür schlug, das Gesicht. Er stellte das Tablett rasch ab und kümmerte sich um seinen kleinen Freund, der leicht benommen zu Boden trudelte und unsanft auf seinen dicken Hinterteil aufsetzte. "Mein armer Kleiner," flüsterte Luca besorgt und pflückte den Drachen vom Boden auf, küsste sein Köpfchen und drückte ihn sachte an sich. Krampfhaft versuchte er die stechenden Schmerzen in seiner Stirn zu ignorieren, die sich ständig steigern wollten. Er sah Tambren an und kraulte ihn. "Was machst Du Dummerchen denn?" fragte er leise. "Da war etwas im Zimmer, Luca," murmelte Tambren undeutlich, immer noch halb benommen. "Etwas schemenhaftes, Geisterartiges... es war..." Luca legte ihm behutsam den Zeigefinger unter das Kinn und kraulte ihn langsam. "Scht, erzähl mir das gleich, wenn du dich ein wenig erholt hast, sag mir nur, ob diese Erscheinung noch da ist." Der kleine Drache schüttelte leicht den Kopf und sah Luca an. "Es hat keinem von Euch etwas getan?" fragte Luca leise. Tambren schüttelte den Kopf, woraufhin es ihm und Luca sofort schwindelig wurde. Der Magier öffnete die Schnürung seines Hemdes und setzte den Drachen hinein. "Beruhige Dich, mein Schätzchen und lass mich deinen Kopf etwas kühlen..." Luca konnte Aycos Blick im Rücken fühlen, drehte sich aber erst wieder um, nachdem er in die Waschschüssel neben der Türe wasser gefüllt und Tambrens Stirn mit einigen Wassertropfen beträufelt hatte. Aus dem Saum seines Hemdes riss er einen Fetzen Stoff und feuchtete ihn an, und legte ihn dem Drachen auf die flache Stirn. "Gut so, mein Schätzchen?" Tambren sah ihn aus großen goldenen Augen an und nickte verträumt. Luca spürte eine Welle vertrauter, liebevoller Gefühle, die Tambren ihm entgegen brachte. Zärtlich kraulte er den Drachen hinter den Ohren. "Schlaf am besten, mein Kleiner," murmelte der Magier zärtlich. "Dann wird es Dir bald besser gehen." Er ließ Tambren weiter in sein Hemd rutschen und nahm nun das Tablett wieder vom Boden auf, trug es zum Bett und setzte sich auf den Bettrand und stellte es auf dem Boden ab. Die Augen des Elfen folgte ihm und sahen ihn nun direkt an. Der Blick aus diesen gewaltigen, erschrockenen Augen, die eindeutig noch die eines Kindes waren, bohrte sich in den seinen und traf tief in seinem Herzen auf, zerrte all seine Gefühle, seine nackte Seele, an den Tag. Dennoch wagte Luca es nicht, den Blick zu wenden, er wollte es auch gar nicht. Dieser Moment besaß eine ganz eigene Magie, die stärker als jedes Wort war. Voller Liebe sah er Ayco nun an. Ja, er wollte, dass der Junge seinen Gefühle hervorzerrte, wollte sehen, ob und wie er auf Lucas Liebe reagierte... Aycos Blick war eine Mischung aus Angst, Schrecken, Neugier, Ärger und verletztem Stolz. Auf unerklärliche Weise fühlte sich Luca ertappt... "Sag mir, was war das, was euch hier heimsuchte? Ein Geist...?" Luca sah die Ohrfeige kommen, regte sich aber keine Sekunde. Ihm erschien in dem Moment alles wie in Zeitlupe zu geschehen. Er schloss nicht mal die Augen, sondern sah Ayco nur auf die gleiche liebevolle, traurige Art an, wie zuvor. Er wusste, warum der Junge ihn schlug, und es war ihm bewusst, dass Ayco im Recht war. Nur wie hatte er es erfahren? Schlief Ayco doch nicht, als er ihn befriedigte? Hatte Goldy etwas verraten? Oder hatte es etwas mit dem Geist zu tun? Ayco jedenfalls drehte sich wütend von Luca ab und schloss die Augen. Er vergrub sich unter den Decken und Luca spürte den Drang des Jungen, sich vor ihm zu verbregen. "Vergib mir bitte..." Einerseits hatte es Ayco durchaus beeindruckt, wie zärtlich Luca mit seinem Vertrauten umging, wie liebevoll das Verhältnis zwischen dem Magier und dem kleinen blauen Pseudodrachen war, andererseits war es für ihn ein Schock zu erfahren, was Luca getan hatte, während er im Bad eingeschlafen war... Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Körper je so intensiv auf Lucas Hände reagierte... nein, nie. Er würde doch nicht auf einen anderen Mann reagieren...!!! Schon gar nicht auf diesen penetranten Magier... Aber er wusste auch, dass er sich sehr wohl Gefühl hatte, als Luca ihn badete und massierte... Aber das war etwas anderes. Das war... Er fühlte sich schon fast schmutzig. In seiner Fantasie hatte Luca ihn vergewaltigt! Ganz genau so wie Justin. Die beiden Kerle passten zueinander. Der eine war so pervers wie der andere! Andererseits spürte Aycolén bereits, wie angenehm Lucas Aufmerksamkeit für ihn war, wie sehr er es mochte, dass Luca nur für ihn da war, und er konnte sich aus dieser Situation heraus kaum vorstellen, dass der sanfte Mann, der sich viel mehr wünschte ein Künstler, denn ein Magier zu sein, ihn vergewaltigte. Außerdem musste er, gegen seinen Willen zugeben, dass er schon auf Luca reagierte, noch während er wach war, und jede nacht, die er bei ihm saß, ruhiger schlief und träumte, süße Träume hatte, solche, in denen auch Luca war. Den Magier konnte er sich schon gar nicht mehr aus seinen träumen wegdenken. Luca... Warum stand er ihm mit so stark gespaltenen Gefühlen gegenüber? Warum konnte er nicht einfach Hass empfinden? Warum war da dieses winzige bisschen Zuneigung in seinem Herzen, dass unseliger Weise mit jedem Tag stärker wurde und es ihm unmöglicher machte, Luca von sich zu weisen...? Was hatte sie gesagt? Ich solle mich erinnern? Grübelte Ayco nach. Woran? Ich solle ihn nicht verurteilen, sondern auf meine Gefühle hören? Ayco krümmte sich weiter zusammen und presste die Lider fester zusammen. In dem Moment hasste er Luca wirklich... Lea, warum kann ich nicht endlich bei dir sein?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)