Interdependenz Buch 1 von abgemeldet (Die schweigende Lilie) ================================================================================ Kapitel 12: Wahnsinn und Leidenschaft ------------------------------------- Luca bettete Aycos Kopf in seinem Schoß, nachdem der Junge eingeschlafen war und er ihm endlich die frischen Kleider hatte anziehen können. Luca spürte, wie sehr ich Ayco nach einem anderen sehnte, jemand, der ihn beschützte und bei ihm war. So müde er war, so sehr beschloss er, wach zu bleiben, damit Ayco, dämmerte er hoch, er nicht allein sein musste. Dennoch gelang ihm das nicht. Wenig später war Luca auch eingeschlafen und sank langsam nach vorne... Er schreckte wieder hoch und überlegte, ob er sich nicht vielleicht doch lieber wieder auf seinen Platz vor Aycos Bett legen sollte... Aber als er Anstalten machte, Aycos Kopf auf das Kissen zu betten, wurde der Junge nervös. Luca sah ihn lange zeit an, streichelte ihn zärtlich und legte sich dann zu ihm, nahm ihn in die Arme und spürte, wie fest sich Ayco an ihn drängte... Wie auf ihrer Wanderschaft. Ayco wollte Lucas Nähe... Lächelnd deckte er den Jungen zu und kuschelte sich an ihn, halb über ihn... Einige Sekunden später war er eingeschlafen... Mervile beobachtete ihn misstrauisch und stand dann auf, um den Saal zu verlassen. Luca erwachte weil er den Blick eines anderen im Nacken spürte... Lang geschlafen hatte er sicher nicht, denn er fühlte sich keinen deut erholter als vorher. Er richtete sich ein Stück weit auf und spürte, dass sich Ayco mit aller Gewalt an ihn klammerte, an seine Brust schmiegte, seine Hände in Lucas Hemd krallte, dass der Stoff leise knackte. Ayco stöhnte leise auf und Luca spürte leichte Erregung, die sich gegen sein Becken drängte. Wovon Ayco wohl träumte? Ein schönes Mädchen, was ihn verführte...? Er lächelte... "Luca..." Justins Stimme passte zu dem Gefühl in Lucas Nacken. "Komm mit mir. Bitte komm einfach nur mit mir..." Der Magier sah auf, rollte ein stück zur Seite, worauf hin Ayco die Bewegung mitmachte und auf Luca zu liegen kam. In seinem Traum bewegte sich Ayco auf Luca... Seufzte leicht und rieb seinen Schoß noch intensiver an Luca... "Wärest Du eine Frau, würde ich dich eine Schlampe nennen," sagte Justin leise und schlug Luca mit der flachen Hand ins Gesicht. "Du gehörst mir! Nur mir, und nur ich darf dich so haben..." "Er träumt!" flüsterte Luca. "Er denkt, ich bin ein Mädchen! Nicht jeder ist wie du und ich... nicht jeder ist homosexuell, nur weil er in meinem Arm liegt heißt das nicht automatisch, dass er mich will..." "Das ist eindeutig, Luca. Er muss spüren, dass Du ein Mann bist!" Luca schüttelt sachte den Kopf. "Bitte, bitte wecke ihn nicht auf. Lass ihm seine Ruhe." "Und du? Ich will dich heute nacht in meinem Bett haben, mit dir schlafen...!" Luca sah ihn traurig an, befreite sich nun doch ganz vorsichtig von Ayco und streichelte dem Jungen den Kopf. Der Elf seufzte und klammerte sich an Lucas Hemd fest, so dass dieser nicht aufstehen konnte. "Justin, bitte, lass mich bei ihm bleiben. Bitte. Er braucht mich, siehst Du das denn nicht?" "Bilde dir nichts ein, Luca," sagte Justin abfällig. "Er braucht irgendwen, aber sicher nicht Dich. Du bist völlig unwichtig, einfach nur ein Ersatz. Außerdem bist du schwach und krank, damit keine Hilfe für ihn. Ist es nicht eher so, dass Du ihn brauchst?" Er lächelte böse, als Luca daraufhin nur den Blick senkte und nach unten sah. "Du bekommst deine Chance. Aber ich verbiete dir, ihn je wiederzusehen, wenn du ihn im Lauf des morgigen Tages nicht dazu bekommst, zu essen und ihn zu baden. Ich werde in deiner Nähe sein, mein lieber... Und dann wirst du solang mein Bett nicht mehr verlassen, bis du fortgehst... Und ich schwöre Dir, ich werde dich an mein Bett binden und nehmen, immer und immer wieder... Dir den Verstand rauben, mit meiner Lust..." Luca schauderte. "Versteh doch, dass ich dich nicht liebe, Justin, bitte... Ich bin nicht dein Spielzeug." Der Magier senkte den Blick noch weiter. "Und ich will nicht, dass Du dir meinen Körper immer wieder Nimmst. Du tust mir weh, du verletzt mich damit, schürst den Abstand, den ich von dir haben möchte. Ich will doch nur deine Freundschaft! Bitte, sei einfach der liebevolle Freund, den ich so sehr mag, den ich von ganzem Herzen als Freund liebe... Sei der, der mich glücklich machte, der alles für mich war, zu dem ich aufsah... nicht das Monstrum, dass mich immer wieder schlägt und vergewaltigt." "Und dann?" fragte Justin milde. "Liebst du mich dann mehr? Bist du dann williger? Würdest du dann eher an meiner Seite leben wollen, als mein Gefährte, mein Gemahl?" Luca sah ihn lange Zeit still an. "Reicht dir meine Freundschaft und mein Respekt, und meine zärtliche Zuneigung und mein Vertrauen in dich?" Justin schüttelte nur still den Kopf. "Dann wirst du mich weiterhin vergewaltigen und von dir forttreiben," sagte Luca leise, niedergeschlagen. "Aber eines sage ich dir. Ich werde mich dir nie wieder hingeben, nicht wie heute Früh. Weil alles, was ich dann täte, mehr geheuchelt du gelogen wäre, als deine Liebe zu mir. Und du bedeutest mir zuviel. Deshalb werde ich dir nie wieder meinen Körper anbieten..." Justin schlug Luca mit solcher Gewalt, dass dieser vom Bett stürzte und auf dem Boden aufschlug. Ayco erwachte davon und ziemlich jeder andere auch. Luca sah zu Justin auf, wischte sich Blut von den Lippen... Mit einem Satz war der Vampir über ihm und schlug ihm ein weiteres Mal die flache Hand ins Gesicht und Lucas Lippe platzte ganz auf. Sein Hinterkopf schlug auf den Boden und betäubte den jungen Mann für einige Sekunden vollständig. "Du denkst ich heuchele meine Liebe zu dir...?!" Luca seufzte benommen und hustete Blut. Justin riss ihn auf die Füße und hielt ihn fest. Der Magier konnte im ersten Moment nicht aus eigener Kraft stehen. Dann verlor er allen Halt, als Justin wie wahnsinnig wieder und wieder auf ihn einschlug... Luca wehrte sich nicht. Es war so sinnlos... Er wollte sich nicht gegen seinen besten Freund wehren wollte nicht... Dunkelheit kroch aus den tiefen seines Geistes hervor, klebrige Nebelfinger der Ohnmacht. Die Schmerzen spürte Luca nicht, dazu war sein Bewusstsein zu weit weggetreten. Von sehr weit her drang ein heiserer, unartikulierter Aufschrei zu ihm, den er im ersten Moment nicht einzuordnen vermochte... Matt hob er die bleischweren Lider und sah zu Justin... Hinter ihm war Ayco vom Bett aufgefahren... Woher nahm der Junge diese Kraft? Der Körper war ausgelaugt und schwach, dachte Luca mit einer Mischung aus kaltem Schrecken und tiefer Bewunderung... Bis er begriff, dass Ayco wegen ihm Aufgesprungen war... "Oh Gott nein," flüsterte Luca. Er sah, wie geschmeidig Ayco sich bewegte, wie sein Körper nach vorne schnellte und sich gegen Justin warf... Der Vampir taumelte und Luca entglitt seinen Händen, stürzte schwer zu Boden... Er spürte ein leises Knacken, als eine seiner Rippen brach... Der Schmerz war fast unerträglich und raubte Luca fast das letzte bisschen klaren Verstandes, brachte ihn für Sekunden um den Atem, so dass es ihm schwarz vor Augen wurde. Dann sprang Ayco Justin wieder an und schlug mit Fäusten auf ihn ein, verzweifelt, vor Zorn weinend... Luca starrte das bizarre Bild an von seinem unbequemen Platz auf dem Boden..., und obgleich alles nur Bruchteile von Sekunden in Anspruch nahm, schein es alles endlos langsam zu gehen... Er konnte Aycos Gefühle so deutlich spüren, wie er seine eigenen wahrnahm. Diese Ungerechtigkeit, zu der sich Justin hinreißen ließ konnte Ayco nicht durchgehen lassen. Er weigerte sich, mit anzusehen, wie Luca, wehrlos wie er zu sein schien, zusammengeschlagen wurde. Es ging ihm nicht um Luca, einzig die Tatsache, dass er es als ungerecht erachtete, zählte für ihn. Der Vampir schien überrascht, denn er reagierte erst sehr spät und machte Anstalten Ayco wie ein lästiges Insekt von sich zu schleudern... "Justin, nicht!!!" Luca erkannte wage die Stimme von Torben. "Nicht, du bringst beide damit um...!" Justinverharrte entsetzt, reglos, als erwache er aus einem Traum.... ließ die Finger von Ayco gleiten und starrte Luca an, der unter ihm auf dem Boden lag. Torben zerrte Ayco unsanft von Justin herab und drückte den Jungen zurück in die Kissen... "Es ist alles gut Junge. Luca wird nichts mehr geschehen..." Ayco fauchte wie eine Katze, wehrte sich gegen den Griff Torbens, schlug und trat nach ihm, aber gegen den drei mal so schweren Halbzwerg kam er nicht an... Schließlich erschlaffte alle Gegenwehr und seine Augen verloren ihren Glanz und wurden zu stumpfen, leblosen Glaskugeln. Luca wusste, dass Torben etwas in Ayco zerbrochen hatte, eine hauchdünne Glaswand, die ihn von seinen Erlebnissen trennten und nun über ihn hereinbrachen. "Nein," keuchte er und fuhr auf. "Toben, lass ihn sofort los!" Er blieb in grotesker Pose auf den Knien sitzen, starrte an Justin vorbei zu Aycolén, um den er sich weit mehr sorgte als um sich selbst..., das lange, offene Haar fiel weit um ihn herum und floss wie schwarzes Blut über die Steinfliesen. Einige Strähnen hielt der Vampir in den Händen, ließ sie dann aber durch die Finger zu Boden gleiten, entsetzt und bleich... "Luca..., Liebster... Das war nicht ich, oder...?" keuchte Justin. Langsam setzte sich Luca hin, unsicher, er wusste, dass alle Bemühungen der Letzten Tage um Ayco umsonst gewesen waren... Dann blickte er zu Justin auf und lächelte müde. "Ich bin dir nicht böse, mein alter Freund. Aber mir selbst..." Justin starrte Luca einige Sekunden lang entsetzt an, dann stürmte er aus dem Saal. Luca sah ihm hinterher... Dann erst wurde ihm heiß und schwindelig und alles drehte sich um ihn... Ein bizarres Kaleidoskop aus Eindrücken und Gesichtern und Hitze und schlechter Luft... Das einzige, an dass er sich klar erinnern konnte, war das Echo großen Entsetzens und tiefen Schmerzes in den leeren Augen des jungen Elfen, der auf seinem Bett saß, die Decke bis zum Kinn hoch gezogen und am ganzen Leibe zitterte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)