Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 43: Einen Blick zur Seite --------------------------------- Kapitel 43 - Einen Blick zur Seite Seto und Joey bestiegen langsam die Treppe. Immer noch fiel dem Blonden gerade das Treppensteigen nicht leicht. Doch der Schmerz war nur noch dumpf im Hintergrund wahrnehmbar. Aber sie hatten Zeit und mussten sich nicht beeilen. Als sie oben am Treppenabsatz ankamen blickte Joey schüchtern zu Seto auf. Der lächelte ihn sanft an und strich seinem Freund sanft über die Wange. "Bleibst du wieder bei mir?" fragte Joey leise. Seto nickte. "Wenn du das möchtest, gerne!" gab er zurück. Der Blonde nickte nur und lächelte ihn scheu an. Seto beugte sich vor und legte seine Lippen auf die des anderen. Sanft erwiderte Joey die Zärtlichkeit. Als sie sich nach einigen Augenblicken wieder von einander lösten blickten sich die beiden wieder in die Augen. Dann setzten sie ihren Weg fort. Als sie das Zimmer des Blonden erreichten stellte dieser fest, dass ordentlich durchgelüftet und sein Bett komplett frisch bezogen worden war. Auf seinem Nachttisch lag ein verpacktes Geschenk und er blickte überrascht zu Seto auf. Dieser schmunzelte ihn sanft an und nickte ihm nur zu. Zögerlich ging Joey an den Nachttisch heran und nahm das flache Päckchen in die Hand. Noch einmal blickte er prüfend zu Seto, der hinter ihn trat und seine Hände auf seine Schultern legte. Dann riss Joey das Geschenkpapier auf und blickte auf ein hochwertiges Sketchbook im A4-Format. Irritiert blickte er zu Seto auf. "Das soll dein Traum-Skizzenbuch werden." erklärte Seto mit sanfter Stimme. Die Verwirrung in Joey's Blick nahm zu. "Kai hat mir damals geraten, dass ich ein Traumtagebuch führen sollte. Immer wenn ich aus einem Traum geschreckt bin hab ich meine Angst und Panik für fünf Sekunden zugelassen. Ich hab laut gezählt und danach versucht mich soweit zu beruhigen, dass ich mein Traum in das Tagebuch schreiben konnte. Direkt nach dem Aufwachen ist der Traum noch am Deutlichsten." Wieder blickte Joey auf das Sketchbook in seiner Hand, schlug es auf und blätterte die leeren Seiten durch. Das Papier fühlte sich gut an. Als er das Buch wieder zuschlug drückte er es dankbar an seine Brust und wandte sich zu Seto um. Als er sich strecken wollte, kam ihm Seto ein wenig entgegen, so dass er ohne Probleme seine Lippen auf die des Brünetten legen konnte. Hätte man ihm noch vor vier Monaten gesagt, dass er heute mit Seto Kaiba zusammen sein, dass dieser alles über ihn wissen und dennoch sich von ihm nicht abwenden oder ihn auslachen würde, er hätte diesen jemand für verrückt erklärt. Doch genau so war es gekommen. Der, den er fast zwei Jahre aus der Entfernung und hinter einer Maske des Klassenclowns angehimmelt hatte, hatte ihm seine Liebe gestanden. Er hatte ihn bei sich aufgenommen, ihm geholfen und als er sein Geheimnis entdeckt hatte war er bei ihm geblieben. Nein! Er war nicht nur einfach bei ihm geblieben, er war näher gerückt. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, warum Seto sich nicht abwandte? Warum er so viel Verständnis und Geduld mit ihm hatte? Warum der andere ihn nicht so wahrnahm, wie er sich selbst empfand: schmutzig und gebraucht? Die Erkenntnis, dass der andere auch derartige Erfahrungen gemacht hatte, mit so etwas hatte Joey nie gerechnet. Aber es erklärte ihm so vieles. Seto zog ihn etwas mehr in seinen Arm und Joey kuschelte sich enger an ihn. Der Brünette gab ihm dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Aber nicht nur das. Er gab ihm das Gefühl etwas wert zu sein. Kein wertloses Ding, welches man benutzten konnte, wie man wollte, und das man hinterher wegwarf, wenn man mit ihm fertig war. Bei diesem Gedanken ging ihm ein Stich durch die Brust und er musste schlucken. "Alles in Ordnung, Schatz?" fragte Seto sanft, der seine Hand an seinen Nacken gelegt hatte und begann ihn sanft dort zu kraulte. "Hm..." war Joey's einzige Antwort, da er unsicher war, ob seine Stimme bei einer richtigen Antwort nicht plötzlich versagte und ihn verraten würde. Seto drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor sein Kopf sanft an seinen gelehnt liegen blieb. Der Brünette atmete ruhig und tief ein. Sein Brustkorb hob und sank sich regelmäßig. "S... Seto?" kam es schließlich nach einer kleinen Weile von Joey. "Ja?" reagierte Seto leise und entspannt. Der Blonde hielt wieder inne. Auf einmal packte ihn wieder eine große Unsicherheit und wischte seinen Mut, mit dem er gerade Seto angesprochen hatte, einfach bei Seite. Seine Finger krallten sich auf Seto's Brust etwas in dessen Shirt. Dann schob sich etwas Warmes über sie und legte sich auf sie nieder. Sanft strich ihm Seto's Daumen über den Handrücken und lockerte seinen angespannten Griff etwas. "Du kannst mich alles fragen." kam es schließlich behutsam von dem Brünetten. Der Blonde hob seinen Blick zu Seto, der mit einem sanften Lächeln seinen Blick erwiderte. Das Vertrauen, welches der Brünette ihm entgegenbrachte, rührte den Blonden zu tiefst, dennoch fand er seinen Mut, seine Frage zu stellen, nicht wieder. Wieder vergingen einige Augenblicke in denen Joey seinen Blick wieder nach vorne auf Seto's Brust gerichtet hatte. Er fühlte sich auf einmal so dumm und plump. Er hatte Seto angesprochen, um ihn nach dessen eigenen Erfahrungen mit seinem Adoptivvater zu fragen. Doch dann war ihm plötzlich bewusst geworden, dass er selbst auch nicht über seine Erlebnisse reden wollte. Sicherlich ging es Seto ähnlich. Also was fiel ihm nur ein auch nur im Ansatz danach fragen zu wollen? "Hey, schaust du mich mal bitte an?" kam es plötzlich von Seto. Langsam hob Joey seinen Blick wieder und blickte in die ernsten Augen seines Freundes. "Du wolltest mich nach Gozaberu fragen, nicht wahr?" schoss der andere ins Blaue. Beschämt senkte Joey wieder seinen Blick. War es wirklich so offensichtlich gewesen? "Schatz, schaust du mich bitte wieder an?" bat Seto sanft. Nur zögerlich folgte der Blonde der Bitte des Jungunternehmers. Als er ihn wieder ansah, legte Seto ihm eine Hand an die Wange und lächelte ihn sanft an. "Wenn du etwas dazu wissen möchtest", setzte Seto erneut behutsam an, "kannst du mich jederzeit fragen. Du musst keine Angst oder Bedenken haben! Dieses Thema darf nicht totgeschwiegen werden! Ist kein Tabu! Schon gar nicht zwischen uns beiden!... Hast du das verstanden?" Tränen hatten sich in Joey's Augen gesammelt und brachen sich langsam Bahn. "Also, du wolltest mich eben etwas fragen... was war das?" hakte Seto erneut sanft nach, als er ihm einige der Tränen wegstrich. "W...weiß Mokuba davon?" kam es stockend von dem Blonden. "Ja! Ich hab mit ihm darüber gesprochen!" antwortete Seto geduldig. "W...wie hat er... darauf reagiert?" hakte Joey vorsichtig weiter nach. "Er war geschockt und dann wurde er sehr, sehr traurig." antwortete Seto, der den Blonden immer noch sanft im Nacken kraulte. "Dann wurde er sehr wütend auf Gozaberu und ich glaube, wäre Gozaberu nicht schon tot gewesen, dann hätte er ihn eigenhändig umgebracht!" "Hat... hat er dich oft..." druckste Joey rum, dem mitten in der Frage klar wurde, was er im Begriff war zu fragen und sich selbst abwürgte, während er verlegen sein Gesicht etwas mehr an Seto's Brust drückte. "Ob Gozaberu mich oft missbraucht hat?" stellte Seto die Frage zu Ende. Joey's Hand krallte sich wieder über Seto's Brust in den Stoff seines Shirts. Immer noch lag die zweite Hand des Brünetten auf seiner. "Anfangs nicht!" antwortete Seto ruhig. "Er hatte sehr strickte Regeln, auch für sich selbst. Er sah den Übergriff als Mittel zum Zweck, um mich für Fehlleistungen zu bestrafen. Doch mit der Zeit häuften sich die Übergriffe und er wandte sie auch bei geringen Verfehlungen als Strafe an. Gegen Ende nutzte er fast jede Gelegenheit, um mich damit zu demütigen und zu quälen!" "Dieses Schwein!" kam es wütend und angeekelt von Joey. "Wenn er nicht schon tot wäre, dann..." Seto platzierte vorsichtig einen Kuss auf Joey's Haar und eine merkwürdige Stille hielt Einzug. Als Joey aufblickte erkannte er, dass seinem Liebsten einige Tränen über das Gesicht liefen. Sanft schob er sich etwas hoch, um sie wegzustreichen. "S... Seto?" kam es unsicher von Joey. "Alles gut!" kam es leise von dem Brünetten. "Die Erinnerungen an Gozaberu lösen das auch heute immer mal wieder aus." "D... das... Himmel... das tut mir leid, ich wollte nicht..." versuchte Joey sich erschrocken zu entschuldigen, doch Seto legte seine Lippen auf die seines Freundes und stoppte ihn damit sanft. "Nein..." kam es fast gehaucht von Seto. "Es ist nicht deine Schuld. Es tut gut, darüber zu reden!" Das Seto so ruhig und gelassen über das, was ihm widerfahren war, reden konnte, beeindruckte Joey zutiefst. Er wünschte sich, dass er auch zu solcher Stärke im Stande wäre, doch selbst das Erinnern tat so weh, dass er diesen Schmerz nur möglichst weit von sich schieben und sich ihm nicht stellen wollte. Wieder kuschelte er sich eng an seinen Freund, der ihm weiter das Gefühl gab sicher und geborgen zu sein. Der ihm zeigte, dass er geliebt und wertgeschätzt wurde. Er sog den Geruch seines Freundes tief in sich ein und versank dann schließlich in der Dunkelheit des Schlafes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)