Creepypasta Extra: Umbra von Sky- (Schatten einer Tragödie) ================================================================================ Kapitel 3: Eine alte Fehde -------------------------- Anthony blieb kurz stehen, da er sich sicher war, zwischen den Bäumen eine Bewegung gesehen zu haben. Er lauschte gespannt, hörte aber nichts und der Schatten war fort. Vielleicht hatte er sich das ja auch nur eingebildet oder er hatte eine streunende Katze gesehen. Die Krähe in der Ferne war verstummt und da alles in Ordnung zu sein schien, ging er weiter. Wieder wehte der Wind und auf einmal nahm Anthony einen unangenehmen Geruch in der Nase wahr. Es roch vermodert und streng, als hätte jemand ein frisches Grab geöffnet. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sein Instinkt verriet ihm, besser zu gehen und das schnell. Hastig schaute er sich um, sah aber immer noch nichts und begann dann wieder zu laufen. Dieses Mal etwas schneller als zuvor und der Gestank wurde stärker. Nun roch es nicht mehr nach einem frischen Grab, sondern nach einer verrottenden Leiche. Jetzt begann Anthony zu rennen und hörte ein Rascheln in den Bäumen. Die Bäume! Sein Blick wanderte nach oben und er erstarrte, als er da einen seltsamen Schatten ausfindig machen konnte, dessen Augen im Licht der Laternen stechend gelb leuchteten. Mit einem Satz stürzte er sich auf Anthony und riss ihn zu Boden. Zum Vorschein kam eine Vogelscheuche, eine abgrundtief hässliche Vogelscheuche, die einem Horrorfilm entsprungen zu sein schien. Ihre Zähne waren rasiermesserscharf und an den Händen besaß sie Klingen wie Freddy Krueger. Eine groß gewachsene Aaskrähe mit ebenso unheimlichen gelben Augen hockte auf ihrer Schulter. Ein infernalischer Pesthauch ging von dieser Vogelscheuche aus und Ungeziefer wand sich in den Mundwinkeln. Noch nie in seinem Leben hatte der Konstrukteur so etwas Monströses gesehen. Die Vogelscheuche kicherte und drückte Anthony ihren Fuß auf seinen Brustkorb. „Da hab ich doch gleich den Fang des Abends gemacht mein lieber Edgar. Es ist eindeutig er.“ Anthony wagte es kaum zu atmen, denn er fürchtete, dass der Gestank ihn sonst umbringen würde. „Und sieh mal die Angst in seinen Augen. Ist der Junge nicht niedlich? Zu schade, dass ich ihn nicht einfach so aufschlitzen darf, aber sie hat es ja verboten…“ Was zum Teufel redete die Vogelscheuche da? Aufschlitzen wollte sie ihn? Oh Gott, das war doch nicht etwa die mordende Vogelscheuche Scarecrow Jack, die schon unzählige Menschen aufgeschlitzt und mit Süßigkeiten ausgestopft hatte. Anthony wurde klar, dass es noch ein ziemlich übles Ende nehmen würde, wenn er nichts unternahm. Zu dumm, dass er nicht bewaffnet war und einen Toten konnte er nicht durch Unterbewusstseinsmanipulation beeinflussen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Als er blind herumtastete, bekam er schließlich einen faustgroßen Stein zu fassen und rammte ihn Scarecrow Jack ins Auge. Der Schlag kam für die Vogelscheuche überraschend genug, um von ihm abzulassen und das nutzte Anthony, um aufzustehen und wegzurennen. „Glaubst du wirklich, dass du mich damit aufhalten kannst?“ rief die Vogelscheuche wütend und nahm die Verfolgung auf. „Niemand entkommt Scarecrow Jack!!“ Anthony rannte, so schnell er konnte und flüchtete in Richtung der Bäume. Wenn es ihm gelang, sich im Schutze der Dunkelheit zu verstecken, konnte er diese mordlüsterne Horrorvogelscheuche irgendwie abschütteln. Mit einem Hechtsprung brachte er sich hinter einer dicken Eiche in Deckung und versuchte, kurz zu verschnaufen. Er war aufgrund der jahrelangen Isolation alles andere als sportlich und der Wind war so schneidend kalt, dass ihm die Brust schmerzte. Ein leises Kratzen ertönte hinter ihm, die Klingenhände kratzten gegen den Stamm. „Ich weiß, dass du da bist, kleines Schweinchen. Ich kann deine Angst riechen.“ Einen Moment später tauchte die Vogelscheuche auf und sah sich um. Ihre Augen schienen in der Dunkelheit nicht so gut zu sein wie seine und das konnte er für sich nutzen. Langsam und vorsichtig schob sich Anthony an der Eiche entlang, um sich unauffällig den Blicken dieses Monsters zu entziehen. Jemand packte ihn von hinten und presste eine Hand auf seinen Mund. „Psst“, flüsterte eine Stimme ihm ins Ohr und zog ihn vorsichtig nach hinten. Die Vogelscheuche drehte sich um und ihre Auge trafen Anthonys. „Da versteckst du dich also, kleines Schweinchen…“ Mit einem gehässigen Kichern hob die Vogelscheuche ihren rechten Arm und kam auf ihn zu. „Und nun werde ich dir ein paar Schönheitskorrekturen verpassen…“ Anthony wollte weglaufen, doch der Unbekannte, der ihn zuvor weggezogen hatte, hielt ihn immer noch fest und rief „Jetzt!“ Blitzschnell schoss ein Schatten hinter Scarecrow Jack hervor und stieß ihm von hinten eine Klinge in die Brust und schlug ihm einen Arm ab. Die Vogelscheuche schrie wütend auf und wollte zum Gegenschlag ausholen, da hieb ihr ein weiterer Schlag den Kopf ab und er rollte davon. Die Aaskrähe krächzte laut auf und flog davon. Anthony hatte gar nicht die Zeit zu begreifen, was hier eigentlich passierte, schon wurde er weggezogen und ihm blieb nichts anderes übrig, als zu folgen. Als sie den Park verlassen hatten, blieben sie stehen und endlich konnte er seinen Retter im Licht der Straßenlaterne besser erkennen. Es war Christine und sie schien ziemlich aus der Puste zu sein. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und ihre roten Augen fixierten Anthony. „Das war ja echt knapp. Beinahe hätte dich dieser Psychopath noch filettiert.“ Nun verstand er gar nichts mehr und er wich vor ihr zurück. Das alles war einfach nur verwirrend und er schaute nicht mehr durch. Warum rettete Christine ihn, wenn sie doch Hinrich Helmstedters Unterlagen aus seinem Tresor gestohlen hatte? „Hey, alles in Ordnung? Ist bei dir noch alles dran?“ „Ich glaub schon. Aber ich verstehe nicht, was das alles zu bedeuten hat.“ „Klären wir das besser woanders, hier ist es ein wenig zu gefährlich. Einer von den beiden könnte zurückkommen und erneut angreifen.“ „Dann muss ich zurück nach Hause. Vincent und Viola könnten in Gefahr sein.“ „Keine Sorge, er ist schon auf den Weg und wird sich darum kümmern.“ Christine wollte schon weitergehen, aber Anthony traute dieser Person nicht. Zuerst legte sie seinen Verstand lahm, um ihn auszurauben und plötzlich rettete sie ihn nun vor dieser Vogelscheuche, die aus einem völlig unbekannten Grund jetzt hinter ihm her war. Das war so verwirrend. „Könnte ich bitte erfahren, was das alles zu bedeuten hat? Warum ist Scarecrow Jack hinter mir her und was spielst du eigentlich für ein Spiel?“ „Dass ich einen Kurzschluss in deinem Verstand verursacht habe, tut mir wirklich leid, ich hätte es gerne gelassen. Aber das alles geschah nur, weil wir verhindern wollten, dass du oder die anderen in Gefahr geratet.“ „Und warum hat es diese Killer-Vogelscheuche auf mich abgesehen?“ „Weil du die Unterlagen von Hinrich Helmstedter besitzt und er sie sich unter den Nagel reißen will. Er hat sich mit Mary Lane verbündet und diese ist auf der Jagd nach einem Wesen namens Umbra.“ Umbra? Der Name sagte Anthony etwas. Ja richtig, seine Kunden kamen in der letzten Zeit zu ihm, weil sie von Umbra verfolgt wurden, nachdem er ihnen in ihren Träumen erschien. Dieses Wesen, das unter der Kapuze kein Gesicht besaß, war dafür bekannt geworden, dass es seine Opfer absorbierte oder zumindest Teile von ihnen. Es war in der Lage Knochen, Muskelgewebe oder Organe seinem schlafenden Opfer zu entfernen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Anthony hatte die Unterlagen seines Halbbruders studiert, weil er glaubte, dass Umbra vielleicht ähnlich wie der Traumfresser vom Dream Weaver erschaffen worden war. Wenn Mary zu dem gleichen Schluss gekommen war, dann war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie wieder aktiv geworden war. Dabei hatte er gedacht gehabt, sie wäre immer noch in der Traumwelt gefangen, nachdem er ihr in den Kopf geschossen hatte. Aber offensichtlich war sie weitaus widerspenstiger, als er es sich vorgestellt hatte. „Und warum hast du meine Unterlagen gestohlen?“ „Weil er sagte, dass Mary und Jack erst einmal bei dir suchen würden und wenn sie die Unterlagen finden würden, wäre das eine folgenschwere Katastrophe! Deshalb mussten wir sie heimlich fortschaffen.“ „Musste der ganze Aufwand eigentlich sein?“ „Hättest du uns etwa geglaubt, wenn wir es dir gesagt hätten?“ Da hatte Christine auch wieder Recht. Diese große Lebenserfahrung, die sich Anthony mit den Jahren angeeignet hatte, hatte ihn des Öfteren gelehrt, besser sich selbst allein zu vertrauen, als anderen Leuten. Wie oft hatte er miterleben müssen, dass man ihn betrogen und hintergangen hatte? Viel zu oft und inzwischen hegte er ein allgemeines Misstrauen gegen jeden. „Und wer ist „er“? Dein Komplize?“ „Komplize klingt nach Kriminalität. Wir sind Partner, weil wir das gleiche Ziel verfolgen und uns deshalb gegenseitig unterstützen.“ Sie hatten Anthonys Haus erreicht und schon kam Vincent auf ihn zu. Er sah durcheinander und aufgewühlt aus. „Anthony, im Garten wird geschossen! Du musst schnell kommen.“ „Also doch, Mary ist tatsächlich aufgekreuzt.“ „Wie bitte? Mary lebt noch?“ Sie eilten ins Haus und trafen auf Viola, die völlig verängstigt von dem heftigen Lärm draußen war und sich hilfesuchend an Vincent klammerte. Christine brachte die drei in den Salon und entsicherte nun ihrerseits eine Pistole. „Die beiden sind schlimmer als Kakerlaken. Ich hab schon des Öfteren versucht, Jack endlich zur Hölle zu schicken, aber der Kerl schafft es immer wieder, sich einen neuen Körper zu suchen und mir zu entwischen. Nichts als Ärger hat man mit denen.“ „Was geht hier eigentlich vor sich und wer zum Teufel sind Sie eigentlich?“ „Ich bin hier, um euch den Arsch zu retten. Wir haben nämlich ein ziemlich dickes Problem an der Backe und das ist ein Duo bestehend aus Mary Lane Johnson und dem Serienkiller Scarecrow Jack. Letzterer hat Anthony vorhin im Park überfallen und ihn fast zu Hackfleisch verarbeitet und jetzt versucht Mary offenbar, das Haus zu stürmen und die Dokumente zu stehlen.“ Draußen wurde immer noch geschossen und es waren Schreie zu hören. Vincent hatte Viola in den Arm genommen und versuchte, sie zu beruhigen, während Anthony sich ganz Christine widmete und sie misstrauisch beäugte. „Und wer ist dein Partner?“ „Ich habe ihn vor längerer Zeit kennen gelernt, er ist ein anständiger Kerl aber ich denke, er wird gleich selbst herkommen und sich vorstellen. Ich kann aber versichern, dass wir nicht in böser Absicht kommen oder euch schaden wollen.“ „Dafür ist alles aber mächtig aus dem Ruder gelaufen“, bemerkte Anthony kühl und verschränkte die Arme. Cristine ließ sich auch davon nicht sonderlich beeindrucken. „Wir hatten geahnt, dass sie trotzdem angreifen werden, deswegen haben wir euch ja auch seit einigen Tagen zu eurem eigenen Schutz observiert. Dass es Ärger geben würde, stand ja schon von vornherein fest. Aber keine Sorge, der Krach dürfte gleich vorbei sein.“ Tatsächlich wurde wenig später nicht mehr geschossen und wenig später öffnete sich die Tür zum Salon und ein junger Mann von vielleicht 24 Jahren kam herein. Er trug einen langen schwarzen Mantel, hatte eine merkwürdige Apparatur an seinem Gürtel, die direkt an ein Schwert angeschlossen war, welches er bei sich trug. Seine Augen waren von dunklen Schatten umrandet, was ihm etwas Zwielichtiges und Bedrohliches verlieh, während die Iris von einem hellblauen Ton war, der an Eisgletscher erinnerte. Groß war er nicht, nein er reichte höchstens an 174cm heran, doch allein schon seine autoritäre und harte Ausstrahlung machte das sofort wieder wett. Sein schwarzes Haar war sehr altmodisch geschnitten und hatte etwas von jenem, den die Jungen in den 30ern zu tragen pflegten. Viola erschrak, als sie ihn sah, wie er mit einer Pistole in der Hand hereinkam und mit einem Stechschritt hereinmarschierte, als wollte er entweder salutieren oder alle Anwesenden erschießen. Leider sah sein todernster und zugleich finsterer Gesichtsausdruck nicht danach aus, als wolle er Ersteres tun. Vincent, der nicht sicher war, ob dieser Kerl ein Verbündeter oder ein Feind war, blieb bei Viola, Anthony hingegen wurde leichenblass und seine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit, dann aber verzog sich sein Gesicht vor Hass und er stürzte sich auf ihn. Viola und Vincent wussten nicht, was das eigentlich zu bedeuten hatte und sahen das heftige Gerangel erst einmal mit an. Als dann aber Anthony seine Pistole auf die Stirn des jungen Mannes drückte, erschraken sie beide und Christine wurde etwas unruhig. „Wie kannst du es wagen, dich hier überhaupt noch einmal blicken zu lassen? Du hast in meinem Haus nichts zu suchen!“ Noch nie in seinem Leben hatte Vincent seinen Freund so erlebt. Normalerweise ließ sich Anthony nicht so schnell aus der Ruhe bringen, aber jetzt drehte er ja vollkommen durch! Offenbar kannten sich die beiden. Es war das Beste, wenn er versuchte, die Situation zu entschärfen. „Anthony, jetzt beruhige dich doch mal und nimm die Waffe runter.“ „Nein, ich werde mich nicht beruhigen. Ich habe dir doch gesagt Thomas, dass ich dich umbringen werde, wenn du mir noch einmal unter die Augen kommst.“ Thomas? Vincent begann zu ahnen, was hier vor sich ging und er befürchtete, dass gleich das Schlimmste folgen könnte. Er wollte schon aufstehen und Anthony wegzerren, da ging Christine dazwischen und zog Anthony mit einer Kraft weg, die man ihr gar nicht zugetraut hätte. Mit einem kräftigen Handkantenschlag schlug sie ihm die Pistole aus der Hand und konfiszierte sie. „Jetzt beruhig dich doch mal, Anthony. Thomas ist doch hier, um euch vor Jackson und Mary zu schützen.“ „Von dem brauche ich ganz sicher keinen Schutz oder irgendwelche Hilfe. Du hättest damals für deine Verlobte da sein sollen, als sie dich brauchte. Stattdessen hast du sie einfach sterben lassen, du elender Mörder.“ „Nun reicht es aber!“ rief Christine und stieß Anthony sanft, aber bestimmt zurück. „Vorwürfe bringen uns nicht weiter, okay? Regelt eure Streitereien bitte woanders aber nicht vor der Kleinen.“ Doch Anthony wollte sich nicht beruhigen. All die Wut und der Schmerz, den er damals empfunden hatte, brachen jetzt aus ihm heraus und waren nun nicht mehr zurückzuhalten. Jetzt, da er den Menschen direkt vor sich hatte, der Hannah Ackermann, für die er damals mehr als nur freundschaftliche Gefühle gehegt hatte, auf dem Gewissen hatte, wollte er ihn seinen Hass spüren lassen. Ihm war egal, ob Thomas selbst wütend wurde oder sogar Reue zeigte und sich entschuldigte. Aber nichts dergleichen kam. Auf dem Gesicht dieses jungen Mannes war nichts Weiteres als eiskaltes Desinteresse zu sehen und er schenkte Anthonys Worte nicht die geringste Beachtung. Dann aber nahm sein Blick etwas leicht Herablassendes an und mit tonloser Stimme sagte er „Wie oft habe ich dir gesagt, dass das nicht deine Angelegenheit ist? Finde dich damit ab, dass Hannah nicht mehr lebt. Solche Dinge passieren nun mal. Jeder Mensch stirbt irgendwann. Die einen früher, die anderen später. Doch er ist nun mal unvermeidlich, das müsstest du auch wissen. Und sie zu betrauern, bringt sie auch nicht zurück. Also akzeptier es einfach und lass es sein!“ Das war zu viel für Anthony. Er hatte ja für Vieles Verständnis und Nachsehen, aber dass man so gleichgültig über den Tod eines geliebten Menschen sprechen konnte, das ging einfach über sein Fassungsvermögen. Eine Sicherung brannte in ihm durch, er holte aus und schlug Thomas mit der Faust ins Gesicht. Dieser taumelte zwar ein wenig zurück, zeigte jedoch nicht den geringsten Anflug von Schmerzen. Ein kleines Blutrinnsal floss seinen Mundwinkel hinunter, welchen er jedoch achtlos wegwischte. „Werde erwachsen, die ganze Sache ist schon knapp 60 Jahre her. Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu.“ „War ja klar, dass das von einem ehemaligen Auftragskiller der Stasi kommen musste“, knurrte Anthony und ballte die Faust erneut. „Jemand wie du hat doch überhaupt keinen Respekt vor dem Leben. Und mit Sicherheit hast du Hannah nur etwas vorgeheuchelt und sie dann an die Sowjets verkauft. Ein Killer wie du ist doch zu gar nichts fähig, außer zu töten!“ Hier aber, bei diesen Worten, blitzte kurz etwas in Thomas Augen auf und nun war er es, der Anthony am Kragen packte und ihm eine reinhaute. Der Schlag traf Anthony in die Magengrube und war stark genug, um ihn von den Füßen zu reißen und gegen eine Kommode zu schleudern. Stöhnend vor Schmerz sank er in sich zusammen, unfähig aufzustehen, da kam Thomas auf ihn zu und stieß Anthony seinen Fuß gegen die Schulter. „Sag mir nicht, was ich bin.“ Das war der Auftakt für einen handfesten Streit, wie ihn keiner der Anwesenden bis jetzt erlebt hatte. Es wurden Schläge ausgeteilt, Wortgefechte geliefert und endete schließlich damit, dass Thomas Anthony mit einem Überwurf auf den Boden schleuderte und dann seine Pistole auf ihn richtete. Er spannte den Hahn und legte den Finger um den Abzug. Für einen Moment sah es tatsächlich danach aus, als wolle er Anthony erschießen, aber dann schweifte sein Blick zu Viola, welche ihn erschrocken und völlig verängstigt ansah, als hätte er die Pistole auf sie gerichtet. Wortlos sicherte er die Waffe wieder und steckte sie ein. Er wandte sich ab und ging, Christine sah beide abwechselnd an und seufzte kopfschüttelnd. „Ihr seid doch beide Idioten.“ Schließlich ging sie zu Anthony hin und wollte ihm hochhelfen, doch er ignorierte diese nett gemeinte Geste. „Warum erfahre ich erst jetzt, dass ausgerechnet er hier ist?“ „Weil ich befürchtet hatte, dass es nur Zankerei geben könnte. Aber jetzt mal im Ernst, das war echt nicht die fein englische Art, ihm eine reinzuhauen und solche Sachen an den Kopf zu werfen.“ „Was ist daran falsch? Es ist die reine Wahrheit, so sieht es aus. Thomas Stadtfeld war ein Auftragskiller der Stasi, er wurde schon als Kind darauf gedrillt, Leute zu töten. Selbst heute lässt er sich noch bezahlen, um Leute umzubringen. Das ist ja auch das Einzige, was er kann.“ Dem konnte Christine durchaus nichts erwidern, aber sie schien trotzdem nicht sehr glücklich mit der Situation zu sein. Schließlich wandte sie sich Vincent und Viola zu und entschuldigte sich für die ganze Aufregung. Das sei alles nicht so gewollt gewesen und sie versprach, dass sie schon dafür sorgen werde, dass sie beide an einen sicheren Ort gebracht wurden. „Und was ist mit diesem Thomas? Können wir ihm wirklich vertrauen?“ Zeitgleich kam von Anthony ein „nein“ und von Christine ein „ja“ zur Antwort, was die Sache auch nicht leichter machte. „Thomas ist hergekommen, um euch vor Mary und Scarecrow Jack zu schützen. Ich gehe erst einmal zu ihm und sehe nach ihm, morgen wird euch ein Kollege zu einem sicheren Ort bringen, wo Mary und Jack euch erst mal nicht finden werden.“ „Und wer sagt uns, dass wir dir vertrauen können?“ „Wenn ich euch ausliefern wollte, hätte ich es schon längst getan.“ Mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete sich Christine und lief Thomas hinterher. Die Stimmung war endgültig auf dem Tiefpunkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)