Zwischen den Welten von CanisMinor ================================================================================ Kapitel 25: Die Bürde des Krieges --------------------------------- Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, als ich das Fenster aufmache. Die kalte Luft fliegt mir entgegen und lässt mich ein wenig erschaudern. Das neue Jahr hat recht turbulent angefangen und ich habe das Gefühl, dass es genau so weitergehen wird. Ich sehe Soundwave auf der anderen Straßenseite stehen. Ich lasse das Fenster zum Lüften offen und gehe nach unten. Soundwave sitzt lässig auf dem Sofa. Ich ignoriere das erstmal und mache mir Frühstück. Vorgestern hatte ich mich doch noch etwas erschrocken, gestern war es in Ordnung und heute scheint es mir, als wäre es eigentlich schon immer so gewesen. Seit dem Vorfall an Neujahr ist das nun so. Eigentlich ist das auch in Ordnung, aber ich mache mir etwas Sorgen darüber was passiert, wenn meine Eltern wieder da sind. Ich werde ihnen das wohl kaum länger verschweigen können, wenn Soundwave ständig hier auftaucht. Ich setze mich auf die andere Seite des Sofas. „Guten Morgen.“ Er antwortet nicht, aber das überrascht mich nicht weiter. Er scheint intensiv über etwas nachzudenken. Vielleicht ja über das gleiche wie ich. Wer weiß das schon. Ich richte meine Aufmerksamkeit ganz meinem Frühstück. Das sind die letzten Tage der Ferien. Vielleicht sollte ich da noch etwas unternehmen. Wenn er mich lässt. Ich schiele kurze zu Soundwave rüber, aber er scheint mich nicht mal zu bemerken. Oder er tut nur so. Cateline ist auch immer noch nicht wieder aus Kanada da. Sie kommt erst am Wochenende vor Ferienende wieder. Ein Wunder, dass ihr Vater nichts bemerkt hat. Während ich die Küche aufräume kommt mir dann ein spontaner Gedanke, der mir eigentlich ganz gut gefällt. „Warum genau sind wir nochmal hier?“ Ich versuche das zucken meiner Augenbrauen zu unterdrücken. „Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“ Etwas verloren stehe ich mit Soundwave in der riesigen Eingangshalle des Museums. Ich hätte ihn wohl nahe legen sollen nicht mitzukommen. Nur hätte er vermutliche so oder so nicht auf mich gehört. Ich beschließe ihn einfach zu ignorieren und gehe einfach weiter. Manchmal nervt es, dass für Soundwave alles einen Grund haben muss. Das Museum ist reichlich gefühlt, schließlich sind noch Ferien. Aber gerade dadurch erhoffe ich mir ein bisschen, dass er nicht weiter auffällt. Ich achte nicht weiter auf ihn und sehe mir die Ausstellung an. Mein Gefühl sagt mir aber, dass er mich nicht aus den Augen lässt. Vor einem Ausstellungsstück bleibe ich etwas länger stehen. Ein ausgestopftes Mammut, einfach riesig im Vergleich zu den heute lebenden Elefanten. Irgendwie fasziniert mich das, aber ich weiß nicht warum. „In manchen Dingen ist die Erde wirklich faszinierend.“ Ich sehe zu Soundwave, der sich mittlerweile direkt neben mich gestellt hat. Wohl weil ich so lange stehen geblieben bin. „Da magst du recht haben, aber bisher hat sich hier ja auch noch niemand eingemischt.“ „In die Geschichte der Erde haben sich oft genug andere eingemischt.“ Nun bin ich doch etwas überrascht. „Ihr seit also wirklich vorher schon einmal hier gewesen?“ „Das ist anzunehmen, aber so genau wissen wir das auch nicht. Das zählt zu dem Wissen, welches während des Krieges auf Cybertron verloren gegangen ist.“ Dann haben also selbst die Transformers Lücken in ihrer eigenen Geschichte. Das zeigt nur wieder, wie zerstörerisch Krieg sein kann und dennoch hören sie nicht auf damit. Ich sehe mir wieder das Ausstellungsstück an. In diesen Dingen scheinen sie sich von uns Menschen gar nicht so zu unterscheiden. „Wieso führt ihr diesen Krieg eigentlich immer noch? Es geht doch mittlerweile eigentlich nur noch darum, wer gewinnt.“ Ich bekomme keine Antwort. Ob er es vielleicht selber nicht weiß. Oder habe ich da einen wunden Punkt getroffen? Ich beschließe weiterzugehen. Es gibt noch viele andere ausgestopfte Tiere hier. Einige, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie schon so früh die Erde bevölkert hatten. Soundwave scheint es vorzuziehen mir mit etwas Abstand zu folgen. Vielleicht damit ich nicht noch mehr Fragen dieser Art stelle. Ich bleibe kurz stehen, als ich die nächste Ausstellung erreiche. Kurz drehe ich mich um, aber Soundwave hat mich schnell eingeholt. Also sehe ich mich zuerst ein wenig um. Diese scheint etwas mit Technik zu tun zu haben. Vor allem aber mit Fortbewegungsmitteln. Alte Dampflokomotiven, Busse, Schiffe und noch einige andere Dinge, von denen ich vorher noch gar nichts gewusst hatte. Es ist einfach zu lange her, dass ich mir sowas angesehen habe. Vielleicht sollte ich das Mal wieder öfter tun. Vor allem, da ich hier scheinbar meine Ruhe habe. Keine Kämpfe und keine Diskussion darüber, wie es jetzt weitergehen soll. Zumal ich sowieso nie eingeweiht werde. Hier muss ich über sowas nicht nachdenken. Ich bleibe vor einem der Ausstellungstücke stehen. „Eure Technik basiert größtenteils auf uns. Für vieles habt ihr Lord Megatron studiert, als er eingefroren war.“ „Ich weiß.“ Leider entstanden aus diesen Forschungen auch viele Grundlagen für die heute genutzten Waffen. Ich lasse meinen Blick einen Moment auf dem Armband ruhen. Auch wenn mir bewusst ist, dass Soundwave mich die ganze Zeit beobachtet. Ob es wohl noch gefährlicher werden wird? Ich gehe weiter um auf andere Gedanken zu kommen. „Du sag mal, Soundwave. Wenn ihr unsere Technologie wirklich so mickrig findet, warum habt ihr dann damals so lange gebraucht um Megatron zu finden.“ Soundwave zuckt mit den Schultern. „Ich bin damals noch sehr weit von der Erde entfernt gewesen.“ Ich lasse meinen Blick über die Dinge schweifen, an denen ich vorbei gehe. Doch eigentlich bin ich mit meinen Gedanken ganz woanders. Ich gehe in die nächste Ausstellung, die doch etwas speziell und auch nur von kurzer Dauer im Museum ist. Hier werden die ersten beiden Weltkriege behandelt. Eigentlich nicht gerade meine Thema, aber irgendwie zieht mich heute etwas hier her. Vielleicht liegt es daran, dass mir jemand hinterher läuft, der die Schrecken des Krieges gesehen hat. Für eine Weile schweigen wir. Ich bleibe nicht wirklich stehen. Nur hier und da sehe ich mir etwas ein kleines bisschen genauer an. Wir sind schon fast am Ende angekommen, als Soundwave das Wort erhebt. „Ihr scheint eine Vorliebe dafür zu haben, euch selbst zu zerstören.“ „Na ja... Genau betrachtet waren es immer einzelne Menschen. Daran sieht man, was große Macht aus einem Menschen machen kann. Ist das bei euch nicht so?“ Es dauert einen Moment, bis ich eine Antwort bekomme. „In gewissen Dingen, besteht schon eine leichte Ähnlichkeit.“ Ich mache mich wieder auf den Weg zum Ausgang. Irgendwie hatte ich das Museum größer in Erinnerung. Draußen strecke ich mich ein bisschen der Sonne entgegen. Die Narbe zieht etwas, aber ich kann es mittlerweile ganz gut ignorieren. Es wird noch dauern, bis ich sie nicht mehr wahrnehme. Trotzdem bin ich Shockwave dankbar dafür, dass er die Narbe ganz verschwinden lassen kann. Ich zucke etwas zusammen, als Soundwave direkt vor mir zum Stehen kommt und die Tür öffnet. „Steig ein.“ Ich nehme die Arme wieder runter. „Was hast du es auf einmal so eilig? Es ist noch nicht Mal Nachmittag.“ „Der Scout der Autobots ist ganz in der Nähe. Und jetzt steig ein.“ „Bumblebee?“ Ich komme der Aufforderung trotzdem ohne weiter Verzögerung nach. Er fährt los, noch bevor sich die Tür ganz geschlossen hat. „Er hat uns bereits bemerkt.“ Ich sehe mich kurz um. „Fahr in den dichten Stadtverkehr. Da kannst du ihn gut abschütteln.“ Ich bin etwas überrascht, als er diese Idee tatsächlich in die Tat umsetzt. Im gleichen Moment kann ich aber auch den gelben Sportwagen hinter uns ausmachen. Schon irgendwie unheimlich wie schnell er Bumblebee bemerkt hat. Ob das wohl am Krieg liegt? Zumindest hatte ich Recht und Bumblebee kann durch den dichten Verkehr zumindest nicht aufholen. „Sie haben ihre Patrouillen in der Stadt also noch immer nicht gelockert.“ Ich sehe wieder nach vorne. „Natürlich nicht. Sie kennen dich jetzt.“ Ich sehe kurz auf die Uhr. „Fahr hier links.“ „Wieso?“ „Tu es einfach.“ Wir biegen links ab und landen direkt vor ein Fähre. „Die fährt in einer Minute ab. Das schafft Bumblebee nicht.“ Wie zu erwarten ist sie um diese Uhrzeit nicht sonderlich voll. Ich bezahle schnell den Fahrpreis und im gleichen Moment legt die Fähre auch schon ab. Als ich mich noch umdrehe, sehe ich Bumblebee gerade vor dem Pier halten. „Clever.“ „Das ist meine Heimat. Hier kenne ich mich gut aus. Eine gute Stunde Flussabwärts ist noch eine Fähre. Da können wir wieder rüber fahren ohne Angst vor einem Empfangskomitee zu haben.“ Die kurze Überfahrt hat keiner von uns mehr was gesagt. Wir sind schon ein paar Minuten wieder auf der Straße. Der Himmel hat sich mit dunklen Wolken zugezogen. „Wie war es eigentlich so auf Cybertron? Ist es mit der Erde zu vergleichen?“ Eine Weile herrscht Schweigen. „Ich kann mich an die Zeit vor dem Krieg kaum erinnern. Ich bin damals noch sehr jung gewesen.“ Es schwankt eine leichte Traurigkeit in Soundwaves Stimme mit. Irgendwie macht sich auch ein wenig Traurigkeit in mir breit. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, immer nur Erinnerungen an den Krieg zu haben. Nichts fröhliches, das einen aufheitern könnte. „Wünschst du dir manchmal der Krieg wäre vorbei oder wäre nie ausgebrochen?“ Wieder entsteht eine etwas längere Pause. „Ab und an.“ Ich sehe aus dem Fenster. Die Straße führt parallel zum Fluss. Das Wasser hat durch die Wolkendecke eine gräuliche Färbung angenommen. „Ich bin Dankbar die Kriege der Erde nicht miterlebt zu haben. Es macht mir schon Angst jetzt in diesen hier geraten zu sein.“ Ich kann es mir nicht genau erklären, aber ich habe keine Scheu mehr davor, Soundwave davon zu erzählen. Jetzt gerade macht sich in mir das Gefühl breit, ich könnte ihm alles erzählen. Es dauert wieder eine Weile, bevor Soundwave die Stille durchbricht. „Es war nie meine Absicht dich in unseren Krieg mit hinein zu ziehen.“ Ich lasse meinen Blick wieder auf dem Armreif liegen. Eigentlich sollte ich ihn nur verwahren. Doch dann ist so viel passiert. Früher habe ich immer davon geträumt. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich wirklich einmal auf Transformers treffen würde. Und nun scheine ich sogar ein Teil ihrer Geschichte zu werden. Fragt sich nur was für ein Teil. Etwas erleichtert lasse ich mich auf mein Bett fallen. Schon komisch, dass meine Tage immer anstrengender und länger werden als geplant, wenn ich mit Soundwave unterwegs bin. Diese steht auch etwas besorgt in meinem Türrahmen. Ich setze mich mit einem Ruck wieder auf. „Jetzt guck nicht so. Mir geht es gut. Ich bin nur müde.“ Ich stehe wieder auf um zu meinem Kalender zu gehen. „Bald kommen meine Eltern nach Hause. Ich weiß nicht, ob ich es noch lange vor ihnen verbergen kann. Vor allem, wenn du auch mit meinem Vater zu schaffen hast.“ „Er ist für mich eine Informationsquelle, sonst nichts.“ „Er wird es trotzdem irgendwann bemerken.“ Ich lasse mich etwas frustriert auf mein Bett fallen. „Und was soll er deiner Meinung nach dagegen tun?“ Ich setzte mich wieder auf und bemerke, dass er sich neben mich gestellt hat. „Sie sind meine Eltern. Sie würden sich ständig Sorgen um mich machen.“ „Tun sie das nicht sowieso?“ „Da bin ich mir nicht so sicher.“ Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, scheint es nur noch komplizierter zu werden. Das könnte noch zu einem großen Problem werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)