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15 Jahre

[Digimon Tamers] One-Shot Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, diese Geschichte ist etwas, das ich schon länger schreiben wollte.
Während es in der Serie selbst sehr vage ist, was es mit Alice denn auf sich hat, so gehe ich mittlerweile davon aus, dass sie tatsächlich ein Geist und in der realen Welt eigentlich gestorben ist.

Davon handelt diese Geschichte :) Komplett anzeigen

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1998 - Alice

Zu sagen, sie wachte auf, wäre unpassend gewesen, denn sie hatte nicht geschlafen. Nun, vielleicht hatte sie doch geschlafen. Sie wusste es nicht zu sagen. Das einzige, was sie wusste, war, dass ein schwerer, dichter Nebel sie umgab.

Wo war sie und wie war sie hierher gekommen?

Auch das wusste sie nicht, denn ihre Erinnerung schien in denselben Nebel gehüllt, wie ihre Umgebung. Es war seltsam. Das letzte, an das sie sich erinnerte, waren ihre Eltern, mit denen spazieren gegangen war. Doch da hatte die Sonne geschienen und der Himmel war klar gewesen.

„Mum? Dad?“, fragte sie mit zittriger Stimme in den Nebel hinein, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.

Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Etwas war einfach nicht so, wie es sein sollte, auch wenn sie nicht hätte sagen können, was.

Da ihr kaum eine andere Wahl blieb, beschloss sie schließlich einen Schritt voran zu machen. Zumindest schien der Boden unter ihren Füßen fest zu sein. Es schien beinahe, als wäre der Boden aus Stein, doch da sie ihn nicht sehen konnte, war es ihr unmöglich, sicher zu sein.

So holte sie tief Luft und machte einen weiteren Schritt, dann noch einen. Sie streckte die Arme vor sich aus und tastete mit ihren Füßen immer wieder nach dem Boden. Da sie nicht wusste, wo sie war, konnte sie auch nicht sagen, ob es nicht irgendwo Klippen oder Hindernisse gab.

Sie spürte etwas wie Angst in sich hochkommen, während sie sich Schritt für Schritt durch den Nebel tastete und doch nicht voran zu kommen schien. Was für eine seltsame Welt ist das?, schoss es ihr durch den Kopf, ehe sie auf einmal inne hielt. Wie kam sie überhaupt darauf, dass es eine „Welt“ war?

Doch obwohl sie eigentlich wusste, dass es keine andere Welten geben konnte – nun, zumindest mit der Sicherheit, mit der es eine Zehnjährige wusste, die ihre Cousine dafür belächelte, noch an den Weihnachtsmann zu glauben – war sie sich nun sicher, nicht mehr auf der Erde zu sein, die sie kannte.

Irgendetwas an ihrer Umgebung war dafür zu... anders...

„Mum? Dad?“, rief sie noch einmal in den Nebel hinein, doch bekam sie noch immer keine Antwort.

Würde sie jemals wieder nach Hause zurückfinden?

Ein weiterer Schritt. Noch einer.

Eigentlich konnte sie auch einfach stehen bleiben. Was machte es für einen Unterschied?

Noch ein Schritt.

Da hielt sie inne. Sie meinte, etwas gehört zu haben, doch konnte sie nicht genau sagen, was es war.

Beinahe hielt sie den Atem an, um besser lauschen zu können. Sie war sich nicht sicher, ob sie etwas, was in diesem Nebel lebte, fürchten sollte oder nicht.

Sie dachte schon, dass sie sich das Geräusch vorher nur eingebildet hatte, als sie es wieder hörte. Es war das unschuldige Lachen eines Kindes. Also gab es doch Menschen hier?

„Ist da wer?“, rief sie in den Nebel hinein.

Erneut erklang das Lachen. Es schien mehr als ein Kind zu sein und es schien von rechts von ihr zu kommen.

So wandte sie sich in die Richtung und rief erneut: „Ist da wer? Wo bin ich hier? Ich glaube, ich habe mich verlaufen?“

Ein weiteres Lachen, doch es schien sich zu entfernen.

Sie zögerte. So oder so ähnlich begannen einige Horrorfilme von denen sie gehört hatte. Aber auf der anderen Seite, waren solche Filme nicht besonders realistisch, oder? Und sie musste einen Weg hier heraus finden.

Also nahm sie sich ein Herz. „Wartet doch!“, schrie sie in den Nebel und lief los. „Wartet, bitte! Helft mir! Ich habe mich verlaufen und ich weiß nicht...“ Sie verschluckte den Rest des Satzes vor Schreck.

Sie fiel. Irgendwo musste doch eine Klippe gewesen sein. Und nun fiel sie.

Unwillkürlich kniff sie die Augen zusammen, schrie aber nicht.

Und dann, nach keinem all zu langen Sturz (auch wen es ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war), kam sie auf harten Boden auf.

Doch sie spürte keinen Schmerz.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah sich um. Nun war sie nicht mehr von Nebel umgeben. Stattdessen saß sie auf weißen, irgendwie unwirklich aussehendem Felsen unter einem unnatürlich blauen Himmel.

Wie konnte das sein?

Vorsichtig stand sie auf. Sie konnte problemlos stehen und schien unverletzt zu sein. Doch sollte sie nicht eigentlich...

Während sie sich umsah, hielt sie inne. Wo war sie überhaupt runter gefallen? Denn nirgendwo schien eine Klippe zu sein. Alles, was es auf der flachen, steinigen Ebene, auf der sie sich befand, zu geben schien, waren kleinere Felsformationen in verschiedensten Formen.

Erneut hörte sie das Lachen, dieses Mal viel näher, als zuvor. Und als sie sich in die Richtung, aus der die Stimmen kamen, umsah, erkannte sie auch wer – oder viel mehr „was“ lachte, und wurde sich dessen bewusst, dass sie sicherlich nicht mehr in ihrer Welt war.

Es war eine Gruppe bestehend aus drei Wesen, die sie am ehesten wohl als Elfen beschrieben hätte, auch wenn sie so anders waren, als die Elfen und Feen in Märchenbüchern und Filmen. Es waren drei Wesen, die an kein Tier, das sie kannte, erinnerten. Sie schienen in einem goldenen Licht zu leuchten, hatten breite Münder, eine Art Antenne auf dem Kopf und lange, breite Arme, die sei zu benutzen schienen, um zu fliegen. Es war unwirklich.

Nun bemerkten diese Wesen sie und flogen zu ihr rüber, während sie unablässig dasselbe klare, unschuldige Lachen hören ließen. War das ihre Art zu kommunizieren?

Zwei der Wesen nahmen sie bei den Händen und schienen sie wohin führen zu wollen, während das dritte Wesen voraus flog.

Und aus irgendeinem Grund ließ sie es geschehen.

Wie war sie nur hierher gekommen? Noch immer versuchte sie sich zu erinnern. Sie war mit ihren Eltern im Park gewesen. Es war ein Sonntag – ein kühler Sonntag im März.

Sie hatten zu einem Café gehen wollen. Und dann?

Weiter und weiter lief sie über die unwirkliche Ebene, angeführt von seltsam unwirklichen Wesen aus einer anderen unwirklichen Welt.

Wo war sein nur?

Und dann sah sie ein anderes Wesen. Keine weitere Fee, sondern etwas anderes, größeres. Etwas, das aussah, wie ein riesiger Hase. Ein riesiger Hase mit weiten Hosen und einem violetten Schal, der vor einer Art Brücke zu sitzen schien.

Auf einmal sah er zu ihr hinüber und richtete sich auf. Er schien auf zwei Beinen stehen zu können.

In dem Moment, wo er sie erblickte, ließen die beiden Feen ihre Hände los und flogen von dannen, so dass sie unschlüssig gute zweihundert Fuß von dem Hasen entfernt stehen blieb.

Dieser fixierte sie noch immer mit seinen Augen.

Wieso hatten die Feenwesen sie hierher geführt?

Sollte sie mit dem Hasen „reden“? War das nicht abstrus?

Doch was sollte sie sonst machen? Wie sollte sie sonst herausfinden, wo sie war?

Also machte sie einen Schritt auf den Hasen zu. Und dann einen weiteren.

Ihre Gedanken schienen langsam klarer zu werden, stellte sie fest. Sie erinnerte sich, wie sie an der Seite ihrer Eltern vor dem Park gestanden hatte. Auch erinnerte sie sich an etwas, das sehr laut gewesen war, auch wenn sie beim besten Willen nicht sagen konnte, was es war.

Und dann? Schwärze. Doch eine Sache war da noch. Die besorgten Gesichter ihrer Eltern. Und... Eine weiße Decke?

Sie hatte den Hasen beinahe erreicht, während dieser sie nicht aus den Augen ließ.

„Du bist ein Mensch?“, sprach dieser mit der tiefen Stimme einer älteren Frau. Dabei war es eine Frage, keine Feststellung.

„Ja“, erwiderte sie vorsichtig. „Ich bin Alice und... Ich weiß nicht, wo ich hier bin.“

„Wie bist du hierher gekommen?“, fragte der Hase weiter, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Das weiß ich auch nicht“, antwortete sie. „Ich weiß doch nicht, wo ich bin. Kannst du mir helfen...“ Sie hielt inne, da sie nicht wusste, wie sie das Wesen ansprechen sollte.

Der Hase schien ihre Worte zu bedenken und bückte sich schließlich zu ihr hinab. „Menschen sollten nicht hier sein“, sagte er dann. „Das hier ist keine Welt der Menschen. Du bist in der digitalen Welt, der Welt der Digimon.“

„Digimon?“, fragte sie. Etwa die Digimon, von denen ihr Vater ihr erzählt hatte, als sie ein Kind war? Die Digimon, die ihr Großvater versucht hatte, an einem Computer in einem Spiel zu bauen? Aber das konnte doch gar nicht sein!

„Du solltest wieder in deine Welt zurückgehen, Mensch Alice“, meinte der Hase dann.

Sie zögerte. „Aber ich weiß nicht wie“, antwortete sie.

Doch dann kam ihr ein anderer Gedanke. Oder viel mehr eine Erkenntnis. Etwas, dass bereits die ganze Zeit unterschwellig in ihrem Bewusstsein gedämmert hatte. „Ich kann nicht“, flüsterte sie. Dort bin ich gestorben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rozarindo
2013-12-29T17:18:26+00:00 29.12.2013 18:18
Mir ist ein Fehler aufgefallen. An der Stelle, wo die Feen-Digimon Alice zu dem Hasen führen, kommt der Satz "Wo war sein nur?", ich glaube du meinstest eher: "Wo war sie nur?"
Ansonsten habe ich nichts anderes an der Grammatik oder deinem Ausdruck zu meckern.
Mir gefallen die einzelnen Erinnerungen von Alice gut, an die sie zurück denkt bzw. sich erinnert, als sie mit ihren Eltern unterwegs war. Es vermittelt das Bild, dass sie nicht allzu "gedankenlos" durch die Gegend gezogen ist und sich nicht nur alles um die Frage "Wo bin ich?", gedreht hatte. Das Ende ist super, hat mir irgendwie eine Gänsehaut verpasst als sie sagt: "Ich kann nicht, dort bin ich gestorben" - sehr tragisch, ohne, dass es zu überzogen dramatisch wirkt. Auch die Art wie sie sich durch das unbekannte Gebiet tastet hast du gut getroffen.


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