15 Jahre von Alaiya ([Digimon Tamers] One-Shot Sammlung) ================================================================================ 1986 - Getrennte Wege --------------------- Rob seufzte, während er seine Akten zusammenräumte und in einen Umzugskarton packte. Es waren die letzten Sachen, die noch hier waren. Den Karton unter einen Arm geklemmt, ging er nach draußen, um auch diese Sachen in den Kofferraum seines Autos zu stellen, etwas, wofür Curly ihn mit einem leicht vorwurfsvollen Blick bedachte. Sie sagte nichts, doch wenn er bedachte, wie oft sie sich in den letzten zwei Jahren darüber beklagt hatte, dass die Amerikaner selbst dann ein Auto benutzen, wenn ihr Ziel nur einen Block entfernt war, war dies gar nicht nötig. Nachdem er den Kofferraum zugeklappt und wieder abgeschlossen hatte, ging er in das kleine Gebäude zurück. Ohne die Computer, persönlichen Gegenstände und Akten auf den Tischen wirkte der Raum seltsam gespenstisch. Natürlich war er rational genug, um zu wissen, dass dieses Gefühl alle offenbar unbewohnten Räume an sich hatten, aber dennoch war es ihm schwer ums Herz. „Kopf hoch, Dolphin“, erklang die vertraute Stimme Taos hinter ihm. Daisy, die neben ihrem Schreibtisch kniete und selbst noch einige Unterlagen aus aus diesem holte, um sie in eine Kiste zu packen, sah von ihrer Arbeit auf. „Man, es ist schon verdammt schade“, murmelte Babel, der an die Wand gelehnt noch einen Kaffee trank (das einzige technische Gerät, was noch in den Räumen zu finden war, war eine Kaffeemaschine). Rob atmete tief durch. „Es war klar, dass wir nicht ewig Sponsoring bekommen würden“, meinte er. „Davon abgesehen hätten wir so nicht mehr lange weiter arbeiten können“, stimmte Curly zu. Sie sah ihn bedauernd an. Natürlich war es auch bevor die Sponsoren ihre Unterstützung aufgegeben hatten, klar geworden, dass sich ihr Projekt dem Ende näherte. Curly hatte eine Anstellung in Texas gefunden, Daisy hatte ihr Studium beinahe abgeschlossen und Tao hatte eine Frau und zwei Kinder in Japan, die er versorgen musste. „Tja, aber schade ist es ja doch“, meinte Babel. „Ich mein, so wirklich sind wir ja nie fertig geworden.“ „Die meisten Projekte scheitern“, erwiderte Daisy sachlich, die sich nun aufgerichtet hatte. Rob sah die junge Frau an. Er war sich immer noch nicht sicher, was es war, doch etwas an ihr hatte sich verändert. Und Rob kam nicht umher zu vermuten, dass es etwas mit dem Vorfall, der vor zwei Monaten geschehen war, zu tun hatte. Der Ordnungsdienst hatte es als die Folge von Randalen abgetan, doch Rob hatte das Gefühl, das etwas anderes passiert war und das Daisy etwas damit zu tun hatte. Denn seit diesem Tag war sie anders gewesen. Abweisender. Doch vielleicht machte er auch vollkommen falsche Annahmen. Schweigen herrschte in der kleinen Gruppe. Wohl auch, weil sie alle wussten, dass dies vorerst ein Abschied war. Wer wusste schon, ob sie als Gruppe jemals wieder zusammenfinden würden? „Wann fliegst du eigentlich?“, fragte Curly an Tao gewandt. „Am Samstag“, erwiderte der Chinese. „Und dann wirst du in Tokyo weiterstudieren?“ „Ich werde arbeiten und nebenbei studieren.“ Was nur verständlich war, immerhin musste er eine Familie ernähren. Wieder senkte sich ein unsicheres Schweigen über die Gruppe und dieses Mal war es Daisy, die dieses brach. „Wo ist eigentlich Shibumi?“ „Er hat seine Sachen schon vor ein paar Tagen ausgeräumt“, erwiderte Rob. „Wieso?“ Daisy hob eine 5‘‘-Diskette in einer blauen Hülle hoch, die offenbar auf dem Schreibtisch des Japaners gelegen hatte. Tao nahm der jungen Frau die Diskette ab und betrachtete sie. „Entelechia“, las er die Aufschrift auf der Hülle. Er runzelte die Stirn. „Ich glaube, das ist eine von meinen“, sagte er dann. „Ich habe sie wahrscheinlich nur da abgelegt.“ Seine Augen trafen Daisys Blick. „Ach so“, erwiderte die junge Frau daraufhin. „Du solltest sie mitnehmen.“ „Ja, wahrscheinlich.“ Tao nickte nachdenklich und steckte die Diskette ein. „Und jetzt?“, fragte Curly. Rob seufzte noch einmal schwer und ließ seinen Blick über den leeren Raum wandern, in dem sie so viele Stunden der letzten zwei Jahre damit zugebracht hatten, eine eigene Welt zu erschaffen. „Ich denke, das war alles.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)