Behind The Mirror von Medieval ================================================================================ Kapitel 1: Pech im Unglück -------------------------- Durch das Autofenster sah ich die Felder an uns vorbeiziehen. Ich sah die Umgebung nahm sie aber nicht wirklich war, auch hörte ich die Stimmen meiner Großeltern, verstand aber nicht was sie sagten. Meine Gedanken lagen noch immer bei der Beerdigung meiner Eltern, die wir gerade hinter uns gebracht hatten. Ich fühlte mich ausgelaugt und kraftlos, ich hatte es nur schwer ertragen können. Auch meine Familie war mir da keine große Hilfe gewesen, sie hatten es sogar noch verschlimmert. Die letzten Tage hatte ich zunehmend gemerkt, dass ich kein wirklich akzeptiertes Mitglied der Familie bin. Sie mochten uns nicht, weil mein Vater meine Mutter geheiratet hatte, als sie mit mir schwanger war. Aus irgendeinem Grund konnten sie meine Mutter nicht leiden und damit auch mich nicht. Besonders meine Großeltern hegten einen Groll gegen mich, warum sie mich dennoch bei sich aufnahmen war mir ein Rätsel. Wahrscheinlich nur um bei der Dorfgemeinde als gute Menschen da zu stehen. Ihnen war ihr Ansehen im Dorf sehr wichtig, Gerüchte verbreiteten sich dort schneller als in der Schule und wenn sie ihren pubertierenden Enkel, der seine geliebten Eltern auf tragische Weise verloren hatte, aufnahmen, standen sie regelrecht als heilige da. Meine Tante, die Schwester meines Vaters weigerte sich strickt mich aufzunehmen, sie sagte immer wieder, das sie kein Platz für ein weiteres Kind hätten. Dabei wusste ich, dass sie sich eher Sorgen machte, dass ich einen negativen Einfluss auf meinen Cousin haben könnte. Dabei war dies gar nicht möglich. Er war ein eingebildeter, verzogener Junge der nur auf sich achtete. Genau wie seine Mutter. Ich hatte mich immer gefragt wie mein Vater nicht so geworden war wie sie. Aber eine andere Möglichkeit hatte ich nun mal nicht, denn meine Mutter war Einzelkind, mein Großvater war vor ein paar Jahren gestorben und meine Großmutter lebte im Altenheim. Ich merkte wie das Auto langsamer wurde und dann in die Hofeinfahrt fuhr. Meine Großeltern wohnten in einem typischen alten Fachwerkhaus, wie in diesem Dorf so ziemlich jeder. „Elias, wie lange willst du noch im Auto sitzen bleiben. Steig endlich aus!“ Ich machte was sie wollte und stieg aus dem Auto und folgte ihnen ins Haus. „Geh hoch in dein Zimmer und zieh dich um. Ich will nicht das du den guten Anzug ruinierst!“ Mit einem Nicken ging ich hoch in mein Zimmer und sperrte die Tür ab. Ich zog mir meinen Anzug aus und eine meiner schwarzen Röhren-Jeans und einen schwarzen Hoodie an. Den Anzug hängte ich ordentlich zurück in den Schrank, damit meine Großmutter keinen Grund hatte mich wieder anzumerken. Ich hatte schon keine Kraft mehr oder die geringste Lust irgendwas zu machen, also legte ich mich auf mein Bett und setzte mir meine Kopfhörer auf. So verstrichen die Stunden und die Sonne ging langsam unter. „Elias! Komm runter, Abendessen ist fertig!“ Ich hört die Stimme meines Großvaters nur leise durch die Musik. Schwerfällig setzte ich mich auf und verließ mein Zimmer. In der Küche angekommen stellte meine Großmutter gerade ihren Teller auf den Tisch und setzte sich. Ich setzte mich ebenfalls an den Tisch und starrte auf den Teller vor mir. Ich hatte absolut keinen Hunger, aber da ich schon gestern nichts essen wollte, hat meine Großmutter mich einen undankbaren Taugenichts genannt. Um mir so was nicht schon wieder anhören zu müssen blieb mit heute nichts anderes übrig als es dennoch zu essen. Wie jedes mal vor dem Essen beteten meine Großeltern und ich war gezwungen mitzumachen, ob ich daran glaubte oder nicht. Von meiner Großmutter beobachtete mich dabei immer mit Adleraugen, damit ich auch bloß und vor allem richtig, mit betete. „Ich hab vorhin mit unserer Nachbarin gesprochen. Ihr Sohn geht ebenfalls auf die Schule an der wir dich angemeldet haben und sie hat sich bereiterklärt dich mitzunehmen, so lange bis wir Zeit haben dir ein Bus Ticket zu besorgen. Sei also bitte Pünktlich an der Straße, ich will nicht das wir eine schlechten Eindruck hinterlassen, indem wir sie warten lassen. Willi wird dich dann Abholen.“ Willi war mein Großvater. Ich nickte und schob mir einen weiteren Bissen in den Mund. Meine Großmutter seufzte einmal und aß dann auch ihr Essen weiter. Kaum hatte ich aufgegessen, räumte ich meinen Teller und das Besteck ordentlich in die Spülmaschine, bedankte mich und ging dann wieder in mein Zimmer. Ich schloss die Tür und lehnte mich an ihr an. Seit nun fast einer Woche lebte ich schon bei meinen Großeltern, doch ich konnte ihnen nicht dankbar dafür sein. Langsam rutschte ich an der Tür hinunter und zog die Beine an. Unten konnte ich meine Großmutter reden hören, verstand aber nicht was sie sagte. Bestimmt war sie sich wieder über mich am beschweren, oder tratschte über irgendwelche belanglosen Ereignisse aus dem Dorf. Ich hatte es die Tage schon öfter gehört, dass sie sich über mich aufregte. Dabei versuchte ich doch schon alles so zu machen, wie sie es wollte. Aber egal was ich machte, ich gelang nie an meinen ach so tollen und perfekten Cousin ran. Jedes Mal wenn es sich nicht vermeiden ließ dass wir uns begegneten, wurde ich immer mit meinem Cousin verglichen. Und dann hieß es immer, er hat bessere Noten, war sportlicher, größer und beliebter. Irgendwann hörte ich Schritte auf der Treppe und ich stand vom Boden auf um mich auf mein Bett zu setzten. „Hatte ich nicht gesagt du sollst morgen pünktlich sein? Also mach endlich das Licht aus und geh schlafen, damit du nicht verschläfst. Es ist schon spät. Muss ich dir wirklich alles sagen!“ Meine Großmutter redete durch die Tür zu mir und ging dann wieder weg. Ich konnte noch hören wie sie irgendwas vor sich hin meckerte ehe es leise wurde. Ich zog mich eben um, machte dann das Licht aus und legte mich ins Bett. Mit einen Blick auf mein Handy konnte ich sehen das wir gerade mal halb neun hatten. Von wegen spät. Durch das Klingeln meines Handy Weckers wurde ich am frühen Morgen geweckt. Nicht wirklich erholt kletterte ich aus meinem Bett und machte mich im Badezimmer fertig. Angezogen und mit gepackter Schultasche ging ich runter in die Küche. Auf dem Tisch lag eine Brot Tüte mit Schulbroten und eine Flasche Wasser. Es sah aus als hätte die liebe Oma für ihren Enkel Frühstück gemacht, doch ich wusste das sie das nicht aus liebe zu mir getan hatte. Es sollte nur so aussehen. Damit es in der Schule nicht hieß das ich nichts zu essen bekam und sie sich nicht um mich sorgte. Alles reiner Eigennutz. Ich packte die also Tüte und die Falsche in meinen Rucksack und ging dann raus zur Straße um dort auf unsere Nachbarin zu warten. Lange musste ich dies nicht, da kam unsere Nachbarin und ihr Sohn aus dem Haus von gegenüber. „Guten Morgen, du musst Elias sein.“ Unsere Nachbarin war bemüht darin freundlich zu sein, doch ich merkte dass mein Aussehen auf sie befremdlich wirkte. Auch ihr Sohn sah mich komisch an. Anscheinend waren sie es nicht gewohnt Jungs mit so einem Aussehen zu sehen. Dabei hatte ich heute keine Hosenketten, Nieten Gürtel oder Nieten Armbänder an, wie sonst immer. Ich wollte meine Großmutter nicht verärgern, nicht noch mehr. Sie hatte deswegen schon am ersten Tag gemeckert. „Ja, guten Morgen.“ Ich nickte einmal und lächelte sie so gut ich konnte an. „Freut mich, setzt dich hinten ins Auto neben Marcel.“ Wieder nickte ich und setzte mich dann hinten ins Auto. Sie selber setzte sich hinters Steuer und startete den Wagen. „Ich hab gehört deine Eltern sind vor kurzem gestorben. Mein Beileid, das muss sicher hart für dich sein. Aber für deine Großmutter ist es bestimmt auch nicht leicht, ich mein sie hat ihren Sohn verloren. Und jetzt nimmt sie auch noch ihren Enkel bei sich auf. Sie ist wirklich eine großartige Frau, in ihrem alter noch alles zu schaffen.“ „Ja, dafür bin ich meiner Großmutter wirklich dankbar.“ Ich hatte Mühe damit diesen Satz über meine Lippen zu bringen, aber anscheinend kam es überzeugender rüber als ich dachte. Zumindest hatte ich der alten damit geholfen besser im Dorf dar zustehen. „So Jungs wir sind da.“ Wir hielten auf dem Parkplatz der Schule und stiegen aus. „Marcel, sei so lieb und zeig Elias ein bisschen die Schule. „Ja sicher, mach ich.“ Kaum war seine Mutter weggefahren sah mich Marcel wieder mit komischem Blick an. „Ich bring dich ins Sekretariat, da helfen dir dann die Lehrer weiter. Ich will nicht mit etwas wie dir gesehen werden. Ich bin froh dass du, zum Glück, nicht in meiner Klasse gelandet bist, sondern in der Parallelklasse.“ Ich nickte einmal und folgte ihm dann ins Sekretariat. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich die Blicke meine neuen Mitschüler. Im Sekretariat angekommen ging er wieder und ließ mich stehen, während ich weiter zur Sekretärin ging. „Entschuldigen Sie, ich bin der neue Schüler. Mein Name…“ „Ich weiß, ich weiß. Warte einfach da vorne, dein Klassenlehrer müsste gleich kommen. Ah, da ist er auch schon.“ Ich drehte mich um und dort stand ein Mann um die vierzig. „Du bist also unser neuer Schüler?“ Ich nickte und daraufhin bekam ich erst mal den Stundenplan und die neuen Bücher in die Hand gedrückt. „Komm mit, ich habe euch jetzt in der ersten Stunde.“ Wir gingen in den ersten Stock zum Klassenraum vor dem sich schon meine neue Klasse versammelt hatte. Der Lehrer schloss die Tür auf und alle drängelten sich in den Klassenraum. Ich blieb vorne an der Tafel stehen uns sah mich in Klasse um. Wie schon den ganzen Tag wurde ich mit komischen Blicken angesehen und hier und da wurde leise getuschelt. „Guten Morgen Klasse, wie ich euch letzte Woche schon erzählt haben wir ab heute einen neuen Schüler. Wie wäre es wenn du dich einfach mal vorstellst?“ „Guten Tag, mein Name ist Elias und ich bin siebzehn Jahre alt.“ „Ok, setzt dich einfach auf einen der freien Plätze hinten.“ Ich nickte uns setzte mich dann in die letzte Reihe ans Fenster. Ich konnte die Blicke die mir von der Seite zugeworfen wurden spüren. Ich merkte, dass ich es nicht so leicht haben werde hier Fuß zu fassen... „Guten Tag, mein Name ist Elias und ich bin siebzehn Jahre alt.“ „Ok, setzt dich einfach auf einen der freien Plätze.“ Ich nickte uns setzte mich dann in die letzte Reihe ans Fenster. Ich konnte die Blicke die mir von der Seite zugeworfen wurden spüren. Ich merkte das ich es nicht leicht haben werde. Hosted by Animexx e.V. 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