Geliebter Dämon von Rogue37 ================================================================================ Kapitel 13: Ich sagte: GEH! --------------------------- Ich krieg hier echt die Kriese. Okay, das ist jetzt Versuch Nummer zwei dieses Kapitel zu posten. Mal schauen, ob er mich diesmal lässt. Okidok, zum Kapitel selbst. Hm, ich weiß ich geh euch auf die Nerven, aber zufrieden bin ich mal wieder nicht. Es ist zwar diesmal sehr lang geworden (immerhin 13 Seiten, also will ich keinen über zu kurz meckern hören), aber dafür auch sehr langatmig. Zumindest kommt es mir so vor. Ich bin echt überglücklich, wenn ich endlich fertig bin. Ich denke es kommen noch zwei Kapis, vielleicht wenn ich wieder lang schreibe, auch nur eins. Mal sehen. Auf jeden Fall die Ziellinie ist in Sicht. Da ich ja zwischenzeitlich echt lange gebraucht habe, noch mal ein Hinweis. Tetsu Mihara taucht hier wieder auf, das war der Dämonenjäger mit dem Rijan sich in der Höhle unterhalten und der sie ersta darauf brachte, dass eine große Verschwörung existiert. So, here we go: Rijan ließ das Schwert aus ihren erstarrten Händen fallen und sank langsam in die Knie. Was zur Hölle war gerade eben geschehen? Sie verstand es nicht, es entzog sich der Möglichkeiten ihres Denkens das gerade erlebte verarbeiten zu können. Sie fing an hysterisch zu lachen. Verarbeiten? Wie sollte sie etwas verarbeiten können, was sie schlicht und einfach nicht verstand? Er hatte sie geküsst. Sesshoumaru, dieser mächtige Dämon, der sich aus Menschen rein gar nichts machte, hatte sie geküsst. Oder hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Sorgte das Gift in ihrem Körper etwa für Wahnvorstellungen? Doch war Rijan wirklich in der Lage sich etwas so Schreckliches auszudenken? Und das war es gewesen. Schrecklich, fürchterlich, angsteinflößend. Es gab nicht genug Worte um das zu beschreiben. Sie fuhr sich mit den Fingern über die noch warmen Lippen. Nein, das war kein Traum gewesen. Es war nichts, dass Rijan sich auch nur ansatzweise einmal vorgestellt hatte. Sie hatte daran gedacht, wie es wohl wäre, von einem, nein, von diesem Dämon geküsst zu werden. Doch sie hatte niemals daran gedacht, dass es sich so anfühlen würde. Dass es einfach nur furchtbar sein würde. Doch vielleicht fühlte es sich eben genau so an, von einem Dämon geküsst zu werden. Es musste ja schließlich einen Unterschied zwischen Mensch und Dämon geben. Womöglich war der Mensch einfach nicht dafür geschaffen, von einem Dämon geküsst zu werden. Es wäre immerhin eine Möglichkeit. Doch Rijan wusste selbst, dass sie langsam anfing hysterisch zu werden. Es gab keine Erklärung für das eben erlebte. Nun, vermutlich gab es die doch, aber der Einzige, der ihr das genau erklären konnte, war gerade seinem sicheren Tod entgegen gegangen. Sie schluchzte auf und wischte sich energisch über die warmen Lippen. Verdammt, er hatte etwas mit ihr angestellt. Sie hatte es fühlen können, als er sie geküsst hatte. Etwas war ganz sicher in sie eingedrungen. Sie versuchte sich zu konzentrieren, doch ihr Gefühlsleben war ein einziges durcheinander. Etwas war in ihr, doch sie konnte es nicht mehr genau fühlen. Ein Schrei brach aus ihr heraus. "Sesshoumaru!" Es hallte von allen Wänden dieser Höhle wieder. Sollten die Dämonen draußen es doch hören. Es spielte nun wirklich keine Rolle mehr. Sie hatte gerade den reinsten Albtraum erlebt, was konnten ihr da ein paar Dämonen schon antun? Mühsam stand sie wieder auf. Hätte sie doch bloß diese verfluchten Kräuter weiter gekaut. Aber nein, sie hatte ja einfach ihre Medizin auf den Boden spucken müssen. Und so sehr es sie auch danach verlangte, endlich wieder Herr über ihren Körper zu sein, so wenig konnte sie sich dazu durchringen, die Kräuter aufzuheben und erneut zu kauen. Es schüttelte sie leicht. Okay, sie musste endlich wieder klar denken können. Es brachte wirklich überhaupt nichts, wenn sie jetzt den Verstand verlor. Ihr Blick fiel auf Tensaiga. Das Schwert lag zu ihren Füßen. Misstrauisch betrachtete sie es. Beinahe befürchtete sie, es würde jeden Augenblick aufspringen und sich in ihren Magen bohren. Es stammte immerhin von Sesshoumaru. Möglich wäre da alles. Doch natürlich bewegte es sich keinen Millimeter. Rijan hob es erneut auf und betrachtete die scharfe Klinge. Tensaiga würde sie also beschützen. Klasse! Hätte er sich nicht etwas genauer ausdrücken können? Sollte sie damit etwa kämpfen? Sie runzelte die Stirn. Das machte keinen Sinn. Sie hatte ein eigenes Schwert, das gute Dienste leistete. Sie brauchte kein zweites Schwert. Womöglich steckte aber auch gar nichts hinter diesem Schwert. Er hatte es einfach nur hier lassen wollen. Tensaiga konnte niemanden töten. Es machte also keinen Sinn es in einen Kampf mitzunehmen. Wollte Sesshoumaru vielleicht nur, dass Tensaiga weiterexistierte? Sollte sie es aufbewahren und eines Tages seinem Sohn überreichen? War sie etwa bloß eine Art Überbringer? Verdammt, sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie mit diesen elenden Schwert machen sollte. "Jaken, was zur Hölle soll ich mit Tensaiga?" Sie drehte sich um und wartete bis ihr kleiner grüner Begleiter aus dem Dunkeln der Höhle auftauchte. Jaken seufzte und erschien schließlich vor ihr. "Ich weiß es nicht, Rijan.", offenbarte er ehrlich. Rijan seufzte. Fein, das brachte sie auch nicht weiter. Sie bemerkte aus den Augenwinkeln wie Jaken sie musterte. "Siehst nicht gut aus.", murmelte er. Rijan fuhr herum und starrte ihn finster an. "Danke auch, das hätte ich glatt vergessen." Jaken verdrehte nur die Augen und marschierte an ihr vorbei. "Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du dich besser setzen solltest. Das Gift verliert seine Wirkung und dich werden ohne Zweifel bald heftige Schmerzen beuteln." Rijan wollte das nicht hören. Sie wusste selbst, dass sie schlimm verwundet war. Sie wusste auch, dass es nur dem Gift zu verdanken war, dass sie noch nichts davon fühlen konnte. Doch im Moment hatte sie bei Gott andere Sorgen als ihren geschundenen Körper. "Was soll ich jetzt tun?" Jaken blieb stehen und versuchte in die Dunkelheit zu sehen. "Ich bin nur ein unbedeutender Dämon. Ich weiß das beim besten Willen nicht." Rijan fluchte leise und begann langsam ein starkes Brennen auf ihrer Haut zu fühlen. Unruhig bewegte sie sich. "Seit wann so bescheiden, Jaken?", meinte sie bissig. "Ich bin keineswegs bescheiden, Rijan. Ich habe nur andere Sorgen, als mich um deine Zukunft zu kümmern." Rijan verspürte den starken Wunsch, ihren Fuß in Jakens Hintern zu treten, doch er verdankte es wohl ihrer Lähmung, dass sie diesen Wunsch nicht in die Tat umsetzte. "Was kannst du schon für Sorgen haben? Du bist unverwundet und niemand verfolgt dich.", sagte sie statt dessen deutlich verärgert. Der kleine Dämon drehte sich zu ihr um und sah sie aus seinen gelben Augen an. Augenblicklich wünschte sie sich ihre Worte zurücknehmen zu können. Das war nicht fair gewesen, sie wusste dass. Er war nur vernünftiger gewesen als sie. Deswegen war er nicht verwundet. Gekämpft hatte er trotzdem. "Sorgen, Rijan, hat jeder momentan auf dieser Erde. Ich für meinen Teil habe Sesshoumaru sehr viele Jahre lang gedient. Jetzt ist er tot ..." "Er ist nicht tot!", fuhr sie ihn scharf an und fühlte eine wohlbekannte Enge in ihrer Brust. Augenblicklich begannen ihre Augen wieder zu brennen. "Aber so gut wie. Ich muss überlegen, was ich von nun an tue." Rijan erinnerte sich daran, dass sie als Kind die Hände auf die Ohren gepresst hatte, wenn sie etwas nicht hatte hören wollen. Dieser Wunsch erwachte nun wieder in ihr. "Ich dachte, dein Auftrag wäre mich zu beschützen.", sagte sie leise. Jaken seufzte und drehte ihr erneut den Rücken zu. "Ich bin ein freier Dämon, Rijan. Ich habe keine Aufträge mehr. Wenn ich es wünsche, kann ich das tun. Doch wie die Dinge stehen, werde ich einen anderen Weg einschlagen." Wie die Dinge standen? Wie konnte er momentan überhaupt an so etwas wie eine Zukunft denken? Rijan war noch viel zu sehr mit der Gegenwart überfordert. Eine Zukunft erschien ihr im Moment absolut irreal. "Ich weiß du hältst mich für kaltherzig. Vielleicht bin ich das auch. Aber ich denke eben logisch, Rijan. Etwas, dass dir auch nicht schaden würde." "Logisch? Jaken, Sesshoumaru ist da draußen und wird sterben." Ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Sie brauchte einen Moment, ehe sie sich wieder gefangen hatte. "Es gibt so viele Dinge, die ich ihn noch fragen muss, die nur er mir erklären kann. Ich kann nicht an die Zukunft denken, wenn das alles nicht geregelt ist. Tensaiga hier in meinen Händen. Wozu habe ich es?" Sie ging an Jaken vorbei und verließ die Höhle. Schwerfällig waren ihre Schritte, aber es ging. "Du wirst ihn diese Dinge nicht mehr fragen können. Also sieh nach vorne, Rijan. So einfach ist das. Wir müssen uns damit abfinden." Abfinden? Das war mehr verlangt, als sie momentan tun konnte. Sie wollte sich mit rein gar nichts abfinden. Dunkel war es hier draußen. Sie sah in der Ferne Flammen in den Himmel aufsteigen. Ruß wehte bis zu ihnen herüber. Sie glaubte Blut riechen zu können, doch vermutlich war es ihr eigener Geruch, der ihr in die Nase stieg. Hörte sie wirklich das Klingen von Schwertern, die aufeinander trafen, oder war es ihre Phantasie, die ihr einen Streich spielte. Sie konnte es nicht sagen. "Rijan, wo willst du hin?" Sie blieb stehen und bemerkte erst jetzt, dass sie angefangen hatte zu laufen. Jaken stand noch immer am Eingang der Höhle. Verwirrt sah er sie an. Rijans Verwirrung war mindestens genauso groß. Sie blickte zu Jaken zurück und wieder in die Richtung, in die sie wohl hatte gehen wollen. Es war der Weg, der unweigerlich zurück zur Schlacht führte. "Du kannst ihm nicht mehr helfen. Bis du dort sein wirst, ist er vermutlich schon gefallen." Sie sah Jaken böse an. Er sollte seine Worte für sich behalten. "Er ist nicht tot. Und er wird nicht sterben, bevor ich nicht weiß, was es damit alles auf sich hat. Verdammt, ich habe Fragen." Jaken zuckte mit den Schultern. "Der Kampf ist sehr weit weg. Du kannst kaum laufen. Es wird ewig dauern, bis du ihn erreichst. Außerdem hat er keine Zeit deine Fragen zu beantworten." Deutliche Wut bemächtigte sich ihrer. "Wenn du nicht mitkommen willst, ist das deine Sache. Aber hör auf, so negativ zu sprechen. Ich muss einfach zu ihm.", erklärte sie mit einem Anflug von Verzweiflung. Sie sah den stolzen Dämon vor sich. Nein, er konnte nicht einfach so sterben. Es gab so viele Dinge, die sie ihm hätte da drinnen sagen müssen. Und doch hatte sie geschwiegen. Sie konnte ihn nicht sterben lassen, ohne dass er diese Dinge wusste. "Er weiß nicht einmal, dass ich ihn liebe.", flüsterte sie mit erstickter Stimme. Ein tiefer Seufzer erklang weit hinter ihr. "Glaubst du das macht für ihn einen Unterschied?" Sie blickte Jaken an. "Nein, diesem emotionslosen Holzkopf ist das natürlich vollkommen egal. Aber es macht für mich einen Unterschied." Ihr Blick glitt auf den Boden zu ihren Füßen. "Heute wird mir erst klar, was Sango angetrieben hat. Damals als sie starb, war sie so von Wut und Hass erfüllt gewesen. Ich dachte die ganze Zeit es wäre um Sesshoumaru gegangen. Doch jetzt wird mir endlich klar, dass es gar nicht darum ging. Die Wut und der Hass, der in ihr gewütet hat, galten nur ihr selbst. Sie hatte Kohaku sterben lassen, ohne ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Das er ihr einfach alles bedeutet hatte. Das war es, was ihre Seele vergiftet hatte." Sie blickte wieder auf und begegnete Jakens verstehendem Blick. "Wenn ich es Sesshoumaru nicht sage, wird es mich genauso vergiften." Es gab keinen anderen Weg. Sie musste zu ihm. "Emotionsloser Holzkopf?" Jaken sah sie amüsiert an und Rijan errötete tatsächlich etwas. "Du weißt, was ich meine." Jaken nickte. "Hai, ich weiß das. Nur glaube ich, dass du es nicht verstehst. Für jemanden, der keine Emotionen hat, war es schon eine erstaunliche Leistung, die er da vollbracht hat." Verwirrt runzelte sie die Stirn. "Bitte?" "Nun ja, Sesshoumaru-sama hat sich noch nie vor etwas gedrückt. Vor einem Kampf zu fliehen, ist ihm zutiefst zuwider." Rijan nickte. Das wusste sie auch. Sie hatte schließlich oft genug versucht, ihn dazu zu bewegen. "Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass er genau das getan hat." Rijan wollte gerade fragen, was er damit meinte, als ihr selbst klar wurde, wie Recht Jaken hatte. Richtig, Sesshoumaru war geflohen. Hätte er es nicht getan, wäre Rijan jetzt wohl nicht mehr am Leben. Einen Moment durchflutete sie diese Erkenntnis mit einer unglaublichen Wärme. "Es gibt keinen anderen Weg, Jaken. Ich muss zu ihm." Jaken nickte nur und sah misstrauisch zu, wie Rijan sich ihm wieder näherte. "Ich weiß, dass ich diesen Weg allein gehen muss, aber es gilt auch für dich." Er runzelte die Stirn und Rijan ging in die Hocke. Sie umarmte ihn fest. "Ich liebe auch dich, Jaken." Dann ließ sie ihn wieder los, drehte sich um und rannte los. Sie rannte und lief so schnell sie konnte. Immer wieder sorgte das Gift in ihrem Körper dafür, dass ihre Muskeln einfach erschlafften und nicht mehr zu bewegen waren. Sie fiel hin, stand wieder auf und rannte weiter. Manchmal zog sie eines ihrer Beine einfach nur hinter sich her. Doch nichts auf dieser Welt konnte sie von ihrem Ziel fernhalten. Endlich verstand sie, was damals in Sango vorgegangen war. Für was diese Schlacht hier doch alles gut war. Arme Sango, sie konnte selbst fühlen, wie sehr einen so eine kleine Sache belasten konnte. Beinahe musste sie lächeln. Nein, das stimmte nicht. Liebe war nie eine kleine Sache. Weiter und weiter lief Rijan. Die Luft wurde schwerer und roch mehr nach verbranntem Fleisch. Sie betete stumm darum, dass Sesshoumaru nach wie vor am Leben war. War es nicht eigentlich witzig, dass sie nun den Weg zurückging, den sie vorher zerfressen von Angst und Schande heimlich davon gekrochen war? Welch seltsame Wege das Leben für einen bereithielt. Da jagte sie jahrlange Dämonen und hielt das für die Aufgabe ihres Lebens und dabei war es vermutlich die ganze Zeit nur darum gegangen, sie für genau diesen Kampf fit zu machen. Das Schicksal war schon eine sehr seltsame Sache. Sie hörte nun wirklich das Klirren von Schwertern, die gefluchten Verwünschungen von Dämonen, die gerade ihre letzten Worte sprachen. Sie hörte wie Fleisch zerfetzt wurde und eine unglaubliche Freude stellte sich in ihr ein. Er lebte! Am liebsten wäre sie erleichtert auf ihre Knie gefallen, doch sie hatte dafür keine Zeit. Sie musste weiter. Musste ihn erreichen, ehe es zu spät war. Automatisch zog sie ihr Schwert - ihr eigenes, nicht Tensaiga - und ging in Abwehrstellung, als ihre innere Sirene anfing zu heulen. Sie fühlte weit vorher die Bedrohung, ehe sie sich zeigte. Ein Schmerz schoss durch ihren Arm. Verdammt, warum ließ das Gift ausgerechnet jetzt nach. Doch sie kniff tapfer die Zähne zusammen und weigerte sich, kleinbeizugeben. Sie sondierte die Lage und versuchte die Gefahr genauer bestimmen zu können. Etwas raschelte im Gebüsch und ein Mann sprang hervor. Rijan wollte gerade zustoßen, als sie ihren Angreifer erkannte. Sie hielt inne und sah den Dämonenjäger vor ihr aus großen Augen an. Erleichterung machte sich in ihr breit. "Tetsu!", rief sie erleichtert aus. Tetsu Mihara, nickte ihr kurz zu und steckte seine Messer wieder weg. "Was ...", setzte Rijan an, doch dann vernahm sie weitere Schritte und hörte Männer reden. Verwirrung löste die Erleichterung ab. Tetsu musterte ihre lädierte Erscheinung und schien sichtlich erleichtert zu sein. Rijan konnte das von sich nicht behaupten. "Ich wusste, dass du den gleichen Einfall hattest.", erklärte er und verwirrte Rijan damit nur noch mehr. Männer und Frauen traten hinter Tetsu. Rijan erkannte Dämonenjäger in den verschiedensten Uniformen. Sie sah einfache Bauern und ausgebildete Krieger. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. "Welchen Einfall?", fragte sie misstrauisch. Tetsu nahm sie beim Arm und half ihr beim weitergehen. Offenbar führte er die sonderbare Gruppe an. "Unser Tag ist gekommen, Rijan. Wir werden vermutlich nie wieder eine solche Chance erhalten." Chance? Tag? Sie wusste wirklich nicht wovon er sprach. Er musterte sie erneut. "Kannst du noch kämpfen?", fragte er besorgt und Rijan nickte automatisch. Eigentlich war sie sich da nicht mehr so sicher, doch es gehörte wohl einfach schon zu ihrer Natur sich stärker zu geben als sie tatsächlich war. Tetsu nickte und Rijan bemerkte den entschlossenen Ausdruck in seinen Augen. Das ungute Gefühl verstärkte sich. "Du hättest nicht alleine in den Kampf ziehen sollen, doch ich verstehe, warum du es getan hast.", erklärte er weiter. Rijan vermied es ihm Fragen zu stellen. Er würde schon von sich aus erzählen, was zur Hölle hier vorging. "Ich habe zusammengetrommelt, wen ich finden konnte. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen. Es wird der Tag sein, an dem sich die Menschen gegen die Dämonen erhoben. Wenn sie sich selbst vernichten wollen, bitte sehr, aber wir haben da auch ein Wörtchen mitzureden. So einfach wird es nie wieder sein, derartig viele Dämonen zu töten." Rijan rutschte das Herz in die Hose. Sie keuchte erschrocken auf, verbarg es aber hinter einem angeblichen Schmerzanfall. Tetsu betrachtete sie besorgt. "Verfluchte Dämonen!", knurrte er. Rijan sah ihn nicht an. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Sie hatten sich verbündet um gegen die Dämonen dieser Welt einen entscheidenden Schlag zu führen. Mein Gott, das war das Wunder, auf das sie die ganze Zeit gewartet hatte. Plötzlich gab es wieder einen Ausweg aus dieser unmöglichen Schlacht. "Du hast einfache Bauern bei dir.", gab sie zu bedenken und betrachtete flüchtig die Gesichter, die deutlich blasser als gewohnt waren. "Sie haben Angst.", stellte sie weiter fest. Tetsu seufzte. "Hai, natürlich haben sie das. Aber sie sind bereit heute ihr Leben zu lassen, wenn dadurch endlich die Übermacht der Dämonen beendet wird. Siehst du nicht die Chance, die wir heute haben?" Doch Rijan sah die Chance, die sich der Menschheit hier offenbarte und sie verstand, was Tetsu und all die anderen Dämonenjäger antrieb. Unter anderen Umständen wäre sie wohl selbst auf einen solchen Plan gekommen. Im Moment jedoch gab es für sie andere Beweggründe, heute zu kämpfen. "Wie viele Dämonen hast du vernichtet?", fragte Tetsu und betrachtete sie erneut mit einem mitleidsvollen Blick. "Hunderte. Ich weiß es nicht mehr. Aber es waren sehr viele." Tetsu ließ sie los und Rijan sank auf die Knie. Verdammt, das Gift verlor seine Wirkung jetzt ziemlich schnell. Stechende Schmerzen peinigten sie. Sie blickte zu dem Ort des grauenvollen Geschehens und seufzte. "Ruh dich hier aus! Wir werden das alleine beenden. Deine Wunden vertragen keine Bewegungen mehr." Rijan schwieg und sah der entschlossenen Gruppe nach, wie sie davoneilten. Sie wirkten so entschlossen. Dämonen vernichten? Rijan keuchte auf. Nein, wie hatte sie das vergessen können? Das hier war nicht das Wunder, von dem sie geträumt hatte. Sesshoumaru war plötzlich noch gefährdeter als zuvor. Jetzt musste er schon an zwei Fronten kämpfen. Verdammt, wie hatte ihr das entgehen können? Tetsu und sie standen nicht mehr auf der gleichen Seite. Es war ihr egal, welche Dämonen heute draufgingen. Wenn dabei ein Vorteil für die Menschen herauskam auch gut, aber sie würde jeden einzelnen zur Rechenschaft ziehen, der Sesshoumaru auch nur ein Haar krümmte. Sie stand wieder auf und kämpfte sich mühsam weiter. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen, doch aufgeben lag nicht im Bereich ihrer Möglichkeiten. Genau jetzt hatte sich alles endgültig verändert. Rijan konnte es selbst kaum glauben, doch sie hatte die Seiten gewechselt. Um genau zu sein, stand sie eigentlich auf gar keiner Seite mehr. Es war ihr schlicht und ergreifend egal, was aus den Menschen oder den Dämonen wurde. Für sie gab es nur ein Ziel heute: Sesshoumaru da raus zu holen. Vielleicht gelang es ihr ja wirklich. Womöglich fiel es in dem allgemeinen Schlachtengetümmel niemandem auf, wenn er plötzlich nicht mehr da war. Als Rijan den Ort des Geschehens erreichte, glaubte sie beinahe kurz vor dem Verbluten zu stehen. Verdammt, warum hatte ihr niemand gesagt, dass Wunden derartig viel bluten konnten und dazu auch noch höllisch zu brennen vermochte. Sie keuchte schwer und presste ihre Arme auf ihren Bauch. Würde ihr Recht geschehen, wenn sie jetzt ausgerechnet hier zusammenbrach. Nur noch Minuten von ihrem eigentlichen Ziel entfernt und doch eine beinahe unüberbrückbare Distanz. Rijan seufzte schmerzerfüllt und schleppte sich weiter. Sie stolperte von Baum zu Baum und hielt sich dort immer wieder fest. Das Feuer beleuchtete den Kampf in einem unheimlichen Licht. Rijan stieg über Berge von Leichen. Gespaltete Dämonen, zerfetzte, menschliche Überreste. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie hörte die Schreie von verwundeten Menschen, die letzten schmerzhaften Atemzüge eines Dämons. Angriffsgebrüll von Dämonen, Verteidigungsschreie von Jägern, Kriegern und einfachen Bauern. Am liebsten hätte sie wieder umgedreht und wäre zurück in die Höhle gegangen. Zugute kam ihr wohl diesmal nur, dass sie wusste, es nicht mehr bis zurück zu schaffen. Sie war zu müde, zu kaputt um noch einmal so einen langen Weg zurückzulegen. Sie hielt Ausschau, entdeckte Tetsu, der sichtlich Freude daran hatte, dutzende Dämonen zu vernichten. Er war gut, dass konnte sie ohne Neid feststellen. Ihr Blick schweifte weiter, doch es war schwer etwas zu erkennen. Der Ruß hing schwer in der Luft und machte es mittlerweile beinahe unmöglich noch die eigene Hand vor Augen zu sehen. Nur noch die Flammen beleuchteten diesen düsteren Ort. Hitze schlug ihr entgegen und Rijans Schritte wurden immer langsamer. Sie achtete darauf keinem Dämon in den Weg zu kommen. Großer Gott, es war ihr ja nicht einmal mehr möglich, aufrecht zu stehen. Wie sollte sie sich da bitte schön verteidigen? Ihre Augen begannen von dem vielen Schwefel in der Luft zu brennen. Sie weigerte sich, den Tränen freien Lauf zu lassen und tastete sich halb blind weiter. Wo war Sesshoumaru bloß? War sie etwa doch zu spät? Nein, das konnte nicht sein. So ungerecht konnte das Schicksal nicht sein. Sie hatte nicht all diese Schmerzen auf sich genommen um feststellen zu müssen, zu langsam gewesen zu sein. Wie sollte sie denn damit weiterleben können? Ein Schrei ertönte hinter ihr und Rijan fuhr erschrocken herum. Dabei verlor sie den Halt unter den Füßen und fiel unsanft auf ihren Allerwertesten. Ein schmerzhaftes "Uff!" kam über ihre Lippen. Rijan wischte sich über die Augen, konnte aber nicht wirklich etwas sehen. Rauch und Flammen versperrten ihr die Sicht. Es war zu spät, als sie erkannte, dass eine schwarze Dämonenkatze auf sie zupreschte und zum Schlag mit ihrer Pranke ausholte. Rijan reichte die Zeit nicht ihr Schwert zu ziehen. Wie gelähmt kauerte sie am Boden und starrte die riesige Katze an. Ein tiefes, beängstigendes Knurren ertönte hinter Rijan und mit einem Satz befand sie sich unter dem Bauch eines noch viel größeren Tieres. Mit seinen scharfen Fanzähnen zerfetzte es die Dämonenkatze ohne größere Probleme. Rijans Arme erschlafften und sie fiel auf ihren Rücken und starrte über sich. Okay, vielleicht sorgte das Gift doch für Wahnvorstellungen? Oder hatte dieser Dämon sie einfach nur nicht gesehen? Das wäre dann immerhin ihre Möglichkeit schnell von hier zu verschwinden. Dummerweise sorgte genau jetzt wieder das Gift in ihrem Körper dafür, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Verdammt! Ihr kam der Gedanke, dass sie den Dämon, der ihr das angetan hatte, eindeutig zu einfach getötet hatte. Sie hätte ihn leiden lassen sollen. Oh ja, sie hätte seine Qualen sehr lange hinaus zögern können. Bis er glaubte wahnsinnig zu werden. So jedenfalls fühlte sie genau jetzt. Rijan konzentrierte sich darauf, Kraft in ihren Körper zurückzuleiten, doch so richtig gelang ihr das nicht. Ihr fehlte die Zeit dafür. Flüchtig bemerkte sie, dass der Dämon über ihr weiter kämpfte. Er bewegte sich mit erstaunlicher Sicherheit und trat doch kein einziges Mal versehentlich auf sie. Beinahe erschien es ihr, als würde er absichtlich darauf achten, sie nicht zu verletzen. Rijan hielt die Luft an. Mein Gott, war das möglich? Sie betrachtete den Dämon genauer. Sein Fell war weis oder zumindest war es das einmal gewesen. Der Ruß hatte es geschwärzt und teilweise war das Fell deutlich verbrannt. Sie sah schwere Verwundungen. Über seine Hinterbeine zogen sich tiefe Narben. Von Krallen stammende Narben. Sie kannte diese Narben. Er lebte, mein Gott, es war unglaublich, aber er lebte. Doch dieser kurze Moment der Freude, wurde von Verwirrung abgelöst. Er hatte sich verwandelt und sie musste ehrlich sagen, dass seine Erscheinung noch imposanter war als sie gedacht hatte. Warum hatte er dann so lange damit gewartet. Man hätte ihn nie so stark verwunden können, wenn er gleich seine ursprüngliche Gestalt angenommen hätte. War es möglich, dass er es ihretwegen nicht getan hatte? Machte das einen Sinn? Rijan konnte es sich erst nicht vorstellen, doch je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass sie wohl tatsächlich der Grund dafür gewesen war. Wenn Sesshoumaru das Wilde, das Ursprüngliche in ihm freien Lauf ließ, konnte er sich vermutlich nicht mehr so einfach zurückverwandeln. Vielleicht wäre es ihm dann egal gewesen, was aus ihr geworden war. Er hätte sein Versprechen sie in Sicherheit zu bringen nicht halten können. Ihre Augen wurden größer als erneut ein Dämon von hinten versuchte sie zu überwältigen. Sesshoumaru versetzte dem Dämon einen gezielten Tritt und beförderte ihn meterweit nach hinten. Rijan blickte zu ihrem Beschützer auf und schüttelte ihren Kopf. "Baka!", keifte sie und sah deutlich, wie seine Ohren einen Moment eine andere Position einnahmen. Ein tiefes Knurren kam zur Antwort. Es war unglaublich. Sie konnte selbst in dieser Gestalt mit ihm kommunizieren. "Siehst du denn nicht, dass du mich selbst in dieser Gestalt beschützt?" Denn es stimmte. Die Sorgen, die er sich ihres Erachtens nach gemacht hatte, waren vollkommen unnötig. Selbst jetzt noch schützte er sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Er hätte sich ohne Gefahr für sie vorher schon verwandeln können. Er war wirklich ein Idiot. Ein Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit. Sie konnte ihre Muskeln wieder bewegen. Mühsam stand sie auf und stellte dabei fest, dass er größer war, als sie gedacht hatte. Sie konnte ohne den Kopf einzuziehen unter ihm stehen. Noch immer von Schmerzen gebeutelt, schwankte sie leicht und stieß gegen eines seiner Beine. Sesshoumaru bemerkte das und knurrte. Seltsam, wieso fühlte sie plötzlich sehr deutlich Wut? Verwirrung machte sich in ihr breit, so dass sie erst nicht bemerkte, dass Sesshoumaru ihr seinen Schutz entzog um sich zurückzuverwandeln. Rijan starrte ihn entgeistert an. Helles Licht umgab ihn und blendete sie. Als sie wieder sehen konnte, stand Sesshoumaru in seiner menschlichen Form vor ihr. Er zog sie in eine feste Umarmung und verwandelte sich erneut in pure Energie. Rijan wurde schwindelig. Sie wusste nicht mehr, wo oben oder unten war. Doch als sie wieder deutlicher alles wahrnehmen konnte, war sie an einem anderen Ort. Unweigerlich war sie noch in diesem Wald, denn es war immer noch dunkel. Sie roch immer noch das Feuer und hörte die typischen Geräusche einer Schlacht. Ihr Blick glitt zu Sesshoumaru, der sie finster ansah. Das Blut in seinen Augen wirkte beängstigend. Immer noch fühlte sie Wut in sich. Das verwirrte sie, weil sie doch eigentlich keinen Grund hatte wütend zu sein. Sie hatte ihn gefunden und er lebte. Glück sollte sie fühlen und irgendwie hatte sie den Eindruck, dass sie das auch tatsächlich fühlte. Konnte man zwei derartig intensive Gefühle zur gleichen Zeit haben? "Was zur Hölle tust du hier?" Oh, er schien auch wütend zu sein. Na fein, dann hatten sie ja was gemeinsam. "Dich suchen, was sonst?", fragte sie jedoch ohne eine Spur von Wut zurück. Ohne weiter darüber nachzudenken, schmiss sie sich an seine breite Brust und umarmte ihn. "Ich bin so froh, dass du noch lebst." Er schob sie energisch von sich weg. "Du solltest verschwinden.", erklärte er noch einmal mit Nachdruck. "Wo ist Jaken?" Er sah sich um, konnte den kleinen grünen Dämon jedoch nirgends entdecken. "Ich weiß nicht. Zuletzt sah ich ihn an der Höhle. Aber ich glaube nicht, dass er noch dort ist." Sesshoumaru drehte sich von ihr weg und ein tiefes Knurren erfüllte die Luft. Die Wut in ihr verstärkte sich. "Was war an meinen Worten nicht klar verständlich?", fragte er etwas ruhiger. Rijan war immer noch von der Wut in ihr verwirrt. Sie nahm nun vollkommen von ihr Besitz. "Alles!", fuhr sie ihn ungehalten an. "Glaubst du ehrlich, du kannst mich einfach küssen und dann verschwinden, während ich noch tausend Fragen habe?" Sesshoumaru blickte sie wieder an und Rijan war nicht wenig überrascht zu erkennen, dass er ziemlich verblüfft aussah. "Ich habe was?", fragte er auch prompt. Rijan runzelte die Stirn. "Spiel jetzt nicht den Unwissenden!", fauchte sie ungehalten. Sesshoumaru hob einhaltgebietend die Hand und sah sie wieder finster an. "Ich habe dich nicht geküsst.", erklärte er mit Nachdruck. Rijans Wut verstärkte sich. "Ich bin doch nicht verrückt. Natürlich hast du das. Ich war schließlich dabei." Sesshoumaru umfasste ihr Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. "Ich habe dich ..." Er brach ab, als schien ihm etwas zu dämmern. "Oh!", meinte er knapp und ließ sie wieder los. Rijan sah ihn verwirrt an. Beinahe sah es so aus, als wäre er wirklich der Überzeugung gewesen, sie nicht geküsst zu haben. "Du hieltest das für einen Kuss?" Irrte sie sich oder fand er das tatsächlich belustigend? Rijans Verwirrung nahm zu. "Deine Lippen haben meine berührt. Das wirst du doch nicht bestreiten wollen?" Ihre Unsicherheit nahm zu, als er sie schweigend ansah. Gelegentlich zuckten seine Ohren, als könnte er hören, was genau in der Ferne geschah. Unruhig blickte sie zu den Flammen am Horizont. Sie hatten eigentlich wirklich keine Zeit, diese Dinge zu diskutieren. Sie war schließlich aus einem anderen Grund hier. Dennoch wüsste sie gerne, wie er das alles bezeichnet hätte. Sesshoumaru seufzte und blickte sie schließlich fest an. "Nein, das bestreite ich auch nicht. Aber ich habe dich nicht geküsst, Rin. Für den Fall, dass du es vergessen haben solltest, ich hatte zu diesem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf, als mir darüber Gedanken zu machen, ob ich dich küssen soll oder nicht." Rijan kam sich plötzlich wirklich wie eine dumme Gans vor. Aber sie war sich doch so sicher gewesen. Jetzt von ihm belehrt zu werden, war wirklich demütigend. Wie dumm sie doch war. "Das habe ich nicht vergessen. Aber als was hätte ich es sonst bezeichnen sollen? Wenn Menschen sich küssen, passiert genau das. Küssen sich Dämonen denn nicht?" Sesshoumaru wollte erst antworten, schwieg dann aber doch. Nein, vermutlich taten das Dämonen nicht. Röte stieg in ihr Gesicht und sie drehte sich beschämt weg. Mein Gott, peinlicher konnte das auch nicht mehr werden. Sie fing an leise zu lachen und bemerkte, dass sie wieder anfing zu weinen. Doch es konnte noch peinlicher werden. Sie war hier um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Nach so einem kolossalen Missverständnis war das wirklich der ideale Zeitpunkt. "Hast du jemals so gefühlt, wenn dich ein Mensch geküsst hat?", fragte er überraschend. Oh Gott, wie schlimm konnte diese Unterhaltung denn noch werden? Der Schmerz, der ihren Körper peinigte, schien nichts mehr im Vergleich zu dem zu sein, der ihr Herz beutelte. "Rin?" Sie drehte sich zögernd wieder um und zuckte mit den Schultern. "Ich wurde noch nie geküsst.", erklärte sie leise. Sesshoumaru sagte dazu nichts und Rijan versuchte aus dieser Lage wieder einigermaßen glimpflich herauszukommen. "Was hast du dann getan?", fragte sie energischer. Sie begegnete seinem Blick und bemerkte, dass seine Augen anfingen wieder golden zu glänzen. Sie konnte nicht anders als ihn schweigend für seine Kraft zu bewundern. "Tensaiga!", erklärte er knapp, als wäre damit alles klar. "Ich verstehe nicht." Erneut seufzte er und das Rot verschwand ganz aus seinen Augen. "Tensaiga ist ein Teil meines Vaters. Es wurde aus seinen Stoßzähnen geschaffen, genau wie einst Inuyashas Tetsaiga. Tensaigas Kraft liegt darin, Leben zu geben, wohingegen Tetsaiga Leben zum Schutz anderer vernichten soll. Ich bin ein Nachfahre meines Vaters und trage somit auch einen Teil Tensaigas in mir. Tensaiga verteidigt sich selbst und somit auch mich, weil es ein Teil von mir ist." Sie verstand nicht, was er damit sagen wollte. "Ich sagte dir, dass Tensaiga dich von nun an beschützen wird. Deswegen gab ich dir einen Teil von Tensaigas Macht. Wie ich schon sagte, es beschützt sich selbst und da du nun ein Teil von ihm in dir trägst, beschützt es auch dich ganz automatisch." Rijan starrte Sesshoumaru aus großen Augen an. Ihre Hand schloss sich fest um Tensaiga. Sie zog das Schwert heraus und reichte es Sesshoumaru. "Aber du brauchst im Moment mehr Schutz als ich." Er schüttelte seinen Kopf. "Tensaigas Macht ist auch nur begrenzt. Es kann meinen Tod nicht verhindern. Es kann ihn nur verzögern. Bei dir ist es besser aufgehoben, glaub mir." Das also war vorhin geschehen. Sie hatte ja gewusst, dass etwas in sie eingedrungen war. Doch woher hätte sie ahnen sollen, dass etwas, dass sich so furchtbar angefühlt hatte, eigentlich etwas sehr gutes gewesen war. Erneut wurde sie wütend. "Und woher hätte ich das alles wissen sollen? Wenn du schon so etwas tust, hättest du mir das gefälligst erklären müssen. Was, wenn ich nicht gekommen wäre? Ich hätte Tensaiga einfach wegschmeißen können und damit wäre dein schöner Plan vollkommen in die Hose gegangen." Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf. "Du bist so unvernünftig." Rijan schenkte ihm einen finsteren Blick und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. Verdammt, wie sollte sie ihm sagen, weswegen sie gekommen war. Sie hatte irgendwie nie darüber nachgedacht, wie absolut unpassend das alles sein würde. "Außerdem ...", setzte er an, verstummte dann aber wieder. Rijan drehte sich zu ihm um und betrachtete Sesshoumaru. Er schien wieder auf etwas zu lauschen, schüttelte dann aber beruhigend den Kopf, als er ihren besorgten Blick sah. "Außerdem was?", hakte sie misstrauisch nach. Noch mehr Dinge, die sie missverstanden hatte? Das konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. "Außerdem würden daran keine Zweifel bestehen, wenn ich dich geküsst hätte." Rijan betrachtete ihn einen Moment vollkommen perplex und ließ sich dann schließlich zu einem müden Lächeln hinreisen. "Du bist wirklich der arroganteste Mann, den ich kenne." Einen Moment lang schien er lächeln zu wollen, doch es wurde verhindert, da Rijan plötzlich gepeinigt aufschrie und in die Knie sank. Ohne sich wirklich zu bewegen, war er bei ihr und stützte sie vorsichtig. Rijan keuchte schwer. Verdammt, diese Schmerzwelle hatte gesessen. Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen, doch das war einfacher gesagt als getan. Sie fühlte eine fürchterliche Angst in sich. Es dauerte bis sie sich davon erholt hatte. Sesshoumaru half ihr vorsichtig auf und knurrte wütend. "Du hättest in der Höhle bleiben sollen." Rijan erstarrte mitten in der Bewegung und sah ihn aus riesigen Augen an. Misstrauen spiegelte sich in seinem Blick. "Ich fühlte Angst.", sagte sie verwundert und starrte ihn immer noch an. Sesshoumaru nickte nur. "Das ist menschlich, Rin. Ihr Menschen könnt mit solchen Schmerzen nicht rational umgehen." Rijan winkte ab und sah ihn immer noch verblüfft an. "Nicht meine Angst.", widersprach sie und ihr Blick bohrte sich in seinen. "Deine Angst konnte ich fühlen." Er wich wie von einem Schlag getroffen zurück und sah sie finster an. "Ich habe keine Angst." Rijan streckte ihre Hand nach ihm aus, doch er wich deutlich vor ihr zurück. "Doch ich fühlte sie ganz deutlich. Ich war erst verwirrt, weil ich eigentlich keine Angst hatte, sie aber dennoch fühlte, bis mir dann klar wurde, dass ich fühle, was du fühlst." Sesshoumarus Verärgerung nahm zu. "Ich habe keine Gefühle.", sagte er mit Nachdruck. "Du bist verwirrt.", sagte sie leise und konzentrierte sich mehr auf diese seltsamen Gefühle. "Vorhin war es genauso. Ich war glücklich dich zu sehen, dass fühlte ich ganz deutlich. Aber unlogischerweise fühlte ich auch Wut und zwar eine ganze Menge davon. Jetzt wird mir das klar." Sie sah ihn an. "Es war deine Wut, die ich noch fühlte." Sesshoumaru sah sie misstrauisch an. Er glaubte ihr offensichtlich nicht und dennoch konnte sie fühlen, dass ihn ihre Ausführungen verwirrten. "Das ist nicht möglich.", sagte er schließlich. Rijan nickte. "Das würde ich auch sagen, wenn ich nicht selbst miterlebt hätte, wie du mir einen Teil von dir injiziert hast." Er wehrte ab. "Ich habe dir einen Teil von Tensaiga gegeben, nicht von mir. Das ist ein Unterschied. Du kannst nicht fühlen, was ich fühle." Rijan quittierte mit einem Lächeln, dass er immerhin schon einmal zugab, überhaupt etwas zu fühlen. "Offenbar aber doch. Ich kann dich fühlen, Sesshoumaru." Sie überlegte einen Moment. "Und ich kann dir sagen, dass du dich sehr gut anfühlst." Er knurrte verärgert und ging ein paar Schritte. Rijan lächelte leicht. Diese Erkenntnis sollte sie wohl schockieren, doch irgendwie freute es sie. Es machte doch sehr vieles einfacher. "Nun denn ...", sagte er schließlich, mittlerweile wieder deutlich ruhiger. "Das spielt sowieso keine Rolle mehr. Wenn ich tot bin, ist es egal, was ich dir alles gegeben habe." Rijan schrie auf und erntete dadurch einen missbilligenden Blick. "Du wirst nicht sterben, verstanden? Wir können von hier verschwinden. Die Dämonenjäger haben sich zusammengeschlossen und kämpfen gegen die Dämonen. Das ist unsere Chance hier heil herauszukommen." Sesshoumaru ging zu ihr zurück und sah sie schweigend an. "Für mich gibt es keine Chance, Rin. Sie sind auch wegen mir hier. Ich bin nicht nur eine Gefahr für Dämonen, ich bin noch viel gefährlicher für Menschen. Mein Tod steht auf beiden Listen ganz oben.", erklärte er sachlich, als wäre das alles eine ganz einfache Sache und hätte nicht seinen Tod zur Folge. Rijan umarmte ihn und presste sich fest an ihn. "Warum bist du hier, Rin? Ich sagte dir das alles bereits einmal. Du kannst nicht mehr kämpfen." Die Gelegenheit! Vermutlich die letzte Chance endlich zu sagen, weswegen sie gekommen war. "Weil ich dich liebe!", flüsterte sie und wusste doch, dass ihre Worte nie so leise sein konnten, dass er sie nicht verstand. Er schwieg dazu und löste sich schließlich sanft von ihr. Rijan sah ihm nach, wie er langsam einige Schritte ging. "Du wirst jetzt nicht schon wieder gehen, ohne etwas dazu zu sagen.", ermahnte sie ihn verzweifelt. "Natürlich liebst du mich.", sagte er schließlich und Rijan glaubte sich verhört zu haben. "Natürlich?", echote sie verwirrt. "Ja, natürlich. Ich bin ein Dämon, Rin. Ein Wesen höherer Art, ich schenkte dir einst dein Leben. Ich rettete dich und sorgte dafür, dass es dir gut ging. Es gab für dich nie eine andere Möglichkeit, als mich zu lieben. Das ist vollkommen natürlich." Rijan schüttelte ihren Kopf. "Das hat überhaupt nichts damit zu tun." Er drehte sich leicht um, so dass sie die Hälfte seines Gesichts sah. "Es hat alles damit zu tun, Rin. Sehr viele Menschen verfallen der Art, die wir Dämonen eben haben. Wir sind anders. Mächtiger, geheimnisvoller. So etwas fasziniert euch Menschen irgendwie." Rijan schüttelte entschieden ihren Kopf. "Wenn du nicht verwundet wärst, würde ich dir wegen deiner Arroganz in den Hintern treten, Sesshoumaru. Das hat rein gar nichts damit zu tun. Diese Menschen, die du gerade beschreibst, lieben nicht, sie sind nur fasziniert. Wage es nicht, meine Gefühle mit solch erbärmlichen Dingen zu vergleichen." Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf und wollte gehen. "Sesshoumaru!" Er blieb stehen und Rijan fühlte erneut deutlich wie sehr sie ihm gerade auf die Nerven ging. Er wollte nicht hier bei ihr sein. Das traf sie wie ein Schlag. Statt ihn weiterhin aufzuhalten, schwieg sie und starrte auf seinen Rücken. "Nani?", fragte er gereizt. Unfähig etwas zu sagen, sank sie wieder auf die Knie und setzte sich schließlich auf die Erde. Sie wusste, dass er ohne hinzusehen erkannte, was sie getan hatte. Sie konnte fühlen, welche Sorgen er sich machte. War es nicht verrückt, dass er zwar nicht hier bei ihr sein wollte, sich aber offenbar um sie sorgte? "Mir geht es gut. Ich bin nur einfach müde. Geh einfach.", flüsterte sie und konnte doch nicht verhindern, dass erneut einen Tränenausbruch ihrerseits erfolgte. Doch er war anders, als die vorhergehenden. Sie weinte nun leise. Sie war zu müde, um dabei hysterisch zu werden. Sesshoumaru tat einen Schritt vorwärts, blieb dann aber doch stehen. Sie versuchte zu fühlen, was in ihm vorging, doch die Heftigkeit ihrer eigenen Gefühle verhinderte, dass sie unterscheiden konnte, wessen Gefühle sie gerade durchlebte. "Rin!" Wann war er zu ihr zurückgekommen? Sie konnte sich nicht daran erinnern gesehen zu haben, wie er sich bewegt hatte. Sie hatte nicht gehört, dass er gelaufen war. Mit feuchten Augen sah sie zu ihm auf. Er ging in die Hocke und für einen Moment glaubte sie sehen zu können, dass selbst er, der große Dämon, körperliche Schmerzen hatte. Erneut war ihr entfallen, wie schwer man ihn bereits verwundet hatte. Sie schluchzte leise und flüchtete sich erneut in seine Umarmung. "Kannst du nicht einfach mit mir gehen?", fragte sie leise und kannte doch die Antwort, bevor er sie sagte. "Du weißt, dass das nicht möglich ist." Sie schluchzte wieder und drückte sich fester an ihn. Er ließ es zu. "Du hättest nicht kommen sollen. Auch das solltest du eigentlich wissen." Sie nickte, denn natürlich hatte er Recht. Dachte sie schon nicht an ihre eigene Sicherheit, sollte sie an seine denken. Wenn er sie beschützen musste, hinderte ihn das gewaltig. Wieder schluchzte sie. "Es tut mir leid. Es tut mir so schrecklich leid, aber ich musste dir einfach sagen ..." Sie sprach nicht zu Ende, denn seine vorherige Reaktion hatte sie mehr getroffen, als sie zugeben wollte. Sie wusste selbst nicht, was sie gedacht hatte. Sicher hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr ebenfalls seine Liebe gestehen würde. Sie war nicht so naiv, daran zu glauben. Sie wusste, dass er sie mochte, damit konnte sie leben. Doch es änderte nichts daran, was sie selbst fühlte. "Dass du mich liebst. Ich weiß, Rin, das weiß ich schon sehr lange." Sie blickte zu ihm auf und konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. Er lächelte ansatzweise. "Ich bin ein Dämon, Rin, versteh das endlich. Ich begreife schneller, als ihr kleinen Menschen das könnt." Sie sollte verärgert sein, über die Art wie er über ihresgleichen sprach, doch der sanfte Ton seiner Stimme milderte seine Worte etwas ab. Und vermutlich hatte er Recht. Wie hatte sie annehmen können, dass er nicht längst erkannt hatte, dass sie ihn liebte? "Und ich verstehe, dass du es hast aussprechen müssen. Doch jetzt, Rin, musst du endlich tun, was ich dir sage. Geh!" Seine Worte klangen jetzt wieder härter. Er stand auf und zog sie mit in die Höhe. "Ich kann das nicht!", flüsterte sie und wusste, dass es die Wahrheit war. Sie konnte nicht mehr kämpfen, konnte nichts tun um ihm zu helfen und wollte auch nicht sehen, was mit ihm geschah, doch etwas, dass sie noch viel weniger konnte, war einfach zu gehen. Er schüttelte seinen Kopf. Widerworte würde er nicht gelten lassen. "Rin, du hast mir versprochen zu gehen, wenn ich es dir sage." Sie erinnerte sich daran und verfluchte diesen Augenblick. "Aber ..." Erneut schüttelte er seinen Kopf. Rijan sah wie langsam das Blut in seine Augen zurückschoss. Seine Ohren zuckten verdächtig. Jemand näherte sich. "Geh jetzt!" Sie wollte erneut widersprechen, doch der Blick, den er ihr zuwarf, sagte sehr deutlich, dass er ihr eigenhändig das Genick brechen würde, wenn sie nicht tun würde, was er wollte. Sie schluckte schwer. "Sess..." Seine Hand legte sich über ihren Mund, während er angespannt lauschte. "Wenn du mich liebst, Rin, tust du, was ich dir sage. Und ich sage geh. Jetzt! Sofort! Dreh dich um, lauf so schnell du kannst und komm nie mehr zurück. Wage es nicht einmal zurückzuschauen." Sie schluckte schwer und blickte in das Gesicht des Mannes, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebte. Und in dem Moment wusste sie auch, dass sie, obwohl sie nicht wusste wie sie ohne ihn weiterleben sollte, wirklich tun würde, was sein Wille war. Für ihn war es wichtig, dass sie in Sicherheit war. Das war sein innerer Friede und wenn es sein letzter Wille war, würde sie ihn ausführen. Sie nickte also, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Er nahm die Hand von ihrem Mund und Rijan drehte sich um. Und obwohl ihr Verstand rebellierte, obwohl ihr Herz in tausend Stücke brach, tat sie was er am sehnlichsten gewollt hatte: Sie verließ ihn! Fortsetzung folgt ... Ich weiß ich bin gemein und dabei nicht mal klein. Eigentlich hatte ich woanders aufhören wollen, aber nach 13 Seiten tun mir die Finger, die Augen und auch sonst alles weh, insofern seid gnädig und wie gesagt wir sind ja bald durch. Ich bedanke mich mal wieder bei euch fürs durchhalten. Ich glaube ihr seid der Story genauso überdrüssig wie ich es bin. Freu mich auf eure Kommis. Ihr seid halt alle so lieb. Dieses ellenlange Chapter geht an Yvonne. Dein letzter Kommi (obwohl extrem kurz) hat doch viel dazu beigetragen, dass der Teil so lang wurde. Arigato. Gruß Rogue Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)