Weil auch morgen die Sonne scheint... von celebhel ================================================================================ Kapitel 1: Begegnug mit einem Fremden... ---------------------------------------- Der beständige Nieselregen der letzten Tage hatte den Boden des Öjendorfer Volksparks aufgeweicht und durch die vielen tausend Menschen, welche heute über das Festgelände liefen, war der einst so grüne Rasen einer schlammigen Ödnis gewichen. Die herrlichen Gewänder der Besucher waren teilweise bis zur Wade voller Schlamm und Dreck und so manches Kleidungsstück würde nach diesem Wochenende wohl nur noch als Putzlappen zu gebrauchen sein. Doch von solchen Kleinigkeiten ließen die Gäste des MPS sich ihre Stimmung nicht trüben. Ganz im Gegenteil. Vor den Bühnen feierten die Menschenscharen ausgelassen zu den Klängen der Trommeln und Dudelsäcke, an den zahlreichen Tavernen trank man sich das Leben mit Met schön und wer gar zu sehr durchnässt worden war, fand sich an einer der zahlreichen Feuer ein, welche am späten Nachmittag entzündet worden waren. Es war erst Anfang September, aber die Temperaturen erinnerten eher an ende Oktober und so waren die Besucher froh darüber sich hier aufwärmen zu können. An einem dieser Feuer hatte sich eine junge Frau eingefunden, welche, vom Regen durchnässt, versuchte sich ein wenig aufzuwärmen. Trotz der Enge die um die wärmende Feuerstätte herrschte, rückten die Menschen sofort noch dichter aneinander um dem Neuankömmling platz zu machen. „Scheiß Wetter.“, begrüßte sie ein älterer Mann im Landsknecht Gewand. „Könnte Schlimmer sein.“, antwortete sie lächelnd und strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen unter das rote Tuch, welches sie sich um den Kopf gebunden hatte. „Genau, besser so als wie in Rastede mit dem Sturm.“, mischte sich eine blonde Frau ein. „Oder in Howe! Da sind wir am Samstag komplett abgesoffen.“, ergänzte ein Ritter zu ihrer linken lachend. „Das Wetter spielt dieses Jahr einfach komplett verrückt.“, meinte die Blondine. „Und mein Rock ist komplett versaut.“, warf eine schwarzhaarige Frau ein. „Wenigstens sind die Gewänder jetzt authentisch.“, meinte die brünette Frau trocken als sie den dreckigen Saum ihres blauen Kleides betrachtete. Die umstehenden lachten und man drängte sich noch enger zusammen um weiteren Besuchern platz am Feuer zu machen. Almänlich würde es der jungen Frau doch zu eng und sie verlies das wärmende Feuer um in Richtung Feuerspektakelbühne zu ziehen. Es wurde bereits dunkel und einige der Marktstände entzündeten Fackeln und Öllampen. Seufzend blickte sie zum abendlichen Himmel, welcher noch immer von Wolken verhangen war. Wenigstens Regnete es im Moment nicht. Obwohl, eigentlich passte der Regen doch ganz gut zu ihrer Gemütslage. Es war das erste Mal das sie das MPS alleine besuchte. Genau hier in Hamburg hatte es vor acht Jahren begonnen, ihre liebe zum Mittelalter. Doch damit hatten unweigerlich auch die Probleme begonnen. Ihr Mann hatte sie einfach nicht verstehen können, verstehen wollen. Seiner Ansicht nach waren die Besucher des Mittelalterfestes allesamt nicht ganz dicht und er fand es höchst überflüssig das Fest öfter als einmal im Jahr zu besuchen. So sehr sie sich auf jedes Fest freute und den Veranstaltungen entgegenfieberte, so sehr sträubte er sich dagegen. Mit der Zeit hatte die junge Frau einsehen müssen das es zwischen ihnen einfach zu viele Unterschiede gab. Sie waren von Anfang an sehr unterschiedliche Charakter gewesen, doch seit sie ihre Leidenschaft für das Mittelalter entdeckt hatte, waren diese Unterschiede zu groß geworden um weiter harmonisch miteinander leben zu können. Die Scheidung einzureichen war ein schwerer Schritt gewesen. Es vielen viele böse Worte und sie war sich sicher das noch mehr folgen würden. Doch letzten Endes war sie sich sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Eigentlich hatte sie ja gar nicht vorgehabt nach Hamburg zu fahren, aber ihre Eltern hatten gemeint ihr würde ein bisschen Abstand gut tun und nun stand sie hier, alleine. „Fuck“, murmelte sie und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. Sie musste sich ablenken, am besten mit einem Konzert. Ein prüfender Blick auf ihre Uhr verriet der traurigen Frau, dass das Nachtkonzert von Saltatio Mortis erst in eineinhalb Stunden beginnen würde. Sie zog ihren Plan aus der Tasche ihres Umhangs und studierte ihn kritisch im schwächer werdenden Licht. „Hmmm. Wenn ich mich beeile schaffe ich es noch zu dem Abendkonzert vom Niveau.“, überlegte sie. Sorgfältig steckte sie den Plan weg und sah sich prüfend um. „Musikerbühne….wo verdammt noch mal war die Musikerbühne.“ Suchend lief sie in die Richtung, wo sie die besagte Bühne vermutete Es wurde rasch dunkler und so hätte die junge Frau die schwarz gewandete Gestalt fast übersehen, welche am Fuße eines großen Baumes saß. Irgendetwas an dieser Person brachte die Brünette dazu stehen zu bleiben. Um wen es sich handelte konnte sie nicht erkennen, das dieser jemand die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen hatte und sein Kopf auf den Knien ruhte. Von der Statur her musste es sich um einen Mann handeln. Zuerst dachte sie es handele sich einfach nur um jemanden er etwas zu tief in Glas geschaut hätte. Das passierte grade hier in Hamburg nicht selten. Doch dann bemerkte die brünette Frau wie die Schultern des Mannes unter dem Umhang verdächtig zuckten. „Anscheinend bin ich nicht die Einzige der es scheiße geht.“, mutmaßte sie. Nachdem sie den schwarz gewandeten Mann noch eine kurze Weile unschlüssig beobachtet hatte, trugen ihre Füße sie wie von selbst zu dem Baum und sie setzte sich wortlos zu ihm. Sie guckte ihn nicht an, sondern beobachtete das Markttreiben vor sich. Der Mann neben ihr hatte den Kopf leicht gehoben und warf ihr unter der Kapuze skeptische Blicke zu. Doch nachdem sie keine Anstalten machte ihn anzusprechen oder ihn anzusehen, lies der Mann den Kopf wieder sinken. So saßen sie eine Weile schweigend da. Die junge Frau war erleichtert das der fremde Mann sie nicht verscheuchte, denn seine Nähe tat ihr gut. Sie lehnte ihren Kopf gegen den breiten Stamm des Baums und nahm einen schluck aus ihrer Metflasche. Wortlos reichte sie die Flasche anschließend an den neben ihr sitzenden weiter, welcher die Flasche nach kurzem zögern entgegennahm, jedoch nicht trank. Stattdessen richtete er das Wort an sie: „Was willst du?“ Verwundert stellte die junge Frau fest das die Stimme des Mannes ihr seltsam vertraut war, obgleich sie nicht vermochte zu sagen wieso. „Nichts.“, war ihre antwort auf seine Frage. Ein ungläubiges Lachen ertönte unter der Kapuze. „Nichts? Klar Süße und ich bin der Papst.“ Es frustrierte sie sein Gesicht nicht sehen zu können und nur mit Mühe bezwang sie den Drang unter die Kapuze zu schauen. „Hoch erfreut eure Heiligkeit.“, entgegnete sie stattdessen. Dieses Mal klang das Lachen freundlicher. „Nein, im Ernst. Was willst du.“ „Ein bisschen Gesellschaft.“ „Aha. Das wird’s sein“, meinte er sarkastisch. Langsam bereute sie es sich zu ihm gesetzt zu haben. Der Typ war ja schlimmer als…naja, schlimmer als irgendetwas ganz schlimmes eben. „Ja wird’s wohl. Ich wollte einfach nicht alleine sein. Tut mir leid wenn ich gestört hab.“ Mit diesen Worten wollte sie aufstehen um noch den Rest vom Niveau zu sehen, doch er hielt sie am Unterarm fest und zog sie wieder runter. „Tschuldige“, murmelte er. Sie beäugte ihn kurz, abschätzend welcher Art seine Absichten waren. Doch nachdem sie sich gesetzt hatte gab er ihren Arm wieder frei. „Der Met ist nicht vergiftet, weißt du.“ „Man kann nicht vorsichtig genug sein.“, meinte er lachend. Okay, das war einfach unfassbar frustrierend. Die brünette Frau wusste genau das sie diese Stimme schon einmal gehört hatte! „Könntest du bitte mit dieser Nazgül Nummer aufhören. Es ist echt blöd mit jemanden zu reden ohne zu wissen wer es ist, geschweige denn wie dieser jemand aussieht.“, bat sie genervt. „Du weißt echt nicht wer ich bin?“, fragte er erstaunt. „Nein. Es mag dich schockieren, aber ich habe keinen Röntgenblick.“ Er lachte und schob mit einer fließenden Bewegung den Stoff seiner Kapuze zurück. Vor ihr saß, noch immer lachend, der Sänger von Saltatio Mortis, Alea. Kapitel 2: Sorgen ----------------- „Verzeih, wo sind nur meine guten Manieren geblieben?“ Mit seiner freien Hand ergriff er ihre und führte diese kurz an seine Lippen. „Alea der Bescheidene. Stets zu diensten Mylady.“ „Ka..Katja.“, stammelte sie verlegen. Oh Gott war das peinlich. Da saß sie die ganze Zeit neben dem Sänger ihrer Lieblingsband, unterhielt sich sogar mit ihm und checkte einfach nicht wer er war. Kein wunder das seine Stimme ihr so vertraut vorkam. Schließlich dudelte sie den ganzen Tag bei ihr zu Hause aus den Boxen ihrer Anlage. „Nicht vergiftet?“, fragte er schmunzelnd und deutete auf die Metflasche. „Nicht vergiftet.“ Sie schüttelte lachend den Kopf woraufhin er sich einen großen Schluck genehmigte. „Und? Verrätst du mir warum du hier sitzt?“, fragte sie schüchternd. „Nein. Das geht dich nix an.“ Sein barscher ton erschreckte die junge Frau. Klar ging es sie nichts an, aber die Heftigkeit seiner Worte passte einfach nicht zu dem Bild das sie von dem lebenslustigen Sänger hatte. Das hier war eben der Mann hinter der fiktiven Maske von Alea dem Bescheidenen. Sie blickte auf ihre Hände, unsicher wie sie sich nun verhalten sollte. „Und bei dir? Verrätst du mir warum du so traurig bist?“ Verwundert hob sie den Blick und bemerkt das Alea sie direkt ansah. Die Versuchung war groß ihn auf die gleiche Art abblitzen zu lassen wie er es zuvor bei ihr getan hatte. Doch noch größer war der Wunsch sich den ganzen Ärger der vergangenen Monate von der Seele zu reden. Vermutlich tat der in reichlichen Mengen genossene Met sein übriges. „Naja…“, begann sie unsicher. „Eher ne lange Geschichte?“, fragte er interessiert nach. Traurig schüttelte sie den Kopf. „Eher ne Kurze. Ich hab mich von meinem Mann getrennt.“ „Scheidung?“, fragte der Sänger mitfühlend. Katja merkte wie bei dem Gedanken an die vergangene Zeit wieder Tränen in ihren Augen sammelten. Ein kurzes Nicken war daher die einzige Antwort zu der sie fähig war. Sachte berührte der Musiker ihren Unterarm und strich beruhigend darüber. Es dauerte eine kleine Weile ehe die junge Frau in der Lage war weiter zu sprechen. „Es passte einfach nicht mehr. Wir waren zu verschieden. Haben uns ständig wegen dem Mittelalter gestritten und so.“ Alea konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. „Ihr habt euch wegen einer Epoche gestritten die über fünfhundert Jahre her ist?“ Genervt rollte sie mit den Augen. „Wegen dem MPS und wegen…“ An dieser Stelle stockte sie kurz. Sie konnte ihm ja schlecht sagen das auch ihre Vorliebe für Saltatio Mortis ein ständiges Streitthema gewesen war. Schließlich war sie kein pupertierender Teenie mehr. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Und was?“ Alea war etwas dichter an sie heran gerückt, so dass sich ihre Schultern berührten. „Naja, ich hab vor einigen Jahren begonnen meine Mittelalterkleider selber zu nähen. Irgendwie wollte ich das dann auch richtig machen. Also so richtig mit nem eigenen Geschäft und alles. Mein Mann meinte das wäre nur Spielerei und ich solle mir nen vernünftigen Job suchen.“, erklärte sie. Immerhin entsprach diese Erklärung auch im weitesten Sinne der Wahrheit. Das eigentliche Streitthema waren zwar eher die entstehenden Kosten für Stoffe und Nähzubehör gewesen, doch Katja konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen das ihr Mann sie bei ihrem Traum unterstützt hätte. „Das kenn ich“ Die junge Frau schreckte aus ihren Gedanken hoch. Das Gesicht des Sängers hatte einen harten, verbitterten Zug angenommen. „Was glaubst du wie oft ich und auch die Anderen uns anhören mussten das wir uns vernünftige Arbeit suchen sollen. Wenn du einen Traum hast, dann musst du dich früher oder später entscheiden ob dieser Traum es wert ist dafür dein Leben aufzugeben oder nicht. Aber diese Entscheidung musst du treffen und kein Anderer.“ Die Intensität seines Blicks verstärkte seine Aussage noch. Katja hatte ein flaues Gefühl im Magen. Dieses war eine Seite des rothaarigen Sängers, die sie bislang nicht kannte. Diese Ernsthaftigkeit und Verbitterung erschreckten sie. Beinah hätte sie ihn tröstend in den Arm genommen, doch sie traute sich nicht. Zum einen wusste sie nicht ob er derart emotionale Gesten einer ihm fremden Person zulassen würde und zum Anderen war er immer noch der Sänger von SaMo und sie sein Fan. Kapitel 3: MARCO POLO --------------------- Alea lies seinen Blick hinüber zum Markt gleiten. Die knisternden Feuer erhellten hier und da die Nacht und in einiger Entfernung sah man von Zeit zu Zeit hohe Flammensäulen in den Himmel schießen. Allem Anschein nach hatte die Feuerschow schon begonnen und Sir Henry Hot heizte der Menge auf seine Weise ordentlich ein. Der Sänger seufzte und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. „Wir haben uns gestritten.“, begann er unvermittelt. Katja wandte sich ihm überrascht zu. „Du und die Band?“, hakte sie nach. Er lehnte seinen Kopf gegen den Baumstamm und schloss die Augen. „Nein…meine Frau und ich.“ Die junge Frau war mehr als erstaunt. Aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund hatte der Mann neben ihr wohl beschlossen ihr zu vertraue. Dieser hatte seine rechte Hand gehoben und starrte wehmütig auf den Ring an seinem Finger. Katja nahm an das er ihr nicht noch mehr verraten würde, doch nachdem der Musiker sich noch einen Schluck Met genehmigt hatte fuhr er fort. „Ich dachte es wäre kein Problem. Sie ist da halt so mit rein gewachsen. Wir kennen uns ja schon so lange. Aber mit den Jahren ist es halt immer mehr geworden. Ich bin ja fast das ganze Jahr unterwegs und ich kann schlecht von ihr verlangen mich überallhin zu begleiten.“ Mit einer freien Hand fuhr er sich durchs Haar. „Das würde sie nicht glücklich machen, so wie es mich nicht glücklich machen würde den ganzen Tag zu Hause zu hocken. Sie will das ich mich entscheide was mir wichtiger ist, sie oder mein Leben als Spielmann.“ Er machte eine wage Geste in Richtung Markt. „Das hier ist mein Leben, aber sie gehört auch zu meinem Leben.“ Zuerst wusste die junge Frau neben ihm nicht was sie dazu sagen sollte oder ob sie überhaupt etwas sagen sollte. Das war ja mal was! Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die des Spielmanns. „Ist sie denn ein Teil deiner Welt?“ Aufmerksam beobachtete sie den Frontmann von Saltatio Mortis. Dieser erwiderte ihren Blick sichtlich verwirrt. „Meine Welt?“ „Ja, das war die Frage die ich mir damals auch stellen musste. Das ich meinen Mann liebte…das ich ihn liebe, das war nie die Frage. Aber mit der Zeit erkannte ich das er niemals ein Teil meiner Welt werden würde und ich kein Teil seiner Welt, nicht ohne das einer von uns sich vollkommen verbogen hätte.“ Er lies den Kopf hängen. „Hmmm…jetzt bin ich so schlau wie vorher. Ich kann mich einfach nicht entscheiden.“ „Auch das ist eine Entscheidung Alea. Im Grunde genommen ist es eh egal wie du dich entscheidest. Es gibt keine richtigen und falschen Entscheidungen. Was zählt ist die Art und Weise wie wir mit den von uns getroffenen Entscheidungen leben.“ „Wow, du bist ja richtig tiefsinnig. Musst dich dringend mal mit unserem Lästerlichen unterhalten.“, meinte er lachend. Katja wurde sofort rot. Nur gut das es inzwischen so dunkel war. Warum hatte sie auch nicht ihre vorlaute Klappe halten können? Am liebsten wäre die Brünette im Boden versunken. Sie zuckte merklich zusammen als jemand plötzlich einen Arm um ihre Schultern legte. Der Sänger zog sie kurz an sich. „Danke.“ „Wofür?“ „Dafür das du mich auf andere Gedanken gebracht hast. Ein SaMo Konzert mit nem depressiven Alea kommt bestimmt nicht gut.“ Er legte auch seinen zweiten Arm um sie. Ihr Gesicht lag jetzt irgendwo zwischen seinem Hals und seiner Schulter. Inständig betete Katja das ihr Lieblingssänger ihr verräterisch laut pochendes Herz nicht wahrnahm. Er roch überraschend gut, obwohl er schon drei Konzerte hinter sich hatte und den ganzen Tag auf dem MPS unterwegs gewesen war. Das mit den wohlriechenden Bandmitgliedern schien zumindest zu stimmen. „Marco! Marco! MARCO!“, schrie jemand quer übers Festgelände. Verwundert blickten die beiden in die Richtung aus der die Stimme kam. „MARCO!“ Plötzlich fing Alea schallend an zu lachen, legte die Hände trichterförmig an den Mund und Antwortete: „POLO!“ „MARCO?“ „POLO!“ „MARCO!“ „POLO!“ Breit grinsend stolperten Elsi und Luzi auf die beiden am Boden sitzenden zu. Direkt vor Alea blieb der jüngere stehen und beugte sich etwas runter „GEFUNDEN!“ „Mensch Elsi, willst du das ich taub werde?“ „Selber schuld, warum verschwindest du auch einfach spurlos? Hättest wenigstens dein Handy anmachen können.“ „Genau, wir laufen uns hier die Füße platt und du sitzt gemütlich unterm Baum zu saufen“, ergänzte Luzi. „Von wegen gemütlich. Der Boden ist total nass.“, beschwerte Alea sich, so als wäre es die Schuld des einsamen L’s. Dieser kramte eine Taschenlampe hervor und beleuchtete damit die Szene. „Is nicht mein Problem. Sieh man lieber zu das du langsam in die Hufe kommst.“ „Warum?“, fragte der Sänger und sah seine Bandkollegen verwundert an. Diese rollten synchron mit den Augen und der Rothaarige antwortete: „Ach so ne Band hat da in etwa zehn Minuten ein Konzert, soll angeblich ganz toll sein. Nur den Sänger, den kannste total vergessen.“ Wie von der Tarantel gestochen sprang Alea auf und schmiss dabei Elsi um, welcher noch immer vor ihm gehockt hatte. „Scheiße, warum habt ihr mir nicht eher bescheid gesagt?“ Der Jüngste klopfte sich den Dreck von der Hose. „Weil wir dich nicht gefunden haben. Hast ja auch keinem gesagt wo du hingehst…oder mit wem.“ Bei diesen Worten drehte Elsi sich zu Katja und reichte ihr die Hand um ihr beim aufstehen zu helfen. „El Silbador, sehr erfreut.“ „Mensch Elsi, dafür ist jetzt keine Zeit.“, meinte Alea und drückte der jungen Frau mit einem entschuldigendem Lächeln die nun leere Metflasche in die Hand. „Tschuldige. Gib dir nach dem Konzert einen bei Tom aus.“ „Schon gut.“, meinte sie achselzuckend. Der Sänger und Elsi liefen im Laufschritt Richtung Feuerpektakelbühne. „Ey, könnt ihr auch mal warten?“, rief Luzi ihnen entrüstet hinterher. Doch bevor auch er sich auf den Weg machte, drückte er Katja noch seine Taschenlampe in die Hand. „Hier, halt mal. Die will ich aber wiederhaben.“, meinte er, während den anderen beiden hinterher joggte. Zurück blieb eine reichlich verwirrte Katja. _______________________________________________________________ *Panisch umseh* Bitte, bitte nicht böse sein. Ich weiss es ist seltsam das er sich nun doch öffnet, aber ich hab mir da was bei gedacht, versprochen -.-° Und das mit seiner Frau und dem Streit...ALLES FIKTION! Eine geruhsame Nacht wüncht euch eine wirklich, wirklich müde Celebhel. Kapitel 4: Entführung bei Nacht ------------------------------- Das Konzert hatte bereits begonnen und der Klang der Dudelsäcke und Trommeln erscholl in der Nacht Katja stand etwas abseits der feiernden Menschenmasse, welche sich mehr oder weniger anmutig im Takt der Musik bewegten. Die Gestalt des Sängers war auf die Entfernung nur als winziger, springender Punkt ausfindig zu machen. Katja musste unwillkürlich lächeln. Allem Anschein nach hatte er wieder in seine Rolle als Frontmann und Animateur zurückgefunden. Die junge Frau verspürte wenig Lust darauf sich unter die feiernden Menschen zu mischen. Also drehte sie der Feuerspektakelbühne den Rücken zu und verlies das Festgelände. Im Lichtkegel von Luzis Taschenlampe suchte sie sich ihren Weg durch den Öjendorfer Volkspark zurück zur Campsite. Das kleine, rote Zelt wirkte zwischen den großen Artgenossen und den komfortablen Wohnmobilen regelrecht verloren. Es war grade groß genug damit eine Person darin schlafen konnte und da Katja nicht auf den Luxus einer dicken Luftmatratze verzichten wollte, stieß sie beim sitzen fast an das Zeltdach. Dennoch war die junge Frau froh als sie ihre Schlafstätte erreichte. Der Tag war anstrengend gewesen und vom vielen Laufen taten ihr die Füße weh. Es war schon unglaublich wie viele Kilometer Fußweg man an einem MPS-Wochenende hinter sich brachte. Seufzend ging sie in die Hocke, öffnete den Reißverschluss und kletterte hinein. Obwohl die Sonne sich kaum gezeigt hatte, war die Luft stickig und verbraucht. Daher beschloss Katja nur das Moskitonetz zu schließen. Es würde schon keiner auf die Idee kommen zu ihr ins Zelt zu krabbeln… „und wenn doch, dann bin ich heute Nacht wenigstens nicht allein…“, flüsterte sie sarkastisch. Genervt legte sie sich hin und starrte an die Decke des roten Zelts. Wirklich wunderbar, einfach klasse! Da lag sie nun in Hamburg auf einer Luftmatratze in ihrem Mini-Zelt und führte Selbstgespräche…Bei aller Liebe, das ging eindeutig zu weit. Grummelnd rollte sie sich auf den Bauch und angelte ein Buch aus ihrer Tasche. Im Schein der Taschenlampe begann sie zu lesen. Lesen, das war Katjas Droge. Bücher faszinierten sie, waren ihr ständiger Begleiter, Freund und Seelentröster. Wenn sie ein Buchdeckel aufschlug, war es als tauchte sie in eine andere Welt ein. Neben ihr hätte der dritte Weltkrieg ausbrechen können, sie hätte es nicht bemerkt. Jedenfalls behaupteten das immer alle von ihr. So vertieft in ihre Lektüre, bemerkte die brünette Frau nicht wie die Zeit verstrich. „Gefunden“, flüsterte eine Männerstimme direkt in ihr Ohr. Schreiend sprang Katja zurück und stieß dabei unvermeidlich gegen die Zeltdecke. Reflexartig warf sie ihre einzige Waffe, die Taschenlampe, in Richtung Eingang, wo diese mit einem dumpfen Knall auf einen Widerstand traf. „Verdammte Scheiße!“, erklang eine Stimme vor dem Zelt. „Selber Schuld.“, meinte jemand Schadenfroh. „Das kommt eben davon, wenn man nachts jungen Damen auflauert.“, belehrte eine dritte Person die Erste. Die Stimmen waren eindeutig männlich und besonders die Erste kam ihr äußerst bekannt vor. Mit klopfendem Herz rutschte sie vorsichtig zum Zellteingang und lugte nach draußen. Tatsächlich. Vor ihr standen Elsi und Luzi, welche lachend ihren Freund Alea betrachteten. Besagter saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem feuchten Boden und rieb sich die Stirn. Elsi blickte amüsiert auf Katja hinab, welche versuchte möglichst würdevoll aus dem winzigen Zelt zu krabbeln. „Bitte nicht werfen, wir kommen in Frieden.“ „Keine Sorge, ich schätze mal sie hat ihre Munition bereits verschossen.“, sagte Luzi mit säuerlichem Tonfall und bückte sich um die Taschenlampe aufzuheben. Katja war es endlich gelungen mehr oder weniger elegant aus ihrem Zelt zu steigen. „Oh mein Gott, das wollte ich nicht.“, stieß sie erschrocken hervor und beugte sich zu dem Sänger herunter. „Ja und meiner auch.“, meinte Alea trocken. „Tja, alles Karma mein Bester.“, meinte Elsi lachend und streckte seinem Freund die Hand entgegen um ihm auf zu helfen. „Ohja, es lebe das Karma.“, erwiderte er und versuchte sich den Dreck von seiner Hose zu klopfen. „Tut mir wahnsinnig leid.“, meldete sich Katja zu Wort. „Ach kein Ding. Er hat ja selber Schuld wenn er sich so anschleicht. Und an einer Taschenlampe is noch keiner gestorben.“, sagte El Silbador gutmütig und klopfte der jungen Frau auf die Schulter. „Jaja, Schläge auf den Hinterkopf erhöhen ja bekanntlich das Denkvermögen.“, gab Alea zurück und schlug mit der Linken leicht gegen Elsis Kopf. „Gib es auf Alea. Wo nichts ist kann auch nichts vermehrt werden.“ Luzi trat neben seinen Bandkollegen und hielt Katja mit gespielter Verwunderung die Taschenlampe vor die Nase. „Du wirst es nicht glauben, aber früher, da hatte ich mal genau so eine Taschenlampe. Der einzige Unterschied ist nur das MEINE Taschenlampe funktioniert hat und DIESE Taschenlampe nicht.“ „Kein Wunder, die da hat ja auch Bekanntschaft mit nem Dickschädel gemacht.“, warf Elsi ein und warf Alea einen viel sagenden Blick zu. Katja schaute betreten zu dem rothaarigen Mann. „Sorry Luzi. War wirklich keine Absicht.“ „Hmpf.“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und warf die lädierte Lampe in Katjas Zelt. „Mach dir nix draus Luzi, was hin is is hin.“ Aufmunternd legte El Silbador einen Arm um den Kleineren. „Apropros hin sein“ Mit verschränkten Armen baute der Sänger sich vor der jungen Frau auf. „Wo bitte warst du? Ich hab nach dem Konzert bei Tom gewartet. Stand da wie bestellt und nicht abgeholt, aber von dir keine Spur.“ Verwirrt sah die Brünette ihn an. „warum?“ Zugegeben, diese Erwiderung war nicht grade das Intelligenteste was sie hätte sagen können, doch in dem Moment viel ihr einfach nicht mehr ein. „Warum? Weil ich dir ein Met versprochen habe?“ „Ach, deswegen…Naja, hab ehrlich gesagt nicht geglaubt das du das ernst meinst.“ „Ein Spielmann steht zu seinem Wort.“ Grinsend griff er nach Katjas Hand und zog sie hinter sich her. „Jetzt gibt’s endlich was zu saufen.“, freute sich das jüngste Bandmitglied. „Tja, ich hoffe du bist trinkfest.“, meinte Luzi lachend. Ein wenig überrumpelt folgte Katja den Dreien über die nasse Wiese. Kapitel 5: Die nächste Runde bitte! ----------------------------------- Hallo ihr Lieben! Ich weiß, ich weiß...ihr habt auf dieses Kapitel seeeehr lange warten müssen :-( Tut mir leid. Bin noch immer nicht so ganz zufrieden, aber ich denke besser wird es nicht mehr... Danke an mein Betalein, hoffe jetzt sind die meisten Rechtschreibfehler weg...wer noch was findet darfs behalten ;-) *Gummibärchen und Kekse hinstell* Also, viel Spaß beim Lesen. Kapitel 5 Die nächste Runde bitte! Es hatte wieder zu nieseln begonnen. Augenrollend blickte der Lästerliche zum wolkenverhangenen Nachthimmel. „Na toll. So geht das nicht, Tom. Da verwässert ja mein schöner Met vollkommen!“ „Stimmt, da muss der Herr Lasterbalk ja heute gleich doppelt so viel trinken, um das wieder auszugleichen “, pflichtete der Tambour ihm lachend bei. Der Wirt der Drachenschenke schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ihr wollt doch nur wieder die Zeche prellen.“ „Wir? Niemals, Tom! Was denkst du denn von uns?“ Die beiden Spielmänner schenkten dem Wirt ihren besten Unschuldsblick. „Oh Mann.“ Seufzend strich sich Tom über seinen kahlen Kopf, ehe er resignierend meinte: „Also gut, aber nur einen Becher.“ „Für jeden?“, fragte Jean bemüht beiläufig. „Jaja “, meinte Tom und nahm zwei Tonkrüge, um diese zu befüllen. Der Tambour und der Lästerliche warfen sich einen diabolischen Blick zu und gaben dann lauthals kund: „DIE NÄCHSTE RUNDE GEHT AUF TOM!“ Sofort verstummten rund um die Drachenschenke die Gespräche und die Leute beeilten sich, dem vollkommen überrumpelten Tom ihre Krüge unter die Nase zu halten. „Du hast doch gesagt ‚für alle’ , mein liebster Tom!“, rief Lasterbalk ihm zu. Mit bitterböser Miene machten Tom und seine Helferinnen sich daran, den Met auszuschenken. „Nana, Tom, immer hübsch lächeln, damit wenigstens morgen die Sonne scheint.“ Dieser geistreiche Kommentar kam von Falk, welcher sich gut gelaunt zu seinen Bandkollegen gesellte. „Genau, so wie du guckst, gibt es morgen Gewitter “, meldete sich Hodi von der Gruppe Feuerschwanz zu Wort. „Und du vergraulst deine Gäste “, ergänzte Dominik, der Frontmann von Metusa. „Wenn sie eure Musik aushalten, schreckt die nichts mehr ab “, konterte Tom. Dominiks Bandkollegin Anja nahm Tom lächelnd zwei Becher ab und gab Dominik den einen, während sie selbst den anderen an ihre Lippen führte. „Auf dich,Tom “, sagte Jean und prostete dem Wirt höflich zu. „AUF TOM!“, erscholl es sogleich von den übrigen Gästen. „Jaja, ihr mich auch “, brummte dieser vor sich hin. Er wollte gar nicht wissen, wie viel Verlust ihm diese Freirunde einbringen würde. Für gewöhnlich war es ja ein Segen, dass die Spielleute so viele Gäste an die Drachenschenke lockten, aber das hier war nun wirklich nicht mehr lustig. Noch immer verärgert richtete der Wirt das Wort an Lasterbalk. „Ihr könntet wenigstens etwas Musik machen. So als Gegenleistung für das Freigetränk.“ „Tut mir leid, mein Bester, aber wie du siehst, fehlen mir leider einige Bandmitglieder. Frank ist im Nightliner, ich glaube, unser Asiat ist für heute bedient. Und Till ist vor ’ner guten halben Stunde zum Dixi marschiert, glaub aber nicht, dass wir den so bald wiedersehen.“ „Aha. Und wo ist der Rest?“ „Da bin ich überfragt “, antwortete der Musiker schulterzuckend. Dominik warf mit gespielter Verwunderung ein „Wie? Keine Ahnung, wo deine Dudelsackspieler stecken?“ „Vielleicht wurden sie von einem Fan gekidnappt “, kommentierte Falk trocken. Jean lachte laut auf und verschüttete dabei einen Teil seines Mets. „Alea und Elsi ja, aber was zur Hölle wollen die mit Luzi?“ „Boah, seid ihr gemein!“ Anja strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und funkelte die Mitglieder von Saltatio Mortis gespielt wütend an. „Luzi kann einem echt leid tun. Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr.“ Lachend schlug Hodi dem Tambour auf die Schulter. „Scheint fast so, als hätte Anja ein Herz fürs L.“ „Das ist es!“ Lasterbalk griff nach Anjas freier Hand und betrachtete sie, als wäre die Sängerin das achte Weltwunder. „Da suche ich eine komplette Saison nach einer Frau für ihn und dabei warst du die ganze Zeit zum Greifen nah!“ Jean Méchant stellte sich neben ihn und strahlte wie ein Weihnachtsbaum. „Mensch, Mädel, warum hast du denn nichts gesagt? Meinen Segen habt ihr.“ Nun mischte sich auch noch Falk ein, welcher die Unterhaltung nur zur Hälfte mitbekommen hatte, und fragte höflich nach: „Seit wann seid ihr denn ein Paar? Das hab ich ja gar nicht gewusst.“ Die blonde Frau schüttelte energisch den Kopf. „Nein, nein, nein, nein.“ „Genau!“, mischte sich ihr Bandkollege Dominik wieder ein. „Anja geben wir nicht her. Außerdem kommen eure drei Vermissten und sie bringen jemanden mit.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Feuerspektakelbühne. „Aha, also doch Kidnapping “, meinte Jean. „Ja, und sie sind ihr so auf den Keks gegangen, dass sie sie freiwillig zurück bringt “, ergänzte Tom trocken. Beiläufig griff er nach Lasterbalks leerem Becher und fragte unschuldig: „Für dich auch noch mal?“ „Ja klar, Tom “, antwortete der Musiker. „DIE NÄCHSTE GEHT AUF SAMO!“, rief Tom und warf den verdutzt dreinblickenden Spielleuten ein gehässiges Grinsen zu. „Tja, selber Schuld. Das kommt davon, wenn man sich mit dem Wirt anlegt.“ Im Schein der vielen Feuerstellen drängten sich die Besucher zusammen und vereinzelt drangen Wortfetzen der vielen Gespräche an Katjas Ohr. Sie lief zwischen Alea und Luzi, während Elsi mit einer Fackel in der Hand vor ihnen herstolzierte und dabei leise vor sich hin sang: „Elsi bringt euch Feuer, die Macht zu verbrennen, Elsi bringt euch Feuer, erhelle euren Weg.“ Es war ihr ein Rätsel, wo der Dudelsackspieler die Fackel hergezaubert hatte. Kaum hatten sie das Festgelände erreicht, da hatte der junge Musiker das besagte Stück hochgehalten und angefangen, seine Version von Prometheus zum Besten zu geben. Von Luzi stiegen ab und an kleine Rauchwölkchen auf, wenn er selbstvergessen an seiner Kippe zog, und Alea war voll und ganz damit beschäftigt, jeden Zweiten zu grüßen, der ihren Weg kreuzte. Katja schlang fröstelnd die Arme um ihren Oberkörper. Die Temperaturen waren im Gegensatz zu heute Nachmittag noch einmal deutlich gefallen, doch die Brünette war zu stolz und dickköpfig, um ihre Begleiter darum zu bitten. noch einmal zurück zum Zelt zu gehen, damit sie sich etwas Wärmeres hätte anziehen können. „Meine Güte, du siehst ja aus wie ein Statist von der Titanic“, meinte Luzi augenrollend. Genervt blieb er stehen, warf seine Zigarette auf den Boden und schälte sich aus seinem Hoodie. „Kann man ja nicht mit ansehen“, sagte er vorwurfsvoll. Auch die Anderen waren stehen geblieben und beobachteten das L amüsiert. „Was denn, Luzi? Hast du Hitzewallungen oder so?“, fragte der Sänger lachend. El Silbador wechselte spontan von Prometheus zu einer äußerst anrüchigen Version von You can leave your hat on, was Alea zu einer kleinen Tanzeinlage animierte. „Vollspasties“, zischte Luzi und reichte Katja seine Jacke. „Das hätte ich an deiner Stelle jetzt aber nicht gemacht, jedenfalls nicht nach der Sache mit der Taschenlampe. Die hat sie ja als Wurfgeschoss missbraucht, wer weiß, in was sie deine Jacke verwandelt “, gab Alea zu bedenken. „Ja, vielleicht macht sie ’ne Handtasche draus“, warf Elsi lachend ein. Katja schlüpfte dankbar in den warmen Hoodie, während Luzi sich eine neue Zigarette anzündete. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, die Spielleute schienen sich nach dem Nachtkonzert noch immer in einer Art Rausch zu befinden, und wenn Katja es nicht selber miterlebt hätte, hätte sie es nicht für möglich gehalten, dass der Sänger noch vor wenigen Stunden vollkommen depressiv unter den Bäumen gesessen hatte. Nur hin und wieder glitt sein Blick abwesend in die Ferne, aber nie lange genug, als dass seine Bandkollegen etwas bemerken konnten. Die Brünette fragte sich, wie viel von dem echten Alea sie hier grade sah, oder ob er sich vollständig hinter dieser fiktiven Maske verbarg. Ihr Blick glitt über die anderen Beiden. Waren sie wirklich so, wie sie sich jetzt gaben? Oder verbarg sich hinter diesem Verhalten ebenfalls ihr wahres Ich? „TOM!“, rief El Silbador plötzlich und deutete auf eine Ansammlung von Menschen unweit von ihnen. „Jetzt gibt’s was zu saufen, Jungs.“ Alea griff nach Katjas Hand und zog sie mit sich in Richtung der Drachenschenke. Die Berührung hatte etwas Vertrautes und Katjas Herz schlug unwillkürlich schneller. „Wird auch Zeit “, motzte das einsame L, während er sich missmutig einen Regentropfen von der Nase wischte. Die drei Spielmänner steuerten zielsicher ihre übrigen Bandkollegen an, was auch nicht besonders schwer war, da Lasterbalk die meisten anderen Gäste um einen guten Kopf überragte. „Auch mal da?“, wurden die Neuankömmlinge von Jean begrüßt. „Nee, sieht nur so aus “, konterte Elsi und angelte nach dem Metkrug des Tambours. „Hey, lass mir noch was übrig “, motzte der Franzose und versuchte erfolglos, sein Getränk zurück zu erobern. „Lass mich doch, ich muss mir das Wetter halt schön saufen.“ „Ich befürchte, so viel Alkohol hat nicht einmal der gute Tom “, sinnierte Mümmelstein und warf dem dunklen Himmel einen vernichtenden Blick zu. „Und? Wen habt ihr da mitgebracht?“ Lasterbalk war neben Alea getreten und schaute zu Katja runter. Na toll! Mit ihren knapp 1.70 Metern war sie zwar eh nicht die Größte, aber neben dem Lästerlichen kam sie sich vor wie ein Zwerg. Luzi und Elsi warfen sich einen fragenden Blick zu. „Keine Ahnung. Wir sind nur Begleitung von der Begleitung.“ „Wie darf ich das denn bitte verstehen?“, meinte Lasterbalk und hob in gespielter Verwunderung die Augenbrauen. „Das ist Katja “, meinte der Sänger und lehnte sich über die Theke, um Tom zwei Krüge abzunehmen. Die junge Frau konnte die musternden Blicke der Anderen auf sich spüren. Es war ihr irgendwie unangenehm, warum hatte sie nicht darauf bestanden, in ihrem Zelt zu bleiben? Sie hätte in Ruhe ihr Buch weiterlesen können. Aber nein, sie musste ja unbedingt, wie ein Schaf, hinter den Dreien herlaufen. „Ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank “, dachte sie, als sie den Blick von zwei Frauen auffing, welche ganz in der Nähe standen und augenscheinlich versuchten, Katja mit ihren Blicken zu töten. „Scheiße, Mann, wo zur Hölle bist du denn jetzt wieder gegen gerannt?“ Jean deutete lachend auf Aleas Stirn, wo sich eine deutliche Beule abzeichnete. „DAS war Katja“, erklärte Elsi augenzwinkernd. „Und MEINE Taschenlampe“, ergänzte Luzi vorwurfsvoll. Lasterbalk schüttelte den Kopf und wollte gerade zu einem Kommentar ansetzen, als Alea ihn mit einem strengen Blick anwies: „Egal was, behalte es ausnahmsweise mal für dich.“ „Weil du es bist, Schatz “, erwiderte der Angesprochene und lächelte seinen Freund vielsagend an. „Nun, Katja, da der Rest der Bande anscheinend seine Manieren vollkommen vergessen hat … Jean Méchant le Tambour. Sehr erfreut.“ Der Schwarzhaarige beugte sich über ihre Hand und berührte ihre Haut sanft mit seinen Lippen. Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Dieses Lächeln. Diese Augen. Fuck! Wie konnte eine einzige Person bitte so viel Charme versprühen? „Ka..Katja “, brachte sie stotternd hervor und hätte sich im gleichen Moment am liebsten geohrfeigt. „Hmm, irgendwie hab ich ein Déjà vu.“ Nachdenklich runzelte Alea seine Stirn. Katja wurde schlagartig daran erinnert, wie sie sich ihm vorgestellt hatte. Na toll, peinlicher ging’s wohl nicht! „Mensch, jetzt lasst sie doch mal in Ruhe “, meinte das L entnervt und stieß den Tambour unsanft an, woraufhin dieser endlich Katjas Hand wieder freigab. „Nana, nicht so zickig, Luzi “, mahnte Lasterbalk ihn. „Aber so Unrecht hat er nicht. Hier, zum Wohl.“ Alea reichte ihr einen Krug und prostete der vollkommen überforderten Frau gutmütig zwinkernd zu. „Danke “, hauchte sie und nahm einen Schluck Met. „Ich danke dir.“ Diesen letzten Satz hatte er leise gesprochen. So leise, dass außer ihr ihn wohl keiner gehört hatte. Die übrigen Spielmänner waren in eine angeregte Diskussion vertieft. Anscheinend versuchte Lasterbalk, Luzi dazu zu bewegen, eine Frau anzusprechen, was dieser versuchte zu ignorieren. Einzig Falk beteiligte sich nicht daran. Er trank seinen Met und warf seinem Bandkollegen und Katja hin und wieder einen heimlichen Seitenblick zu. Doch davon bemerkten beide nichts. Alea sah sie an. Ein offener Blick, unverstellt. Es lag so viel Wärme darin, aber auch eine Traurigkeit und Zerrissenheit, welche so prägnant war, dass sie alles Andere verschlang. Es heißt, unsere Augen seien das Tor zu unserer Seele. In diesem Moment verstand sie es. Sie berührte mit ihrer rechten Hand seine Linke. Eine unschuldige, kurze Geste, gepaart mit einem Lächeln, das mehr bedeutete, als Worte hätten sagen können. Die Intimität dieses Moments übertraf alles, was sie kannte, und dieses Gefühl brannte sich tief in ihr Herz und auch wenn sie es jetzt nicht erahnen konnte, so änderte sich in diesem Augenblick ihr Leben vollkommen. Alea schlug die Augen nieder und der magische Moment verstrich. Ihre Hände lösten sich voneinander und als er wieder aufblickte, war auch seine Maske wiederhergestellt. Perfekt und makellos, ein Trugbild, das so viel realer wirkte als die Wirklichkeit. „Verzeihung, kann ich bitte ein Autogramm haben?“, meldete sich eine verschüchterte Stimme. „Klar, kein Problem.“ Scheinbar gut gelaunt widmete sich der Sänger einem Mädchen, welches sich vor Nervosität auf die Unterlippe biss und dem Spielmann eine CD-Hülle entgegen hielt. Katja trat einen Schritt zur Seite und gesellte sich unsicher zu den anderen Bandmitgliedern. Elsi legte ihr seinen Arm um die Schulter und zog sie in ihren Kreis, als würde sie tatsächlich dazu gehören. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Ein Blick über ihre Schulter verriet der Brünetten, dass Alea von einigen Fans in ein Gespräch verwickelt worden war. Er schien äußerst gestenreich etwas zu erklären und die Frauen hingen förmlich an seinen Lippen. „Den bekommen wir so schnell nicht wieder “, meinte Jean und holte Katja aus ihren Gedanken zurück. „Jap. Scheint ganz so, als ginge es um Kung Fu.“ Nachdenklich kratzte Lasterbalk der Lästerliche sich am Kinn. Als er Katjas fragenden Blick auffing, fügte er hinzu: „Auf jedem Markt gibt es ein paar Fans, die den Guten mit Fragen bezüglich des Kampfsports löchern. Irgendwie haben die Damen herausgefunden, dass man Alea mit dem Thema gut ködern kann. So eine Unterhaltung kann schon mal etwas länger dauern.“ „Ich bezweifele allerdings, dass die wirklich alle Kampfsport betreiben “, ergänzte Elsi und musterte eine Frau, welcher das Wort „unsportlich“ regelrecht auf die Stirn tätowiert war. „Lassen wir ihm seinen Spaß.“ Mümmelstein hatte diesen Satz vollkommen lapidar dahin gesagt, aber als sein Blick Katjas traf, bekam sie unwillkürlich Gänsehaut. ___________________________________________________________________________________________ So, das wars ersteinmal von mir. Liest eigentlich auch jemand diese Geschichte? Ich hoffe ich mache mir die ganze Arbeit nicht umsonst ^^ GLG Kapitel 6: Der Morgen danach... ------------------------------- Viel Spaß beim Lesen! *Kakao und Kekse hinstell* Der Morgen danach… „Scheiße“, grummelte der Sänger und zog sich die dünne Bettdecke über sein Gesicht. Egal wie spät es gerade war, es war zu früh! Ein morgendlicher Kater war zwar für einen Spielmann nichts Ungewöhnliches, doch Alea verfluchte ihn jedes Mal aufs Neue. Es ging ihm beschissen. Es gab einfach keine Worte, mit denen man sein momentanes Befinden anders hätte umschreiben können. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn mahnend daran, dass er eigentlich aufstehen sollte, um sein morgendliches Lauftraining zu absolvieren. Doch schon alleine bei dem Gedanken an Bewegung und frische Luft fühlte er, wie ihm schlagartig noch schlechter wurde. Verschlafen fuhr er sich durchs Haar und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Dabei streifte sein Blick kurz über seinen Handrücken, wo jemand mit schwarzem Edding eine Handynummer drauf geschrieben hatte. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. E kam schon mal vor, dass er von seinen Fans Telefonnummern, Adressen oder sogar Zimmerschlüssel zugesteckt bekam. Doch für gewöhnlich verschwendete er am nächsten Morgen keinen weiteren Gedanken daran. Es war notwendig, eine gewisse Distanz zu seinen Fans zu wahren, schon allein seiner Beziehung wegen. Aber bei dieser Nummer war es irgendwie etwas anderes. Sie gehörte zu der jungen Frau, welche ihn gestern aufgemuntert hatte. Er legte die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. Wie war noch gleich ihr Name? Ka…Karin? Nein…Katja! Mit einem triumphierenden Lächeln holte er sein Handy hervor und tippte den Namen und die dazugehörige Nummer ein. Nummer speichern? Unentschlossen starrte er auf das Display, sein Finger schwebte über der Tastatur. Sollte er? „Warum eigentlich nicht“, murmelte er und bestätigte die Nummer. Um das morgendliche Training noch etwas hinauszuzögern, tippte er eine kurze SMS an Katja. Hi, wie geht’s dir? Er zögerte kurz, entschloss sich dann aber doch, die Nachricht abzuschicken. Anschließend warf er das Handy neben sich aufs Bett und vergrub seinen Kopf stöhnend in dem Kissen. Scheiß Kater! Er würde bestimmt nie wieder so viel trinken… Jedenfalls in nächster Zeit nicht… Oder zumindest heute… Aber auf keinen Fall in den nächsten Stunden. ______________________________________________________ Etliche Kilometer entfernt blickte eine junge Frau verwundert auf ihr klingelndes Handy. Eine SMS von Unbekannt? Mit gerunzelter Stirn öffnete sie die Textnachricht und überflog sie. Hi, wie geht’s dir? Kein Absender. Ärgerlich schüttelte sie den Kopf und legte ihr Handy zurück auf die Kommode. Bestimmt wieder so eine Abzocke. Die schrieben einem eine Nachricht und wenn man antwortete, kostete es ein kleines Vermögen. Katja machte sich daran, ihre Tasche fertig auszuräumen und beförderte ihre dreckigen Sachen in die Waschmaschine. Die junge Frau rümpfte angewidert die Nase. Obwohl die vom Regen nasse Kleidung nur kurz in der Tasche gelegen hatte, müffelte alles irgendwie nach nassem Hund. Blöder Regen, nur gut, dass Alea einen wasserfesten Edding dabei gehabt hatte, ansonsten hätte ihre Nummer keine fünf Minuten auf seiner Haut gehalten… Sie stoppte abrupt in ihrer Bewegung. Man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken in ihrem Kopf Gestalt annahmen. Die SMS! Hastig beförderte sie ihre Reisetasche in eine Ecke und lief zurück in den Flur. Dort lag ihr Handy. Katja griff hastig danach und las erneut die unschuldige Nachricht. War sie wirklich von dem Spielmann? Mit gemischten Gefühlen tippte die junge Frau eine kurze, recht burschikos wirkende Antwort. Was geht dich das an? Zugegeben, das war nicht besonders nett formuliert, aber solange sie nicht wirklich sicher sein konnte, von wem diese Textnachricht war, blieb sie lieber etwas vorsichtig. Wenn diese SMS zum Beispiel von ihrem Ex wäre… Katja schüttelte den Kopf, darüber wollte sie erst gar nicht nachdenken, am Ende würde sie noch paranoid werden. Seufzend strich sie sich durch das kastanienbraune Haar und legte ihr Handy wieder zurück auf den kleinen Schrank. Dann trugen ihre Füße sie in die Küche, wo sie nach dem bereitgestellten Glas Aspirin griff und die bittere Flüssigkeit mit großen Schlücken leerte. Scheiß Kater! Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie tatsächlich wieder zu Hause angekommen war. Die Ereignisse der letzten Nacht waren zum größten Teil nur noch eine vage Erinnerung, ebenso der Zeltabbau am frühen Morgen und die äußerst unangenehme Rückfahrt im Zug. Bei jeder Kurve, jedem Bremsen und jeder noch so kleinen Erschütterung hatte Katja befürchtet, ihren Mageninhalt nicht länger bei sich behalten zu können. Nie wieder… Nie wieder würde sie so viel Met trinken! Aber eines stand unumstößlich fest: Spielmänner verstanden was vom Feiern. _______________________________________________ Missmutig schnürte der Sänger seine Laufschuhe zu, warf sich seine Trainingsjacke über und verliess den Nightliner. Bei diesem Wetter würde man normalerweise nicht einmal seinen Hund vor die Tür schicken. Der Sturm riss an seiner Kleidung und der kalte Regen prasselte unaufhörlich auf ihn nieder. Er zog sich dich Kapuze seiner Jacke tief in Gesicht, obgleich er sich nicht dem Irrglauben hingab, sich so wirklich effektiv gegen den Regen zu schützen, fischte seinen MP3-Player aus seiner Tasche und wollte diesen grade einschalten, als er das Vibrieren seines Handys bemerkte. Er stellte sich mit dem Gesicht zum Bus, um das Telefon so vor der Nässe zu schützen, und las die neue Nachricht. Was geht dich das an? Verwundert zog er die Augenbrauen hoch. Was war denn jetzt los? Hatte er sich mit der Nummer vertan? Nein, der Sänger war sich ziemlich sicher, die richtige Nummer eingetippt zu haben. Ihr Verhalten kratzte grade gewaltig an seinem Ego. Jeder andere Fan hätte wohl vor Freude Luftsprünge gemacht, wenn er sich gemeldet hätte. Angepisst schrieb er zurück: Wollte nur nett sein! Dachte du hast auch so n Kater wie ich. Er drückte auf Absenden und stopfte das Handy zurück in seine Hosentasche. Inzwischen klebte seine Kleidung unangenehm auf der Haut und das trug nicht grade dazu bei, seine Laune zu verbessern. „Zicke“, grummelte er und setzte sich endlich in Bewegung, um sein tägliches Training hinter sich zu bringen. _____________________________________________ Tropfnass stieg Katja aus der Dusche. Das hatte gut getan! Das warme Wasser hatte die verspannten Muskeln gelockert und das Aspirin zeigte endlich Wirkung. Vergnügt vor sich hinsummend trocknete sie sich ab und schlüpfte schließlich in ihren flauschigen Bademantel. Die junge Frau tapste barfuß aus dem Bad, bewaffnete sich in der Küche mit einem Kakao und Keksen, griff sich im Vorbeigehen noch ihr Handy und begab sich ins Wohnzimmer, wo bereits ihr Lieblingsbuch auf sie wartete. Sichtlich zufrieden kuschelte sich die Brünette in ihre Wolldecke und griff nach dem dicken Buch. Doch bevor sie es aufschlagen konnte, ertönte das monotone Piepsen ihres Handys. Ihr Blick fiel auf das Display, eine neue SMS. Neugierig öffnete sie diese. Wollte nur nett sein! Dachte du hast auch so n Kater wie ich. Auch so einen Kater? Dann musste es sich definitiv um den Sänger handeln. Katja konnte sich das breite Grinsen nicht verkneifen. Wann bekam man schon mal die Gelegenheit, mit einem Mitglied seiner Lieblingsband zu simsen? Richtig, so gut wie nie! Aufgeregt verfasste sie eine Antwort, achtete aber darauf, nicht allzu euphorisch zu klingen, schließlich wollte sie den Spielmann nicht gleich wieder vergraulen. Hatte auch nen Kater, hab ihn mit Aspirin verscheucht ^^ Genieße jetzt das süße Nichtstun, und du? Sie schickte die Nachricht ab und widmete sich ihrem Buch, doch wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)