Zum Inhalt der Seite

Weil auch morgen die Sonne scheint...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Entführung bei Nacht

Das Konzert hatte bereits begonnen und der Klang der Dudelsäcke und Trommeln erscholl in der Nacht

Katja stand etwas abseits der feiernden Menschenmasse, welche sich mehr oder weniger anmutig im Takt der Musik bewegten. Die Gestalt des Sängers war auf die Entfernung nur als winziger, springender Punkt ausfindig zu machen.

Katja musste unwillkürlich lächeln. Allem Anschein nach hatte er wieder in seine Rolle als Frontmann und Animateur zurückgefunden.

Die junge Frau verspürte wenig Lust darauf sich unter die feiernden Menschen zu mischen. Also drehte sie der Feuerspektakelbühne den Rücken zu und verlies das Festgelände.

Im Lichtkegel von Luzis Taschenlampe suchte sie sich ihren Weg durch den Öjendorfer Volkspark zurück zur Campsite.
 

Das kleine, rote Zelt wirkte zwischen den großen Artgenossen und den komfortablen Wohnmobilen regelrecht verloren. Es war grade groß genug damit eine Person darin schlafen konnte und da Katja nicht auf den Luxus einer dicken Luftmatratze verzichten wollte, stieß sie beim sitzen fast an das Zeltdach. Dennoch war die junge Frau froh als sie ihre Schlafstätte erreichte. Der Tag war anstrengend gewesen und vom vielen Laufen taten ihr die Füße weh. Es war schon unglaublich wie viele Kilometer Fußweg man an einem MPS-Wochenende hinter sich brachte.

Seufzend ging sie in die Hocke, öffnete den Reißverschluss und kletterte hinein.

Obwohl die Sonne sich kaum gezeigt hatte, war die Luft stickig und verbraucht. Daher beschloss Katja nur das Moskitonetz zu schließen. Es würde schon keiner auf die Idee kommen zu ihr ins Zelt zu krabbeln…

„und wenn doch, dann bin ich heute Nacht wenigstens nicht allein…“, flüsterte sie sarkastisch.

Genervt legte sie sich hin und starrte an die Decke des roten Zelts.

Wirklich wunderbar, einfach klasse!

Da lag sie nun in Hamburg auf einer Luftmatratze in ihrem Mini-Zelt und führte Selbstgespräche…Bei aller Liebe, das ging eindeutig zu weit.

Grummelnd rollte sie sich auf den Bauch und angelte ein Buch aus ihrer Tasche. Im Schein der Taschenlampe begann sie zu lesen.
 

Lesen, das war Katjas Droge. Bücher faszinierten sie, waren ihr ständiger Begleiter, Freund und Seelentröster. Wenn sie ein Buchdeckel aufschlug, war es als tauchte sie in eine andere Welt ein. Neben ihr hätte der dritte Weltkrieg ausbrechen können, sie hätte es nicht bemerkt.

Jedenfalls behaupteten das immer alle von ihr.

So vertieft in ihre Lektüre, bemerkte die brünette Frau nicht wie die Zeit verstrich.

„Gefunden“, flüsterte eine Männerstimme direkt in ihr Ohr.

Schreiend sprang Katja zurück und stieß dabei unvermeidlich gegen die Zeltdecke.

Reflexartig warf sie ihre einzige Waffe, die Taschenlampe, in Richtung Eingang, wo diese mit einem dumpfen Knall auf einen Widerstand traf.

„Verdammte Scheiße!“, erklang eine Stimme vor dem Zelt.

„Selber Schuld.“, meinte jemand Schadenfroh.

„Das kommt eben davon, wenn man nachts jungen Damen auflauert.“, belehrte eine dritte Person die Erste.

Die Stimmen waren eindeutig männlich und besonders die Erste kam ihr äußerst bekannt vor.

Mit klopfendem Herz rutschte sie vorsichtig zum Zellteingang und lugte nach draußen.

Tatsächlich.

Vor ihr standen Elsi und Luzi, welche lachend ihren Freund Alea betrachteten.

Besagter saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem feuchten Boden und rieb sich die Stirn.

Elsi blickte amüsiert auf Katja hinab, welche versuchte möglichst würdevoll aus dem winzigen Zelt zu krabbeln.

„Bitte nicht werfen, wir kommen in Frieden.“

„Keine Sorge, ich schätze mal sie hat ihre Munition bereits verschossen.“, sagte Luzi mit säuerlichem Tonfall und bückte sich um die Taschenlampe aufzuheben.

Katja war es endlich gelungen mehr oder weniger elegant aus ihrem Zelt zu steigen.

„Oh mein Gott, das wollte ich nicht.“, stieß sie erschrocken hervor und beugte sich zu dem Sänger herunter.

„Ja und meiner auch.“, meinte Alea trocken.

„Tja, alles Karma mein Bester.“, meinte Elsi lachend und streckte seinem Freund die Hand entgegen um ihm auf zu helfen.

„Ohja, es lebe das Karma.“, erwiderte er und versuchte sich den Dreck von seiner Hose zu klopfen.

„Tut mir wahnsinnig leid.“, meldete sich Katja zu Wort.

„Ach kein Ding. Er hat ja selber Schuld wenn er sich so anschleicht. Und an einer Taschenlampe is noch keiner gestorben.“, sagte El Silbador gutmütig und klopfte der jungen Frau auf die Schulter.

„Jaja, Schläge auf den Hinterkopf erhöhen ja bekanntlich das Denkvermögen.“, gab Alea zurück und schlug mit der Linken leicht gegen Elsis Kopf.

„Gib es auf Alea. Wo nichts ist kann auch nichts vermehrt werden.“

Luzi trat neben seinen Bandkollegen und hielt Katja mit gespielter Verwunderung die Taschenlampe vor die Nase. „Du wirst es nicht glauben, aber früher, da hatte ich mal genau so eine Taschenlampe. Der einzige Unterschied ist nur das MEINE Taschenlampe funktioniert hat und DIESE Taschenlampe nicht.“

„Kein Wunder, die da hat ja auch Bekanntschaft mit nem Dickschädel gemacht.“, warf Elsi ein und warf Alea einen viel sagenden Blick zu.

Katja schaute betreten zu dem rothaarigen Mann. „Sorry Luzi. War wirklich keine Absicht.“

„Hmpf.“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und warf die lädierte Lampe in Katjas Zelt.

„Mach dir nix draus Luzi, was hin is is hin.“ Aufmunternd legte El Silbador einen Arm um den Kleineren.

„Apropros hin sein“ Mit verschränkten Armen baute der Sänger sich vor der jungen Frau auf. „Wo bitte warst du? Ich hab nach dem Konzert bei Tom gewartet. Stand da wie bestellt und nicht abgeholt, aber von dir keine Spur.“

Verwirrt sah die Brünette ihn an. „warum?“

Zugegeben, diese Erwiderung war nicht grade das Intelligenteste was sie hätte sagen können, doch in dem Moment viel ihr einfach nicht mehr ein.

„Warum? Weil ich dir ein Met versprochen habe?“

„Ach, deswegen…Naja, hab ehrlich gesagt nicht geglaubt das du das ernst meinst.“

„Ein Spielmann steht zu seinem Wort.“

Grinsend griff er nach Katjas Hand und zog sie hinter sich her.

„Jetzt gibt’s endlich was zu saufen.“, freute sich das jüngste Bandmitglied.

„Tja, ich hoffe du bist trinkfest.“, meinte Luzi lachend.

Ein wenig überrumpelt folgte Katja den Dreien über die nasse Wiese.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück