Weil auch morgen die Sonne scheint... von celebhel ================================================================================ Kapitel 1: Begegnug mit einem Fremden... ---------------------------------------- Der beständige Nieselregen der letzten Tage hatte den Boden des Öjendorfer Volksparks aufgeweicht und durch die vielen tausend Menschen, welche heute über das Festgelände liefen, war der einst so grüne Rasen einer schlammigen Ödnis gewichen. Die herrlichen Gewänder der Besucher waren teilweise bis zur Wade voller Schlamm und Dreck und so manches Kleidungsstück würde nach diesem Wochenende wohl nur noch als Putzlappen zu gebrauchen sein. Doch von solchen Kleinigkeiten ließen die Gäste des MPS sich ihre Stimmung nicht trüben. Ganz im Gegenteil. Vor den Bühnen feierten die Menschenscharen ausgelassen zu den Klängen der Trommeln und Dudelsäcke, an den zahlreichen Tavernen trank man sich das Leben mit Met schön und wer gar zu sehr durchnässt worden war, fand sich an einer der zahlreichen Feuer ein, welche am späten Nachmittag entzündet worden waren. Es war erst Anfang September, aber die Temperaturen erinnerten eher an ende Oktober und so waren die Besucher froh darüber sich hier aufwärmen zu können. An einem dieser Feuer hatte sich eine junge Frau eingefunden, welche, vom Regen durchnässt, versuchte sich ein wenig aufzuwärmen. Trotz der Enge die um die wärmende Feuerstätte herrschte, rückten die Menschen sofort noch dichter aneinander um dem Neuankömmling platz zu machen. „Scheiß Wetter.“, begrüßte sie ein älterer Mann im Landsknecht Gewand. „Könnte Schlimmer sein.“, antwortete sie lächelnd und strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen unter das rote Tuch, welches sie sich um den Kopf gebunden hatte. „Genau, besser so als wie in Rastede mit dem Sturm.“, mischte sich eine blonde Frau ein. „Oder in Howe! Da sind wir am Samstag komplett abgesoffen.“, ergänzte ein Ritter zu ihrer linken lachend. „Das Wetter spielt dieses Jahr einfach komplett verrückt.“, meinte die Blondine. „Und mein Rock ist komplett versaut.“, warf eine schwarzhaarige Frau ein. „Wenigstens sind die Gewänder jetzt authentisch.“, meinte die brünette Frau trocken als sie den dreckigen Saum ihres blauen Kleides betrachtete. Die umstehenden lachten und man drängte sich noch enger zusammen um weiteren Besuchern platz am Feuer zu machen. Almänlich würde es der jungen Frau doch zu eng und sie verlies das wärmende Feuer um in Richtung Feuerspektakelbühne zu ziehen. Es wurde bereits dunkel und einige der Marktstände entzündeten Fackeln und Öllampen. Seufzend blickte sie zum abendlichen Himmel, welcher noch immer von Wolken verhangen war. Wenigstens Regnete es im Moment nicht. Obwohl, eigentlich passte der Regen doch ganz gut zu ihrer Gemütslage. Es war das erste Mal das sie das MPS alleine besuchte. Genau hier in Hamburg hatte es vor acht Jahren begonnen, ihre liebe zum Mittelalter. Doch damit hatten unweigerlich auch die Probleme begonnen. Ihr Mann hatte sie einfach nicht verstehen können, verstehen wollen. Seiner Ansicht nach waren die Besucher des Mittelalterfestes allesamt nicht ganz dicht und er fand es höchst überflüssig das Fest öfter als einmal im Jahr zu besuchen. So sehr sie sich auf jedes Fest freute und den Veranstaltungen entgegenfieberte, so sehr sträubte er sich dagegen. Mit der Zeit hatte die junge Frau einsehen müssen das es zwischen ihnen einfach zu viele Unterschiede gab. Sie waren von Anfang an sehr unterschiedliche Charakter gewesen, doch seit sie ihre Leidenschaft für das Mittelalter entdeckt hatte, waren diese Unterschiede zu groß geworden um weiter harmonisch miteinander leben zu können. Die Scheidung einzureichen war ein schwerer Schritt gewesen. Es vielen viele böse Worte und sie war sich sicher das noch mehr folgen würden. Doch letzten Endes war sie sich sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Eigentlich hatte sie ja gar nicht vorgehabt nach Hamburg zu fahren, aber ihre Eltern hatten gemeint ihr würde ein bisschen Abstand gut tun und nun stand sie hier, alleine. „Fuck“, murmelte sie und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. Sie musste sich ablenken, am besten mit einem Konzert. Ein prüfender Blick auf ihre Uhr verriet der traurigen Frau, dass das Nachtkonzert von Saltatio Mortis erst in eineinhalb Stunden beginnen würde. Sie zog ihren Plan aus der Tasche ihres Umhangs und studierte ihn kritisch im schwächer werdenden Licht. „Hmmm. Wenn ich mich beeile schaffe ich es noch zu dem Abendkonzert vom Niveau.“, überlegte sie. Sorgfältig steckte sie den Plan weg und sah sich prüfend um. „Musikerbühne….wo verdammt noch mal war die Musikerbühne.“ Suchend lief sie in die Richtung, wo sie die besagte Bühne vermutete Es wurde rasch dunkler und so hätte die junge Frau die schwarz gewandete Gestalt fast übersehen, welche am Fuße eines großen Baumes saß. Irgendetwas an dieser Person brachte die Brünette dazu stehen zu bleiben. Um wen es sich handelte konnte sie nicht erkennen, das dieser jemand die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen hatte und sein Kopf auf den Knien ruhte. Von der Statur her musste es sich um einen Mann handeln. Zuerst dachte sie es handele sich einfach nur um jemanden er etwas zu tief in Glas geschaut hätte. Das passierte grade hier in Hamburg nicht selten. Doch dann bemerkte die brünette Frau wie die Schultern des Mannes unter dem Umhang verdächtig zuckten. „Anscheinend bin ich nicht die Einzige der es scheiße geht.“, mutmaßte sie. Nachdem sie den schwarz gewandeten Mann noch eine kurze Weile unschlüssig beobachtet hatte, trugen ihre Füße sie wie von selbst zu dem Baum und sie setzte sich wortlos zu ihm. Sie guckte ihn nicht an, sondern beobachtete das Markttreiben vor sich. Der Mann neben ihr hatte den Kopf leicht gehoben und warf ihr unter der Kapuze skeptische Blicke zu. Doch nachdem sie keine Anstalten machte ihn anzusprechen oder ihn anzusehen, lies der Mann den Kopf wieder sinken. So saßen sie eine Weile schweigend da. Die junge Frau war erleichtert das der fremde Mann sie nicht verscheuchte, denn seine Nähe tat ihr gut. Sie lehnte ihren Kopf gegen den breiten Stamm des Baums und nahm einen schluck aus ihrer Metflasche. Wortlos reichte sie die Flasche anschließend an den neben ihr sitzenden weiter, welcher die Flasche nach kurzem zögern entgegennahm, jedoch nicht trank. Stattdessen richtete er das Wort an sie: „Was willst du?“ Verwundert stellte die junge Frau fest das die Stimme des Mannes ihr seltsam vertraut war, obgleich sie nicht vermochte zu sagen wieso. „Nichts.“, war ihre antwort auf seine Frage. Ein ungläubiges Lachen ertönte unter der Kapuze. „Nichts? Klar Süße und ich bin der Papst.“ Es frustrierte sie sein Gesicht nicht sehen zu können und nur mit Mühe bezwang sie den Drang unter die Kapuze zu schauen. „Hoch erfreut eure Heiligkeit.“, entgegnete sie stattdessen. Dieses Mal klang das Lachen freundlicher. „Nein, im Ernst. Was willst du.“ „Ein bisschen Gesellschaft.“ „Aha. Das wird’s sein“, meinte er sarkastisch. Langsam bereute sie es sich zu ihm gesetzt zu haben. Der Typ war ja schlimmer als…naja, schlimmer als irgendetwas ganz schlimmes eben. „Ja wird’s wohl. Ich wollte einfach nicht alleine sein. Tut mir leid wenn ich gestört hab.“ Mit diesen Worten wollte sie aufstehen um noch den Rest vom Niveau zu sehen, doch er hielt sie am Unterarm fest und zog sie wieder runter. „Tschuldige“, murmelte er. Sie beäugte ihn kurz, abschätzend welcher Art seine Absichten waren. Doch nachdem sie sich gesetzt hatte gab er ihren Arm wieder frei. „Der Met ist nicht vergiftet, weißt du.“ „Man kann nicht vorsichtig genug sein.“, meinte er lachend. Okay, das war einfach unfassbar frustrierend. Die brünette Frau wusste genau das sie diese Stimme schon einmal gehört hatte! „Könntest du bitte mit dieser Nazgül Nummer aufhören. Es ist echt blöd mit jemanden zu reden ohne zu wissen wer es ist, geschweige denn wie dieser jemand aussieht.“, bat sie genervt. „Du weißt echt nicht wer ich bin?“, fragte er erstaunt. „Nein. Es mag dich schockieren, aber ich habe keinen Röntgenblick.“ Er lachte und schob mit einer fließenden Bewegung den Stoff seiner Kapuze zurück. Vor ihr saß, noch immer lachend, der Sänger von Saltatio Mortis, Alea. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)