Anywhere but here. von TrangChan (NaLu) ================================================================================ Kapitel 5: I believe in you. ---------------------------- Chapter 4: I believe in you. „Woher kommst du eigentlich?“, wollte Natsu wissen, als er sich den dritten Schenkel des Hühnchens rein stopfte. Bei seinem Anblick konnte ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Mittlerweile brannte die Sonne hoch am Himmel, was zur Mittagszeit normal war. Hungrig hatten wir uns auf meine Kosten in einem kleinen Imbiss, welcher sich am Stadtrand Hargeons befand, niedergelassen. „Ähm…“, setzte ich an, überlegte verdächtig lange, was für eine Antwort ich auf seine Frage geben sollte. Immerhin konnte ich ihnen schlecht sagen, dass ich aus einer reichen Familie stamme, die große Macht in ganz Fiore ausübte. „Meine Eltern sind gestorben, nun reise ich alleine durch das Land“, sagte ich und lächelte mit gespielter Trauer. Die Aussage war sogar nur halb gelogen, zwar war mein Vater noch am Leben, allerdings weilte meine Mutter schon längst nicht mehr unter uns. Skeptische Blicke ruhten auf mir, anscheinend hatte sich meine Fähigkeit zu lügen nicht wirklich viel verbessert… „Du lügst…“ Wütend schaute Natsu mich mit seinen schwarzen Augen an. Traurig senkte ich mein Haupt, meine Absichten beruhten auf jeden Fall nicht darauf, ihn zu verärgern. „Ich…“, setzte ich an, hielt jedoch inne, da ich mir immer noch unsicher war, ob ich ihnen die Wahrheit erzählen sollte (auch wenn Natsu diese schon halb kannte). Würden sie mich denn immer noch so akzeptieren, wie ich bin? Doch wurden meine Gedankengänge von einer Horde fremder Menschen unterbrochen, die gewaltigen Krach verursachten, als sie ins Lokal hineinstürmten. Ihre schwarze Bekleidung, sowie ihre schwarzen Sonnenbrillen, die eine Wand zwischen der Außenwelt und der Personen selbst darstellen sollte, strahlten eine Bedrohung aus. „Wer sind diese Leute?“, fragte Lisanna mit ängstlicher Artikulation. Ihre forschenden Blicke musterten das gesamte Lokal, bis sie plötzlich bei uns drei hängen blieben. Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass das ganze Spektakel etwas mit mir zu tun hatte. Die Macht meines Vaters war unbeschreiblich, bloß bahnte sich eine andere Frage auf. Wie konnte er mich denn finden?! Fiore war immerhin kein kleines Land… „Da ist sie!“, ertönte eine bedrohliche Stimme. Mein Blick glitt zu der Person und identifizierte einen jungen Mann mit langem pechschwarzem Haar, dessen Gesicht mit zig Piercings verziert war. Ein langer, schwarzer Mantel verdeckte seinen muskulösen Körper. Sein selbstsicheres Auftreten wirkte sehr Angst einflößend, sodass es mir eiskalt den Rücken runter lief. „Wer seid ihr?“, fragte Natsu plötzlich mit ebenfalls bedrohlicher Stimme. Er stand auf und stellte sich schützend vor uns, „Und was wollt ihr von uns?“ „Für dich interessieren wir uns einen Scheißdreck! Die blonde Schönheit ist unser Ziel!“, sagte er und zeigte dabei auf mich. Mein Herz hämmerte verzweifelt gegen meine Brust, während kalter Angstschweiß meine Stirn hinab lief. „Nein“, brachte ich mit gebrochener Stimme heraus und drückte mich mit dem Stuhl an die Wand, um so größeren Abstand zwischen mir und den unheimlichen Ungeheuern zu ermöglichen. „Lasst sie gefälligst in Ruhe!“, schrie Natsu die Typen an und ballte verärgert seine Hände zu Fäusten. „Und wenn nicht?“, kam es von dem finsteren Mann mit herablassendem Unterton. Daraufhin ertönte ein gruseliges Lachen, das an den Wänden des Lokals widerhallte. Im nächsten Moment geschah alles binnen Sekunden. Natsu rannte mit Höchstgeschwindigkeit auf die Gruppe, die aus drei Männern bestand, zu und schlug mit voller Wucht den Schwarzhaarigen in die Magengrube. Keuchend krümmte er sich, blickte seinen Angreifer anschließend mit finsterer Miene an. „Das wirst du bereuen“, knurrte er bedrohlich und ließ Natsu keine Zeit, schnell genug reagieren zu können, denn im nächsten Moment umklammerte er Natsus Handgelenk mit seinen kräftigen Händen. Folgend warf er ihn durch die Luft, sodass er schmerzvoll auf einem Tisch aufkam. Die anderen Männer nutzten den kurzen Augenblick, um ihn gewalttätig zu treten. Allerdings wurde ihr Vorhaben von Natsu persönlich verhindert, indem er mit wütender Miene beide Füße griff, bevor diese mit ihm in Kontakt treten konnten. Anschließend warf er die beiden mit seiner Kraft gegen die Wand des Lokals und stand mit neuer Energie auf. „So einfach kriegst du mich nicht“, schnaubte Natsu beleidigt und wischte mit seinem rechten Handrücken das überflüssige Blut am Mund weg. „Wir müssen schnell von hier verschwinden!“ Lisanna nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit der Männer, um mein Handgelenk zu packen und mich mit ihr zu ziehen. „Warte, was passiert denn jetzt mit Natsu?“, fragte ich geschockt und entriss mich ihr. „Sie haben es nicht auf Natsu abgesehen, sondern auf dich!“ Verzweifelt packte sie mich an beiden Schultern. „Wenn sie bemerken, dass du weg bist, werden sie die Sache auf sich beruhen lassen und sich auf den Weg machen, um dich zu suchen!“ Ihre Stimme nahm mit jedem weiteren Wort an Lautstärke ab. „Und außerdem ist Natsu sehr stark“, sagte sie noch zum Schluss, zwang sich zu einem Lächeln und zog mich in die Küche, um von dort aus das Lokal durch die Hintertür zu verlassen. Ich konnte an ihrem Ausdruck sehr gut erkennen, dass selbst sie Angst um Natsu hatte und verzweifelt war, dass er nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Allerdings mischte sich ebenfalls ein viel stärkeres Gefühl unter die vielen Negativen mit ein. Vertrauen. Sie vertraute Natsu blind und ging deshalb davon aus, dass er lebend zu ihr zurück kommen würde. Der Druck um meine Hand erhöhte sich und ich glaubte gesehen zu haben, dass Lisanna eine Träne vergossen hatte. Ich hoffte inständig, dass es ihm gut ging, da der Kampf ziemlich unausgeglichen war. Jedoch war das einzige, was ich momentan tun könnte, ihm ebenfalls mein Vertrauen zu schenken. Ich musste an ihn glauben! Mit schnellen Schritten rannten wir durch Hargeon und ernteten dabei einige skeptische Blicke der Bewohner. Jedoch schweiften meine Gedanken immer wieder zu Natsu, sodass ich ziemliche Schwierigkeiten hatte, meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu richten. Die Sonne brannte hoch am Himmel und schenkte der Erde nicht nur großzügig Helligkeit, sondern auch Wärme, die mittlerweile unerträglich auf meiner Haut brannte. Aufgrund der körperlichen Aktivität erhöhte sich unser Puls ungemein, meine Lunge brannte mittlerweile unerträglich und meine Atemzüge wurden unregelmäßiger, da mein Körper nicht daran gewöhnt war. Jäh bogen wir in eine schmale Seitenstraße ab und der Schatten, die die großen Gebäude auf uns warfen, schirmte uns ein wenig von der Außenwelt ab, sodass wir uns gut verstecken konnten. „Danke…“, sagte ich ehrlich, beschämt schaute ich jedoch nicht in die Augen Lisannas. „Dank später eher Natsu“, lächelte sie mich an, allerdings mischte sich Unsicherheit mit ein, „Wer waren diese Typen eigentlich und was wollten sie von dir?“ Ich hatte mich schon auf diese Frage gefasst gemacht, denn immerhin hatte ich die beiden Unschuldigen, die mir nun bisher schon das zweite Mal aus der Patsche geholfen hatten, in meine Angelegenheiten hineingezogen. „Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich hat mein Vater die beiden angeheuert…“, murmelte ich kleinlaut. Ihre Nettigkeit hatte ich nicht verdient, das Ganze war einzig und allein meine Angelegenheit und Natsu wurde aufgrund meiner Probleme körperlicher Schaden hinzugefügt. Das war auch der Grund, weshalb ich beschloss, weitere Unschuldige nicht mehr in meine Angelegenheiten mit hineinzuziehen. Ich musste deshalb weg. „Ich danke euch beiden für alles“, sagte ich selbstbewusst, stand auf und überspielte meine Angst und Unsicherheit mit meiner eigenen zusammengekratzten Stärke, „Ich kann euch einfach nicht mehr damit hineinziehen. Ich werde alles schon alleine regeln.“ Bevor ich mich von Lisanna trennen wollte, schenkte ich ihr noch ein Lächeln voller Dank. Niemals würde ich die beiden vergessen, diese schönen, leider kurzen Erinnerungen würde ich für immer festhalten und in meinem Herzen mittragen. Der Umgang mit ihnen und mit meinem Vater erwies sich als sehr unterschiedlich. Allerdings wurde mein Vorhaben von Lisanna höchstpersönlich gehindert, indem sie mich am unteren Saum meines Oberteils festhielt. „Hör endlich auf, so egoistisch zu sein!“, schrie sie mich schon beinahe an, stand auf und stemmte ihre beiden Hände in die Hüfte, während ihre wütenden Augen mich bedrohlich anblitzten. „Natsu und ich sind schon mittendrin und es ist für uns jetzt unmöglich, da raus zu kommen!“, sagte sie, jedes einzelne Wort betonend, „Also, lass dir bitte von uns helfen.“ Ein freundliches Lächeln zierte ihre Lippen, welches ich fröhlich erwiderte. Ich hatte wahrhaftiges Glück, Lisanna und Natsu begegnet zu sein. Noch nie hatte ich das Gefühl von Wichtigkeit bekommen, seit meine Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Jede weitere Sekunde fing ich an, Lisanna immer mehr zu mögen, weshalb in mir das Hassgefühl gegen meine eigene Persönlichkeit stieg. Mein scheußlicher Charakter setzte es nämlich in Erwägung, ihre Beziehung zu zerstören. Jetzt, da sich unsere Freundschaft immer weiter vergrößerte, musste ich ihnen meinen Segen geben. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?“, schnaubte Lisanna etwas beleidigt, als sie merkte, dass meine Gedankengänge sich nicht mit dem wirklich wichtigen Thema beschäftigt hatten. „Ja, ich habe nur überlegt, wie ich euch damit danken kann…“, log ich deshalb, „Ihr seid so nett zu mir, obwohl ihr mich nicht mal gut kennt…“ Gerührt füllten sich meine braunen Augen mit Tränen, die reglos meine Wange hinunterliefen. Glücklich schlang ich meine Arme um ihren zierlichen Körper. Etwas überrumpelt erwiderte Lisanna meine sanfte Umarmung. „Wir sind für dich da“, murmelte sie leise, diese Worte wirkten beruhigend auf mich, „Auch wenn wir dich noch nicht so lange kennen, können wir ebenfalls nicht mit dem Gewissen leben, dich im Stich lassen zu müssen!“ „Lisanna?“ Die ruhige Atmosphäre, die ich sichtlich genossen hatte, wurde von einer fremden, männlichen Stimme unterbrochen. „Endlich bist du da!“, meinte Lisanna, „Hat ja ziemlich lange gedauert!“ „Sorry, ich habe im Stau gesteckt!“, sagte der junge Mann zu seiner Verteidigung. Skeptisch musterte ich ihn. Seine kurzen, zerzausten, schwarzen Haare bildeten einen tollen Kontrast zu seiner hellen Haut. Komischerweise bestand seine Bekleidung nur aus einer schlichten, schwarzen Hose, während kein Oberteil seinen nackten Oberkörper verdeckte. Geschwind konnte ich deshalb einen kurzen Blick erhaschen, und ich musste eindeutig zugeben, dass auch er ziemlich gut gebaut war. „Gray, du bist obenrum wieder nackt…“ Kopfschüttelnd schlug Lisanna sich mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. Peinlich berührt blickte ich zur Seite, da ich mich selbst erwischt hatte, wie ich ihn ein wenig zu lange angestarrt hatte. „Uuuah!“, schrie der Mann, namens Gray, kurz auf und blickte geschockt nach unten. Allerdings fasste er sich wieder und setzte daraufhin eine ernste Miene auf. „Du hast mir geschrieben, dass Natsu in Gefahr wäre?!“ Irritiert blickte ich meine Freundin neben mir an. Wann hatte sie einen anderen Freund benachrichtigen können? War mein Konzentrationsvermögen schon so sehr abgeschwächt, dass ich dies nicht realisiert hatte? „Ja, eine Gruppe von gruseligen Männern ist plötzlich in dem Imbiss aufgetaucht und wollte etwas von Lucy“, schilderte Lisanna die Situation und zeigte bei meinem Namen auf mich, da wir uns noch nicht offiziell vorgestellt wurden, „Ich zeige dir, wo sich das Restaurant befindet!“ Dies waren ihre letzten Worte, bevor sie ihre Beine in die Hand nahm und sich in Bewegung setzte. Mit schnellen Schritten rannten wir zum vorherigen Ort, an dem sich der schreckliche Vorfall ereignet hatte. Angekommen rannte Gray fast wortwörtlich die Tür um, während Lisanna und ich das ganze Spektakel aus sicherer Distanz beobachteten. Unsicher nahm ich ihre Hand, diese drückte sie ein wenig, um mir zu vergewissern, dass ich nicht mehr alleine war. Ich hatte nun Lisanna, Natsu und vielleicht bald noch Gray an meiner Seite. Durch die große Glaswand erkannte ich glücklicherweise, dass Natsu sein Bewusstsein noch nicht verloren hatte. Es war also wirklich gut gewesen, an ihn zu glauben. Gray, der gleich daraufhin ins Spektakel gestürmt war, nahm sich die beiden Handlanger des gruseligen schwarzhaarigen Mannes vor, die er mit Natsus Hilfe mit Leichtigkeit bezwang. „Hey, der komische Typ ist gar nicht mehr da…“, musste ich geschockt feststellen, also konnte er sich folglich überall in Hargeon befinden, da ich ihn nicht in meiner Sichtweite hatte. „Was?“ In Lisannas Stimme spielte sowohl Verzweiflung als auch Furcht mit. „Wir müssen schnell hier weg! Er scheint gefährlicher zu sein, als die anderen!“ Doch bevor wir uns in Bewegung setzen konnten, um unseren momentanen Standort woanders hin zu verlagern, wurde unser Vorhaben bedauerlicherweise gehindert. „Endlich habe ich dich gefunden.“ Die Artikulation des Mannes nahm an Lautstärke zu, welche bedrohliche Macht ausübte. Grob packte er mich am Kragen und schlug mich mit seiner geballten Faust in eine empfindliche Stelle am Rücken. Mit schmerzverzerrter Stimme schrie ich qualvoll auf und japste nach Luft. „Hey, lass sie sofort in Ruhe!“, nahm ich die Stimme von Lisanna wahr, allerdings übte der Schmerz in meinem Körper eine betäubende Wirkung auf mich aus, sodass ich die Umgebung erfolglos wahrnehmen konnte. Nur noch allein das Hörorgan konnte mir die Geschehnisse einigermaßen darlegen. Denn im nächsten Augenblick drang ein Krachen in mein Ohr, weshalb ich schlussfolgerte, dass Lisanna angegriffen wurde. „Tu‘ ihr nichts an, nimm mich dafür“, krächzte ich mit gebrochener Stimme, allerdings verstand er mich, denn kurz darauf spürte ich, dass er mich auf seine Schulter geworfen hatte und sich in Bewegung setzte. Wenigstens war das Ganze nun vorbei, zwar würde ich wieder ins Gefängnis, namens ‚mein Zuhause‘, kommen, aber ich würde meine neuen Freunde nicht mehr in Gefahr bringen. „Lucy!“ Ich glaubte, gehört zu haben, dass Natsu derjenige war, der meinen Namen gerufen hatte. Ein Glück ging es ihm gut, ein kleines Lächeln schlich sich auf meine ausgetrockneten Lippen. Das war das letzte, was ich wahrnahm, bevor ich den Kampf gegen mein Bewusstsein verlor und nur noch komplette Finsternis erblickte. Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)