Glück ist in der Seele zu Hause von RedViolett ================================================================================ Kapitel 34: Glück 34 -------------------- Glück ist in der Seele zu Hause Glück 34 All sein Schmerz war so wahrhaft mit anzusehen. All die Mühen, die Versuche, sich auf den Beinen zu halten, einen geschundenen Körper an seine Grenzen zu bringen und weit darüber hinaus. Ich sah seinen matten Blick, thronend in einem ausgezehrten Gesicht, welches mehr Erschöpfung als Stärke zeigte, doch war der Saiyajin zu stur und zu eigen, sich diese Schwäche einzugestehen. Was sprach nur gegen eine Pause? Was gegen einen Abbruch seines haltlosen Trainings nur um neue Kraft zu schöpfen? So würde es nichts bringen, sich mühsam abzukämpfen und sein eigenes Sein mehr damit zu schaden, als man eigentlich wollte. Was nur lag hinter Vegetas zerstörerischer Ader, die alleinig auf ihn selbst gerichtet war? War es mein Vergehen? Mein Verrat an ihm, den ich nun nach so langen Tagen gar Wochen einfach nur vergessen wollte, aber dennoch nicht konnte?!? Es war geschehen, das wusste ich. Vergangenes konnte einfach nicht mehr rückgängig gemacht werden und mit der Zeit, in der ich Vegeta jede freie Minute, die ich entbehren konnte, beobachtete, vergab ich mir mehr und mehr. Immer ein kleines Stück. Vergab meiner brennenden Seele und gewährte ihr endlich Frieden. Denn ich hätte nichts an der Situation ändern weder noch sie aufhalten können. Sicher ich hätte früher einschreiten, hätte die Notbremse ziehen können, doch ließ es die Situation nicht zu. Sie war... wie ein nerviger Schwarm Fliegen in der Sommerzeit, welcher hoffend in einer Welt verweilte und fest an ein Überleben glaubte. Jeden Tag aufs Neue. Doch je mehr die Kälte des Winters Einzug gewann, je mehr die Zeit verstrich und wallend rückwärts lief, desto mehr wurde dem Schwarm bewusst, dass ein gelebtes Leben bald zu Ende war - genauso das der meinigen Geschichte. Es war geschehen. Das Chaos vorgeschrieben und hatte stattgefunden. Nun musste man mit dem leben, was zurückgeblieben war und vielleicht konnte ich mir, jetzt da ich wusste, dass Zorn und brennender Hass nicht ewig verweilen würde, endlich vergeben. Denn wenn ich den ersten Schritt getan hatte, würde mir Vegeta dies vielleicht irgendwann gleich tun. Auch wenn es eine Ewigkeit an Zeit dauern konnte – das wusste ich.  Ich musste einfach warten und hoffen, dass der Saiyajin no Ouji mir und vielleicht auch sich selbst, eines Tages verzeihen konnte. Jedes Mal sah ich wie er fiel. Entkräftet zu Boden ging nur um doch wieder aufzustehen. Die Schwerkraft des Gravitationsfeldes zerrte erbarmungslos an einem geschwächten Körper, der sich eigentlich nur nach Ruhe und Frieden sehnte, ihm dies aber eisig verwehrt blieb. Qualvoll sah ich beiseite, als ich das schwache Keuchen des Saiyajins über den Lautsprecher hören konnte. Es klang erschöpft, gar endlos müde und verbissen ballte ich die Hände zu Fäusten, gepackt von endloser Wut – gar Unverständnis. Wieso ging er nur so weit?!? Was bezweckte Vegeta damit? Es schien als hätten meine Worte, die ich ihm vor Tagen entgegen geschrien hatte, nichts bewirkt und sorgenvoll sah ich auf den Saiyajin, wie er haltlos am Boden kauerte und versuchte aufzustehen. Es fehlte nicht mehr viel und irgendwann würde er einfach zusammenbrechen. Gar... wie eine leblose Puppe. Einfach so der nahenden Erschöpfung nachgeben und das konnte und wollte ich einfach nicht mit ansehen. Ich wollte nicht sehen wie er litt. Wollte nicht sehen, wie er sich selbst bis an den Rand seiner Grenzen trieb nur um einem Traum nachzujagen, den er so sicherlich nie erreichen würde. Was trieb ihn dazu es also trotzdem immer und immer wieder zu versuchen? War es sein Ehrgeiz? Schwach blinzelte ich die aufkommende Müdigkeit beiseite, ich saß schon wieder viel zu lange vor dem Rechner und beobachtete den kämpfenden Saiyajin, wie er erbarmungslos auf einen unsichtbaren Gegner einschlug. Oder...ging es tiefer? War es gar die Erkenntnis, dass man immer und immer wieder im Leben versagt hatte und eher hilflos nach jeder Chance griff, welche sich einem offenbarte?!? Nur um sie zu halten, fest zu umklammern um aller Welt zu zeigen: Hallo, ich bin auch noch da!, obwohl man wusste, dass ein flehendes Rufen unerhört blieb? Bitter legte ich mir eine Hand auf mein Herz. So viele Versuche hatte er unternommen um aus seinem Leben etwas Wertvolles zu machen, das hatte ich anhand meines Golden Eyes erkannt. Etwas was sich richtig für ihn anfühlte und mit dem er zufrieden sein konnte, doch eigentlich, nahm man es genau, hatte Vegeta nie die Chance erhalten zu – leben. Sich gar zu beweisen. Immer wurden Entscheidungen für ihn getroffen. Immer gab es jemanden, der haltlos über sein ganzes Sein bestimmte und ihn zu Taten trieb, die wohl keiner von uns ausgeführt oder gar gekonnt hätte. Er hatte dies nur getan, hatte all dieses Leid nur ertragen, um zu überleben. Doch zu welchem Preis? Nur um irgendwann mal zu hoffen, dass alles besser werden würde? Dass man Vergangenes endlich hinter sich lassen konnte, nur um aus den Trümmern seiner Kindheit und alles was daraus zu wachsen schien, aufzuerstehen, um ein einziges mal im Licht zu stehen?!? Wissend wie es war, auch ein Mal, nur ein einziges Mal, Glück im Leben zu haben, doch... Mit einem Schluchzen wandte ich mich ab. Ich konnte dem Saiyajin nicht mehr in die Augen sehen, ihn und seine verzweifelten Bemühungen ein Ziel zu erreichen, was unweit so entfernt von ihm lag und zittrig stand ich auf. Langsam waren meine Schritte, als sie mich zum Fenster führten und stumm beobachtete ich den fallenden Schnee dieses wolkenverhangenen Nachmittages. Bald war es wieder soweit. Weihnachten. Das Fest der Liebe. Irgendwie... hatte ich gar keine Lust dazu. Müde sah ich in mein eigenes Spiegelbild und erkannte die Frau vor mir kaum wieder. Die spröden, gar farblosen Haare, welche eher wild zerzaust zu allen Seiten ab standen, als eine strikte Form zu ergeben. Der matte Ausdruck in sonst so strahlenden blauen Augen wich mehr und mehr einem grauen Ton und abermals wandet ich den Blick ab. Die Geschehnisse der letzten Wochen waren hart und hatten mich nicht unberührt gelassen. Auch wenn ich wieder neuen Mut geschöpft hatte, da Vegeta mir in dieser einen Nacht im GR nicht vollkommen den Rücken kehrte, ließ mich hoffen. Hoffen auf Vergebung und erschrocken wandte ich mich abermals zum laufenden Monitor um, als ich ein ersticktes Keuchen hören konnte. Wieder lag Vegeta am Boden und versuchte sich verbittert der Schwerkraft entgegen zu stemmen. Eine der Drohnen, die mein Vater extra für ihn entwickelt hatte, hatte den Saiyajin schwer an der rechten Schulter verletzt und das Oberteil seines Gi´s in tausend Stücke zerfetzt. Genauso wie seine Haut, doch dies hielt mein Gegenüber nicht davon ab, verbissen die Zähen zusammen zu beißen und erneut einen Versuch zu unternehmen, aufzustehen. Gefährlich nahe schwebten meine Finger erneut über dem Notschalter und ich wollte ihn schon betätigen, doch plötzlich hielt ich inne.  Halte dich aus meinem Leben fern. Erschrocken keuchte ich auf, als ich Vegetas eisige Worte erneut in meinem Geist hören konnte und sah verbittert auf den Bildschirm. Sah auf den Saiyajin, wie er sich wieder vom Boden erhob, qualvoller denn je, nur um seinerseits einen Angriff zu starten. Unsicher zog ich meine Hand zurück, ein beklemmendes Gefühl in meinem Herzen spürend.  Auch wenn ich noch so sehr wollte, noch so sehr den Drang nachgeben wollte erneut zu ihm zu gehen, alle Maschinen zu stoppen – konnte ich nicht. Das hier war seine Welt. Seine Bürde, die sich der Saiyajin auf geschultert hatte und ich war in keinster Weise ein Teil davon. War mehr als unerwünscht, dass hatte er mir das letzte Mal deutlich zu verstehen gegeben und dennoch... Dennoch lag tief in Vegetas Augen solch eine stark versteckte Trauer, gar Einsamkeit, dass ich mich dieser nicht entziehen konnte. Auch wenn er noch so sehr versuchte sie zu verbergen, ich würde immer sein wahres Wesen sehen und bekümmert sah ich ein letztes Mal auf die Figur, welche fast schon wieder feenhaft über den Bildschirm flog. Eifrig Schläge und Tritte verteilte nur um die Kampfmaschinen haltlos in ihre Einzelteile zu schlagen. Er machte Fortschritte, das konnte man sehen und dennoch spürte ich nichts als Angst. Denn ich sah, wie er wirklich war. Ich sah Vegetas Abgeschlagenheit, wenn er mal dachte unbeobachtet zu sein. Einmal, in einer weiteren schlaflosen Nacht, hatte ich den Saiyajin in der Küche erwischt, wie er ruhend, im Schutze der Dunkelheit (in letzter Zeit tat er das öfters) den Kühlschrank plünderte und schien so schwach, dass er nicht Mal meine kleine menschliche Aura spürte. Er wäre schon fast im Stehen eingeschlafen, zu müde um zu entscheiden was er seinem hungernden Körper anbieten konnte und erst als ich ihn sachte an der Schulter berührt hatte, nicht wissend wo ich ihn anfassen konnte, da seine Haut haltlos mit Schrammen und kleineren Wunden bedeckt war, wirbelte Vegeta erschrocken herum. Zuerst hatte ich nichts weiter als endlose Müdigkeit in seinen matten Augen sehen können, so völlig ohne inneres Feuer , gar Leben. Doch dann, als er begriff wer vor ihm stand, hatte Vegeta die Türe des Kühlschrankes mit einem kräftigen Schlag (die Delle war am nächsten Morgen noch zu sehen gewesen) in ihre Schranken „verwiesen“ und hatte sich an mir vorbei gedrängt. In Richtung seines Zimmers.  Enttäuschung war nur eine Emotion von vielen, die ich in diesen Stunden verspürt hatte und mich auf ewig zu begleiten schienen. Wieso konnte er nicht endlich vergeben? Wahrlich, das was ich getan hatte war kein ehrenvoller Zug gewesen und berechtigter Weise hatte ich nichts anderes verdient, doch.... Hatte ich nicht alles unternommen, um es wieder gut zu machen, Vegeta? Hatte ich nicht alles versucht?!? Flehentlich war mein Blick, den ich ein letztes Mal auf den Monitor warf, bevor ich mich abwandte. Arbeit war angesagt, doch vielmehr suchte ich nur nach Ablenkung. Wie so oft in den letzten Tagen und langsam packte ich meine Utensilien zusammen, den Monitor aber dabei laufen lassend. Falls irgendetwas schief gehen sollte, war ich immer noch per Handy mit ihm verbunden und konnte, notfalls, auch dadurch eingreifen. Kurz huschte ein Lächeln über meine Lippen, als ich meine etlichen Skizzenbücher und mein Klemmbrett unter die Arme nahm, um mich auf den Weg in die unteren Katakomben zu machen. Wie sehr dieser Saiyajin doch mein Leben beeinflusst hatte, war unbeschreiblich. Kaum hatte er einen Fuß über die Schwelle meines Hauses gesetzt, hatte er schon meine volle Aufmerksamkeit. Auch wenn ich es damals noch nicht bemerkt und wahrgenommen hatte, so schien sich das Rätsel von damals nun zu lösen. Die Unsicherheit in seinen Augen, die nur ich hatte sehen können, als er das erste Mal sein Zimmer betreten hatte. Gar schon wie ein verlorenes Kind, war Vegeta in der Mitte des Raumes stehen geblieben und hatte sich umgesehen. So völlig einsam und... verlassen. Langsam ließ ich weitere Bücher aus meinen Händen gleiten, zurück auf den Tisch und schickte meine Gedanken zurück auf eine weite Reise. Auf das allererste Mal, als ich Vegeta in einem anderen Licht gesehen hatte und er eine Seite von sich zeigte, die so gut wie niemand von uns kannte. Eine Seite, die mehr war als eine hochgezogene Mauer aus Hohn, Spott und kaltem Eis. Es war... Eine Verletzliche. ~*~ „Und das hier... ist dein Zimmer, Vegeta.“ Lächelnd hielt ich meinen Gast die Türe auf und ließ ihn eintreten, doch dauerte dies eine Weile. Lächelnd sah ich mich um, war schon längst in wärmende Räume eingetreten, doch der Saiyajin stand immer noch im Türrahmen und hatte sich kein Stück bewegt. Hell fiel das Licht des Flures in den Raum, doch hatte es nicht genug Kraft um seine Strahlen in die letzten Winkel des Zimmers zu schicken und somit musste das Licht des Mondes, den Rest begnügen. „Nun komm, ich beiße schon nicht.“, kam es lachend über meine Lippen, doch verstummte mein Akt der Freunde mit einem Mal, gar zögerlich, als sich mein Gegenüber immer noch nicht zu rühren schien und endlich ließ ich Ruhe einkehren. Vielleicht brauchte Vegeta erst Zeit um alles verdauen zu können. Um zu begreifen, dass ihm hier keine Gefahr mehr drohte, war er auf Namek nicht nur einmal dem Tode ausgesetzt.  Und hatte diesen dann doch erlebt. Stumm lag mein Blick auf ihm. Wie musste es sich anfühlen zu wissen, dass man ein weiteres Mal ins Leben erweckt wurde und eine zweite Chance erhielt? Soviel ich weiß, hatte Son-Kun ihn begraben, einen letzten Akt der Ehre ausgeführt, die diesem Saiyajin mehr als gebührte – auch wenn er ein Mörder war. Jedem sollte in seinen letzten Stunden Ehre zu Teil werden – davon war ich fest überzeugt. Ehre und Respekt. Ein Zittern ging durch meinen Körper und ohne das ich wollte, schlang ich die Arme fester um mich. Wahrlich war es sicherlich kein schönes Gefühl gewesen in beklemmender Dunkelheit aufzuwachen, eingeschlossen in kalter Erde und dem Sauerstoff knapp. Hatte er Angst verspürt, als die Wände um ihn herum immer enger und enger wurden? Nicht verstehend was vor sich ging?!? Das....das musste doch grausam sein. Wieder ging ein Zittern durch meinen ganzen Körper, als ich den Saiyajin vor mir genauer betrachtete.  Immer noch hing der staubige Dreck Nameks nicht nur an seinen zerrissenen Kleidern, sondern auch auf Haut und Haaren. Eigentlich wollte ich meinen Gast erstmals unter die Dusche stecken, doch hatte ich mich dann doch, verunsichert, umentschieden. Vegeta sollte sich hier nicht wie ein Gefangener fühlen, das musste er wahrlich vielleicht sogar denken. Er war gleichberechtigt, wie jeder andere auch, der hier in meinem Reich lebte. Darum hatte ich mich entschieden, ihm erst seine eigenen vier Wände zu zeigen. Praktisch einen Rückzugsort, ein Zweites Zu Hause, bevor ich ihn mit anderen Dingen überfallen würde. Ich glaube, je mehr ich in ein erschöpftes Gesicht blickte, desto weniger schien für Vegeta eine Dusche das zwingen Notwendigste zu sein. Er sah eher so aus als würde ein Bett momentan seine einzige Priorität sein und wieder huschte ein Lächeln über meine Lippen. Sah man ihn so, müde, zerschlagen und irgendwie...hilflos... kam einen gar nicht in den Sinn, dass er einmal die Erde und alles Leben darauf auslöschen wollte. Doch das...entsprach wieder einer anderen Geschichte und gehörte hier jetzt nicht hin.  Momentan war Vegeta obdachlos, hatte kein Dach über dem Kopf. Keine Bleibe in die er sich zurückziehen konnte und irgendwie tat es mir in der Seele weh, mit ansehen zu müssen, wie der Saiyajin irgendwo in der Gosse in einer Ecke hockte, frierend in der Nacht, nur um dem nächsten Morgen herbei zu sehen. Dieses Bild war irgendwie falsch, ja mehr als grotesk und wieder trat ich einen Schritt auf meinen Gegenüber zu, als dieser immer noch im Türrahmen verweilte und keine Anstalten machte, sich zu bewegen. „Das ist dein eigenes Zimmer, Vegeta. Dein Reich, in dem du dich aufhalten kannst Alles was du hier siehst, kannst du frei benutzten. Sowie eigentlich alles andere.“ Lächelnd strich ich mir eine meiner blauen Strähnen hinter das Ohr und sah den Saiyajin aufmunternd an. „Außer die Labore. Die solltest du vielleicht nur mit Erlaubnis betreten, aber sonst gilt: Mi casa esta tu casa.“ Sofort sahen mich dunkel Augen fragend an, verwirrt hob der Saiyajin dabei eine Augenbraue und ich konnte nichtanders als versteckt zu grinsen. Klar, dass er die letzten Worte nicht verstand, wie sollte er auch und lächelnd sagte ich dem Saiyajin den richtigen Wortlaut. „Mein Haus ist dein Haus, Vegeta!“ Unsicher sah mir mein Gegenüber nun in die Augen und zum ersten Mal nahm ich die Farbe seiner Opale richtig wahr. Als wir uns das erste Mal begegnet waren, hatte mich meine Angst vor Vegeta fern gehalten, doch hier und heute, sah ich ihn in einem anderen Licht. Keineswegs Angst oder Furcht verspürend. Schimmernd lagen bernsteinfarbene Seen in einem ruhigen Blick und ließen dunkelbraunen Augen im Licht des Mondes geheimnisvoll aufleuchten. Ich war erstaunt wie farbenfroh, gar leuchtend hell, Vegetas Augen schimmerten, war ich sonst immer das dunkle Schwarz seines Rassenmitgliedes und gleichzeitig meines besten Freundes gewohnt.  Erst jetzt, da ich dem Saiyajin so unweit nahe war, sah ich sie. Sah all die Narben, welche auf seiner Haut thronten und wie Brandmale der Schande auf seinem Körper lasteten. Haltlos brannten sich die tiefe Schnitte in seinen Nacken und waren nicht nur auf Armen und Händen vertreten, sondern auch im Gesicht. Auf Stirn, Nasenrücken und Wangenknochen. Sogar seine Lippe war nicht verschont geblieben und bekümmert drehte mein Gegenüber plötzlich den Kopf und sah gar beschämt zur Seite. Irgendwie... wirkte Vegeta mehr als bedrückt, gar unwohl in seiner Haut. Hatte... hatte er etwa meine beobachtenden Blicke bemerkt? Das war taktlos von mir und mehr als unangebracht. Kurz schüttelte ich den Kopf, versuchte somit wieder einen klaren Gedanken zu fassen und trat dann letztendlich ganz auf den Saiyajin zu. „Scheue dich nicht zu fragen, falls dir irgendetwas fremd oder neu erscheinen sollte. Mein Zimmer ist gleich 3 Räume weiter und meine Eltern bewohnen die oberen Appartements. Es ist also immer jemand im Haus.“ Endlich schien er sich zu bewegen und trat in das verdunkelte Zimmer ein. Ich selbst blieb an Ort und Stelle, blieb zwischen Tür und Angel stehen und beobachtete den Saiyajin stumm. Sah wie er langsam, gar unsicher in die Mitte des Raumes trat und sich dann zögernd umblickte. Irgendwie...wirkte er so verloren. Gar wie fehl am Platz und augenblicklich formten sich meine zitternden Finger zu Fäuste. Das war... falsch. Mehr als nur falsch und wieder sah ich auf mein Gegenüber, wie er auf das Bett zutrat und langsam den samtweichen Stoff der Decke durch seine Finger gleiten ließ. Es wirkte schon fast so, als sähe Vegeta dies zum aller ersten Mal, solch eine Geborgenheit und wieder ertappte ich mich dabei, wie sich meine zuerst gefühlte Vorsicht in ein Spiel aus Trauer und Sorge verwandelte. Kannte er so etwas etwa nicht, auf dem Ort an dem er aufgewachsen war?!? Wohl eher nicht, je länger ich den Saiyajin vor mir betrachtete und senkte wieder den Blick. Doch plötzlich und ohne, dass ich damit rechnete, fiel ein Schatten über mich und überrascht sah ich auf. Niemals damit rechnend in hell leuchtendes Braun zu blinken und dennoch war es so. Erschrocken wollte ich einige Schritte zurückweichen, doch hielt mich der starre Blick Vegetas weiterhin gefangen. Gefangen an Ort und Stelle und ließ mich nicht los. Ich wollte etwas sagen, wollte irgendwelche Wörter über meine Lippen bringen, doch versagte mir meine Stimme augenblicklich den Dienst und somit konnte ich nichts weiter tun, als meinen Gegenüber weiterhin einfach nur anzusehen. Es war nicht die Angst oder gar innere Furcht, die mich lähmen ließ. Eher das Auftreten des Saiyajins hielt mich in einer eisigen Starre gefangen und ließ mein Herz wilder schlagen als sonst. Sogar das Atmen fiel mir schwer und dann tat Vegeta etwas, mit dem ich niemals gerechnet hatte. Gar in blinder Demut senkte er langsam den Blick, legte eine Hand an sein Herz und deutete eine leichte Verbeugung an. Kein Wort hatte den ganzen Tag über seine Lippen verlassen und so auch jetzt nicht, doch wusste ich ganz genau, was der Saiyajin mit seiner stummen Geste andeuten wollte. Überrascht hielt ich den Atem an, mit dieser Wandlung der Geschehnisse niemals rechnend. Eigentlich hatte ich angenommen, dass Vegeta mich wortlos im „Regen“ stehen lassen würde. Mir nur mehr als ein Mal die kalte Schulter zeigte und seine Abneigung mir und meiner Familie mehr als deutlich machen würde.  Kurz huschte ein Lächeln über meine Lippen und verweilte dann endlos auf zittrigen Zügen. Wer hätte gedacht, dass ich so falsch liegen würde? Oder war es einfach nur die Müdigkeit die ihn so unbedacht handeln ließ?!? Ich wusste es nicht doch nickend nahm ich Vegetas Dank an. Wohl wissend, dass es bei diesem einen nicht bleiben würde. ~*~ Seit diesem Tag hatte sich alles verändert. Seit jenen Stunden, die haltlos mein Leben beeinflusst hatten, wusste ich tief im Inneren, dass ich nicht nur, von jetzt an, mein eigenes Leben zu versorgen hatte. Denn es gab ein Lebewesen, das nun an meiner Seite war, auch wenn sich der Saiyajin mehr in den Schatten bewegt hatte und uns zu Anfang an versuchte, aus dem Weg zu gehen. Vegeta war unsicher gewesen, (vielleicht schon immer) das konnte man sehen und kurz zog ich eine Grimasse, als ich den Schraubenzieher weglegte, von meiner Arbeit aufsah und wieder an die Anfänge unserer gemeinsamen Geschichte dachte, die sich nun, hier in der Gegenwart, mehr und mehr zu entfernen schien. Gar auf eine schmerzliche Art und Weise. Die Situation von damals war fast die Gleiche, so wie die Jetzige, doch bestand sie in vergangenen Tagen nicht aus purem Hass oder wallendem Zorn, sondern eher aus innerer Angst und Furcht. Wurde getrieben von etwas Vagem wie Unsicherheit und wieder erinnerte ich mich dunkel daran zurück, wie der Saiyajin, einem Tag nach seinem Einzug und seiner ersten erholsam geschlafenen Nacht, (meine Neugierde hatte mich nicht halten können und kurz hatte ich einen Blick in sein Zimmer gewagt) verstohlen durch die Gänge geschlichen war. Ich schwöre, wenn er sich damals nicht das Auralesen selbst beigebracht hätte, wäre er hier sicherlich aufgeschmissen gewesen. Die Gänge meines Hauses waren wahrlich ein Irrgarten, doch Vegeta war nie jemand gewesen, den ich als sehr....stupide einschätze.  Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und lauschte dem fallenden Schneeregen, als ich meine Arbeit beiseite legte und auf die nun leere Tischplatte starrte. Nein. Eher war der Saiyajin geheimnisvoll, beobachtete erst bevor er sich zu äußern wagte und schien immer aus der Dunkelheit heraus zu agieren. Keinesfalls unüberlegt wie so mancher von ihm vielleicht dachte. Aber dennoch war die feurige Flamme da, welche impulsiv über seine Seele hinwegfegte und ihn auf seine Art und Weise so liebenswert machte und ihn manchmal zu törichten Handlungen trieb, die lieber einem zweiten Nachdenken gebührt hätten. Wieder ein schwaches Lächeln meinerseits, doch wich es abermals purer Traurigkeit. Doch nun? Was war nun?!? Müde sah ich auf meine zittrigen Hände. Unsere Situation schien eingefahren gar dem Stillstand nahe. Nun schien mich der Saiyajin mit purer Ignoranz zu strafen und ich konnte es ihm nicht ein mal verwehren – denn es war meine Schuld gewesen. Auch wenn ich mir versuchte zu vergeben, war es eine schwere Bürde und eines der härtesten Lose, die ich jemals gezogen hatte. Seufzend legte ich eine der Skizzen beiseite, die ich in blinder Eile entworfen hatte, aber im eigentlichen Sinne nichts Brauchbares war. Der On-Off Award stand vor den Türen. Zwar würde das technisch wissenschaftliche Fest erst Mitte des nächsten Monates stattfinden und eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, dieses Jahr den Titel zu holen doch – stand ich ohne Erfindung da. Das Golden Eye solle meine Fahrkarte in endlosen Ruhm sein, doch hatte der Saiyajin diese mit einem Mal zerstört. Schmerzlich schnitt ich eine Grimasse. Halt. Nein. Es war falsch Vegeta hierfür die Schuld zu geben. Immerhin hatte ich ihn, sozusagen, als Versuchskaninchen benutzt und dieser eine Gedanke, zuvor so fern, brachte erneuten Ekel über mich. Einen Ekel vor mir selbst und je mehr ich über diesen Gedanken nachdachte, desto schwieriger erschien mir mein eigenes Verzeihen. Fahrig stand ich auf und achtlos fiel mir dabei der Stapel an Skizzenblättern und Notizbüchern zu Boden. Zum Teufel damit. Wie lange sollte dieses Katz- und Mausspiel noch weiter gehen? Ich durfte mich nicht verschließen vor dem, was ich falsch gemacht hatte. Wenn ich.... Wenn ich dem Saiyajin nur zeigte, dass mich sein Verhalten in keinster Weise einschüchterte, ich mir meine Fehler eingestand und wirklich alles unternahm um es wieder gut zu machen, würde es dann vielleicht wieder so wie früher werden. Ich musste nur einfach am Ball bleiben, durfte die Hoffnung nicht verlieren und entschlossener denn je, schnappte ich mir meinen langen weißen Kittel und zog ihn über. Verließ meine Büroräume und begab mich in Richtung Wohnkomplex. Wäre ja gelacht wenn ich so schnell aufgeben würde. Es war schon weit nach Nachmittag und der nahende Abend schien eingeläutet. Als ich die Küche betrat, hoffend, dass ich noch jemanden antreffen würde, empfingen mich nur zwei mit Folie bedeckte Teller und ein kleiner Zettel. Neugierig trat ich an den Tisch heran und las die geschriebene Handschrift meiner Mutter. `Abendessen für dich und unseren ewig verschollenen Hausgast. Wenn du Vegeta wenigstens heute mal zum Essen bewegst, hätte ich eine schlaflose Nacht weniger – Viel Glück und einen lieben Gruß wünscht Mom` Ich lächelte, schien gar tief gerührt von der Sorge, die sie ebenso für den Saiyjain aufbrachte und überflog ihre Notiz ein zweites Mal. `PS: Wir sind heute Abend außer Haus und kommen erst am späten Abend wieder zurück. Warte also nicht auf uns.´ Oha, das erklärte also die verlassene Küche. Sorgfältig legte ich den Zettel zurück auf die Ablage und sah dann auf die zwei vollbeladenen Teller. Gefüllte Zucchini mit Hackfleisch und Gemüse, dazu angebratene Kartoffeln und ein Stück Putenbrust. Na wenn das nicht helfen sollte, dann wusste ich auch nicht mehr weiter. Entschlossen nahm ich einen der Teller, entschied mich aber dann doch kurzfristig für Beide, in die Hände und erwärmte sie in der Mikrowelle. Während die Technik ihre Tat verrichtete sah ich neugierig aus dem Küchenfenster und blickte auf – einen verdunkelten GR. Bei Gott! War... war Vegeta etwa etwas zugestoßen? Panisch griff ich in die Tasche meines Kittels und suchte fiebrig nach meinem Handy. Verdammt, hier musste es doch irgendwo sein. Endlich fand ich es und förderte es zitternd zu Tage. Doch verblüfft sah ich auf den kleinen Monitor. Er zeigte keine Meldung an. Keinen Notfall, der in der Zwischenzeit stattgefunden haben könnte und gar schon eher neu besorgt als haltlos erleichtert, ließ ich es wieder zurück an seinen Platz fallen. Wieso hatte Vegeta sein Training beendet?!? Normalerweise tat er dies erst immer im Schutze der Nacht, manchmal sogar erst nach einigen Tagen... Was war los? Die letzte Wartezeit brachte mich fast um den Verstand und gar schon erlösend klingelte das Surren der Mikrowelle in meinen Ohren. Erleichtert nahm ich erwärmte Teller in beide Hände und seufzte zufrieden. Und wenn ich ihn höchstpersönlich füttern musste. Heute würde dieser Sturkopf von einem Saiyajin etwas Essen, auch wenn ich notfalls wie ein Presshammer daneben stehen musste. Ich wusste nicht, was es mit dieser Art der Selbstbestrafung auf sich hatte, weder noch was er mit dieser eisernen Rebellion bezweckte, oder ob Vegeta einfach nur zurück in alte Muster fiel. Muster die ich nicht verstand, die ich vielleicht auch nie verstehen würde und dennoch konnte und wollte ich nicht darüber hinwegsehen. Trainieren war eine Sache, gut und schön. Sich aber dabei an den Rand der Erschöpfung zu treiben etwas anderes und tief entschlossen lief ich den Gang hinunter, voll bepackt mit einem Silbertablett. Wenn der Saiyajin nicht mehr im GR aufzufinden war, hielt er sich vielleicht in seinem Zimmer auf und genau da wollte ich ihn. Haltlos und einsam hallten meine Schritte in den Gängen wieder und kurz fiel mein Blick aus dem Fenster, beobachtete die untergehende Sonne und farbenprächtigen Schatten der Stadt.  Helles Licht tauchte gefrorenes Eis und gefallenen Schnee in ein wärmendes Wiegenlied und kurz blieb ich stehen, um die Schönheit vor mir zu betrachten. Wie einfach alles doch wirkte, im fallenden Licht der Sonne. Wie unbedeutend und frei einem die Sorgen doch erschienen, wurden sie ihrer Schatten beraubt, welche erbarmungslos auf unseren Schultern lasteten. Kurz huschte ein Lächeln über meine Lippen und schloss dann die Augen. Die Wärme der Sonne auf meiner Haut spürend.  Die frische Luft durch das geöffnete Fenster atmend. Neues Leben und neue Hoffnung in mich holend und schließlich wandte ich den Blick. Doch das was ich sah, ließ mich augenblicklich zu Eis erstarren. Ich wusste nicht wie lange er hier schon lag, angelehnt an die Wand und die Beine schwach von sich gestreckt, doch so schnell wie es meine vollbeladenen Hände zuließen war ich bei ihm. Achtlos stellte ich das Tablett auf dem Boden ab und rüttelte an der Schulter des Saiyajins. „Vegeta?“ Doch nichts als tiefes Schweigen herrschte und wieder rüttelte ich an seinem Körper. Diesmal an seinen Händen, die sanft, gar ruhelos in seinem Schoss ruhten, doch wieder kein Erwachen und besorgt besah ich mir den Saiyajin genauer und stellte fest.... Dass er schlief. Wohl hatte er es nicht mehr in sein Zimmer geschafft und erschöpft ließ ich mich nun ganz auf meine Knie sinken. Pure Angst hatte mich erfasst und ich brauchte erst eine Weile um wieder zu Atem zu kommen. Doch wieder ließ mich der Gedanke an den Anderen nicht los und erneut besah ich mir ein müdes Gesicht. Kein Wunder, dass er es nicht zurück in seine Räume geschafft hatte, denn Vegeta sah mehr als erledigt aus. Von seiner gut gebräunten Hautfarbe war nicht mehr viel übrig und nun herrschte nichts weiter, als ein blasser Teint. Sein Haar war zerzaust, hing ihm wild in die Stirn und ohne, dass ich weiter darüber nachdachte, fegte ich ihm fallende Strähnen beiseite. Nur um weitere Wunden an seiner Stirn freizulegen und entrüstet ließ ich die Hand sinken. Etliche weitere Verletzungen und Schnitte verzierten seinen Körper und sein dunkelblauer Gi-Anzug wies mehr Fetzen als gesunden Stoff auf. Doch das war nichts im Vergleich zu all dem haltlosen Schmerz und all der Müdigkeit, die ich in seinen Zügen ablesen konnte und schluckte schwer.  Dunkel lagen die Augen des Saiyajins in tiefen Höhlen und feurige Opale blieben mir verschlossen. Blieben endlos verwehrt der wachen Stunden und langsam legte ich Vegeta zögernd eine Hand an eine eingefallene Wange. Du machst es dir nicht gerade leicht, Saiyajin no Ouji. Weißt du das eigentlich? Traurig war mein Lächeln, welches sich über meine Lippen zog und langsam ließ ich meine Hand von kalter Haut sinken. So viel Schmerz. So viel neues Leid und Kummer. Und für was?!? „Was willst du dir damit beweisen, hm?“, kam es fragend, gar anklagend, über meine Lippen, doch wusste ich auch dass meine Mühen umsonst war. Ich würde von Vegeta keine Antwort bekommen, denn zu tief schien der Saiyajin in seinem benötigten Schlaf gefangen und langsam stand ich auf, mich ratlos umsehend. Seine Räume lagen zu weit entfernt und ich wollte den Saiyajin so wenig stören wie möglich. Also entschied ich mich für mein Eigenes, was unweit näher lag und abermals kniete ich mich zu dem Schlafenden hinunter. Ich kann ihn hier doch einfach nicht so liegen lassen, war mein einziger Gedanke und abermals rüttelte ich sachte an Vegetas Schulter und rief seinen Namen. Doch wieder keine Antwort und erneut versuchte ich es ein zweites Mal. „Komm schon, du Schlafmütze. Es wird Zeit dich ins Bett zu bringen.“ Zwar tat es mir in der Seele weh, ihn wecken zu müssen, doch ohne seine Mithilfe würde ich ihn nicht mal einen Schritt über den Flur bekommen. Zwar aß er nicht sonderlich viel und an ihm war noch nie wirklich viel Maße vorhanden, aber dennoch war der Saiyajin viel zu schwer für mich und überrascht keuchte ich auf, als ich ein Zucken seiner Augenbraue wahrnahm. Dazu das passende erwachende Gesicht, noch völlig verschlafen und vom tiefen Schleier gefangen und entschuldigend sah ich einem schwach blinzelndem Blick entgegen. „Komm Vegeta, es ist nicht mehr weit.“ , kam es sanft über meine Lippen und mit diesen Worten nahm ich einen seine Arme und legte ihn mir um die Schulter. Ich war verwundert, dass keine Gegenwehr fiel und wir brauchten einige Versuche um vom kalten gefliesten Boden aufzustehen. Schmerzlich war der Gesichtsausdruck, als sich Vegeta in die Höhe stemmte und mehr schlecht als recht auf seinen Beinen hing. Wir waren gerade einige Schritte gelaufen und wieder wollte er nachgeben, doch mein flehender Protest hinderte ihn eisern daran, als plötzlich... „Wa...was soll das, Fayeth. Wieso... lässt du mich nicht schlafen?“ Pures Eis ging mir durch Mark und Bein, als ich seine bewegenden Worte verstanden hatte und verwirrt sah ich meinen Nebenmann an. Verklärt, gar von der Müdigkeit glasig, sah mich der Saiyajin einfach nur an, gar ein sehnsüchtiges Erkennen in seinen Augen leuchtend und erst jetzt erkannte ich, dass er irgendwie so weit weg erschien. Nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern in einem blinden Traum gefangen und fragend sah ich ihn an. „Vegeta? Geht... geht es dir gut?“ Schwach kam ein Nicken von der Seite des Saiyajins, doch dennoch erklärte es nicht die Situation, welche sich vor mir abzuspielen schien. Wohl schien er mich für jemand anderen zu halten. Jemanden an den ich ihn erinnerte und wieder tanze pures Eis durch meinem Körper. Ich verstand es nicht und dennoch beschlich mich ein vages Gefühl, dass ich es vielleicht irgendwann noch kennen lernen würde. „Wir sind gleich da, okay? Halte aus!“ Wieder ein schwaches Nicken und es erschien mir fast wie quälend lange Minuten, bis wir endlich unser Ziel erreicht hatten. ~*~ Vegeta schlief sofort wieder ein, nachdem ich ihn in ins Bett verfrachtet hatte und ich war nicht ein Mal mehr dazu gekommen ihn irgendwie auch nur ansatzweise zu verarzten, gar umzuziehen. Es schien als hätte ihn die nahende Müdigkeit endlos erschöpft (nicht ein Mal der vorherige Name war ein zweites Mal gefallen und ich war zu feige gewesen erneut nachzufragen) und nun forderte das wochenlange Training seinen Tribut ein. Gar leblos lag der Saiyajin in weichen Kissen und nur alleinig sein schwacher Atem zeugte davon, dass er noch unter den Lebenden weilte. Müde ließ ich mich auf einen der Stühle fallen und stocherte eher gelangweilt in einem der Essen, welche ich mitgebracht hatte. Auch hatte ich für mich einen kleineren Teller mitgenommen, doch jetzt schien mein Appetit vergangen und schließlich schob ich das voll beladene Geschirr beiseite. Ich konnte später immer noch meinen Hunger stillen. Jetzt wollte ich lieber nochmals nach dem Saiyajin sehen und zaghaft stand ich auf. Versuchend so wenig Geräusche wie möglich zu machen und trat näher an den Schlafenden heran.  Schwach lagen verkratze Hände auf den weichen Laken meines Bettes und zögernd setzte ich mich an die rechte Seite des Saiyajins. Kurz ging ein leises Murren über rissige Lippen und erschrocken hielt ich den Atem an, doch dann entspannten sich Vegetas forsche Gesichtszüge wieder und machten reiner Erschöpfung Platz. Erleichtert seufzte ich aus, nicht auszudenken, was geschehen sollte, würde er wirklich aufwachen und mich abermals an seiner Seite vorfindend. Deutlich hatte er mir zu verstehen gegeben, mich aus seinem Leben raus zu halten, doch hätte ich diese Anweisung strikt befolgt, würde Vegeta jetzt immer noch auf dem kalten Flur liegen und sich womöglich noch den Lungentod holen. Was natürlich Schwachsinn war, steckte mein Gast bei weitem mehr weg, aber dennoch machte mich dieser Gedanke mehr als zornig. „Sturkopf....“, kam es trotzig über meine Lippen und wieder fegte ich fallende Strähnen beiseite, um die kleine Platzwunde an Vegetas rechter Stirn freizulegen. Kurz säuberte ich die Stelle mit etwas Desinfektionsmittel, zwar zuckte mein Gegenüber erschrocken zusammen, schien aber immer noch nicht zu erwachen und bedeckte sie dann mit einem kleinerem Pflaster. Wenigstens die größeren Wunden wollte ich so versorgen und nachdem eine weitere an seiner Schulter (die von heute Nachmittag) und seiner rechten Hand versorgt war, ließ ich es sein - aus Angst ihn zu wecken. Der Rest bestand aus Schürfwunden und etlichen Kratzer, das konnte ich zur Not dann noch versorgen, wenn Vegeta ausgeschlafener war. Das und vielleicht bei besserer Laune. Zufrieden besah ich mir mein Werk und schnappte mir dann eine der zahlreichen Decken, um sie über einen eingesunkenen Körper zu legen.  Mich selbst wickelte ich abermals in einen wärmenden Teppich und setzte mich dann auf den Schaukelstuhl, den mir meine Mutter vor zwei Wochen vom Flohmarkt mitgebracht hatte. Schon ewig hatte ich nach solch einer Seltenheit gesucht, war aber nie wirklich fündig geworden.  Doch sie hatte das Unmögliche möglich gemacht und mich für ein paar Stunden wieder lächeln lassen. Wieder riss mich ein schwaches Keuchen von Seiten des Bettes aus meinen Gedanken und abermals sah ich auf. Müde wälzte sich Vegeta auf die andere Seite und lag mir nun mit dem Gesicht zugewandt. Abermals sah ich in entspannte Züge und zählte die Ringe unter seinen Augen. Zu viele, wie ich schnell erkannte. Er sah so erschöpft aus. Näher rückte ich mit dem Stuhl heran, erreichte abermals eine wilde Mähne und strich zaghaft mit zittrigen Fingern gar lieblich durch sprödes Haar. Wie sehr ich das doch vermisst hatte. Kurz huschte ein Lächeln über meine Lippen. Wie sehr es mir fehlte, diese kleinen Berührungen. Diese Zärtlichkeiten, die sich der Saiyajin selbst verwehrte und einfach nicht zulassen konnte. Getrieben aus Hass, weder noch aber aus blankem Zorn sondern eher....Abneigung. Zögernd blickte ich in ruhende Züge und sah dennoch so viel. Ich sah Verachtung. Selbstzweifel und....  Federleicht berührte ich die hitzige Haut seiner Wange und entlockte dem Schlafenden somit ein schwaches Stöhnen. Reue. Soviel an Emotion hatte mir der Saiyajin preis gegeben. Ließ mich soviel Zweifel spüren und zuerst dachte ich, dass ich diejenige war, die solch einen Kummer in ihm geweckt hatte. Aber leider hatte es seine Zeit gebraucht, bis ich verstand, dass der Saiyajin nicht seine neu gewonnene Wut auf mich richtete sondern vielmehr einen bereits gelebten Zorn neu auferstehen ließ. Einen Zorn auf sich selbst, auf sein Leben, das wahrlich kein Schönes war. Nichts Ehrenvolles an sich hatte, mit dem man prahlen konnte und lieber versteckt hinter kalten Schatten hätte bleiben sollen. Auf ewig. Jetzt, in diesem Moment, verstand ich auch all sein Handeln. All seine blinden Bemühungen sich in haltlosem Schmerz und Training zu vergessen. Denn er wollte vergessen. Nicht die Tatsache, dass ich einst in seinem Leben suchte, sondern, dass ich es gesehen hatte, mit all seinen Fehlern, all der Dunkelheit und tiefen Schatten, brachten ihn zu solchen Emotionen. Und ließen ihn so fühlen. Vegeta wollte mich nicht verstoßen. Wollte dies noch nie, von Anfang an, das hatte ich erkannt.  Doch ich hatte ihm mit meinem eigennützigen Verhalten und strikter Neugierde, keine andere Wahl gelassen, als sich für einen Weg zu entscheiden. Den Weg der Einsamkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)