Alive! von Fhin (Kurosaki x Teru) ================================================================================ Kapitel 5: Clumsy me! --------------------- „Kurebayashi Teru meldet sich zum Dienst!“, rief Teru und salutierte vor Kurosaki. Der Unterricht war vorbei und es war Zeit, ihren Pflichten als Hausmeistersklavin nachzukommen. Mit hochgezogener Augenbraue starrte Kurosaki sie an, bevor sich ein Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. Was für ein Auftreten. „Gut.“, sagte er und drückte ihr eine große Heckenschere in die Hand. „Stutz die Zweige von dem Baum da.“ Mit einem Nicken deutete er auf den entsprechenden Baum. „Aye aye!“, antwortete sie und drehte sich auf den Hacken um, um sich auf den Weg zu machen. Vor dem Baum blieb sie stehen und sah auf. Sie schien kurz zu überlegen, bevor sie die schwere Heckenschere über ihren Kopf hob und versuchte, an die untersten Zweige zu kommen. Kurosaki beobachtete das Ganze eine Weile, bis er es sich nicht mehr mit ansehen konnte. „Was machst du da?“, brüllte er, sodass Teru zusammenzuckte und sich dann beinahe schon ängstlich zu ihm umdrehte. „Ich komm da nicht dran.“, jammerte sie. „Wie wär’s mit ‘ner Leiter, du Genie?“, schlug er mit grimmigem Unterton vor. Terus Miene hellte sich auf. „Gute Idee!“, rief sie und marschierte Richtung Hausmeisterschuppen. Kurosaki zögerte. Konnte er sie darin wirklich alleine lassen? Es schepperte. Er seufzte. Anscheinend konnte er das nicht! „Alles ok?“, fragte er, als er den Kopf durch die Schuppentür steckte. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, musste er sich stark zusammenreißen, nicht laut loszulachen. Aber er musste ja besorgt sein! Und trotzdem… Teru hatte versucht, die Leiter, die an einem breiten Nagel hing, herunterzunehmen, hatte dabei allerdings einen Eimer angestoßen, der ebenfalls dort oben hing und in welchem verschiedene Seile und Schnüre waren. Diese hatten sich nun über Teru ausgebreitet und hingen an ihren Armen und um ihren Hals. „Alles ok!“, antwortete sie und streckte zum Beweis den Daumen nach oben. Sie hatte die Leiter abgestellt und sich bei dem Versuch, sich zu befreien, nur noch mehr verheddert. Nun wollte sie einen Schritt gehen, um den Seilen zu entkommen. „Nicht bewegen!“, rief Kurosaki schnell, der gesehen hatte, dass eines der Seile, das auch um ihren Hals lag, an einem Nagel festhing. Rasch ging er auf sie zu und begann, die Seile zu entwirren und ihr nach und nach abzunehmen. Stumm und mit leicht geröteten Wangen verfolgte Teru jede von Kurosakis Bewegungen. Ihr wurde bewusst, dass er ihr ganz schön nah war und außerdem ganz schön groß. Jedenfalls viel größer als sie. Er sah konzentriert auf sie Seile und sein blondes Haar fiel ihm dabei in die Stirn. Ihr Blick fiel auf seine Hände, dir ihr ebenfalls ganz schön groß vorkamen. Groß aber dennoch feingliedrig. Plötzlich schlang er seine Arme um sie und sie hatte nur noch seine breite Brust vor Augen. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Was war denn jetzt los? Sie wurde nervös und bewegte sich etwas. „Nicht bewegen.“, forderte Kurosaki erneut, dieses Mal aber ruhiger. Sofort verharrte sie in ihrer Bewegung und wagte es nicht mehr, sich auch nur ein wenig zu rühren. Erst nach einigen Sekunden wurde ihr klar, dass er gerade versuchte, einen Knoten hinter ihrem Kopf zu lösen. Er seufzte. Anscheinend war er nicht sehr erfolgreich dabei. „Wie hast du dich nur so verheddern können?“, fragte er bedrohlich nah an ihrem Ohr. „I-ich weiß nicht.“, antwortete sie ehrlich. Er lehnte sich ein Stückchen nach hinten, um ihr ins Gesicht sehen zu können, ohne den Knoten hinter ihr loszulassen. Er grinste. „Gleich bist du frei.“, sagte er. Verlegen sah Teru beiseite. Sie hielt es grad irgendwie nicht aus, ihm in die Augen zu sehen. Warum war es hier nur so heiß? Nach ein paar letzten Handgriffen, hatte Kurosaki sie endlich befreit. Er stopfte die Seile zurück in den Eimer und stellte ihn dieses Mal vorsichtshalber lieber auf dem Boden ab. „Danke…“, sagte Teru verlegen. „Schon gut.“, antwortete Kurosaki. Irgendwie hatte es ihm fast schon Spaß gemacht, Teru zu befreien. Sie griff nach der Leiter, für die ursprünglich hergekommen war, um sich nun endlich an die Arbeit zu machen. Sofort wurde sie ihm jedoch wieder aus der Hand genommen. „Die nehm ich.“, sagte Kurosaki, der es lieber nicht riskieren wollte, Teru noch einmal an die Leiter heranzulassen. Der Schuppen war zwar nur etwa 2m² groß, aber für einen Tollpatsch konnte der Weg zur Tür mit einer Leiter in der Hand trotzdem ganz schön weit sein. „D-danke…“, sagte Teru erneut und folgte Kurosaki aus dem Schuppen. Er stellte ihr die Leiter an den Baum und trat dann einen Schritt zurück. Teru sah ihn an. Warum sah sie ihn so an? Und warum bewegte sie sich nicht? Einige Sekunden vergingen und immer noch zeigte sie keine Regung. „Teru?“, sprach er sie an und holte sie damit offensichtlich zurück in die Wirklichkeit. „Ja?“, antwortete sie. „AN DIE ARBEIT!“, brüllte er und setzte einen fiesen Blick auf. Sofort stand Teru stramm und salutierte. „Jawohl!“, rief sie und schnappte sich die Heckenschere, die neben der Leiter lag. Kurosaki entfernte sich ein paar Meter von Teru, die mittlerweile oben auf der Leiter stand und die Zweige des Baumes stutzte. Er selbst zündete sich erst mal eine Zigarette an, die er genüsslich rauchte, während er Teru keinen Augenblick aus den Augen ließ. Wie so oft, seitdem Souichirou ihn darum gebeten hatte, Teru in seiner Nähe zu behalten und auf sie aufzupassen, machte er sich Gedanken darüber, ob er ihr wohl irgendwann würde sagen können, dass er DAISY war. Er hatte Angst davor, wie sie reagieren würde. DAISY war ihr Freund und ihre seelische Unterstützung. Er war lieb und freundlich. Aber Kurosaki Tasuku… Er war ihr Sklaventreiber, der unheimliche Hausmeister, der sie herumscheuchte. Sie würde mit Sicherheit enttäuscht sein, wenn sie herausfinden würde, dass er DAISY war. Er log in seinen Mails nicht. Alles, was er schrieb, empfand er wirklich so. Ja, selbst dass er Kurosaki für einen nicht so netten Kerl hielt und Teru sich vor ihm in Acht nehmen sollte, war nicht gelogen. Immerhin hatte allein er es zu verschulden, dass Sou so viel leiden musste. Was wäre, wenn sie es herausfinden würde? Nie wieder könnte er sie als DAISY unterstützen. DAISY würde nicht mehr existieren. Nur noch er: Kurosaki. Und Kurosaki würde all diese netten Dinge nicht sagen können, die DAISY schrieb. Wie sollte er? Das würde einfach nicht zu ihm passen. Gedankenverloren zog er an seiner Zigarette. Teru streckte sich gerade, um einen weiter außen liegenden Zweig zurückzustutzen. Er spannte sich an. Sie stand gefährlich schief da und es fehlte nicht viel, dann würde auch die Leiter sich zu weit zu einer Seite neigen. Gerade wollte er sie ermahnen, sich nicht zu weit nach außen zu lehnen, da passierte es. Er konnte sehen, wie die Leiter langsam nachgab. Auch wenn Teru es versuchte, sie würde es nicht mehr schaffen, das Gleichgewicht zu halten. Mit einigen großen Sätzen war er bei ihr, gerade noch rechtzeitig, denn die Leiter hatte tatsächlich nachgegeben und war weggerutscht. Teru gab einen Schreckenslaut von sich, als sie spürte, dass sie fiel. Schon im nächsten Moment landete sie auf Kurosaki, der sie noch halbwegs auffangen konnte, jedoch von der Wucht des Aufpralls zu Boden befördert wurde. Die Leiter traf ihm dabei am Kopf. Ein scharfer Schmerz zog sich durch seine Schläfe und ein dumpfer durch seinen Rücken. Er spürte, etwas Heißes seine Schläfe hinunterlaufen. „Kurosaki?“, rief Teru panisch, nachdem sie sich von dem ersten Schreck erholt hatte. Sie war von der Leiter gefallen und er hatte sie aufgefangen. Und nun lag er auf dem Boden und sie auf ihm drauf. Er blutete. Er stöhnte leicht, als er sich aufsetzte. Er tastete nach der Stelle, an der die Leiter ihn getroffen hatte. Als er seine Finger ansah, waren sie rot. „Scheiße.“, fluchte er. Sein Blick wanderte von seinen Fingern in Terus Gesicht. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. „Bist du ok?“, fragte er. Sie sah unverletzt aus, aber er wollte sichergehen. Er machte sich Sorgen um sie. Was mit ihm war, war egal. Außerdem würde Sou ihn umbringen, wenn ihr was passierte. „I-ich bin ok.“, antwortete sie mit leicht zitternder Stimme. „Aber du… du blutest!“ „Halb so wild.“, versicherte er. Erneut tastete er nach der Wunde. Mangels Verbände löste Teru entschlossen ihre Schleife, die Teil ihrer Schuluniform war, und presste sie auf die Wunde. Überrascht sah Kurosaki auf. „Teru…“, sagte er leise. Hatte sie Tränen in den Augen? „Es tut mir leid!!“, rief sie. Völlig überrumpelt wusste er im Moment gar nicht, was er darauf sagen sollte. „Schon gut…“, brachte er schließlich hervor. Eine Träne rann über Terus Wange, die sie sich schnell trotzig wegwischte. „Meinetwegen bist du verletzt…“ Sie fühlte sich wirklich schuldig. Warum war sie heute auch nur so ein Tollpatsch? Erst die Sache mit den Seilen und nun das. „Teru, hör auf.“, sagte Kurosaki beruhigend. „Aber…“, wollte sie protestieren, doch er unterbrach sie sofort. „Hör zu!“, verlangte er. „Es war meine Entscheidung, dich aufzufangen, ok? Es ist meine eigene Schuld, dass ich verletzt bin. Und dir wäre vermutlich noch etwas viel Schlimmeres passiert, wenn ich dich nicht aufgefangen hätte.“ Teru schwieg. Was sollte sie darauf auch sagen? Ja, er hatte sich selbst dazu entschieden, sie aufzufangen. Aber sie fühlte sich trotzdem schuldig. Wäre sie nicht so leichtsinnig gewesen, wäre das gar nicht erst passiert. Plötzlich tauchte noch ein anderer Gedanke in ihrem Kopf auf. Warum hatte er sie aufgefangen? Er war doch immer fies und ein Sklaventreiber, oder? Außerdem war er irgendwie unheimlich. Wieso also riskierte er es, verletzt zu werden, nur um sie vor einer Verletzung zu bewahren? Vielleicht war er doch nicht so schlecht, wie er sich immer gab… „Teru?“ Kurosakis Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihn an, als Zeichen, dass sie hörte. „Ähm…“, räusperte er sich. „Würdest du mal von mir runtergehen?“ Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie sich immer noch auf ihm befand. Nicht nur das, sie saß rittlings auf seinem Schoß. Oh Gott! Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde wurde sie knallrot und sprang auf. „Entschuldigung!!“, rief sie und verneigte sich vor ihm, während sie sich an ihrem Rock festklammerte, der, wie sie noch so eben hatte feststellen können, in der etwas unpassenden Position vorhin ein wenig hochgerutscht war. Leicht benommen rappelte Kurosaki sich auf. Er presste nun selbst die zum Verband umgewandelte Schleife auf seine Wunde. Es war nichts Schlimmes, das wusste er. Ein wenig desinfizieren und ein Pflaster und das war’s. „Komm mit.“, forderte er Teru auf, die noch immer in gebeugter Haltung da stand und sich nicht traute, aufzusehen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, so lange auf ihm sitzen zu bleiben? Beinahe schon erschrocken von seiner Stimme richtete sie sich ruckartig wieder auf und folgte ihm. Einige Minuten später befanden sie sich im Krankenzimmer der Schule. „Hallo?“, fragte Kurosaki in den Raum hinein. Niemand da. Er fing an, nach dem Desinfektionsmittel und Pflastern zu suchen. Wenn die Schwester nicht da war, mussten sie seine kleine Platzwunde eben selbst versorgen. Es dauerte nicht lange, da hatte er alles zusammengesucht, was er brauchte. Er drückte es Teru in die Hand. „Hier.“, sagte er. Sie sah ihn fragend an, woraufhin er ihre Schleife von seiner Stirn nahm. „Ich kann die Wunde nicht sehen. Du musst sie versorgen.“, verlangte er und setzte sich hin. Etwas überrascht zögerte sie kurz, griff dann aber nach einem sauberen Tuch, machte es etwas nass und wische um die Wunde herum. Sie war wirklich nicht sonderlich groß. Zum Glück! Sie nahm sich einen Tupfer und tränkte ihn mit Desinfektionsmittel. Vorsichtig tupfte sie die Wunde entlang, während sie mit der anderen Hand Kurosakis Haare aus der Stirn hielt. Kurosaki spürte, wie das Mittel brannte, gab jedoch keinen Laut von sich. Vielmehr war er gebannt von Terus konzentriertem Blick, der fest auf die kleine Stelle, an seiner Stirn gerichtet war. Sie hatte sich leicht zu ihm heruntergebeugt und war ganz vorsichtig, ganz sanft… Kurosaki spürte sein Herz in seiner Brust klopfen. NEIN! Was war das? Schnell verschloss er die Augen, um sie nicht mehr anzusehen. „Tut’s weh?“, fragte Teru, die das Verschließen seiner Augen als Reaktion auf das Desinfektionsmittel missinterpretierte. „Nein.“, antwortete er schnell und öffnete die Augen wieder, richtete den Blick jedoch lieber woanders hin. Teru hörte auf, die Stelle mit dem Tupfer zu bearbeiten. Es blutete nur noch leicht und jetzt, wo die Wunde sauber war, sah sie umso ungefährlicher aus. Sie griff nach einem Pflaster und klebte es vorsichtig auf die Stelle. Sie strich mit dem Daumen über beide Enden, damit es auch wirklich klebte. Zufrieden wich sie dann ein wenig zurück und nahm auch ihre Hand aus seinem Haar, sodass es wieder nach vorn fiel und das Pflaster beinahe vollkommen verdeckte. „Fertig.“, sagte sie. „Danke.“, antwortete er knapp, stand auf und ging ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei aus dem Raum. In seinen Gedanken sah er immer noch Teru, die sich über ihn beugte und ihm die Haare aus der Stirn hielt, so sanft und vorsichtig. Vergeblich versuchte er, dieses Bild wieder zu vertreiben. Nein, das durfte einfach nicht sein… Schnellen Schrittes lief er zurück zum Hausmeisterschuppen und packte wortlos die Geräte zurück. Teru war ihm gefolgt. Was war auf einmal in ihn gefahren? „Kurosaki?“, fragte sie. Er schien sie gar nicht wahrzunehmen. Sie griff nach seiner Hand, um ihn aufzuhalten. Sie bemerkte, dass er ihre blutbefleckte Schleife noch immer in der Hand hielt. Seine Fingerknöchel waren schon weiß angelaufen, so fest klammerte er sich an sie. Als er ihre Hand spürte, zuckte er kurz zusammen und sah sie mit großen Augen an. Seine Reaktion erstaunte sie und auch sie bekam große Augen. Ein paar Sekunden vergingen, bevor sie sich wieder rührte, ihre Hand immer noch an seiner. „Die Schleife…?“, brachte sie heraus. Ruckartig zog er seine Hand aus ihrer, die Schleife fest umklammernd. „Ich wasch sie und bring sie dir morgen wieder.“, sagte er leicht errötend. Fragend sah sie ihn an. War das sein Ernst? Er wandte sich von ihr ab. „Geh nach Hause.“, sagte er, verschwand im Schuppen und ließ eine vollkommen verwirrte Teru zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)