Leer von DreamerInHeaven ================================================================================ Kapitel 1: ----------- [link href="http://www.youtube.com/watch?v=ychaYsnrFWU"]http://www.youtube.com/watch?v=ychaYsnrFWU[/link] __________________________________________________________________________________________________________________________________________ Der Alkohol rann ihre Kehle hinab und hinterließ ein beinahe angenehm brennendes Gefühl. Die Musik war laut und Serena spürte, wie der Bass durch ihre Venen kroch und in ihrem Körper weiter zu spielen schien. Sie hörte ein helles Lachen und brauchte einen Moment bis sie realisierte, dass es ihr eigenes war. Mehr Alkohol benetze ihre Lippen, ihre merkwürdig trockene Kehle. Ein Tropfen blieb an ihrer Unterlippe hängen, erzitterte kurz und rann dann ihr Kinn hinab und sie wusste, fast jeder Mann im Raum würde dafür töten um mit diesem einen, kleinen Tropfen zu tauschen. Und sie genoss es. Genoss das Gefühl, begehrt und beliebt zu sein. Gewollt zu sein. Einfach, weil sie Serena van der Woodsen war. Das Partygirl. Das It-Girl. Der blonde Engel, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte und eigentlich weniger ein Engel war als alle anderen in diesem Raum. Von allen Seiten wurden ihr Drinks spendiert und sie nahm lachend an, redete mit jedem, schenkte jedem ihre Aufmerksamkeit - Und fühlte sich ein kleines bisschen weniger leer als sonst. Sonst. Wenn ihre Mutter einen neuen Mann mitbrachte - Er ist der Richtige, Serena, ich habe es im Gefühl - und über die ersten Phasen der Verliebtheit ihre Kinder vergaß. Wenn Eric enttäuscht in sein Zimmer ging, weil ihre Mutter spontan ohne sie weggefahren war oder sie ein Treffen mit ihren Kindern - weil Kinder einen Termin bei ihrer Mutter brauchen, wenn sie van der Woodsen heißen - kurzfristig abgesagt hatte. Wenn sie sah, wie verliebt Blair und Nate waren und sie sich wünschte, ein Junge würde sie so ansehen. Wie die Eine, Einzige. Oder wenn sie an ihren Vater dachte, der sie und Eric im Stich gelassen hatte. All das verschwamm zu einer undeutlichen, grauen Masse, wenn sie die Maske der schönen, lebenslustigen Serena aufsetzte, die die ganze Welt kannte und liebte. Morgen würde ihre Mutter wieder von irgendwelchen Skandalen erfahren, die ihre Tochter wieder provoziert hatte und sie würde sie ins Gebet nehmen und ihr sagen, dass sie der Familie nicht solche Schande bereiten durfte. Das sie auf ihren Ruf achten musste. Und Serena würde ihrer Mutter sagen, dass sie übertrieb. Dass es gar nicht so schlimm gewesen war. Dass sie sie nicht wie ein kleines Kind behandeln sollte. Dass sie wusste, was gut für sie war. Und innerlich würde sie Lächeln. Es würde ein trauriges Lächeln sein, aber ohne diese Skandale bekam sie schon lange nicht mehr das, was sie sich so heiß ersehnte, dass sie das Gefühl hatte, sie würde von innen heraus verbrennen. Die Aufmerksamkeit ihrer Mutter. Verärgert schüttelte Serena ihr langes, blondes Haar und tauchte tiefer  in die Menge auf der Tanzfläche. Sie war hier um sich abzulenken. Und sie wollte mehr. Mehr Alkohol, mehr Männer, mehr Freunde, mehr Spaß. Sie wollte das ganze Leben, sie wollte endlich mehr spüren als diese Leere und das schmerzhafte Feuer in ihrer Brust. Also tanzte sie noch ein bisschen ausgelassener, feierte ein bisschen wilder und lachte ein bisschen lauter als alle anderen. Und die Leute liebten sie. Sie liebten sie und sie wollten in ihrer Nähe sein, wollten mit ihr reden, mit ihr tanzen, mit ihr lachen. Oder zumindest mit der Maske Serena van der Woodsen, die sie inzwischen fast nur noch trug. Selbst Nate fiel auf diese Maske herein und Blair...Blair hatte ihre eigenen Probleme und im Grunde ihres Herzens wollte Serena nicht, dass ihre beste Freundin sich auch noch um sie Sorgen machen musste. Und manchmal hoffte sie, dass Blair ebenfalls auf die Maske herein fiel und das zerbrechliche, traurige Mädchen vergaß, das dahinter saß und zu dem der Name Serena van der Woodsen nun gar nicht mehr zu passen schien. Vielleicht konnte sie selbst dieses Mädchen ja mit so viel Alkohol ertränken, dass sie einfach verschwand als hätte es sie nie gegeben. Als wäre da kein Teil von ihr, der sich nachts manchmal in den Schlaf weinte und die leisen Schluchzer in ihrem Kissen erstickte, das schon ganz feucht von Tränen war, damit Eric nichts merkte. Der Teil, der wirklich noch enttäuscht war, wenn ihre Mutter ihr Wort nicht hielt, allein weg fuhr oder einen Termin vergaß. Der Teil der schwachen Serena. Der Teil, den bestimmt niemand mögen würde, wenn ihn jemand sehen würde. Der Teil, der sich manchmal klein und hässlich vorkam und den Serena am liebsten aus sich heraus gerissen hätte wie ein Geschwür. All diese Gedanken nahm Serena nicht bewusst wahr, sie schwirrten einfach irgendwo in ihrem Hinterkopf und wurden immer leiser und leiser, je mehr sie trank und je mehr sie lachte und tanzte. Irgendwann ging sie schwankenden Schrittes vor die Tür und niemand hielt sie auf. Die kühle Nachtluft strich ihr angenehm übers Gesicht und durch die Haare und sie fühlte sich warm und schwummrig vom Alkohol. Als sie merkte, wie ihr jemand eine Hand auf die Schulter legte drehte sie sich um und starrte den fremden, dunkelhaarigen Jungen verwirrt an, bevor sie ihn anzüglich anlächelte. „Willst du dafür sorgen, dass ein hilfloses, kleines Mädchen sicher nach Hause kommt?“, fragte sie mit einem koketten Kichern; morgen würde sie sich bestimmt nicht daran erinnern. Der Junge sah verlegen aus, während er einen Arm ausstrecke und ein Taxi heran winkte. Doch nachdem er ihr geholfen hatte, sich ins Taxi zu setzen sah er sie fragend an: „Wo wohnst du?“ Serena kicherte. „Wieso, willst du mich begleiten?“ Der Junge sah noch ein ganzes Stück verlegener aus, als er antwortete: „Der...der Taxifahrer muss wissen, wo er dich hin bringen muss...so betrunken, wie du bist, könnte das jemand ausnutzen...“ Serena starrte ihn an und suchte nach dem Fehler, der Falle in seinen Worten. Niemand wollte ihr einfach nur so helfen geschweige denn dafür sorgen, dass niemand ihre Trunkenheit ausnutzte. Sie bemerkte es nicht einmal, dass sie dem Taxifahrer ihre Adresse nannte. Als der Junge verlegen „Gute Nacht.“ sagte reagierte sie nicht. Und ein kleiner Teil in ihr wünschte sich, sie hätte weniger getrunken. Dieser kleine Teil in ihr wusste jetzt schon, dass sie sich am nächsten Tag weder an das Gespräch noch an diesen Jungen erinnern würde. Aber Dan Humphrey würde sich erinnern. Er würde sich erinnern und sich fragen, warum Serena van der Woodsen an diesem Abend so unendlich traurig ausgesehen hatte und sich mal wieder vornehmen, sie anzusprechen. Sie auf einen Kaffee einzuladen. Einfach so. Und er wusste gleichzeitig, dass er es nicht tun würde. Wieder nicht. Aber vielleicht das nächste mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)