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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Wahrheiten

52) Wahrheiten
 

Adam setzte sich auf. Sein Blick wanderte unsicher durch das Zimmer.

„Doch wieder schlecht geträumt?“, wollte Sam ruhig wissen.

„Ich denke ja. Das war alles so verschwommen.“

„Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Tut mir leid.“

„Du kannst ja nichts dafür.“

„Naja, wenn Dad nicht …“

„Dann wäre ich nicht auf der Welt“, fiel Adam ihm ins Wort.

„Auch wieder wahr.“

„Erzählst du mir von ihm?“

„Willst du dir das Bild, das du von John Winchester hast zerstören lassen?“

„Du kannst es nicht wirklich zerstören. Du kannst nur Fassetten hinzufügen. Für mich war er der Mann der hin und wieder kam und der viel mit mir und meiner Mom unternommen hat.“

Sams Blick wanderte zu seinem schlafenden Bruder. Sollte er seinem Halbbruder wirklich den Vater nehmen, den er eh kaum gehabt hatte?

„Ich möchte wissen, warum Dean so komisch auf die Fotos reagiert hat!“, riss Adam ihn aus seinen Grübeleien.

Sam holte tief Luft, nickte und begann leise:

„Den John Winchester, den du kennengelernt hast, gab es für uns nicht. Vielleicht kann Dean sich noch an diesen John Winchester erinnern. Vielleicht war Dad vor Moms Tod auch zu uns so? Ich weiß es nicht. Wir kennen einen John Winchester, der mehr Drill-Sergeant war als Vater.

Dean hat, als er kleiner war, immer wieder gefragt, ob Dad mit uns zu einem Baseballspiel geht. Er hat Baseball geliebt und an manchen Schulen durfte er sogar in der Mannschaft mittrainieren.

Wir waren nie bei einem Spiel. Wir mussten schießen lernen und wurden über Hindernisparkoure gescheucht. Wenn wir einen Ausflug in die Natur gemacht haben, dann bestimmt nicht zum Angeln oder Zelten. Eher wurden wir mit schwerem Gepäck durch die Wälder gescheucht. Wir haben Dad oft Wochen nicht gesehen. Je älter Dean wurde umso länger blieb er weg.

Dean musste sich dann um mich kümmern und viel zu oft auch zusehen, wie er uns ernährt bekam, weil Dad länger wegblieb als gesagt und das Geld schon lange aufgebraucht war.

Nein, unser Dad war nicht der Dad, den du kanntest.“ Während er sprach, hatte er seinen Blick auf Dean gerichtet. Er konnte Adam dabei nicht anschauen, hatte er ihm doch nur die halbe Wahrheit erzählt. Immerhin hatten ihm Deans Träume viel über ihren Vater verraten und das warf ein noch schlechteres Licht auf ihn. Aber das musste der Junge nicht wissen.

Der Milligan war schockiert. Für ihn war John der nette Vater, der sich Zeit für ihn nahm, mit ihm spielte, Ausflüge in die Natur unternahm und zu Spielen ging. Ein ganz normaler Vater, okay, ein ganz normaler Hin-und-wieder-Vater. Aber ein Vater! Wie oft hatte er sich gewünscht mehr Zeit mit ihm verbringen zu können.

„Wenn mir das jemand anderer erzählt hätte, ich würde es nicht glauben“, sagte er leise.

„Er war uns kein guter Vater. Das hat aber nichts damit zu tun, wie er zu dir war“, versuchte Sam abzuwehren.

„Ich hab mir immer gewünscht, dass er öfter kommt. Dass er euch dafür alleine ließ, finde ich furchtbar. Und ich hab euch beneidet. Er war ein toller Vater, wenn er hier war und ich bin davon ausgegangen, dass er für euch auch so gewesen sein musste.“

„War er nicht.“

„Warum hat er das gemacht? Ich meine, ich möchte ihn gerne verstehen.“

„Mom starb und das hat ihn verändert.“

„Und deshalb jagt ihr diese Monster?“ Adam musste es einfach fragen. Der Verdacht drängte sich ihm immer stärker auf.

Sam schaute ihm in die Augen. Sollte er ihn doch einweihen? Dean hatte ihn gebeten, es nicht zu tun und irgendwie sah er diesen Wunsch als eine Art letzten Wunsch an, den er ihm erfüllen wollte, auch wenn er Gott, oder besser Anna sei Dank nicht starb. Außerdem taten ihm seine Gedanken seinem Bruder gegenüber leid. Er hatte sich so gefreut, dass er nicht mehr der Jüngere war, dem man alles zeigen und erklären und den man beschützen musste, dass er sich so darauf versteift hatte Adam einzuweihen, dass er wohl nicht mehr klar denken konnte oder wollte. Letztendlich musste er seinem großen Bruder Recht geben. Adam sollte sein Leben leben und er würde weiter darauf hoffen, dass Dean doch noch sesshaft werden würde. Immerhin, der letzte Sommer hatte doch schon wunderbar funktioniert.

„Sam?“, fragte Adam.

„Es ist nicht so toll, wie es sich anhört.“

„Ich möchte es trotzdem wissen!“

„Und ich habe Dean versprochen, dass ich dich nicht weiter in unser Leben einweihe.“

„Bitte Sam. Ich möchte es verstehen. Da sind Bilder, die ich nicht loswerden kann und ich möchte verstehen warum Dad zu euch so ganz anders gewesen ist, als zu mir. Warum hängen du und Dean so zusammen. Das ist doch nicht normal!“

Sam schüttelte den Kopf. Sollte er wirklich reden? Allerdings glaubte er nicht, dass Adam sich so einfach abspeisen lassen würde. Er holte tief Luft.

„Mom wurde von einem Dämon ermordet, als sie mich schützen wollte. Der Dämon war in unser Haus eingedrungen und stand in meinem Zimmer. Jess wurde 22 Jahre später von dem gleichen Dämon ermordet. Ich weiß nicht was er von mir wollte oder will, oder ob es überhaupt mit mir zu tun hat.“ Das mit dem Dämonenblut würde er seinem kleinen Bruder bestimmt nicht erzählen.

„Dad ist nach Moms Tod mit uns losgezogen, um diesen Dämon zu jagen. Dabei ist er auf immer mehr übernatürliche Wesen gestoßen und wurde zum Jäger.

Dean war damals viereinhalb. Er war von jetzt auf gleich aus seiner heilen Welt gerissen worden und hatte seine Mom verloren. Sie muss ein ganz wundervoller Mensch gewesen sein.

Von diesem Tag an hat Dean alles getan, was Dad von ihm verlangte. Er hat sich voll und ganz dessen Befehlen untergeordnet, aus Angst ihn auch noch zu verlieren. Und spätesten als ich ein Teenager war, habe ihn dafür gehasst. Ich wollte dass er selbstständig handelte und habe ihn als Daddys kleinen Befehlsempfänger beschimpft. Ich habe lange nicht verstanden, warum Dean John Winchester so vergöttert hat.

Doch Dean hat nie etwas dazu gesagt. Er hat nie schlecht von Dad gesprochen und er war zutiefst erschüttert als der plötzlich nicht mehr lebte. Es hat ihn total aus der Bahn geworfen.

Wie Dean jetzt zu Dad steht, kann ich dir nicht sagen. Ich denke, er sieht ihn inzwischen wesentlich differenzierter. Trotzdem achtet er seine Wünsche.“

„Ein Dämon hat eure Mom und deine Freundin getötet?“

„Ja.“

„Was ist mit dem Dämon jetzt? Ich meine, ist er immer noch hinter euch her?“

„Nein. Dean hat ihn vor zwei Jahren erschossen.“

„Man kann Dämonen töten?“

„Selten, aber ja.“ Dass es den Colt gab und Rubys Dolch, wollte er nicht preisgeben.

„Und wer ist Alistair?“

„Ein weiterer Dämon. Bis gestern hatte ich noch nie etwas von ihm gehört.“

„Gibt es viele Dämonen?“

„Die Hölle ist groß, vermute ich mal.“

„Bekämpft ihr oft Dämonen?“

„Nein. Hör zu Adam. Ich habe dir schon mehr erzählt, als selbst meine Freundin wusste, und mit der war ich zwei Jahre zusammen.“

„Und meine Mom? Dieses Ding, das sie getötet hat?“, ließ sich Adam nicht ausbremsen.

„Das war ein …“

„Wechselbalg. Hast du schon gesagt. Was genau das ist, allerdings nicht.“

„Wechselbälger sind mythologische Wesen, meist Kinder von Feen oder Trollen, die mit menschlichen Kindern vertauscht werden. Sie fallen oft durch unersättlichen Hunger und Missbildungen auf. Zumindest steht es so in den alten Büchern.

Bei manchen reicht es, wenn sie einmal von einer Frau genährt wurden, andere bleiben ein Leben lang bei den Menschen und wieder andere benutzen Menschen nur als Nahrung. An die sind wir hier wohl geraten. Warum sie sich so voneinander unterscheiden, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht ist diese eine Spezies auch nur hier in Amerika beheimatet? Immerhin sind wir schon einmal dieser Art Wechselbälgern begegnet. Ich weiß es wirklich nicht.“ Sam schwieg und ließ seinem Halbbruder Zeit das Gesagte zu verarbeiten. Daran würde er jetzt hoffentlich eine ganze Weile zu knabbern haben. Mehr wollte er ihm jedenfalls nicht preisgeben.

Adam schien zu spüren, dass sein Bruder nicht mehr sagen würde. Trotzdem musste er noch eine Frage loswerden:

„Und ihr jagt sowas?“

„Ja.“

„Deshalb hat Dean bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass es ihm egal wäre, ob ich ein Jäger wäre. Er meinte das hier damit?“

„Richtig erkannt, Kleiner.“

„Deshalb hängt ihr so zusammen und fahrt gemeinsam durchs Land, ohne euer eigenes Leben zu leben?“

„Auch wieder richtig.“ Langsam war Sam diese Fragestunde leid.

„Ich könnte so nicht leben. Keinen festen Wohnsitz, niemandem wirklich vertrauen können. Ist das nicht furchtbar? Träumst du nie von einem eigenen Leben?“

„Ich habe es versucht, schon vergessen? Es hat Jessica das Leben gekostet und wenn Dean nicht gewesen wäre, dann wäre ich jetzt auch tot.

Nein, ich werde kein Leben beginnen mit dem Wissen, dass Dean weiterhin auf der Straße ist. Er ist meine Rückendeckung und ich bin seine. Er war immer für mich da, egal was ich getan oder gesagt hatte. Ich werde ihn nicht alleine lassen. Ich bin nicht John Winchester. Ich werde sein Versagen an seiner Familie nicht wiederholen“, redete Sam sich in Rage.

„Ist ja schon gut. Es war doch nur eine Frage!“, versuchte Adam zu beruhigen.

„Und ich hoffe, sie ist damit beantwortet.“

Beschwichtigend hob Adam beide Hände.

Abwartend musterte Sam den Jungen, zuckte dann mit den Schultern und stand auf. Er wollte sich um das nächste Essen kümmern. Dieses Mal sollte es Hamburger geben. Die Dinger liebte Dean abgöttisch! Wenn er die auch nur als Energiequelle sah, dann wusste er es auch nicht mehr. Dann musste er wohl wirklich auf Annas Rückkehr warten.
 

Wie Sam befürchtet hatte, reagierte Dean auf die Burger genauso wenig wie auf den Gemüsereis mit Fleisch zuvor. In den folgenden fast sechzig Stunden war Sam mehrfach versucht gewesen seinem Bruder jede Menge Obst und Gemüse unterzujubeln. Immerhin würde das wohl auf Jahre seine einzige Chance bleiben, Dean zwar emotionslos aber mit Heißhunger Gesundes essen zu sehen.

Es kostete ihn schon einiges an Überwindung, aber er beherrschte sich, schon um Deans Willen. Sein Bruder brauchte vor allem Kalorien und Flüssigkeit und das war wichtiger, als diese kleine Genugtuung, es seinem großen Bruder irgendwann einmal unter die Nase reiben zu können.

Trotzdem behielt er diese Idee die ganze Zeit im Hinterkopf. Wer wusste schon, wann sich ihm im normalen Leben noch einmal so eine Möglichkeit bot.
 

Adam hatte nach ihrem Gespräch durchgesetzt, dass sie sich abwechselnd um Dean kümmerten, so dass sie beide genügend Schlaf bekamen.

Jetzt tigerte Sam unruhig im Zimmer auf und ab. So langsam sollte Anna doch erscheinen.

„Sie hat drei Tage gesagt“, versuchte Adam ihn zu beruhigen.

„Eben! Die drei Tage sind rum! Oder willst du noch länger mit so einem Zombie zusammenleben?“

„Ich habe schon Schlimmeres gesehen?“

„Schlimmeres?“, fragte Sam verwirrt.

„Ich hab in den letzten Ferien ein Praktikum in einer in einer psychiatrischen Klinik gemacht. Da waren Menschen, die schon seit Jahren im Wachkoma liegen. Dagegen ist Dean wirklich gut drauf.“

„Dean ist kein Wachkomapatient. Er wurde von einem Engel zu diesem Zombie gemacht und ich will ihn endlich so, wie er normalerweise ist, wieder haben. Es ist einfach nicht richtig, wenn Dean sein Essen kommentarlos in sich reinschaufelt. Es ist nicht richtig, wenn Dean vor mir im Bett ist und es ist nicht richtig, wenn Dean wie ein Brett auf dem Rücken liegt und schläft!“

„Dann sollten wir das ändern“, sagte Anna, die in diesem Augenblick neben Sam erschienen war.

Der machte einen Satz zur Seite und starrte sie erschrocken an, um gleich darauf seinen Halbbruder wütend anzufunkeln, der heldenhaft versuchte sich das Lachen zu verbeißen.

„Kein Wort“, grummelte er seinem kleinen Bruder an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-04-26T14:43:23+00:00 26.04.2014 16:43
Hoffentlich bekommt sie Dean wieder so hin wie er war so lieben wir ihn doch alle ^^
Ich bin gespannt wie es weiter geht ;)


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