Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 51: Seelische Wunden ---------------------------- Ich wünsche euch ein frohes Osterfest. @ Vanilein - Anna hat Dean "eingefroren." Zuerst die körperlichen Wunden, dann den Rest ... LG Kalea 51) Seelische Wunden Adam trat zu Sam an die Küchenzeile. „Hat er mich überhaupt wahrgenommen?“, fragte er. „Ich glaube, er hat mich auch nur als Lieferanten von Essbarem gesehen. So komisch reagiert er normalerweise nie. Das war nicht Dean!“, antwortete der leise und war froh aus seinen trüben Gedanken gerissen worden zu sein. „Kann ich dir was helfen?“, wollte der Jüngere wissen. Er brauchte etwas, um seine Gedanken abzulenken, die noch immer Achterbahn fuhren und ihn von einem Gefühlschaos ins nächste stürzten. Nur wenn er an seine Mom dachte, war da ein schwarzes Nichts. Er ließ seinen Blick über das Chaos auf der Arbeitsplatte gleiten. „Kochst du immer für euch?“, schob er gleich noch die nächste Frage hinterher. „Nein. Eigentlich holen wir uns was oder gehen in ein Diner. Dean hat früher für mich gekocht, aber das ist schon so lange her, dass es schon fast ins Reich der Sagen und Legenden gehört.“ Er grinste schief. „Aber John war doch da. Und eure Mom. Hat die nicht für euch gekocht?“ „Mom hat mit Sicherheit für uns gekocht. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, sie starb als ich ein halbes Jahr alt war.“ „Das tut mir leid!“ „Warum? Du kannst doch nichts dafür“, wollte Sam irritiert wissen. „Hatte das etwas mit dem hier zu tun? Mit Engeln und diesen Wechseldingern?“, fragte der Jüngere und machte eine, das Zimmer umfassende Handbewegung. „Im Großen und Ganzen, ja und es waren Wechselbälger.“ „Erzählst du es mir?“ „Du hast Dean doch gehört. Ich soll dich nicht noch tiefer mit hineinziehen.“ Er schob den Topf mit dem Reis auf den Herd und holte Gemüse und Fleisch aus dem Kühlschrank. „Wenn du helfen willst, kannst du das putzen und klein schneiden“, sagte er und schob das Gemüse zu Adam. „Ich weiß, was Dean gesagt hat. Ich würde es trotzdem gerne hören!“ „Lass uns später darüber reden. Das ist nicht in einer halben Stunde erzählt.“ Vielleicht vergaß Adam seine Fragen ja? Das würde ihn dann wenigstens nicht in einen Gewissenskonflikt bringen. Der Milligan nickte zwar, war aber nicht wirklich davon überzeugt, dass Sam ihn doch noch einweihen würde. Aber er wollte noch einmal fragen. Eine Weile arbeiteten sie schweigend, bis Adam laut Luft holte und fragte: „Ist es eigentlich normal?“ Sam drehte sich zu ihm und blickte ihn misstrauisch an. „Meine Mom ist tot, aber ich fühle nichts! Ich müsste doch trauern oder wütend sein, auf Rache sinnen. Doch da ist nichts. Leere, tot.“ „Jeder verarbeitet so etwas anders. Glaub mir, die Trauer kommt.“ „Woher willst du das wissen?“ „Jessica, meine Freundin auf dem College, wir haben zusammengewohnt, sie starb bei einem Brand. Dean hat mich damals aufgefangen. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte. Ich war wie leer. Ausgebrannt wie unser Zimmer. Da war nichts! Stille, Dunkelheit. Hass und Wut kamen erst viel später. Ich hab lange gebraucht, um auf die Beine zu kommen und die ganze Zeit war Dean da. Er hat meine Launen ertragen und meine Albträume.“ „Wart ihr lange zusammen?“ Adam hatte erst ein ‚Es tut mir leid’ einwerfen wollen, doch das hätte Sam wohl nicht gelten lassen. „Ich hatte den Ring schon in der Tasche.“ „Oh Mann! Das tut mir leid“, sagte er jetzt doch. „Das ist vier Jahre her“, erwiderte Sam. In diesem Moment wurde er sich bewusst, dass er schon lange nicht mehr an Jessica gedacht hatte, genauso wenig wie an Sarah oder Madison. Frauen hatten in seinem Leben keinen Platz. Nicht solange sie diese Leben führten. Nicht solange Dean auf der Straße blieb. „Du kannst schon mal anfangen, den Tisch zu decken“, wechselte er abrupt das Thema. Kopfschüttelnd blickte Sam zu seinem Bruder, der, kaum dass er im Bett lag, auch schon wieder schlief. Dieses Wesen sah zwar aus wie Dean, aber er war es nicht. Nichts hatte das Ding da mit seinem Bruder gemein. Nie hatte Dean Essen einfach nur des Essens wegen in sich hinein geschaufelt. Dean liebte essen. Seine Augen leuchteten, wenn er den vollen Teller vor sich hatte. Er schaufelte es sich hinein, als hätte er Angst, dass jemand ihm den Teller in wenigen Sekunden wegnehmen würde. Er redete mit vollem Mund, verkündete, dass es lecker schmeckte oder verzog das Gesicht, wenn es wirklich nur als Energiezufuhr taugte. Aber so gar nicht auf das, was auf seinem Teller war zu reagieren, das hatte er noch nie getan. Beim nächsten Essen würde er ihm Silberbesteck geben. Nicht dass er hier einen Wechselbalg aufpäppelte. Anna hatte ihn zwar geheilt und ihnen gesagt, dass sie seine Gefühle und Erinnerungen verschlossen hatte, aber vielleicht war Anna ja kein Engel. Vielleicht war sie ein Dämon geworden und dieses helle Leuchten nur eine Illusion. Er wollte ihr zwar glauben, schon um Deans Willen, aber so ganz konnte er die Zweifel nicht beiseite schieben. „Ich hoffe nur, das kriegt Anna wieder hin. So will ich meinen Bruder nicht!“, sagte er um Adam nicht noch mehr zu beunruhigen. Der Junge blickte auch schon skeptisch zwischen Dean und ihm hin und her. „Ich kenne ihn ja kaum, aber selbst mir ist aufgefallen, dass er ganz anders reagiert hat, als an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben“, gab er von sich und unterdrückte ein Gähnen. „Du solltest dich hinlegen. Ich passe auf Dean auf und wenn du ausgeschlafen bist, dann kann ich dir gerne deine Fragen beantworten. Ich kann dir auch den Wagen geben und erklären, wo ich deine Mom versteckt hab, wenn du zu ihr möchtest. Aber bitte! Geh erst schlafen. Du kippst hier gleich aus den Schuhen.“ Er hatte die Endtäuschung in den Augen des Jüngeren gesehen, als er ihn vorhin abgewiegelt hatte und es tat ihm leid. Trotzdem wollte er auch Deans Wunsch erfüllen. „Ich kann nicht schlafen“, erwiderte Adam. Er war zwar hundemüde und im Normalfall wäre er wohl schon im Stehen eingeschlafen, aber er hatte Angst zu träumen. Was, wenn er seine Mom mit diesem Maul sah? Was wenn er Dean so sah oder seine Freunde? „Warum legst du dich nicht hier hin. Ich verspreche, ich passe auf dich auf und wenn du träumst, dann wecke ich dich.“ „Ich hab nichts …“ „Nach Jess´ Tod war ich froh, wenn Dean mich geweckt hat, glaub mir. Außerdem muss es ja nicht sein. Es ist nur ein Angebot.“ Stumm nickte Adam. Vielleicht hatte Sam ja Recht. Vielleicht war es besser wenn er versuchte hier zu schlafen. „Komme gleich wieder“, erklärte er leise und verließ das Zimmer. Adam schlug die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu. Er war regelrecht aus dem Zimmer seiner Brüder geflüchtet. Mit einem Mal hatte er das Gefühl gehabt, nicht mehr atmen zu können. Eisige Hände hielten sein Herz im Griff. Er brach in die Knie. Ein heiserer Schrei brach aus seiner Kehle. Er warf den Kopf in den Nacken. ‚Warum? Warum nur?’ „Mom“ In dieser einen Silbe spiegelte sich der ganze Schmerz, den er in diesem Augenblick empfand. Bis jetzt schienen seine Gefühle wie unter einer Käseglocke eingesperrt gewesen zu sein. Nun brachen sie sich ihre Bahn nach außen. Er hatte plötzlich den Eindruck unter einer Lawine aus Verlust und Einsamkeit begraben zu werden. Seine Mutter war sein ganzes Leben für ihn da gewesen. Sie hatte ihn aufgebaut und aufgefangen und ihm immer wieder Kraft gegeben, sich neuen Herausforderungen zu stellen und jetzt sollte sie einfach so weg sein? Was sollte er denn jetzt machen? Dieser Schrei hatte Sam alarmiert. Er hatte alles stehen und liegen lassen und war zum Zimmer seines Halbbruders gerannt. Lauschend stand er vor der Tür und hörte das haltlose Schluchzen. Sollte er eintreten? Konnte er Adam trösten? Nein! Hier konnte wohl nur die Zeit die Wunde heilen. Er kannte den Jungen zu wenig, um ihm wirklich Halt geben zu können. Trotzdem blieb er wo er war und wartete. Erst als Adams Schluchzen leiser wurde und er Schritte hören konnte, ging er in ihr Zimmer zurück. „Zwanzig Minuten“, murmelte er und warf einen Blick auf seine Uhr. Zwanzig Minuten würde er Adam geben. Wenn er dann noch nicht wieder hier im Zimmer war, würde er rüber gehen. Die vorgegebene Zeit war noch nicht ganz verstrichen als der Milligan das Zimmer mit roten Augen und nassen Haaren betrat. Sam atmete innerlich auf. Irgendwie hatte er doch Angst gehabt, dass der Junge sich was antun könnte. Aber er war wohl doch stärker als er gedacht hatte. Geduscht und mit seinem Schlafshirt bekleidet kam er wieder und legte sich in das Bett, in dem vor ein paar Stunden noch Sam geschlafen hatte. Komisch war es schon, im Bett eines anderen Mannes zu schlafen, aber er kam nicht dazu lange darüber nachzudenken. Sein Körper schien nur darauf gewartet zu haben, in die Waagerecht zu kommen. Zufrieden lächelnd nahm Sam zu Kenntnis, dass sein kleiner Bruder schlief. Er schaute noch einmal zu Dean und machte sich dann daran, die Küche aufzuräumen. Während er spülte gurgelte die Kaffeemaschine vor sich hin und so ließ sich Sam mit frischem Milchkaffee gegen die eventuell aufkommende eigene Müdigkeit gerüstet, so auf einem Stuhl nieder, dass er seine Brüder bequem im Auge behalten konnte und fuhr seinen Laptop hoch. Müde rieb sich der jüngere Winchester die Augen. Die paar Stunden, die er heute Morgen geschlafen hatte, hatten seine verbrauchten Reserven nicht auffüllen können. Er würde sich heute Nacht hinlegen und die Betreuung Deans wieder in Adams Hände legen müssen, auch wenn ihm das nicht passte. Aber er musste fit sein. Was würde er darum geben, wenn Bobby hier wäre. Allerdings hatte der selbst genug um die Ohren. Jody war gerade erst aus dem Krankenhaus raus und noch nicht wieder so fit, dass er wollte, dass der alte Freund sie alleine ließ. Er hatte vor einer Stunde mit ihm telefoniert, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen, und um ihn zu beruhigen. Dean war gefunden und er lebte. Wie, hatte er ihm allerdings nicht gesagt. Das konnten sie später noch ausdiskutieren, wenn es sein musste. Und er hatte ihm von Adam erzählt. Bobby war nicht wirklich überrascht gewesen, immerhin hatte Dean ja schon von dem Jungen berichtet. Und er war auch nicht so geschockt wie Dean. Er hatte in John zwar keinen Schürzenjäger gesehen, aber als Mönch konnte er ihn sich auch nicht vorstellen. Sams Blick wanderte von Adam zu Dean. Während sein großer Bruder wie ein Stein schlief, wurde Adam immer unruhiger. Hatte er jetzt wieder einen Albtraum? Er setzte sich aufrechter hin und behielt ihn im Auge. Schon dreimal hatte er ihn wecken müssen. Und auch wenn Adam sich immer geweigert hatte, ihm zu erzählen, was er geträumt hatte, so konnte er doch in dessen Augen erkennen, dass ihn die Träume auch wach noch fest im Griff gehabt hatten, und er war jedes Mal wieder erstaunt, dass sein Halbbruder trotzdem wieder eingeschlafen war. Er selbst hatte es damals mit einfach nicht mehr schlafen versucht, was einerseits vollkommen bescheuert und aussichtslos, andererseits auch noch gefährlich gewesen war. Aber was tat man nicht alles, um seinen Dämonen zu entkommen. Dämon war ein gutes Stichwort. Während seine Brüder schliefen hatte er nach Alistair gesucht. Anna schien ihn zu kennen, immerhin sagte der Name ihr etwas, genau wie Dean. Allerdings hatte er auch nicht mehr gefunden, als Anna ihm schon gesagt hatte, eigentlich eher weniger. Der Dämon schien die Erde nicht oft zu betreten und das er der Foltermeister der Hölle war, konnte er weder bestätigen noch entkräften. Was wollte dieser Dämon von Dean? Wieder einmal musste er warten. Er hasste es! Nichts war frustrierender als zu wissen, wer die Antwort hatte, den aber nicht fragen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)