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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Gedanken

48) Gedanken
 

Doch leider war diese Ruhe für Dean nur von kurzer Dauer.

Er keuchte immer mehr und sein Augen begannen hektisch unter den Lidern hin und her zu zucken.

Vorsichtig legte Sam ihm eine Hand auf eine noch immer ausgerenkte Schulter.

Erschrocken zog er sie wieder zurück. Dean brannte regelrecht.
 

Verwundert schaute Dean sich um. Er stand am Rand eines Spielplatzes im Schatten einiger Bäume. Kinder tobten lachend über die Gerüste.

Nicht weit von ihm entfernt saß ein Mann auf einer Bank, der ihm irgendwie bekannt vorkam.

„Daddy, Daddy, hast du gesehen, was ich kann?“, rief ein Junge von vielleicht fünf Jahren und kam auf den Mann zu gerannt.

„Ja, hab ich. Das hast du wirklich toll gemacht“, lobte er und stand auf. Der Junge ließ sich in seine Arme fallen, wurde aufgefangen und durch die Luft gewirbelt. Der Mann lachte, warf seinen Sohn noch einmal hoch und stellte ihn dann wieder auf die Füße.

Lachend rannte der Junge zu seinen Freunden zurück.

Der Mann drehte sich um und kam wieder zur Bank, um sich erneut darauf nieder zu lassen.

Deans Magen krampfte sich zusammen. Dieser Mann war John! Doch der Junge, der da eben über den Spielplatz gerannt war, war eindeutig nicht er gewesen und er sah auch nirgends Sammy spielen. Mal abgesehen davon, dass John nie mit ihnen auf einem Spielplatz war. Nicht mehr nach Moms Tod.

Schleppend ging er ebenfalls zu der Bank und setzte sich.

„Dad?“, fragte er heiser. So ganz konnte er seine Gefühle nicht verbergen.

„Dean!“, kam es frostig zurück. „Was willst du hier?“

„Wer ist der Junge?“, wollte Dean wissen.

„Mein Sohn!“

„Aber Sam und ich …“

„Ihr seid nicht meine Söhne! Ihr seid wie lästige Kletten! Adam ist mein Sohn! Der Sohn, den ich mir all die Jahre gewünscht habe!“

Diese Worte Schnitte wie ein Messer durch Deans Seele. Ihm blieb schlicht die Luft weg, um etwas zu sagen.

„Hast du dich nie gefragt, warum ich immer wieder zu neuen Fällen aufgebrochen bin? Ich wollte euch nie! Ich wollte Mary nie heiraten!“, redete sich der Ältere in Rage.

„Aber Mom? Ich dachte du liebst sie!“

„Liebe?“ John schnaubte abfällig. „Sie war süß und taff und vielleicht hätte ich sie wirklich irgendwann heiraten wollen, aber dann sind ihre Eltern gestorben und sie klammerte sich an mich. Sie hat mir die Luft zum Atmen genommen! Was denkst du, warum du erst so viele Jahre nach unserer Hochzeit geboren worden bist und warum es bis zu Sam nochmal so lange gedauert hat? Ich wollte keine Kinder und schon gar nicht mit ihr!“

Hass kochte in den blonden Winchester hoch.

„Du hättest uns weggeben können. Hättest uns bei Bobby oder Ellen lassen können, wenn du uns doch so gehasst hast“, sagte er gefährlich leise.

„Als ob euch jemand haben wollte. Sam hat nur gebrüllt und du? Kein Wort reden und ständig in der Nähe des Schreibalges. Nein, euch wollte keiner, also musste ich mich um euch kümmern.

Adam hier, der ist ganz anders. Er lacht, ist aufgeweckt, intelligent. Das was sich ein Vater wünscht und seine Mutter Kate? Sie ist eine selbstständige Frau, steht mit beiden Beinen im Leben. Sie heult nicht gleich los, nur weil ich mal einen Tag nicht da bin!“

Dean stand auf. Traurig schaute er seinen Vater an.

„So also denkst du über deine Familie.“

„Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich euch nie als meine Familie gesehen habe. Ihr habt mir mein Leben versaut, da war es nur legitim, es euch mit gleicher Münze heimzuzahlen“, stellte John mit einem Achselzucken fest.

Bevor er es selbst richtig registrierte, knallte Deans Faust hart gegen Johns Kinn. Hass verzerrte sein Denken.

Doch der Treffer erzielte kaum eine Wirkung. John grinste nur, stand auf und begann jetzt seinerseits auf seinen ungeliebten Sohn einzuschlagen. Und diese Schläge trafen sehr genau.

Schon bald krümmte sich Dean vor Schmerzen auf dem Boden.

„Du Schwächling. Nichts kannst du! Du wolltest mich schlagen? Warum tust du es nicht? Warum zeigst du mir nicht endlich einmal, dass du auch etwas Mumm in den Knochen hast, du Schlappschwanz!

Du wolltest dich mit mir prügeln? Dann nimm meine Antwort jetzt auch wie ein Mann!“

Wieder und wieder trafen Dean Johns Fäuste abwechselnd in die Nieren und in den Magen.
 

Dean keuchte schmerzerfüllt.

Sofort schaute Sam alarmiert zu ihm.

„Dean“, sagte er laut, legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte ihn zu wecken. Es gelang ihm nicht.

„Was ist mit ihm?“, fragte Adam alarmiert und trat neben seine Brüder.

„Ich denke er träumt, aber ich weiß nicht, womit er sich rumschlägt“, erklärte Sam traurig.

„Kannst du ihn nicht wecken?“

„Nein, ich komme nicht zu ihm durch. Außerdem wäre es sicher besser, wenn er schlafen würde. Er braucht viel Ruhe. Obwohl dieser Albtraum dazu wohl nicht beiträgt.“ Resigniert schloss Sam kurz die Augen.
 

Plötzlich hörte er ein leises Räuspern hinter sich. Erschrocken fuhr er herum. War Ruby zurück?

Auch Adam drehte sich zu dem Geräusch um.

„Anna?“, fragte Sam leise, während Adam sie nur verwirrt fragend anschaute.

„Hallo Sam.“

„Du bist … bist du …?“, stammelte der Winchester verwirrt. Er hatte nie darüber nachgedacht, ob er Anna je wiedersehen würde und jetzt stand sie hier. Ein Engel?

„Ich bin ein Engel, ja. Ich habe meine Gnade wiedergefunden und bin in Vaters Schoß zurückgekehrt, wie man so schön sagt.“ Ein bitterer Zug lag um ihren Mund.

„Und du … dieser Körper?“ Waren Engel doch einmal Menschen gewesen?

„Ich habe um einen Gefallen gebeten und er wurde mir gewährt.“

„Und wo ist das aber?“, wollte Sam leise wissen.

„Ich war einmal eine Art Abteilungsleiter. Ja, das könnte man so sagen. Bevor ich mich habe fallen lassen. Jetzt schaffe ich es vielleicht einmal bis zur Putzfrau. In vielen Jahren.

Ich bin geduldet, aber nicht erwünscht.“

„Das tut mir leid“, sagte Sam ehrlich.

„Es ist nicht deine Schuld und wenn ich ehrlich bin, ich bereue diese Entscheidung nicht. Diese Zeit als Mensch, ich möchte sie nicht missen.

Doch deshalb bin ich nicht hier!“

Sofort wanderte Sams Blick zu seinem Bruder und dann fragend wieder zu ihr zurück. Langsam erhob er sich.

„Du kannst sitzen bleiben“, sagte sie ruhig. Doch der Winchester stellte sich neben das Bett. Hier konnte er besser sehen, was passierte. Er wollte auf keinen Fall im Weg stehen.

Fragend huschte sein Blick über den Engel zu seinem Bruder. Wieso war sie hier? Konnte sie Dean ebenfalls fühlen? Aber wenn, warum hatte sie ihm dann nicht geholfen, als er von diesem Wechselbalg entführt worden war? Oder fühlte sie seine Seele? Doch dann hätte sie ja auch auf Deans Verwirrung und Schmerzen reagieren müssen.

So sehr er auch überlegte, er kam zu keinem Ergebnis.

Adam stellte sich neben ihn. Auch er musterte die Frau irritiert und gleichzeitig auch interessiert. Sie sah nicht aus wie ein Engel! Wo waren ihre Flügel? Und waren die nicht immer blond gelockt?
 

Anna trat neben den blonden Winchester. Sanft legte sie ihm ihre Hand an die Wange und musste sich beherrschen, um diese nicht sofort wieder zurückzuziehen. Der Mann, mit dem sie die letzten Stunden ihres menschlichen Lebens verbracht hatte, starb. Sein Herz kämpfte noch, aber der Körper hatte den Kampf schon verloren gegeben.

Sie musste ihm helfen, konnte ihn nicht so einfach sterben lassen. Es gab in diesem Leben noch so viel für ihn zu tun!

Hoffentlich hatte sie genug Kraft, um ihm helfen zu können. Castiel oder einen der anderen Engel die sie früher so gut gekannt hatte, durfte sie nicht um Hilfe bitten. Ein menschliches Leben war für Engel nicht von Bedeutung!

Das musste sie ganz alleine regeln.

Schnell konzentrierte sie sich wieder auf den Winchester.

Sofort beruhigte sich Deans Atmung und auch seine Augen huschten unter den geschlossenen Lidern nicht mehr hektisch hin und her.

Einen Augenblick später schlug er die Augen auf.

„Anna“, krächzte er kaum hörbar.

„Hallo Dean. Du musst nicht reden.“

„Wieso bist du hier?“, formte er mit den Lippen, weil er seiner Stimme nicht traute.

„Ich will dir helfen. Entspann dich, okay?“ Sie lächelte ihn warm an. Langsam hob sie ihre Hand und wollte ihn in einen erholsamen Schlaf schicken. Doch der ältere Winchester drehte den Kopf weg.

‚Früh genug’, schimpfte er in Gedanken und schaute ihr intensiv in die Augen.

„Al-lis…“, begann er verzweifelt darum bemüht, seine Gedanken auf diesen Punkt zu konzentrieren. Es gelang ihm nicht.

Sammy überreichte ihm ein Päckchen Zeitungspapier. „Aber das wolltest du Dad schenken.“ „Dad ist nicht hier.“

Er fühlte das Gewicht in seinen Armen und das unruhige Strampeln des Babys. Er hatte den Kleinen wohl zu fest an sich gepresst. Und dann, noch bevor er seinen Griff lockern konnte wurden sie beide hochgehoben. „Ich hab euch“, hörte er Dad sagen und sie wurden von der Hitze an seiner Seite fortgetragen.

„Ich habe dir befohlen auf Sam aufzupassen! Wo ist er? Wo warst du wieder mit deinen Gedanken? Bist du zu überhaupt etwas zu gebrauchen?“, brüllt Dad ihn an und er fühlte sich klein und wertlos. Er hatte seinen Dad enttäuscht, wieder einmal.

„Ich bin so stolz auf dich, Dean“, sagte Dad und er schaute ihn verwundert an. Das hatte der noch nie zu ihm gesagt! Warum jetzt? Doch Dad erklärte sich nicht. Stattdessen fuhr er ernst fort: „Pass auf Sam auf, hörst du! Schütze ihn mit deinem Leben. Und wenn du es nicht kannst, töte ihn!“ Angst mischte sich unter seine Verwunderung. „Dad?“ Doch sein Vater verließ ihn wortlos.

Er lief ein paar Schritte hinter Sam her, doch sein kleiner Bruder drehte sich nicht mehr um. Er fühlte sich so hilflos. Langsam trottete er zurück zu der alten Hütte, in der sie zur Zeit lebten. Nun blieb ihm nur noch sein Dad übrig. Das, wovor er soviel Angst gehabt hatte, war passiert. Seine Familie zerfiel. Egal, was er all die Jahre versucht hatte, es war zu wenig gewesen. „Dad?“ Er bekam keine Antwort. „DAD“ Nichts. Mutlos ließ er sich in einen Sessel fallen. Einsamkeit breitete sich in ihm aus. Jetzt hatten sie ihn alle allein gelassen!
 

Wie ein Tsunami schwappten Deans Gefühle über sie herein. Sie hätte nicht gedacht, überhaupt noch Gefühle zu haben, doch sie konnte seine nur zu gut spüren.

„Alistair“, sagte sie ruhig und zwang seine Gedanken wieder auf einen Punkt.

Sam hatte zusehen müssen, wie sich Deans Augen in den vergangenen Sekunden immer mehr eintrübten. Gerade als Anna ihn ansprach hatte er zu ihm gehen wollen, jetzt verharrte er still und wartete.

Für Adam war das Ganze nur bizarr. Was passierte hier? Doch er wagte nicht zu fragen. Etwas lag in der Luft, dass ihn mucksmäuschenstill auf seinen Platz verharren ließ.
 

„Alist…“, versuchte Dean es erneut, doch schon wieder drängten sich andere Erinnerungen in sein Gedächtnis.

Sanft legte sie ihm ihre Hand unter das Kinn und zwang ihn so, sie anzusehen.

„Was ist mit ihm?“, fragte sie und griff nach seiner Hand, um ihm unbemerkt Kraft zu übermitteln. Erschrocken weiteten sich ihre Augen. Dean wusste dass er starb! Doch anstatt sie um Hilfe für sich zu bitten, versuchte er noch in seinen letzten Minuten die Welt zu beschützen. Wieso war er so? Wieso wollte er nie etwas für sich? Sie würde alles daran setzen, ihm zu helfen. Hoffentlich reichte ihre Kraft dafür.

Ihre Augen hielten seinen Blick gefangen und halfen ihm zusätzlich, sich auf diesen einen Punkt zu konzentrieren.

Sam stand am Fußende des Bettes und starrte auf Szene, die sich ihm bot. Sie kam ihm so bizarr vor, so falsch. Es konnte, es durfte nicht sein, dass er zu spät gekommen war! Stumm bettelte er um Hilfe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-04-08T20:51:21+00:00 08.04.2014 22:51
Dean sollte wirklich mal an sich denken, ich hoffe Anna kann ihn noch retten!! :(


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