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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Finsternis

43) Finsternis
 

Zwei Stunden später waren die beiden jungen Männer kurz davor die Frau mit gezogener Waffe in ihr Auto zu treiben und dazu zu zwingen, dass sie endlich zu dem Ort fuhr, an dem sie schlief, oder was auch immer. Sie wollten endlich zu Dean und Kate.

Sam betrachtete den Jungen immer wieder von der Seite. Die Hoffnung seine Mutter wieder zu sehen, ließ dessen Gesicht regelrecht leuchten.

Erfolglos versuchte der Winchester seine Hoffnung zu dämpfen, damit er nicht allzu enttäuscht sein würde. Adam war für Argumente in dieser Richtung nicht zugänglich.

Wartend saßen sie in einem kleinen Diner, vielleicht eine halbe Meile von der Bar entfernt, in der Dean und Kate zuletzt gesehen worden waren. Immer wieder starrten sie auf den blinkenden Pfeil auf Sams Laptop, doch der rührte sich nicht.

„Wie lange denn noch?“, knurrte Adam und rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her.

„Sie wird schon irgendwann weiterfahren.“

„Wie kannst du nur so ruhig sein?“

„Bin ich nicht, aber ich weiß, dass ich genauso wenig erreiche, wenn ich hier nervös rumzapple.“

„Lernt man sowas bei eurem Job?“

„Ja. Rumsitzen gehört dazu. Und es ist mehr als frustrierend, wenn man nicht weiter kommt. Menschen können sterben und dieses Wissen macht es nicht leichter. Trotzdem müssen wir oft warten.“

„Wir sind so kurz vor dem Ziel!“

„Möglich. Adam, bitte! Ich will keine falschen Hoffnungen wecken“, begann der Winchester erneut, schon fast beschwörend.

„Sie lebt, Sam!“, fuhr Adam ihn wütend an.

„Sie ist seit Wochen in der Gewalt von was auch immer. Ich wünsche mir für dich, dass du Recht hast, aber bitte weise den Gedanken, dass es eben nicht so ist, nicht vollkommen von dir.“

„Ich will nicht daran denken, denn das würde es nur noch möglicher machen. Verstehst du? Diesen Gedanken zuzulassen ist, als hätte ich sie ermordet.“

Sam nickte nur kurz. Auch er weigerte sich den Gedanken zuzulassen, dass er zu spät sein könnte, um Dean zu retten.

Schweigen breitete sich an ihrem Tisch aus, nur hin und wieder von der netten Kellnerin unterbrochen, die ihre Kaffeetaste auffüllte.

Und die sie kurz nach Mitternacht freundlich darauf hinwies, dass sie schließen wollte.

Sam legte ihr ein großzügiges Trinkgeld hin und sie räumten das Feld.
 

„Oh man“, stöhnte Adam und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.

„Stöhne nicht. Es geht weiter“, grinste Sam. Er hatte seinen Rechner gerade wieder geöffnet und das Programm gestartet.

Der Pfeil bewegte sich.

„Na endlich!“, erwiderte Adam und begann seinen Halbbruder wieder durch die stillen Straßen zu lotsen.
 

Die Ketten klapperten leise, als eine weitere Welle heftiger Krämpfe Deans Körper durchschüttelten und jedes einzelne Klappern schnitt wie ein Messer in sein Gehirn. Sein ganzer Körper kribbelte und seine Schultern pochten dumpf. Aber er hatte einfach nicht mehr die Kraft den Kopf zu bewegen und nachzusehen. Er wünschte nur dass das, was immer Alistair mit ihm gemacht hatte, nicht so gut wirken würde. Soweit er noch etwas über Dehydrierung wusste, dürfte er schon lange nicht mehr bei Bewusstsein sein.

In das Klappern der Ketten und das leise Pfeifen seiner Atmung mischten sich Schritte.

Mühsam versuchte er seinen Kopf zu heben. Er wollte seinem Gegner wenigstens in die Augen schauen können, wenn er schon zu mehr nicht in der Lage war.

„Schau dich an, Dean! Du bist armselig.“

Deans Augen weiteten sich und er zuckte zurück.

Vor ihm stand sein Vater! Er war versucht Haltung anzunehmen. Seine Füße zuckten kurz über den Boden, doch er hatte nicht mehr die Kraft sie richtig aufzusetzen, geschweige denn sich aufrecht hinzustellen.

Immerhin seinen Kopf konnte er soweit heben, dass er ihm in die Augen schauen konnte.

War das wirklich John? Der war doch tot!

„Du schlotterst vor Angst. Ein Winchester stirbt aufrecht!“, stellte der Ältere kalt fest.

‚So wie du? Du reißt mich zurück ins Leben und gibst mir so einen Befehl?!?’ Unfähig auch nur ein Stöhnen über seine ausgedorrten Lippen zu bekommen, schleuderte er ihm diese Worte in Gedanken entgegen. Und John schien sie ohne Probleme verstehen zu können. Was also auch immer da vor ihm stand, konnte nicht sein Vater sein, und doch schaffte er es nicht, es zu ignorieren.

„Du hättest ihn ausführen sollen, dann wäre vieles anders gekommen und du jetzt nicht in dieser Situation!“

‚Du warst zu feige es zu tun, deshalb hast du mir diesen unsäglichen Befehl gegeben. Du wusstest genau, dass ich Sammy nie töten könnte!’

„Leider, obwohl ich gehofft hatte, das ein Befehl ausreichen würde.“

‚Du …’, fuhr er wütend auf.

„DU widerst mich an. Du und Sam und diese Familie!“, spuckte dieser John regelrecht aus. „Ihr habt euch an mich gehängt, wolltet bemuttert werden. Ich hatte euch so satt. Ich wollte schon gehen, als Mary noch gelebt hat, aber jeder hat mir ins Gewissen geredet. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern dürfe ich nicht sitzen lassen. Nur deshalb bin ich wiedergekommen und dann hat dieser Dämon sie verbrannt und ich hatte euch am Rockzipfel kleben.

Wenn ihr wenigstens zu etwas nütze gewesen wärt.“ Theatralisch verdrehte dieser John die Augen.

‚Aber du hättest uns bei Bobby lassen oder einfach nur weggeben können‘, stammelte Dean. Auch wenn er sich sicher war, dass das nie John Winchester sein konnte, so konnte er sich dessen Worten doch nicht verschließen. Jedes einzelne war wie eine Ohrfeige. Solange John nur ihn so sah, war das in Ordnung, aber Sammy und Mom? Die waren perfekt! Wie konnte er nur so reden?

Ihm fehlten selbst in Gedanken die Worte.

„Wer hätte euch schon gewollt? Niemand! Ihr seid nutzlos!

Du bist eine riesige Enttäuschung, Dean. Du bist viel zu weich für diesen Job, zögerlich und nicht Manns genug eine richtige Entscheidung zu treffen. Immer musste man dir Befehle geben, damit du überhaupt etwas tust. Deine Mutter hat dich verweichlicht!“, höhnte John weiter. „Ihr habt mich regelrecht dazu gezwungen, mir eine neue Familie zu suchen, ein Kind, das selbstständig war und nicht ständig die Nase geputzt haben wollte!“

Wütend starrte Dean das Ding vor sich an. Es war kein Dämon. Aber das konnte auch nicht sein Vater sein.

Ja, er sah John inzwischen in einem differenzierteren Licht als noch vor zwei Jahren, aber so etwas würde selbst dieser John nicht sagen.

„Adam war der Sohn, den ich immer wollte! Er ist nicht so verkorkst wie du oder Sam!“, setzte der noch einen drauf und verschwand. Und obwohl Dean wusste, dass das nur eine Halluzination gewesen sein konnte, blieb er trotzdem innerlich zerstörrt zurück.
 

Eine Stunde nach ihrem Aufbruch aus dem Diner lenkte Sam der Impala in einen wenig befahrenen Weg.

Bäume und Sträucher ließen einen weiten Blick nicht zu, was er nicht nur als Nachteil empfand.

Sam stellte den Impala an der ersten breiteren Stelle ab, die er sah. Wer wusste schon, wie schnell sie hier wieder weg mussten.

Sie warteten noch eine nervenaufreibende viertel Stunde, dann wollte sich der Winchester auf den Weg machen, um die Umgebung näher auszukundschaften.

„Warte hier, ich schau mich erst mal um“, bat der Winchester und wappnete sich gegen den unweigerlich folgenden Protest. Doch Adam nickte nur schweigend.

Auch wenn es ihm schwerfiel hatte er inzwischen begriffen, wie wenig er im Ernstfall wohl wirklich helfen konnte. Er musste seinem älteren Bruder noch einmal vertrauen.

Jede Deckung ausnutzend, schlich Sam durch die Nacht.

Eine reichliche Meile von dem Parkplatz des Impalas entfernt, erhob sich ein von stattlichen Bäumen umgebenes zweigeschossiges Farmgebäude, das sich wahrscheinlich nur in der Dunkelheit den Schein seines alten Glanzes bewahrt hatte.

Links brannte im Obergeschoss noch Licht und er beschloss, auf dieser Seite mit seiner Erkundungsrunde zu beginnen.
 

Plötzlich tauchte Kate Milligan am Fenster auf. Sie schloss die offen stehenden Flügel.

Geistesgegenwärtig zog Sam sein Handy hervor und machte ein Foto. Gebannt starrte er auf das Wesen auf dem Bild.

Ein Wechselbalg! Adams Mutter war von einem Wechselbalg ersetzt worden! Keine gute Nachricht!

Wie lange ließen diese Kreaturen ihre Opfer am Leben?

Ein eisiger Schauer rann über seinen Rücken. Was hieß das jetzt für Dean? Panik stieg in ihm auf.

‚Mach deine Arbeit!’, ermahnte sich Sam in Gedanken. Hier herumstehen und Maulaffen feil halten brachte niemandem etwas und so schlich er weiter um das Haus.

Auf der Rückseite fiel ein fahler Lichtstreifen über den Rasen. Es musste also auch einen Keller geben.
 

Ohne weitere Entdeckungen beendete er seinen Rundgang.

Hinter einem Strauch versteckt wartete er, bis das Haus im Dunkeln lag und verordnete sich eine weitere halbe Stunde Wartezeit, bevor er das Haus noch einmal umrundete und sich dann, da alles in friedlichem Dunkel lag, beeilte, zurück zu Adam zu kommen. Jetzt war die Zeit zum Handeln!
 

Adam stand an den Impala gelehnt und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.

„Was hast du gesehen?“

„Nicht viel. In dem Haus herrscht Ruhe. Ich werd da jetzt reingehen.“

„Ich komme mit!“, bestimmte Adam sofort und folgte Sam zum Kofferraum des Impala.

„Nein.“

„Ich komme mit! Die haben meine Mom!“

„Ich glaube nicht, dass du das sehen willst!“

„Was will ich nicht sehen? Was weißt Du? Was hast du gesehen?“, fragte der Jüngere sofort misstrauisch.

Mit einem leisen Seufzen holte Sam sein Handy aus der Tasche, rief das Bild auf und reichte es Adam.

„Mom“, stammelte Adam und ein Strahlen legte sich auf sein Gesicht. Doch dann wurden seine Augen groß. „Sie …“, er stockte und hielt sich das Telefon fast an die Nase.

„Was ist mit ihrem Mund?“, wisperte er ungläubig.

„Es tut mir leid. Ich wünschte, es wäre nicht so“, begann Sam.

„Was soll nicht so sein?“, wurde der Jüngere lauter.

„Sie ist nicht deine Mom. Das Ding da ist ein Wechselbalg. Es hat das Leben deiner Mom übernommen. Ihr Leben, ihre Erinnerungen, ihre Gestalt. Und das schon vor vielen Wochen.

Adam! Es tut mir leid.“

„Du willst mir sagen, dass meine Mom tot ist?“ Tränen drängten sich in seine Augen.

„Ja. Ich weiß nicht, wie lange diese Dinger ihre Opfer am Leben lassen, aber ich glaube nicht, dass es so viele Wochen sind.“

Das Handy entglitt Adams Fingern. Er sackte in die Knie und kippte gegen den Impala. Haltlos liefen die Tränen über sein Gesicht.

Sam seufzte tief. Wieder ein Mensch, dem sie nicht hatten helfen können.

Er schüttelte jedes Mitgefühl ab. Trösten konnte er den Jungen später noch. Jetzt galt es Dean zu befreien und diese Missgeburten zu vernichten! Voller Entschlossenheit stopfte er jede Menge Salz und einen Flammenwerfer in seinen Rucksack, griff nach der Schrotflinte und schloss den Kofferraumdeckel wieder.

Er beugte sich zu Adam herab und legte seine Hand mitfühlend auf essen Schulter: „Bleib hier. Ich kümmere mich darum.“

„Nein, ich will mitkommen!“, erklärte der Junge heiser aber bestimmt und stemmte sich in die Höhe.

„Adam, du kannst da nicht viel …“

„Gib mir einfach so ein Schrotgewehr. Damit werde ich wohl kaum daneben schießen können!“

„Das ist mit Steinsalz geladen. Damit kannst du nicht töten!“

„Und womit dann?“

„Wechselbälger müssen verbrannt werden!“

„Dann gib mir einen Flammenwerfer!“

„Nein, Adam. Ich werde nicht zulassen, dass du aus Rache …“

„Ach nein? Und warum macht ihr das?“

„Über das Motiv der Rache sind wir schon lange hinaus. Außerdem sind wir für sowas gut ausgebildet. Du kennst lediglich ein paar Grundlagen.“

„Das ist mir egal! Ich will mitkommen und wenn du mich hier zurücklässt, werde ich dir eben so folgen!“, wurde der Junge laut.

Sam nickte resigniert. „Okay. Komm mit. Aber bitte! Du tust, was und wann ich es dir sage! Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, kann das für uns beide tödlich sein“, erklärte er eindringlich.

Adam nickte.

Der Winchester öffnete den Kofferraum noch einmal und holte eine zweite Schrotflinte hervor, die er Adam mit einigen Ersatzpatronen gab.

„Dann los.“
 

Schweigend liefen sie, jeder in seinen Gedanken versunken, nebeneinander her. Während Adam sich fragte, wie er diese Dinger wohl erkennen sollte und ob er dann auch wirklich würde schießen könnte, kreisten Sams Gedanken um Dean. War sein Bruder da oder liefen sie die ganze Zeit einer falschen Spur hinterher? Aber Dean war zuletzt mit dieser Kate gesehen worden und warum zum Teufel sollte er sein Handy wegwerfen? Nein, es war keine falsche Spur! Es durfte keine falsche Spur sein!

Energisch schob Sam seine Bedenken beiseite. Dean war da und er würde ihn retten! Sie hatten sich nicht so viel Mühe gegeben, um ihn nach dem Höllenhundangriff wieder aufzupäppeln, nur damit er hier von einem Wechselbalg getötet werden würde!

Das Farmhaus tauchte vor ihnen als schwarzer Schatten in der Dunkelheit auf.

„Warte hier. Ich schau mich noch einmal um und dann hole ich dich“, flüsterte Sam.

„Beeil ich. Ich warte nicht ewig!“, maulte Adam.
 

Es dauerte nicht lange, bis Sam wieder bei seinem Halbbruder war.

„Okay, lass uns loslegen! Aber bitte denk dran, es kann um unser Leben gehen“, forderte er noch einmal eindringlich.

„Das sagtest du schon!“, erklärte der Jüngere genervt und verdrehte die Augen. Er war ja nicht taub! Er wollte sich nur noch rächen. Wollte das, was immer sie mit seiner Mom gemacht hatten, auch ihnen antun!



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