Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 42: Nicht wie erwartet ... ---------------------------------- 41) Nicht wie erwartet ... Sam parkte den Impala gerade auf einem kleinen Seitenweg, als sein Handy klingelte. Mit einem tiefen Atemzug ging er dran. „Hey, Bobby“ „Schön, dass sich wenigstens mal einer von euch meldet! Kannst du dir vorstellen, dass ich mir Sorgen gemacht haben könnte?“ „Bobby, es tut …“ „Spar dir deine Ausreden. Wo seid ihr?“ „In Windom, Minnesota. Wir haben hier einen Fall, der ziemlich kniffelig zu sein scheint.“ „Ist es also doch ein Fall?“ „Woher weißt du?“ „Dean hat mich vorgestern angerufen und etwas von einem Bruder erzählt.“ „Ja irgendwie schon, aber wir sind mit dem Fall noch keinen Meter weiter gekommen. Hör zu Bobby, ich melde mich, wenn der Fall gelöst ist“, versuchte Sam ihn abzuwürgen. „Was verschweigst du mir?“ Natürlich hörte das der alte Freund sofort! Sam seufzte innerlich: „Dean ist verschwunden. Ich hab noch keine Ahnung wo er sein könnte“, rückte er also mit der bitteren Wahrheit raus. „Nicht schon wieder Dean!“, stöhnte der Jäger. „Wie kann ich dir helfen?“ „Ich habe noch ein paar Spuren, denen ich nachgehen will. Ich denke, ich werde ihn schon bald gefunden haben“, versuchte der Winchester einen Optimismus zu verbreiten, den er nicht fühlte. „Und der Junge?“ „Darüber reden wir, wenn wir Dean und seine Mutter gefunden haben.“ „Halt mich auf dem Laufenden!“ „Ja, mache ich. Grüß Jody!“ Ein kurzes Grummeln drang an Sams Ohr und dann war die Verbindung unterbrochen. Mit einem echten Seufzen steckte er sein Telefon wieder ein. War ja klar, dass er Bobby nicht täuschen konnte. „Ein Freund?“, fragte Adam. Sam starrte ihn entgeistert an. Für einen Augenblick hatte er ihn glatt verdrängt. „Ja“, sagte er dann. „Ich schau mich mal draußen um. Bleib hier, vielleicht kommt der Wagen ja vorbei.“ Adam nickte. Er spürte, dass der Ältere nicht darüber reden wollte, also schwieg er. Langsam wurde dem Milligan die Zeit lang. Es passierte nichts und Sam war auch noch nicht wieder zurück. Er begann sich in dem Wagen umzusehen. Aber hier gab es nichts zu entdecken. Er rutschte etwas weiter nach vorn. Sein Knie stieß gegen den Verschluss des Handschuhfaches und das Fach sprang auf. Schnell wollte er es wieder schließen. Doch dann siegte seine Neugier und er begann den Inhalt zu untersuchen. Die Handys ließen ihn schon stutzen. Wer brauchte fünf Stück? Allerdings erregte die alte Zigarrenkiste seine Aufmerksamkeit noch mehr. Er öffnete die Kiste. Kaltes Entsetzen packte ihn, als er auf die vielen Ausweise schaute, die abwechselnd Deans oder Sams Bild trugen. FBI, Homeland Security, US Wildlife selbst von der Jugendbehörde des Staates Ohio gab es einen Ausweis mit Sams Bild. Wo war er hier rein geraten? Wer waren diese beiden? Waren sie wirklich seine Brüder? Die ganze Sache wurde immer rätselhafter! Okay, Dean war an das Telefon seines Vaters gegangen, aber das hieß ja nichts. Vielleicht hatten die den ja ermordet? Aber wieso sollten sie dann seinen Wagen behalten und das Telefon? „Du reagierst über!“, entschied Adam laut, doch das ungute Gefühl in seinem Magen ließ sich nicht so einfach vertreiben. Er würde Sam genau eine Chance geben, dass hier zu erklären, danach würde er verschwinden. Sollte der doch sehen, wie der seinen Bruder wieder fand, wenn das überhaupt sein Bruder war! Er verschränkte die Arme vor der Brust. Wütend vor sich hin starrend wartete er auf Sams Rückkehr und war nicht nur einmal versucht ohne ein weiteres Wort zu verschwinden. Sam hatte sich in der gesamten Umgebung des Kinderheimes umgesehen. Hier gab es nichts Verdächtiges. Um das Heim war es aufgeräumt, der Spielplatz gut gepflegt und in Schuss. Sie hatten sogar einen eigenen Garten in dem sie Gemüse zogen und einige Obstbäume standen. Sie taten wirklich alles, damit die Kinder sich hier wohlfühlen konnten. Und bestimmt mehr, als sein Dad je getan hatte. Wieso waren sie von ihm so, ja schon fast abweisend, behandelt worden und wieso hatte Adam diese Sonderstellung bekommen? Und warum hatte er sie nicht einfach bei Bobby oder Pastor Jim gelassen. Selbst in einem Heim wären sie wohl besser versorgt gewesen, als bei ihm! Er musste an Dean denken und daran, was er in dessen Erinnerungen gesehen hatte. Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Ja! Dean hatte Recht! Dad war nie wirklich ein Vater gewesen. Nicht für sie! Mühsam schluckte er seine Wut herunter und machte sich auf den Weg zurück zum Wagen. Langsam trat er an das nachtschwarze Fahrzeug heran. Er öffnete die Tür und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Die Zigarrenkiste auf Adams Schoß verhieß nichts Gutes. Genauso wenig, wie dessen angespannte Miene. Leise schloss er die Tür. Adam starrte ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an. „Genau darüber wollte ich mit dir reden“, versuchte er ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Klar, hätte ich jetzt auch gesagt!“, erwiderte der Jüngere eisig. „Adam, ich …“, begann der Winchester unsicher. „Ich will keine Ausreden hören, Sam. Ist das überhaupt dein Name? Was an euch ist noch alles gelogen? Seid ihr überhaupt meine Brüder?“ Adam war immer lauter geworden. „Ich heiße Samuel Winchester. Mein Vater war John Winchester und ich wurde nach dem Vater meiner Mom benannt, Samuel Campell. Unsere Familie … Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht ist es ein Fluch. Dean und ich, wir sind in der dritten Generation Jäger. Unser Großvater hat gejagt, Mom, Dad und wir jagen auch.“ „Und was hat Kaninchenschießen damit zu tun?“ Wütend stieß Adam die Zigarrenkiste in die Luft, sodass sich die Ausweise im Fußraum des Wagens verteilten. „Wir jagen keine Kaninchen. Wir jagen Monster. Dämonen, Vampire, Hexen“, erklärte Sam ernst. „Und dein richtiger Name ist Van Helsing! Du solltest dich einweisen lassen!“ Adam reichte es. Er wollte aussteigen. Doch Sam fasste seinen Arm. „Es ist wahr. Wir jagen Monster. Ich kann dich nicht zwingen es zu glauben, doch es wäre besser für dich. Du bist auch ein Winchester. Du hattest eine schöne Kindheit. Sie haben dich in Ruhe gelassen, doch jetzt haben sie dich wahrscheinlich gefunden. Und ich bezweifle, dass sie ihr Wissen nicht einsetzen werden, schon alleine, weil wir ihnen nicht nur einmal auf die Füße getreten sind.“ „Wer ist sie?“ „Dämonen, zum Beispiel.“ „Klar, und der Exorzismus der Emily Rose ist real?!?“ „Nein, nicht wirklich, aber im Groben schon.“ „Du hast doch einen an der Waffel! Du gehörst eingesperrt! Für immer weggeschlossen!“ „Glaub mir, wenn damit all das Böse verschwunden wäre, würde ich gerne gehen.“ „Wieder ein Satz, der wie einstudiert klingt! Egal was du sagst und womit du noch versuchst mich einzulullen. Du lügst und ich will nichts mit einem bekloppten Lügner zu tun haben, geschweige denn verwandt sein!“ Wut, Trauer und Enttäuschung spiegelten sich in Adams Gesicht und seiner Stimme wieder. Er schüttelte den Kopf. „Adam, bitte …“ „Lass es!“, schnitt er Sam das Wort ab. Er hatte genug gehört. Ohne einen weiteren Blick wandte er sich ab, öffnete die Tür und stieg aus. „Adam“, rief Sam noch einmal obwohl er wusste, dass er verloren hatte. Die Tür schlug ins Schloss und der Winchester konnte sehen, wie sein kleiner Bruder mit hochgezogenen Schultern davonlief. „Das hast du ja wirklich toll hinbekommen, Sam!“, schimpfte er mit sich selbst. Hier hatte seine sonst so wunderbare Diplomatie ja wohl restlos versagt. Was sollte er denn jetzt machen? Hinterherlaufen und versuchen ihn davon abzubringen, zu der Polizei zu gehen? Wollte der das überhaupt? Außerdem musste er doch Dean finden! Nur wie? In Gedanken drehte und wendete er diese Frage immer wieder. Ihm fiel kein anderer, schnellerer Weg ein, als auf diese Erzieherin zu warten. Er könnte sämtliche Straßen abfahren, die zwischen den Kamerastandorten waren. Dann hätte er wirklich etwas zu tun und würde nicht nur hier rumsitzen. Allerdings war er nicht sicher, dass er den Wagen fand. Er konnte in einer Garage parken oder gerade hier stehen. Nein, die Idee war nicht so gut. Natürlich könnte er auch in jedes Haus einbrechen, das er fand, aber das würde ihn wohl eher in den Knast bringen und damit wäre Dean nicht geholfen. Durch die Stadt fahren und darauf hoffen, dass er den Wagen zufällig sah, brachte auch nichts. An der Tankstelle warten war auch aussichtslos, es gab schließlich nicht nur eine, und die Bar konnte er im Auge behalten, wenn die Damen hier zur Nachtschicht eingetrudelt waren. Andere Möglichkeiten sah er nicht. Verdammt! Er drosch auf das Lenkrad ein. Wieso kam ihm sein Bruder in letzter Zeit denn immer wieder abhanden? Eigentlich war er doch derjenige, der verschwand. Nicht dass er das nochmal vor hatte. Aber trotzdem! Und wenn er dann noch an Deans Erinnerungen zu Flagstaff dachte, kam er sich gleich noch nutzloser vor. Immerhin hatte sein Bruder alles versucht, um ihn zu finden und er? Er saß hier rum und verlor auch noch Adam! Der Schlüssel wurde rasselnd ins Schloss geschoben und riss ihn brutal in die Wirklichkeit. Metall schabte beim Drehen über Metall und die Falle schnappte zurück. Gleich würde sich die Tür knarrend öffnen und eine seiner Peinigerinnen zu ihm lassen. So tief es seine gebrochenen Rippen zuließen, atmete Dean durch. Vorsichtig belastete er sein verletztes Bein. Verfluchter Dämon! Reichte es nicht, dass er hier hing und seinen Tod häppchenweise serviert bekam? Nein, er musste sich auch noch mit Verletzungen rumplagen, die es ihm zusätzlich schwer machten, dem Tod ins Angesicht zu grinsen. Er richtete sich auf. So einfach war ein Winchester nicht in die Knie zu zwingen! Das Licht flammte auf und zwang ihn dazu, die Augen für einen Moment zu schließen, bevor er herausfordernd zur Tür schaute. Welche der drei Wechselbälger hatte denn jetzt Hunger? Es war eine der beiden, von denen er zwar die Namen wusste, diese jedoch nicht zuordnen konnte. Aber eigentlich war es auch egal, welche ihn dem Tod näher brachte. „Geh in die Knie!“, forderte sie mit leichtem Akzent. „Hol dir `ne Leiter!“, konterte er rau. „Ganz wie du willst!“ Sie nahm den Baseballschläger, der neben der Tür lehnte. Noch einmal atmete er durch. Er wusste, was jetzt kam. Vielleicht wäre es ja sinnvoller einfach die Klappe zu halten, aber wann tat er je etwas, das sinnvoll war? „Letzte Chance“, sagte sie kalt. „Du kannst mich mal!“ Sie zuckte mit einer Schulter, holte aus und knallte ihm den Schläger in die Kniekehlen. Deans Beine gaben nach und er knurrte schmerzerfüllt, als sein Gewicht ruckartig an seinen Schultern und Handgelenken zerrte. „Ich habe es dir angeboten“, sagte sie gefühllos, riss den Stoff seines Shirts noch weiter beiseite und saugte sich an seiner Schulter fest. „Leck mich!“, keuchte er und versuchte die Pendelbewegung seines Körpers aufzuhalten. Erhobenen Hauptes wartete er, bis sie wieder von ihm abließ und erst als sie den Raum verlassen und ihn in der Dunkelheit allein gelassen hatte, gestattete er sich ein weiteres Stöhnen. Er ließ den Kopf auf die Brust fallen und driftete in seine Erinnerungen ab. Alistair hatte ihm zwar die Möglichkeit genommen, in der schmerzfreien Dunkelheit abzutauchen, sich tief in sich selbst zurückzuziehen war ihm jedoch immer noch möglich. Kaum ließen sie ihn wieder in Ruhe, entglitt ihm die Realität und Schmerzen und Wut wurden zu kaum wahrnehmbaren Hintergrundgefühlen. Vor seinen Augen sah er das Familienleben mit Mom und dem kleinen Sammy. Wie stolz war er immer gewesen, wenn er den Kleinen halten, oder sogar füttern durfte! Die Nacht hatte sich über das Land gelegt. Im Heim brannte nur noch in wenigen Zimmern Licht. Sam seufzte. Hier würde heute nichts mehr passieren, was ihm weiter helfen konnte. Diesen Tag hatte er sich also vollkommen umsonst an dieser Zufahrt gelangweilt. Aber auch daraus bestand ihr Job. Überwachung und Recherche. Er streckte sich, so gut es in dem trotz seiner Größe beengten Raum des Impalas möglich war, ließ den Wagen an und drehte dem Kinderheim für heute den Rücken. Eine knappe Stunde später parkte er gegenüber der Bar. Und wieder richtete er sich auf eine längere Wartezeit ein. Irgendwann musste er ja Glück haben. Hoffentlich war es dann nicht zu spät! Kategorisch untersagte er sich diesen Gedanken. Egal wie lange es dauerte, er würde Dean retten! Er zog noch nicht mal die Möglichkeit in Betracht, dass es nicht so wäre. Sein Bruder hatte ihm so oft das Leben gerettet. Jetzt war er eben mal wieder dran. Ohne sich noch einmal umzuschauen, war Adam zur Straße gelaufen und hatte einen Wagen angehalten, um sich bis nach Hause mitnehmen zu lassen. In seinem Zimmer angekommen, hatte er sich verkrochen und auf die Fotos mit seinem Vater geschaut, während er überlegte, was er jetzt tun sollte. Der Gedanke, Sam anzuzeigen drängte sich ihm geradezu auf. Auf der anderen Seite war der auch Johns Sohn und hatte bei diesem gelebt, während er nur seine Mom hatte. Aber wenn er an Deans Miene dachte, mit der er diese kleinen Erinnerungsstücke angesehen hatte, die Trauer und Fassungslosigkeit, die sich in seinen Augen widergespiegelt hatte und seine Äußerung, dass er John doch gekannt hätte. War John der Vater den er sich gewünscht hätte? Und was wenn, so unwahrscheinlich es auch klang, Sam doch nicht gelogen hatte? Wenn es diese Monster wirklich gab? Konnte er es wagen, Sam doch zu vertrauen? Immerhin war Dean verschwunden und Sam schien sich sichtlich Sorgen um ihn zu machen. Adam stand auf. Er stellte die Fotos wieder an ihre angestammten Plätze und machte sich auf den Weg zum Motel. Noch einmal wollte er mit Sam reden und danach entscheiden, was er machen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)