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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Gefangen

36) Gefangen
 

Dean hatte eine Bar gefunden und sich, mal wieder, am Ende der Theke, fast unsichtbar für alle, seinen Platz gesucht. Er hatte sich ein Bier und einen Whiskey geordert und versuchte jetzt Ordnung in seine chaotischen Gedanken und Gefühle zu bringen.

Hatte er das nicht erst vor ein paar Tagen gemacht? War er jetzt dazu verdammt in Bars zu hocken, um nachdenken zu können?

Warum wollte Sam dem Jungen sein Leben nehmen? Er selbst hatte sich damals ein richtiges Leben gewünscht, doch das war nach dem Dämon eine Utopie. Ein schöner Traum, um für einen Augenblick aus diesem Leben zu flüchten. Doch dann waren die Minuten, die Stunden danach immer besonders schlimm gewesen und er hatte aufgehört von einem Haus mit Gartenzaun und Mom und Dad zu träumen.

Für Sam jedoch hatte er versucht dieses Bild so lange wie möglich aufrecht zu halten. Und selbst als der schon alt genug war, um ihr Leben zu verstehen, um zu verstehen, warum sie so und nicht anders lebten, hatte er ihm so viele Freiräume wie möglich geschaffen. Sam war nicht wie er. Sam hatte ihre Mom nie kennengelernt. Er hatte diesen Dad nie kennen gelernt. Sein Lachen, seine Liebe, die Freundlichkeit und Wärme, die der vor Moms Tod besessen hatte, waren mit ihr gestorben. Nein, es gab nicht nur Streit zwischen seinen Eltern. Es gab auch schöne Momente.

Sam kannte jedoch nur dieses zombieähnliche Wesen, das seit damals in Dads Hülle übriggeblieben war.

Und er hatte es wohl einfach nicht geschafft Moms Liebe an Sammy weiterzugeben.

Es lag wohl wieder mal an ihm, an seinen Unzulänglichkeiten als großer Bruder, dass Sam so geworden war.

Aber gerade deshalb würde er für Adam kämpfen. Der Junge sollte nicht auch noch in diesen Sumpf gezogen werden.

Sie würden seine Mom finden und dann würden sie ihn vergessen! Nie wieder sollte er etwas von ihnen hören oder sehen. Nie wieder sollte er mit ihrem Leben in Verbindung kommen!

Mit sich und seiner Entscheidung zufrieden kippte der den Whiskey hinunter und orderte sich einen neuen. Er hatte noch keine Lust zurück ins Motel zu fahren. Oder besser gesagt, er war zu müde, um jetzt auf Sam zu treffen und weiter mit ihm zu diskutieren. Dazu war morgen auch noch Zeit. Und dann mussten sie, so ungern er das auch tun wollte, reden. Sie mussten endlich ihre Basis definieren, bevor sie sich entweder wegen Kleinigkeiten komplett verstritten, worauf er so gar keinen Bock hatte, oder sie sich trennten.

Nein, morgen würden sie reden. Immer nur wegzulaufen brachte sie ja wohl auch nicht weiter. Außerdem war das ja eher Sammys Weg gewesen.

Insgeheim musste er zugeben, dass er Sam dafür bewunderte, dass der so an seiner Meinung festhielt. Er wäre bei vielen Entscheidungen, - nein - er war bei vielen Entscheidungen gegen John eingeknickt und hatte um des lieben Friedens Willen dem zugestimmt, was der wollte. Nie hätte er gewagt, so einen Wunsch, vergleichbar mit Sams Wunsch nach Stanford zu gehen, auch nur zu denken.
 

Mit steigendem Alkoholpegel beruhigten sich Deans Gedanken und er hatte den Eindruck endlich wieder klarer denken zu können.

Langsam schaute er sich in der Bar um. Es waren nicht mehr so viele Gäste da, immerhin war es mitten in der Woche und die Nacht schon weit fortgeschritten.

So langsam sollte er auch austrinken und sich dann irgendwo ein Plätzchen zum Schlafen suchen. Schließlich hatten sie einen Fall zu lösen und er hatte noch von seinem letzten Kater genug. Außerdem bezweifelte er, dass Sam ihn diesen Mal in Ruhe lassen würde.

Sam! Warum war der so zwiespältig. War es Neid? Adam durfte wie ein richtiges Kind leben und er nicht? Warum freute er sich nicht für den Jungen und nahm es hin? Auch das würde er morgen mit Sam in Ruhe klären müssen. Er würde nicht zulassen, dass Adam auf die Straße gezerrt wurde.
 

Dean trank sein Bier in Ruhe aus, zahlte und rutschte vom Hocker. Leicht torkelnd steuerte er die Tür an. Diese Nacht würde er, mal wieder, im Impala verbringen. Fahren wollte er so bestimmt nicht mehr.

Sein Blick glitt erneut über die Besucher.

Er stutzte. An einem Tisch saß eine blonde Frau, die Kate Milligan verdammt ähnlich sah, mit zwei Männern.

Dean straffte sich, ging zu dem Tisch hinüber und baute sich neben ihr auf.

„Mrs. Milligan? Kate Milligan?“, fragte er ruhig.

„Wer will das wissen?“, giftete sie ihn an.

„Ich bin Dean Winchester“, stellte er sich vor und beobachtete sie dabei argwöhnisch. „Aber es geht nicht um mich. Ihr Sohn, Adam, hat Sie als vermisst gemeldet.“

Sie verdrehte die Augen. „Und? Der Bengel ist doch wohl groß genug, um allein klar zu kommen!“

„Darum geht es doch gar nicht. Sie sollten Sie sich bei ihm melden. Er macht sich wirklich Sorgen um Sie.“

„Jaja. Vielleicht rufe ich ihn an.“

„Nicht vielleicht! Am Besten tun Sie es sofort, oder noch besser, wir fahren zu ihm, dann können sie sich aussprechen!“ ‚Und ich kann hier wieder verschwinden’, fügte er in Gedanken hinzu. Seine ganzen Probleme würden sich in Luft auflösen. Adam würde aus seinem Leben verschwinden. Sam hätte niemanden, an dem er sich als John Winchester ausprobieren konnte und er selbst würde diese Erinnerungen einfach vergessen, wie so viele, die er nicht haben wollte, und darauf hoffen, dass nicht noch jemand seine Erinnerungen in Albträume verwandeln wollte.

„Ich melde mich bei ihm“, sagte sie gelangweilt und wandte sich wieder ihren Tischpartnern zu. Doch Dean gab ich damit nicht zufrieden. Er blieb hartnäckig, denn hier stimmte etwas nicht. Die Frau hatte weder auf ihren Sohn so reagiert, wie er es nach den Bildern erwartet hätte, noch schien ihr sein Nachname etwas zu sagen.

„Nein!“, erklärte er bestimmt. „Sie kommen jetzt gleich mit und wir fahren zu ihm. Dort sprechen sie sich aus. Alles andere ist dann nicht mehr mein Problem. Außerdem wollen die hier eh gleich schließen.“ Er grinste breit.

Kate verdrehte schon wieder die Augen. Zumal sich ihre Begleiter nun ebenfalls erhoben.

„War nett mit dir. Man sieht sich“, verabschiedeten die sich.

Sie war sauer! Dieser aufdringliche Typ machte ihr ihren schönen Plan kaputt. Das würde er büßen!

„Bist du jetzt glücklich?“, funkelte sie ihn wütend an.

„Glücklich würde ich das nicht nennen. Mir ging’s schon besser!“, kommentierte er die Situation ruhig.

Lass uns gehen, umso schneller bin ich dich wieder los!“ Sie warf ein paar Scheine auf den Tisch.

Dean nickte zufrieden und folgte ihr leicht torkelnd zum Ausgang.

„Wohin?“, wollte sie wissen.

Er wies in Richtung Parkplatz und ging voraus.

Mit wenigen Schritten umrundeten sie eine kleine Baustelle und gingen auf den Impala zu, der hinter dem Haus stand.

Plötzlich hörte Dean ein kurzes, schleifendes Geräusch hinter sich. Er drehte sich um und sah einen Balken auf sich zukommen. Instinktiv duckte er sich zur Seite, doch sein alkoholisierter Körper reagierte nicht so schnell wie er es sollte. Der Balken, den Kate schwang, traf ihn an Schulter und Hals und ließ ihn zu Boden gehen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können, keuchte schmerzerfüllt, stemmte sich auf Hände und Knie und wollte sich gerade wieder aufrichten, als ihn ein zweiter Schlag traf. Jetzt verschluckte ihn die Dunkelheit.

Schnell zerrte sie ihn zu einem kleinen Wagen, der nicht weit vom Impala entfernt parkte. Sie durchsuchte seine Kleidung und förderte sein Handy und seinen Colt zu Tage. Beides warf sie achtlos auf den Beifahrersitz, bevor sie ihr Opfer in den Kofferraum wuchtete.

Sich noch einmal sichernd umschauend stieg sie ein und fuhr, so ruhig wie möglich, vom Parkplatz. Vielleicht war der Abend ja doch nicht so furchtbar.

An einem Feld hielt sie kurz an, warf Handy und Waffe ins Getreide und gab, zufrieden grinsend, wieder Gas. Die beiden Typen wären besser gewesen, aber der hier würde auch erst mal reichen.
 

Langsam kam Dean zu sich. Sein Schädel hämmerte und ihm war speiübel.

Hatte er so viel gesoffen? Seine Sinne spielten wohl noch immer verrückt, oder warum meinte er halbwegs aufrecht zu stehen? Und warum schaukelte es hier so? War er auf einem Schiff? Vorsichtig blinzelte er, doch das erwartete grelle Sonnenlicht blieb aus. Um ihn war nur Schwärze.

Panik breitete sich in seinem Magen aus und jagte eine weitere Welle Übelkeit durch seinen Körper. Er schluckte krampfhaft und versuchte ruhig zu atmen. Dass er nichts sah, hieß noch lange nicht, dass er blind war! Vielleicht war es um ihn herum auch einfach nur dunkel?

Unbewusst stellte er sich auf seine Füße. Ein heißer Schmerz jagte durch seine Schultern. Seine Arme sackten etwas tiefer. Er versuchte einen Arm zu bewegen, doch außer einem metallischen Klacken, das in seinen Ohren unnatürlich laut war, und einem erneuten stechenden Schmerz der durch seine Schulter schoss, passierte nichts.

Er versuchte noch ein paar Mal seine Arme zu bewegen, doch mehr als ein Stückchen nach oben war nicht drin.

Wieder und wieder zwang er sich, bewusst ein und wieder auszuatmen. Gleichzeitig versuchte er zu ergründen was genau passierte, bevor er hier, wo auch immer das war, gelandet war.

Die Panik verschwand langsam und er konnte mit einer Bestandsaufnahme beginnen.

Seine rechte Schulter brannte, doch in der Dunkelheit brauchte er erst gar nicht zu versuchen einen Blick darauf zu werfen.

Er stand auf hartem Boden. Seine Hände waren an den Gelenken fixiert, mit etwas, das sich wie Handschellen anfühlte, die wohl mit einer Art Rohr verbunden waren, das seine Hände auf Abstand hielt. Das Warum erschloss sich ihm allerdings nicht.

Seine Finger tasteten, so gut es ging, die stählernen Bügel ab. Er fand zwar das Schloss, aber ohne etwas womit er das knacken konnte, brachte ihm dieses Wissen nicht weiter.

Eine Weile versuchte er eine halbwegs bequeme Stellung zu finden, bei dem ihm nicht alles weh tat, dann blieb ihm nichts weiter übrig, als zu warten, was diese falsche Kate mit ihm vor hatte.
 

Sam erwachte ausgeschlafen. Er streckte sich und stand auf.

Ein Blick auf Deans Bett verriet ihm, dass sein Bruder noch nicht wieder aufgetaucht war. ‚Hatte er endlich mal wieder eine Frau aufgerissen und die Nacht mit ihr verbracht’, überlegte er lächelnd. Ob er ihn anrufen sollte? Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm, dass es noch früh am Tag war. Er würde noch warten, entschied er und verschwand im Bad.
 

Mit einigen Frühstückstüten beladen kam er wieder. Er klopfte an Adams Tür und wartete.

Noch leicht verschlafen öffnete der Junge.

„Hey“, grüßte Sam, „Hunger?“

Adam nickte träge und öffnete seine Tür weiter.

Der Winchester trat ein und verbreitete eine schon fast ungesunde Fröhlichkeit.

„Bist du immer so?“, wollte der Jüngere wissen und begann sich anzuziehen.

„Warum?“

„Weil ich mich gerade frage, ob Dean genauso ist.“

„Nein, Dean ist ein Morgenmuffel, wenn er kann“, lachte Sam.

„Und deshalb verbreitest du sicherheitshalber hier deine Hektik?“

„Ich verbreite keine …“

„Doch, tust du! Wo ist Dean eigentlich?“

„Bei einer Frau, denke ich.“

Adams Blick war nicht sonderlich geistreich und so fühlte sich der Winchester zu einer ausführlicheren Antwort genötigt.

„Dean ist noch nicht wieder da, also vermute ich, dass er die Nacht mit und bei einer willigen Frau verbracht hat. Er ist kein Kind von Traurigkeit.“ Trotzdem zog er sein Handy aus der Tasche und wählte Deans Nummer.

Nach ein paar Mal klingeln ging die Mailbox dran und er bat um Rückruf.

„Wahrscheinlich schläft er noch. Um die Uhrzeit ist er nur wach, wenn es sein muss.“

„Ich denke ihr seid Privatermittler?“, fragte Adam skeptisch.

„Dean macht fast immer die Spätschicht.“ So langsam hing ihm dieses ganze seichte Drumherum-Gelabere zum Halse raus. Der Junge sollte erfahren, was sie wirklich machten. Das wäre für alle Seiten einfacher.

Trotzdem hielt er sich noch zurück. Er wollte vorher noch einmal mit Dean reden, wie viel sie ihm fürs Erste erzählen würden.

Adam brachte die Kaffeekanne und Milch mit zum Tisch, füllte sich seine Tasse und schüttete ein wenig des Weißmachers hinzu und wieder stellte Sam fest, dass der Junge ganz gut zu ihnen passen könnte.



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