Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 29: Friedlich ist nicht gleich friedlich ------------------------------------------------ @ Vanilein: Das normale Leben? Das wird wohl noch auf sich warten lassen... 29) Friedlich ist nicht gleich friedlich Endlich ertönte Sams Handy und ließ ihn doch zusammenzucken. Er hatte vor einer Weile damit begonnen, die Fakten ihres Falles aufzuschreiben und war danach dazu übergegangen, sich Gedanken über die Webseite zu machen. Dean hatte einige gute Ideen losgelassen. Er angelte nach seinem Telefon und blickte auf das Display. Lächelnd nahm er das Gespräch an. „Wo steckst du?“, wollte er nur wissen. „Pastime, La Junta“, nuschelte Dean. “Ich komm dich holen.” Eine halbe Stunde später betrat Sam den Pub und versuchte seinen Bruder zu finden. Seine Größe war dabei ein echter Vorteil. So konnte der die in kleinen oder größeren Gruppen stehenden Menschen gut überblicken. Außerdem gab es eigentlich nur zwei Plätze, an denen er seinen Bruder vermutete. Entweder in einer dunklen Ecke mit einer heißen und willigen Frau oder an der Bar, und genau an der fand er ihn auch. Allein in einer Ecke sitzend. Irgendwie hatte er eher damit gerechnet, dass Dean eine Frau abschleppen würde und er hätte es ihm gegönnt, aber scheinbar war ihm nicht danach. Sofort bahnte er sich wenig freundlich einen Weg durch die Menschen. „Hey“, machte er seinen Großen auf sich aufmerksam. „Schammy“, nuschelte Dean und strahlte ihn an. „So ganz alleine unterwegs?“, fragte er beiläufig und blickte sich um. „Isch lieb doch nur disch!“, grinste Dean und drängte sich dichter an seinen kleinen Bruder. „Okay! Du hast genug!“, erklärte Sam lachend und winkte den Barkeeper heran, um nach der Rechnung zu fragen. Schnell hatte er den offen stehenden Betrag aus seiner Brieftasche geholt und dem Mann mit einem guten Trinkgeld in die Hand gedrückt. Er zog seinen Bruder noch etwas fester an sich und bahnte ihnen einen Weg durch die Massen. Vor der Tür atmete er tief durch. Die Luft in dem Pub war zum Schneiden gewesen. „Es tu-t mir leit!“, sagte Dean plötzlich und blieb stehen. „Was tut dir leid?“ Etwas ratlos schaute Sam zu seinem Großen. „Dass-s su dasss miterleben muss-stesss.“ „Was?“ so sehr sich der Jüngere auch anstrengte, er kam nicht darauf, was sein Bruder jetzt meinte, war schließlich nicht das erst Mal, dass der zu viel getankt hatte. „Die Schreiterei-in. Su hässes das nie erfah-hren sol-len.“ „Das ist nicht deine Schuld.“ Es ging also doch noch um die Erinnerungen, die er miterlebt hatte. „H-Hab wirk-lich vers-sucht su verkes-sen. Und wen-n isch aufisch ge-w-wartet hät-te ...“ Sam musste schlucken. Tränen drängten sich in seine Augen. Warum nur musste Dean die Schuld wieder bei sich suchen? Er umfasste Deans Schultern und wartete, bis der seinen Kopf hob und versuchte ihn anzuschauen. „Du hast das Sterben hier beendet und kannst nun wirklich nichts dafür, dass Brauer dich auch noch erwischt hat. Außerdem tut es mir leid, nicht eher einen Weg gefunden zu haben, dich zu wecken“, sagte er energisch und schob seinen Bruder auf die Beifahrerseite. „Hmpf“, machte Dean und zuckte mit den Schultern. „Na komm, ich bring dich zurück. Dann schläfst du deinen Rausch aus und morgen ist die Welt schon wieder freundlicher“, versuchte er eine Zuversicht zu verbreiten, die er nicht fühlte. Das einzige, was Dean morgen haben würde, wäre ein ausgewachsener Kater. Er drängte den Älteren auf den Beifahrersitz, schloss die Tür und ging um den Wagen herum. Vorsichtig lenkte Sam den Impala auf die Straße und zurück nach Rocky Ford. In ihrem Motelzimmer ließ sich Dean ohne Gegenwehr ins Bett bugsieren. Vorsichtshalber stellte Sam noch einen Eimer neben den Nachttisch und legte sich dann ebenfalls hin. Lange lag er noch wach, grübelte und starrte auf die Umrisse seines Großen. Warum holte sie ihre Vergangenheit immer wieder ein? Warum ließ sie das Schicksal nicht einfach ihre Arbeit machen? Es war doch auch so schon schwer genug dieses Leben zu leben. Sie halfen, ja. Aber früher oder später würden sie kein Glück mehr haben und einer von ihnen sterben. Er konnte nur hoffen, dass sie ihren Ausstieg vorher schafften und genau das nie passieren würde. Nicht in diesem Leben. Beständiges Klopfen weckte Sam am nächsten Morgen. Er kämpfte sich aus dem Bett und ging zur Tür. „Hey, Bobby“, grüßte er, nachdem er sich vergewisserte hatte, wer vor der Tür stand und ließ den Freund ein. „Ich hab Frühstück mitgebracht“, erklärte der und legte die Tüten auf den Küchentresen. „Deans kannst du gleich in den Kühlschrank legen. Den bekommen wir bestimmt nicht aus dem Bett.“ „Schläft er schon wieder?“, wollte Bobby alarmiert wissen. „Nein. Er ist nur gestern in einer Bar versumpft“, beruhigte Sam den Freund. Der ließ seinen Blick über das Bett gleiten, auf dem Dean, unter Decken vergraben, lag. „So schlimm?“ „Schlimmer.“ Sam deckte den Tisch. „Ich hab immer gedacht, dass es, als Mom noch gelebt hat, das reinste Paradies auf Erden gewesen sein muss“, begann Sam beim Frühstück. „Aber das war es nicht?“ „Mom und Dad haben immer wieder gestritten und Dad war wohl auch für Tage weg.“ „Hat Dean dir das erzählt?“ „Nein, ein Teil seiner Albträume drehte sich darum. Es muss ihm damals schon zu schaffen gemacht haben.“ „Und jetzt willst du ihn darauf ansprechen?“ „Lieber nicht. Er hat gestern ein paar Worte dazu gesagt und er hat sich entschuldigt, dass ich es gesehen habe. Als ob es sein Fehler gewesen wäre!“ Sam schüttelte den Kopf. „Er meinte, er wollte wenigstens diese Lüge für mich und für sich aufrecht halten. Ich wünschte wirklich, dass ich es nie erfahren hätte. Jetzt ist wieder eine Illusion geplatzt.“ „Nicht alles Wissen ist gut“, überlegte Bobby. „Ich weiß. Das Wissen, das wir haben rettet zwar Leben, aber es zerstört unseres.“ Der alte Jäger nickte. Wie Recht Sam doch hatte. Er hatte sich ja schon seit längerem fast komplett aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen und arbeitete nur noch als Ratgeber. Die Jungs allerdings kannten nichts anderes. Sie waren von klein auf in diesem Business, erfolgreicher als die meisten anderen Jäger und seit dem Brand des Roadhouses eigentlich unverzichtbar. Und das war das Dilemma, denn auch sie hatten ein Recht auf ein normales Leben. „Und was hast du vor?“, wollte er ruhig wissen. „Wir wollen noch immer nach El Paso und dann? Vielleicht kann ich Dean ja zu einem Urlaub überreden. Er wollte nach Dads Tod zum Grand Canyon. Wenn er sich darauf einlässt, werde ich spätestens da mit ihm über unser Leben reden. Ich würde das hier gerne an den Nagel hängen, aber nicht ohne Dean. Ich werde ihn nicht alleine jagen lassen!“ Eine Weile aßen sie schweigend, bis Bobby die Stille erneut durchbrach. „Was hast du heute noch vor?“ „Ich wollte mir Deans Vernichtungswerk mal anschauen.“ „Du willst sicher gehen, dass nichts zurückgeblieben ist?“ Sam nickte, „Bei dem was da alles passiert ist, möchte ich das lieber genau nachprüfen.“ „Willst du ihn alleine lassen?“ „Ich wollte ihm nur Bescheid sagen, dann können wir los.“ In diesem Moment klingelte Bobbys Handy und er ging ran. „Hey“, grüßte er freundlich und ein Lächeln zierte sein Gesicht. Der warme Klang in Bobbys Stimme ließ auch auf Jodys Gesicht ein Lächeln erscheinen. Es schien also alles in Ordnung zu sein. „Wie geht es den Jungs?“, fragte sie, um sich eine Bestätigung ihrer Vermutung einzuholen. „Sie sind soweit in Ordnung. Dean schwächelt noch ein wenig, aber das wird schon. Warum rufst du an?“ „Ich darf morgen hier raus und wollte fragen, ob du dann schon wieder da bist. Außerdem hattest du mir angeboten, dass ich erst mal bei dir unterkommen kann, bis ich was Eigenes gefunden hab.“ „Ich denke morgen Nachmittag bin ich wieder zurück. Dann hole ich dich ab. Und natürlich kannst du bei mir wohnen!“ „Dann bis morgen“, sagte sie und legte auf. Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie sich wieder in die Kissen fallen ließ. Sie mochte diesen Mann immer mehr. Er war so ganz anders, als sie ihn in all den Jahren gesehen hatte. Freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit und keineswegs der Säufer, für den ihn die Meisten im Ort hielten. Bobby steckte sein Telefon wieder weg. Er drehte sich zu Sam, der ihn breit angrinste. „Du magst sie“, sagte er geradeheraus. „Warum auch nicht?“, grummelte der Jäger. „Ich finde es gut. Sie ist nett und sie würde dir gut tun. Außerdem können wir ja nicht immer bei dir sein.“ „Ich denke, ich brauche weniger einen Babysitter als ihr“, erklärte Bobby kategorisch. „Müsst ihr hier so einen Krach machen?“, maulte Dean und stemmte sich in die Höhe. „Wie geht es dir?“, fragte Sam sofort und ging vor dem Bett in die Hocke. „Beschissen!“, gab der ältere Winchester unumwunden zu. „Willst du was essen? Eine Aspirin?“ „Erst mal will ich ins Bad und dann? Bloß nichts essen!“, nuschelte er leise und richtete sich stöhnend auf. Sofort begannen die Zwerge in seinem Kopf ihre hämmernden Tätigkeiten zu intensivieren. Am liebsten würde er sich wieder in die Waagerechte fallen lassen, doch die Natur forderte ihr Recht und so stand er langsam auf und tappte zum Bad. Sam wartete, bis sich die Tür hinter seinen großen Bruder geschlossen hatte. Erst jetzt gestattete er sich ein breites Grinsen. „Dem geht es aber mehr als dreckig“, sinnierte Bobby. „Der hat gestern aber auch gehörig getankt und er hat es sich in der Nacht nicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen, zumindest hab ich nichts mitbekommen, wenn er doch über der Schüssel gehangen haben sollte.“ „Versucht er immer noch seine Gefühle im Alkohol zu ertränken?“ „Wann hat er das nicht versucht?“ „Es betäubt den größten Schmerz.“ „Aber langfristig hilft reden mehr.“ „Langfristig ja, aber erst einmal reißt du damit die Wunde noch weiter auf und es schmerzt noch mehr. Außerdem, wann hat Dean denn je einen Zuhörer gehabt?“ „Jetzt hätte er einen!“, erklärte Sam brüsk. „Jetzt. Aber du weißt auch, wie schwer sich alte Gewohnheiten ändern lassen.“ Der jüngere Winchester holte tief Luft und nickte kurz. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Bad und ein käsig aussehender Dean kam heraus. „Nie wieder Alkohol“, keuchte der ältere Bruder kläglich. Sam schnaufte nur. „Okay, okay, Sammy. Jedenfalls nicht mehr so viel.“ „Wie wäre es denn dann mit einer Aspirin?“ „Wenn sie drin bleibt?“, überlegte Dean skeptisch, nahm die angebotenen Schmerzstiller aber trotzdem mit einem dankbaren Nicken an. Er spülte sie mit Wasser herunter und legte sich wieder ins Bett. „Wir wollten uns gleich mal dein Vernichtungswerk anschauen“, informierte Sam ihn gleich noch. „Tut was ihr wollt, Hauptsache ich kann liegen bleiben.“ Sam nickte nur. „Sollen wir dir was zu essen mitbringen?“ „Lass mich einfach sterben!“ Dean zog sich die Decke über den Kopf und rollte sich zusammen. „Musst du ihn so ärgern?“, fragte Bobby und schaute mitfühlend auf den älteren Winchester-Jungen. „So macht es am meisten Spaß.“ „Sam, Sam!“ Gemeinsam verließen sie das Zimmer, stiegen in den alten Pickup und fuhren zu der alten Tischlerei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)