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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Gefühlsbewältigung á la Dean

28) Gefühlsbewältigung á la Dean
 

Nach einer Weile Schweigens bückte sich Dean und holte das Messer, das er am Knöchel trug, hervor.

„Was soll das werden?“, fragte Sam misstrauisch.

„Wer im Traum stirbt, wacht auf.“

„Nein Dean. Das stimmt sonst vielleicht, aber hier definitiv nicht!“

„Warum?“, wollte der Ältere irritiert wissen, schließlich hatte er schon erlebt, dass das stimmte.

„Weil ich …“ Sam schluckte unbehaglich.

„Weil du was?“, hakte Dean sofort nach. Wenn Sam ihm schon so eine Geschichte auftischte, dann sollte er auch Klartext reden!

„Weil ich gesehen habe, wie Dad dich erschossen hat!“

„John hat mich nie auch nur angeschossen!“

„Nein, aber deine Erinnerungen ändern sich. Ich denke, das hat mit diesem Brauer und dem Dämon zu tun und damit, dass die ihre Opfer mit Alpträumen so lange quälen, bis deren Herz den Stress nicht mehr aushält und sie sterben.“

„Erinnerungen? Was hast du noch alles gesehen?“ Jetzt war es an dem Älteren sich unbehaglich zu fühlen. Reichte es nicht, dass Sam in seinem Kopf war?

„Ich hab dich …“

„Nein, lass es. Im Moment will ich es, glaube ich, nicht wissen. Es reicht mir schon, dass du in meinem Kopf bist!“, grummelte er. „Und wie hast du dir das jetzt vorgestellt, wenn sterben ausfällt?“

„Keine Ahnung. Wach einfach auf!“

„Leichter gesagt als getan.“

„Bitte Dean. Du kannst das! Wenn nicht, hängen wir hier auf ewig fest.“

„Alles, nur das nicht! Nicht mit dir in meinem Kopf. Wer weiß, was du noch alles ausgräbst.“ Dean grinste schief und begann langsam hin und her zu laufen.
 

„Und jetzt?“, wollte der Ältere nach einer Weile wissen. Bis jetzt hatte sich nichts geändert!

„Keine Ahnung“, gab Sam ehrlich zu.

„Toll.“ Unruhig setzte Dean seine Wanderungen fort.

Gerade als Sam etwas sagen wollte, begann sein Bruder vor seinen Augen zu verschwimmen.
 

„Dean!“, keuchte er entsetzt und richtete sich auf. Sein Blick huschte durch den Raum, bis er an Bobbys Gestalt hängen blieb.

„Bobby?“, fragte er mit zitternder Stimme und wandte sich zum Bett seines Bruders um, der noch immer bewegungslos unter der Decke lag.

„Sam“, sagte der alte Jäger und in seiner Stimme klang die Freude mit, die er empfand wenigstens einen seiner Jungs wach vor sich zu sehen.

„Was ist mit Dean?“, wollte er auch sofort wissen.

„Ist er noch nicht wach?“, alarmiert sprang Sam aus seinem Bett und überbrückte den knappen Meter zu Deans Schlafstatt.

Er hat sich noch nicht gerührt.“, informierte er kurz.

„Er hat mich aus seinem Traum geschmissen, also müsste er doch aufwachen, oder?“

„Eigentlich schon.“

In dem Moment richtete sich der ältere Winchester mit einem tiefen Atemzug auf.

„Verdammter Mist“, knurrte er und atmete noch einmal tief durch.

Sam ließ ihm nicht die Zeit noch mehr zu sagen, geschweige denn sich zu fragen, was genau passiert war. Er zog seinen großen Bruder in eine feste Umarmung, die der, nach anfänglichem Zögern auch erwiderte.

Still genoss es Bobby, seine Jungs wieder vereint zu sehen.
 

„Ich geh dann mal rüber und leg mich ein paar Stunden hin“, machte er auf sich aufmerksam, nachdem die Winchesters sich voneinander gelöst hatten.

„Ja, danke Bobby“, sagte Sam warm und strahlte den alten Jäger glücklich an.

Mit belegter Stimme bedankte sich auch Dean. Er musste die Situation erst einmal für sich sortieren. Zu viele Emotionen fluteten durch seinen Körper und das Wissen, das Sam einiges davon mitbekommen hatte, machten ihn ganz kribbelig.
 

„Haben sich Mom und Dad wirklich so oft gestritten?“, platzte Sam auch sofort hervor, kaum dass die Tür hinter Bobby ins Schloss gefallen war.

Dean verdrehte die Augen. Mussten sie jetzt wirklich darüber reden? Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Ungelenk stakste er zum Bad.

„Wie lange …?“ wollte er heiser wissen und drehte sich kurz vor der Tür wieder zu seinem Bruder um, der ihn noch immer mit großen Augen erwartungsvoll anschaute.

„Fast zwei Tage“, antwortete Sam leise. Die Hoffnung in seinen Augen erlosch.

Sofort meldete sich Deans schlechtes Gewissen, hatte er sich doch vorgenommen, offener zu seinem Bruder zu sein.

„Sie haben immer wieder gestritten. Es wurde etwas besser als du kamst“, erwiderte er und fügte ganz leise hinzu: „Für eine Weile.“

„Ich dachte immer, dass es eine wundervolle Ehe war.“

„Als sie tot war, war sie es.“

„Und du hast alles mitbekommen?“, irgendwie wollte er, dass sein Bruder jetzt verneinte. Es tat ihm leid, dass selbst diese Zeit für Dean wohl doch nicht so schön gewesen war, wie er immer angenommen hatte.

„Das Meiste, denke ich, auch wenn sie das wohl nicht wahrhaben wollten.“

„Es tut mir leid.“

„Warum? Du kannst doch nichts dafür!?!“

„Ich finde es trotzdem furchtbar. Kein Kind sollte seine Eltern streiten sehen.

Ich dachte immer, dass diese Zeit der reinste Sonnenschein war. Ich war neidisch auf dich!“

„Solange ich wach oder im Zimmer war, haben sie nie gestritten. Ich hab oft versucht länger wach zu bleiben, weil ich dachte, dann hätten sie keine Zeit dazu.“ Ein trauriges Lächeln huschte über Deans Gesicht.

„In der ersten Zeit nachdem sie ... hab ich mir manchmal, wenn es ganz schlimm war, gewünscht, dass Dad und nicht Mom gestorben wäre und ich hab versucht mir auszumalen, wie wir dann gelebt hätten. Aber dann wurdest du größer und ich hatte jemanden, der mich ablenkte.“

Sam stand auf, trat vor seinen Bruder und zog ihn erneut in eine feste Umarmung.

„Du bist der beste große Bruder, den ich mir wünschen konnte!“, flüsterte er gegen dessen Schulter.

Dean lächelte traurig. Er legte seine Arme um Sam und drückte kurz zu, bevor er sich löste.

„Das diese Anhänglichkeit deinerseits jetzt aber nicht zum Dauerzustand wird. Damit, dass ich meinen kleinen Bruder aufgezogen hab, kann ich bei den Weibern zwar punkten, aber wenn die dich sehen, glaubt mir das keine mehr.“ Er grinste breit.

„Du bist unmöglich!“, schimpfte Sam froh darüber, dass sein Bruder ihm den erneuten Gefühlsausbruch nicht nachtrug.

„Könntest du mich jetzt trotzdem ins Bad lassen, bevor hier ein Unglück passiert?“

„Oh“, machte Sam und trat einen Schritt zurück.

Schnell verschwand Dean im Bad und ließ sich schwer auf den Toilettendeckel fallen. Seine Ellenbogen stellte er auf die Knie und legte den Kopf in seine Hände. Er musste seine Gefühle jetzt unbedingt sortieren und die Erinnerungen möglichst wieder dahin verbannen, wo sie hergekommen waren. Hatte er doch wirklich gehofft, all das vergessen zu haben. Sein Leben war nie perfekt gewesen, aber in all den Jahren hatte er die Lüge der wundervollen Jahre, in denen Mom noch lebte, selbst vor sich aufrecht erhalten können. Dieses Kartenhaus war nun in sich zusammengestürzt, und er stand mal wieder vor einem Schutthaufen.

Bestand sein Leben denn nur noch daraus? Lügen? Müll, Scherben und Schutt?

Bedächtig entledigte er sich seines Schlafzeugs und drehte die Dusche an. Vielleicht spülte das Wasser ja auch die Erinnerungen weg?
 

Selbst über das Rauschen des Wassers hörte Dean das Klopfen an der Tür.

„Dean“, tönte es dumpf. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht und drehte das Wasser ab, Äußerlich ruhig griff er nach einem Handtuch und begann sich abzutrocknen. Das Wasser hatte nichts weggespült. Im Gegenteil, langsam kamen die Erinnerungen was er alles geträumt hatte. Blieb nur die Frage was davon Sam gesehen hatte.

„Was?“, wollte er etwas unwirsch wissen.

„Wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist?“, verteidigte sich Sam.

Der ältere Winchester schnaufte nur abfällig. Nichts war in Ordnung. Das Trugbild des in sich ruhenden Kriegers für das Gute war wie eine Seifenblase geplatzt. Diese Träume, und das Wissen um die Anwesenheit Sams in diesen Träumen, hatte ihn bis in seine Grundfesten erschüttert. Dabei wusste er noch nicht mal, was der alles gesehen hatte. Ob er ihn fragen sollte?

Nein, besser nicht. Er wollte es nicht hören. Diese Erinnerungen wieder brühwarm auf dem Tisch zu haben reichte schon. Die Frage war nur, wie er sie wieder loswerden konnte?

Er wickelte sich das Handtuch um die Hüften und verließ das Bad.

„Ich bin okay“, beantwortete er den fragenden Blick seines Bruders, ging zur Kommode und suchte sich frische Sachen zusammen.

Hastig hüllte er sich in mehrere Lagen Kleidung. Er wusste, dass er die meiste Zeit von Mom geträumt hatte, doch es waren nicht die schönen Erinnerungen, die er manchmal in sich wach rief, wenn seine Welt im Chaos zu versinken drohte oder er haltlos von einem Fall zum anderen taumelte. Ruby hatte Recht gehabt. Diese Erinnerungen schmerzten, aber sie hinterließen auch ein warmes Gefühl in seinem Bauch. Doch genau das fehlte. Hier hatte er nur einen schalen Geschmack im Mund, der immer schlimmer zu werden schien und ihm die Kehle zuschnürte. Er brauchte Bewegung. Er musste hier raus!

„Ich …“, begann er und brach kopfschüttelnd ab. Sam hatte keine Lügen verdient. Allerdings wollte er ihm auch nicht sagen, dass er sich unter seinen Blicken noch immer nackt und schutzlos fühlte.

„Ich geh einen trinken!“

Traurig nickte der Jüngere. Was hatte er erwartet? Dean würde diese Erinnerungen bestimmt nicht noch einmal mit ihm durchgehen. Er würde sich so lange betrinken, bis der Alkohol jedes einzelne Gefühl in ihm abgetötet haben würde oder er eine vollbusige Schönheit fand, mit der er die Nacht verbringen konnte, oder beides.

„Ruf an, falls ich dich abholen soll“, bot er leise an.

Dankbar und zugleich traurig schaute Dean seinen Bruder an, während er nach seiner Jacke griff und aus dem Zimmer verschwand.

Gleich darauf erwachte der Impala grollend zum Leben und entfernte sich mit aufheulendem Motor.
 

Sam ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er hatte Dean um die Erinnerungen an ein Leben mit ihrer Mom beneidet und jetzt musste er feststellen, dass selbst diese Erinnerungen nicht ungetrübt waren. Immer wieder hatte er sich gewünscht, mehr von Mom und aus der Zeit vor seiner Geburt zu erfahren, doch jetzt wäre er froh, wenn er diese Erinnerungen seines Bruders nicht miterlebt hätte. Seine Eltern waren so lange zusammen gewesen, bevor sie sich für Kinder entschieden hatten und doch war ihr Dad immer wieder ausgebrochen und hatte seine Freiheit gesucht. Wie schlimm musste das für Dean gewesen sein? Wie sehr hatte sich der kleine Kerl schon damals bemüht die Fehler seines Vaters auszugleichen!

Sein Bruder war harmoniesüchtig, auch wenn er es nie zugeben würde, und als er selbst ein Teenager war, hatte er ihn für jeden einzelnen Versuch die restliche Familie Winchester zusammenzuhalten, gehasst.

Nur um sich zu beschäftigen, begann er das Wenige wegzuräumen, das überhaupt in ihrem Zimmer herumlag.
 

Dean hatte sich, kaum dass er den Pub betreten hatte, umgesehen.

Er ging zur Bar und ließ sich an einem Ende nieder. Schnell hatte er Bier und einem Whiskey vor sich stehen. Er war sich sicher, dass genügend Alkohol und eine Nacht in den Armen einer willigen Frau ihn am schnellsten vergessen lassen würde, was der Fluch Brauers, oder was auch immer ihn dazu gebracht hatte, seine tief vergrabenen Erinnerungen noch einmal erleben zu müssen. Eigentlich waren es ja nicht einmal diese Erinnerungen die er vergessen wollte, es war Sams Präsenz, die er bei jedem kleinen Stückchen Vergangenheit zu fühlen glaubte, auch wenn er wusste, dass Sam diese gar nicht gesehen hatte.

Aber nicht nur das schnürte ihm die Kehle zu, diese Erinnerungen überhaupt noch einmal erleben zu müssen, obwohl er sie tief in sich vergraben und wirklich vergessen hatte. Doch jetzt waren sie wieder da und schmerzten.

Hätte er mehr tun können, um seine Eltern an diesen Streits zu hindern? Hätte Mom noch leben können, wenn John hinter seiner Familie gestanden hätte? Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, ob John an diesem Abend da gewesen war. Ja, an diesem Abend hatte der ihn ins Bett gebracht und sogar eine Geschichte vorgelesen. Doch die Abende davor war er nicht zu Hause gewesen.

Wütend kippte er den Whiskey hinunter und orderte sich einen weiteren.

Nein, auch eine willige Frau würde diese Erinnerungen nicht tilgen und das Feuer des Hasses auf dieses aufgezwungene Leben nicht löschen können.

Heute würde er seine Gefühle im Alkohol ersäufen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-01-26T20:43:00+00:00 26.01.2014 21:43
Oh Gott sei dank Dean lebt :D
Wobei es diesmal sogar noch viel knapper war....ich wünsche ihm so sehr ein ruhiges Leben und bin gespannt was du noch für ihn bereit hältst :)


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