Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 27: Du träumst ! ------------------------ @ Vanilein - Hab ich Dean umgebracht? Hm... Die Antwort folgt auf dem Fuße... ;-)) 27) Du träumst! Alles um Sam herum verschwand in einem schwarzen Nichts. Einen Augenblick lang fühlte Sam noch das Gewicht seines Bruders auf seinen Knien, doch auch das verschwand und ließ ihn orientierungslos und verwirrt zurück. Hektisch tastete er den Boden ab, soweit er ihn, so kauernd, erreichen konnte. Alles fühlte sich glatt, aber irgendwie schwammig an. Nichts, was er wirklich zuordnen konnte. War er in Deans Kopf? Dann würde er in seinem Gehirn hocken. Nein! Daran wollte der nicht denken! Sollte er aufstehen und versuchen einen Ausgang zu finden? Aber wie? Am sichersten wäre es wohl, wenn er hier sitzen bleiben würde und darauf wartete, bis Dean endlich weiter träumte, oder noch besser aufwachte, obwohl das wohl eher nicht passieren würde. Die anderen Patienten waren auch nicht erwacht. Bewusst langsam atmend hockte er in der Finsternis und versuchte sich zu beruhigen. Es gelang ihm nicht wirklich. Immer wieder kreisten seine Gedanken um seinen Bruder. Was war mit Dean? War er gestorben? Wer im Traum starb erwachte doch! Zumindest war das damals so, als der Dschinn Dean gefangen hielt. Allerdings war das wohl eher ein Wunschtraum, den anderen Patienten war das nicht vergönnt gewesen! Dass Dean also einfach so aufwachte stand wohl nicht zur Debatte. Würde er bis in alle Ewigkeit hier sitzen? Nein! Bobby würde kommen. Er musste nur warten. Müde rieb sich Bobby über die Augen. Inzwischen hatte er mehr als 36 Stunden in den Knochen und würde gerne ein paar Minuten schlafen, doch das konnte er nicht, nicht solange seine Jungs in Gefahr waren. Er stand auf, ließ die Schultern kreisen und ging zur Kaffeemaschine. Vielleicht half ihm das Koffein noch eine Weile durchzuhalten. Mit einem Becher des heißen Muntermachers kam er zu den Betten zurück und erstarrte. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Aber was? Bobby musterte seine Jungs genauer. Doch während Sam noch ganz ruhig dalag, schien Dean regelrecht erstarrt zu sein. Hastig lief er zu dem Jungen, stellte seine Tasse auf dem Nachttisch ab und tastete nach einem Puls, Das Pochen unter seinen Fingern blieb aus. Sofort schlug er die Decke zurück und legte seine Hände auf Deans Brustkorb. Gerade als er mit der Herzdruckmassage beginnen wollte, bäumte sich Deans Körper auf. Gierig zog er Luft in seine Lungen und sackte zurück auf die Matratze. Hoffnungsvoll musterte Bobby den Winchester. Würde er jetzt erwachen? Nichts passierte. Die Brüder lagen noch immer regungslos in ihren Betten. Er seufzte frustriert, deckte Dean wieder zu und nahm sich seinen Kaffee vom Nachttisch. Niedergeschlagen ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. Hoffentlich fand Sam bald einen Zugang zu seinem Bruder! Langsam lichtete sich das Dunkel um Sam und das allumfassende Schwarz wandelte sich in grau. Er stand auf und versuchte etwas zu erkennen, doch noch konnten die Umrisse alles und nichts bedeuten. Wie sehr er es hasste, zu warten! Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, stand er plötzlich auf einer sonnenüberfluteten Wiese neben einer Bank und blickte auf einen großen See. Die Blätter der Bäume raschelten leise im Wind und ein paar Schmetterlinge flatterten in der leichten Brise. Nichts hier ließ auf eine lauernde Gefahr schließen und so ließ er seinen Blick ruhig schweifen. Auf einer Decke, wenige Schritte von der Bank entfernt lag sein Bruder mit zwei Kindern vor sich und schlief. Eine junge Frau mit blonden, langen Haaren saß neben ihm und schien seinen Schlaf zu bewachen. Irritiert runzelte Sam die Stirn. Wer war sie und wann hatte sein Bruder Zeit für eine Familie? War das jetzt ein Wunschtraum? Einer der sich zu dem ultimativen Albtraum entwickelte? Für sich entschied Sam, dass es keinen weiteren Traum mehr geben würde. Das hier musste aufhören. Dean musste endlich aufwachen! Energisch ging auf die Decke zu. Er hockte sich neben seinen Bruder und wollte ihm gerade die Hand auf die Schulter legen, als er die Frau erkannte! Gut, dass ihn so niemand sah. Seine Hand schwebte noch immer kurz über seinem Bruder und wahrscheinlich stand sein Mund offen. Vor ihm auf der Decke saß seine Mom. Sie war so wunderschön! Nein! Diese Erinnerung konnte und wollte er seinem Bruder nicht zerstören, obwohl er sich keinen Reim darauf machen konnte. Dean war erwachsen. Nicht viel jünger als jetzt und er lag hier auf einer Decke mit seiner Mom und zwei kleinen Kindern! Vorsichtig zog er seine Hand weg und ging, darum bemüht nur kein Geräusch zu machen, um die Decke herum. Dieser Traum wurde ja immer sonderbarer! Der kleine Junge, der sich so fest an Dean presste war Dean in klein, vielleicht vier Jahre alt. Also basierte dieser Traum auf einer realen Erinnerung! Und wieder einmal fragte er sich, was sein großer Bruder noch alles von seiner frühesten Kindheit wusste. Wie viele Erinnerungen an ihre Mom hatte der gespeichert und was hatte der alles verloren und er selbst nie haben dürfen. Tränen drängten sich in seiner Augen und er wandte sich abrupt ab. Vielleicht half ihm ja ein Spaziergang. Zu schade, dass Dean den Dämon schon erschossen hatte. Er hätte es liebend gern selbst gemacht. Er wandte sich Richtung See. Nur nicht zu weit weg, damit er sofort eingreifen konnte, sollte sich dieser Traum ähnlich entwickeln, wie der davor. Eine Weile bewunderte Sam die Sandburg mit breitem Burggraben und Hafen, die schon bald von den Wellen verschlungen werden würde. Schade, dass er so etwas nicht konservieren konnte. Die Sonne senkte sich zum Horizont und Dean half seiner Mom alles im Kinderwagen zu verstauen. Sam stand wenige Schritte neben ihm. Sobald Mary gegangen war, würde er Dean begreiflich machen, dass das hier nur ein Traum war und er endlich aufwachen musste! Er schaute zu, wie Dean Mary fest umarmte. „Sag Sam, dass ich ihn liebe”, hörte Sam sie sagen. In seinem Kopf blitzte eine Erinnerung auf. Konnte das sein? War das der Ort an den sich Dean während seines Komas vor etwas mehr als einem Jahr geflüchtet hatte? ‚Soll ... Mom … liebt’, hatte er damals zu ihm gesagt. War das der Grund dafür? „Du wirst immer mein Großer bleiben. Ich liebe dich, Dean. Ich habe mit dir einige der schönsten Momente meines Lebens erleben dürfen. Dass kann uns keiner nehmen”, sprach Mary weiter und er fühlte einen Stich im Herzen. Ja. Dean war Moms Sohn. Er war nur das Baby. Klein und zu nichts zu gebrauchen. Er durfte Mom nie kennenlernen, so wie Mom diese schönen Momente nie mit ihm erleben durfte. Warum nur hatte sich dieser verdammte Dämon seine Familie ausgesucht?!? Er hat ihnen wirklich alles genommen! Alles, was ein normales Leben ausmachte. Energisch verbot sich Sam alle weiteren Gedanken. Es gab noch andere wie ihn und die hatten noch weniger Glück! Er war, soweit er das wusste, der einzige von Azazels Psychokids, der überhaupt noch lebte. Mary schob den Kinderwagen über den Sand davon und sein Bruder setzte sich auf die Bank. Jetzt war die Zeit zum Handeln! Er ging zu der Bank, baute sich vor Dean auf und umfasste seine Schultern. „Dean!“, sagte er fordernd und schüttelte ihn leicht. Unwirsch versuchte der ältere Winchester die störenden Hände zur Seite zu wischen. Woher kamen die überhaupt? „Dean!“, forderte Sam erneut. „Was?“ irritiert blickte der auf und schaute in das Gesicht seines Bruders. Was wollte der denn hier? Wie kam Sam hierher und was wollte er von ihm? „Du träumst!“, erklärte der Jüngere unverblümt. „Ich weiß!“ Jetzt war es an Sam fragend zu schauen. Doch schnell wurde ihm bewusst, dass Dean ja auch hier träumte. Wieso er das allerdings wusste, war ihm trotzdem ein Rätsel. „Nein!“, begann er noch einmal. „Du träumst wirklich.“ „Ich weiß!“, knurrte der ältere Winchester ungehalten, stand auf und schüttelte Sams Arme ab. „Ich weiß, dass ich träume. Oder aber sie lassen mich alle schönen Erinnerungen noch einmal erleben, damit mir auch wirklich bewusst wird, was ich alles verloren habe.“ „Wer sind sie?“, unwirsch schüttelt Sam den Kopf. Es war egal. Er musste Dean wecken! „Nein, Dean. Du träumst einfach nur. Du musst nur aufwachen, dann …“ „Hör auf, Sam! Es reicht. Du musst es mir nicht auch noch unter die Nase reiben. Ich weiß, dass ich träume und ja, es ist mein letzter Tag hier. Ich wollte mich nur noch verabschieden, dann könnt ihr mit mir machen was ihr wollt. Ihr habt mich. Ich habe den Pakt geschlossen und ich werde nicht mehr weglaufen!“ Dean schnaufte wütend. „Dean!“ Sam hob beschwörend die Hände. „Das ...“ „Was wollt ihr eigentlich alle von mir. Ruby, Mom, du. Findet ihr es toll mich in der Hölle zu wissen?“ „Nein, Dean, bitte“, versuchte Sam noch einmal verzweifelt zu seinem Bruder durchzudringen. „Das hier ist nicht real!“ „Das weiß ich auch!“ Genervt verdrehte Sam die Augen. Wie sollte man jemanden wecken, der wusste, dass er träumte, sich aber in einen anderen Traum wähnte? ‚Oh man, das klingt ja selbst für mich bekloppt‘, überlegte er und startete einen weiteren Versuch: „Bitte. Hör mir zu! Du träumst. Das hier ist nicht die Zeit nach dem Höllenhund. Das ist über eineinhalb Jahre her. Du liegst in einem Motelzimmer in Rocky Ford. Du hast einen Geist vernichtet, der mit einem Dämon im Bunde war. Der hat irgendetwas mit dir gemacht.“ „Ich liege in einem Motelzimmer in, wo? Rocky Ford? Klar! Und den Einhörnern schießen …“ „Verdammt Dean! Bitte versuch dich zu erinnern! Dieser Geist, Konrad Brauer, hat etwas mit dir gemacht, was er auch mit anderen gemacht hat. Du schläfst und hast Albträume, die dich irgendwann umbringen werden.“ „Ich habe Albträume? Das hier war aber kein Albtraum. Das war eine meiner schönsten Erinnerungen!“, wütend trat Dean zur Seite und wandte sich in Richtung Wald. „Und jetzt lass mich gehen. Ich habe ein Versprechen einzulösen!“ Schnell war Sam wieder an seiner Seite. „Nein, Dean bitte denk nach! Warum sollte ich sonst hier sein?“ „Damit ich mein Versprechen auch wirklich einhalte?“ „Welches Versprechen?“ „Dass ich hier verschwinde und endlich in die Hölle komme?“ „Warum, wenn du doch eh in der Hölle bist, sollten die Dämonen dir diesen Ort lassen? Warum sollten sie das hier nicht einfach stürmen und dich hier rausreißen?“ „Sie haben mich sicher und wissen, dass ich weiß, dass das hier nur ein Aufschub ist.“ „Sie wollten dich so unbedingt, dass du nur ein Jahr bekommen hast, meinst du, sie würden dir dann noch die Zeit zum Träumen lassen?“, versuchte Sam Dean zu verunsichern. „Wieso bin ich dann hier?“, forderte Dean seinen Bruder heraus. „Nach dem Höllenhundangriff hast du im Koma gelegen. Es war lange nicht abzusehen, ob du es schaffen würdest. Bobby und ich haben Tag und Nacht an deinem Bett gesessen und auf ein Wunder gehofft. Irgendwann ist Ruby aufgetaucht. Sie hat etwas mit dir gemacht. Sie meinte, dass du an einem schönen Ort wärst und dass du nicht glauben wolltest, dass du lebst. Sie hat nie gesagt, wo du bist, meinte aber, dass du selbst aufwachen wollen musst. Und genau darum bitte ich dich jetzt auch. Wach auf, Dean!“ Der ältere Winchester atmete tief durch und blickte sich noch einmal um. Der See, die Bank. Alles war noch, wie er es aus seiner Erinnerung kannte. Aber was, wenn Sam Recht hätte? „Und wo sind wir dann, wenn nicht in der Hölle?“ Er würde das Spiel einfach eine Weile mitspielen. Vielleicht führte es ja zu etwas. „In deinem Kopf!“, konterte Sam sofort. „Du bist in meinem Kopf?!?“ Diese Aussicht fand der Ältere alles andere als toll. „Als ich dich nicht wecken konnte, habe ich Bobby angerufen. Der hat die Traumwurzel besorgt und ist hergekommen. Er wartet jetzt in unserem Zimmer und wenn du nicht bald aufwachst, kommt er auch noch her.“ „Ich mag euch beide ja echt gerne, aber in meinem Kopf will ich euch wirklich nicht haben!“, erklärte Dean kategorisch. Sam grinste. Eine fast schon Liebeserklärung seines Bruders bekam er nur äußerst selten zu hören. Auch wenn er wusste, dass Dean ihn und Bobby als seine Familie betrachtete und ihm nichts heiliger war als diese. Wieder schaute Dean auf den See und überlegte. Konnte es sein, dass Sam Recht hatte? Träumte er nur, dass er träumte? Plötzlich flackerte der See und verschwand. Die Brüder standen sich in einem weißen Raum gegenüber. „Und jetzt?“, wollte Dean unsicher wissen. „Jetzt musst du einfach nur aufwachen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)