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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Sam staunt

20) Sam staunt
 

Endlich saßen sie im „Fiestas“ und warteten auf ihre Bestellungen. Dean hatte einen großen Kaffee vor sich stehen, dessen Aroma er mit geschlossenen Augen in sich aufnahm, und Sam hielt sich an seinem Latte fest.

„Verrätst du mir was über den Fall?“, fragte der Jüngere leise. Er hatte Dean eigentlich fragen wollen, wann der den Hunger kennen gelernt hatte, aber das konnte er sich ja fast denken. Immerhin kam Dad selten zu der von ihm angesagten Zeit und er war sich sicher, dass das Geld, auch als Dean noch ein Kind war, wohl nicht üppiger ausgefallen war, als in den späteren Jahren. Nur das sein Bruder damals wohl noch weniger Möglichkeiten hatte, welches zu besorgen. Er selbst hatte immer etwas zu essen bekommen, selbst wenn es oft nur Cornflakes waren. Doch was war mit Dean? Hatte der immer genug zu essen gehabt? Wohl nicht.

„Was willst du denn wissen?“, fragte der Ältere und rieb sich die Schläfen. Langsam bekam er Kopfschmerzen.

„Fang doch einfach am Anfang an. Was hat dir Dr. Mahlkemper erzählt. Du wolltest sie doch wegen ihres Wutausbruches fragen.“

„Sie hat mir erzählt, dass die Jugend das Haus schon ewig als eine Art Mutprobe ansieht. Immer wieder verbringen die Teenies eine Nacht da. Sie hat mir erzählt, dass ihr Freund nach so einer Nacht ins Koma gefallen und gestorben ist.

Ob es allerdings einen Zusammenhang zwischen dem Haus und dem Koma ihres Freundes gibt, kann ich nicht sagen. Es scheint aber wohl immer wieder Fälle gegeben zu haben, dass Menschen, die in dem Haus waren, danach in ein unerklärliches Koma gefallen sind und starben. Das wollte ich eigentlich heute im Krankenhaus erfragen, aber mir ist gestern was in die Hände gefallen, das den ganzen Fall aufgeklärt hat und ich hab dem Treiben ein Ende bereitet.“

Ein breites Grinsen legte sich auf Deans Gesicht.

„Was hast du gefunden?“, fragte Sam neugierig.

Dean holte Luft, schwieg jedoch, da der Kellner ihnen ihr Essen brachte.
 

Erst als der wieder weg war und Dean den ersten Bissen im Mund hatte, erklärte er: „Ich habe ein Tagebuch gefunden. Das Tagebuch der Ehefrau des Totengräbers, wie Aimee ihn genannt hatte.“

„Meinst du, er war wirklich Totengräber?“

„Ich hab keine Ahnung. Vielleicht? Es gab lange Bretter in der Werkstatt, die durchaus für einen Sarg passend gewesen wären, aber sie könnten auch für alles andere verwendet werden.“

„Hast du das Tagebuch gelesen?“

„In Auszügen.“

„Nur in Auszügen?“

„Immerhin soviel, dass ich die Puppen und das Haus heute Nacht verbrennen konnte!“

„Puppen? Ich glaube du solltest wirklich in Ruhe erzählen!“, grinste Sam verlegen. Sein Bruder förderte ja immer neue Details zu Tage!

„Ja, Puppen. Genauer Marionetten. Dieser Brauer hat Marionetten geschnitzt. Hatte ich dir das nicht schon erzählt?“

„Ich …“

„Jedenfalls war Brauer Tischler und wohl ein angesehener Bürger dieser Gemeinde. Er hatte Marionetten gefertigt. Sahen wirklich gut aus, die Dinger. Er hat zusammen mit seiner Frau damit auf Festen gespielt. Aber das tut hier nichts zur Sache. Er hatte mit seiner Frau vier Söhne und sie bekamen Jahre später noch eine Tochter. Sie soll sein ganzer Stolz gewesen sein! Die Kleine starb. Woran? Keine Ahnung. Brauer hat sich nach ihrem Tod verändert. Und, soweit ich das Tagebuch verstanden habe, hat er einen Pakt geschlossen, um die Kleine wieder zu bekommen. Der Dämon hat ihn gelinkt. Wie auch immer er das angestellt hat. Es gab eine Marionette, die aussaht wie sie und die scheint zumindest für ihn auch gelebt zu haben. Seine Frau schreibt, dass sie ihren Mann mit ihr reden gehört hat, wenn sie allerdings in die Werkstatt kam, war da nur ihr Mann und diese Puppe. Nach und nach verschwanden die Söhne und dann wohl auch sie. In der Kiste gab es Puppen, die Brauers Familie sein könnte. Es gab auch eine Marionette, die genau wie der Geist aussah, der dich attackiert hat.“

„Gab?“

„Ja, ich hab sie exorziert. Jede einzeln und sie dann verbrannt.“ Solange er sich voll auf die Fakten konzentrieren konnte, fühlte er sich nicht ganz so erschlagen.
 

Sam nickte traurig. Er hätte sich diese Puppen schon gerne angesehen.

„Ich hab sie fotografiert, falls du sie dir anschauen willst. Was mich stutzig werden ließ: Es gab auch Puppen, die von der Kleidung her eher in unsere Zeit passen würden.“

„Hast du von denen auch Bilder?“

„Hab ich Sammy, hab ich.“ Er gähnte erneut.

„Sag mal, wann hast du das letzte Mal geschlafen?“

„Heute Morgen, nachdem ich das Haus abgefackelt hab.“

„Und die Nacht davor?“

„Auch etwa um die Zeit.“

„Wenn wir hier fertig sind, fahren wir ins Motel und du schläfst dich aus!“, bestimmte der Jüngere energisch.

„Yes, Sir!“

„Dean, du …“ Sie schauten sich an und beide fühlten sich unwohl in ihrer Haut.

„Ich will nicht, dass du mich so nennst, nicht mal im Spaß, und ich will nicht, dass du etwas tust, nur weil ich es sage. Ich bin nicht Dad, okay!“

Der Ältere schloss die Augen und nickte. Es hatte lustig klingen sollen, war aber wohl alles andere als das gewesen.
 

Kaum sichtbar schüttelte Sam den Kopf. Sein Blick ruhte auf seinem Bruder, der endlich in seinem Bett lag und schlief.

Wenn er nicht vor ein paar Minuten ein Machtwort gesprochen hätte, würde der wohl immer noch wie ein aufgeschrecktes Huhn durch ihr Zimmer laufen und ihm irgendetwas bringen, das er vielleicht brauchen könnte. Laptop, Drucker, Handy, Fernbedienung, noch einen Laptop und das Tagebuch lagen auf dem Bett. Kaffeekanne, Kekse, Milch und eine Tasse standen auf dem Nachttisch und Dean hatte ihm mehrfach das Versprechen abgenommen, dass er ihn wecken würde, sollte er etwas brauchen. Er hatte es ihm auch gegeben, aber nicht vor, es auch zu halten.

Dean war fahrig und überdreht und sah nicht wirklich gut aus. Wenn er es irgendwie vermeiden konnte, würde er ihn in den nächsten Stunden nicht aus seinen Träumen reißen. Beschäftigung hatte er genug. Zuerst spielte er die Fotos der Puppen auf seinen Rechner und während die Bilder übertragen wurden, warf er schon mal einen Blick in das Tagebuch. Wie Dean in der Nacht vorher starrte er fasziniert auf die Seite ohne auch nur ein Wort erkennen zu können. Sein Bruder hatte das gelesen? Wie? Ob Bobby etwas wusste? Er angelte nach seinem Handy und wählte die Nummer des alten Freundes. So würde er nicht ewig damit verbringen herauszufinden, was das für eine Schrift war.
 

Es klingelte eine Weile, dann ging die Mailbox dran.

„Hey, Bobby, hier ist Sam. Bitte melde dich mal bei mir“, sprach der Winchester ihn aufs Band und legte dann wieder auf.

‚Dann eben erst die Bilder’, überlegte er das Buch wieder zuklappend.

Inzwischen waren die auf seinem Rechner. Er hackte sich ins Stadtarchiv, öffnete das Programm für die Gesichtserkennung, das er sich vor einer halben Ewigkeit mal für einen Fall auf den Rechner geladen hatte, gab einige Befehle ein und ließ das Programm suchen. Jetzt hieß es warten.

Leise seufzend ließ er sich gegen das Kopfteil seines Bettes fallen. Wieder huschte sein Blick zu Dean. Er hatte doch nur zwei Tage im Krankenhaus gelegen? Was hatte Dean in dieser Zeit alles getrieben? Sein Bruder war sich so sicher gewesen, dass er das Haus abgefackelt hatte, also musste er genug ermittelt haben. Nur wie? Was war das für eine Schrift? ‚Brauer’ Der Name klang deutsch.

Er kam mit seinen Überlegungen nicht weiter, denn in diesem Moment klingelte sein Telefon.

Hastig griff er danach. Auf keinen Fall wollte er riskieren, dass er Dean damit weckte.

„Hallo Bobby“, meldete er sich etwas atemlos.

„Sam!“

„Wie geht’s Jody?“

„Was habt ihr nur immer mit ihr?“

„Weil sie ein Fall war? Weil sie uns nicht egal ist und weil sie dir nicht egal ist? Du bist ein großer Teil unseres Lebens, Bobby. Wir möchten auch an deinem Leben teilhaben.“

Verlegen räusperte sich der alte Jäger. Er wusste, dass er den Jungs nicht egal war. Er wusste, dass sie sich bei ihm wohl fühlten. Das musste niemand erwähnen. Aber es zu hören tat trotzdem mehr als gut.

„Erklär mir lieber erst mal, wie es dir geht.“

„Ich bin soweit okay. Der Fuß ist noch leicht geschwollen und meine Rippen werde ich auch noch ein paar Tage merken. Aber sonst geht’s mir ganz gut. Ich kann nur noch keine großen Sprünge machen und soll mich noch schonen, sagt die Ärztin. Und Dean befolgt ihren Rat natürlich buchstabengetreu. Du kennst ihn ja. Und wie geht es Jody jetzt?“, hakte Sam lächeln nach.

„Sie ist genervt. Ihre Kollegen haben sie schon ein paar Mal verhört, auch wenn sie es nicht so ausgedrückt haben. Die Leiche ihres Mannes ist noch nicht freigegeben worden. Sie muss weiterhin im Krankenhaus bleiben, weil die Wunden eben nicht in zwei Tagen heilen und sie langweilt sich.“

Sam schnaufte amüsiert.

„Was?“, wollte Bobby wissen.

„Nichts. Ich stelle nur gerade fest, dass sie dir wirklich nicht egal ist, außerdem klingt das auch irgendwie nach Dean.“

„Deswegen hast du mir aber nicht auf die Mailbox gesprochen!“, wechselte der alte Jäger das Thema. Der Winchester grinste breit.

„Nein. Ich wollte wissen, ob Dean mit dir über den Fall gesprochen hat.“

„Was ist mit ihm? Warum fragst du ihn nicht selbst?“, wollte Bobby alarmiert wissen.

„Er schläft und ich wollte ihn nicht wecken.“

„Er schläft? Jetzt?“

„Ja. Er hat in den zwei Tagen die ich im Krankenhaus verbringen musste, unseren Fall gelöst. Ich bin nur neugierig.“

„Wie seid ihr da überhaupt rein geraten?“

„Ein Mädchen ist uns vor den Impala gesprungen und hat von einem Geist geredet, der ihren Freund bedrohen würde.“

„Ja, Dean hat gestern nach Schriften gefragt. Er meinte, dass es deutsche Kurrentschrift sein müsste und ich hab ihm gesagt, dass du ein Programm auf dem Rechner hättest.“

„So weit war ich mit meinen Überlegungen noch gar nicht. Danke, Bobby. Du hast mir geholfen!“

„Okay. Immer gern“, erwiderte der ältere Jäger.

Kaum hatte Sam aufgelegt, durchsuchte er beide Rechner, ob Dean seine Kopien noch irgendwo gespeichert hatte.

Er hatte Glück. Die letzten Seiten des Tagebuches waren in einer Datei abgelegt, genauso wie die sehr unzureichenden Übersetzungen. Wie hatte Dean nur so schnell sein können?

Sofort stöpselte er seinen Kombidrucker an den Laptop und begann die restlichen Seiten des Tagebuches einzuscannen. Er wollte das Buch zu gerne komplett lesen. Wie kam ein Mensch nur dazu einen Pakt mit einem Dämon zu schließen? Ob es auch hier um Liebe ging, so wie bei Dean? Aber war Liebe dann wirklich etwas Schönes, wenn sie Menschen doch immer wieder in die Arme von Dämonen treiben konnte?

Er schüttelte den Kopf. In diese Richtung wollte er seine Gedanken nicht laufen lassen. Liebe war etwas Gutes, nur leider wurde das zu oft vom Bösen ausgenutzt!
 

Dean erstarrte regelrecht. Seine Atmung setzte aus. Mit einem erstickten Keuchen riss er die Augen auf und versuchte sich zu orientieren. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und sein Magen schien ein großer Klumpen zu sein. Er rieb sich unwirsch über die Augen.

Besorgt blickte Sam zu seinem Bruder.

„Dean?“

Dean schaffte es nur langsam, sich von diesem Albtraum zu lösen. Der Blick, den ihm sein Vater damals zuwarf, als er wie versteinert auf die Strigha gestanden hatte, die Sammy das Leben aussaugen wollte, ging ihm auch heute noch durch und durch, und er fühlte sich klein und minderwertig.

„Dean?“, fragte Sam erneut.

„Hm“ Kurz blinzelte der Ältere, schloss aber gleich wieder die Augen. Normalerweise sollte er wenigstens für den Moment hellwach sein. Das Gegenteil war der Fall. Endlich setzte er sich auf und rieb sich erneut über die Augen.

„Was ist los?“, wollte Sam besorgt wissen.

„Hab nur schlecht geträumt!“

Sam legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder. Er sah noch immer nicht besser aus, als vor ein paar Stunden.

„Was machst du?“, fragte Dean seinerseits.

„Ich versuche zu verkraften, was du in zwei Tagen alles herausbekommen hast. Das ist Wahnsinn, Dean!“

Der zog skeptisch die Augenbraue hoch.

„Nein wirklich. Ich bin echt beeindruckt was du hier geschafft hast. Ich hätte es nicht besser gekonnt“, erklärte er noch einmal ernst, sah er doch, wie es hinter Deans Stirn arbeitete.

Unwirsch schüttelte der Ältere seinen Kopf und stand auf.

„Ich besorg uns was zu essen“, sagte Dean und begann sich anzuziehen. Er musste hier raus. Dieser Blick seines Vaters war noch viel zu präsent. Zumal er wieder einmal nicht richtig auf Sam aufgepasst hatte.

Jetzt wünschte er sich nur, dass andere Eindrücke und die Konzentration beim Fahren dieses Gefühl der Schuld wieder verschwinden lassen würden.

„Einen besonderen Wunsch? Hier gibt es mexikanisch, chinesisch oder lieber normales Essen?“

„Wir haben Sandwiches hier“, warf Sam ein.

„Nein, ja. Ich will mich einfach etwas bewegen“, erklärte Dean und gähnte.

„Solltest du nicht besser weiter schlafen?“

„Das kann ich nachher auch noch!“, erwiderte der Ältere leicht gereizt.

„Okay, okay!“, lenkte Sam ein und hob beschwichtigend die Hände.

„Ich hätte gerne chinesisch.“

Dean nickte kurz, griff nach seinem Schlüssel und verschwand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2013-12-15T13:03:20+00:00 15.12.2013 14:03
Oh mein Gott was passiert mit Dean? Geht es ihm gut? Fällt er jetzt auch ins Koma oder ist der fall geschafft?? 0_0

Ich freu mich immer so auf die Wochenenden :D


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