Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 18: Ein Buch und tausend Fragen --------------------------------------- 18) Ein Buch und tausend Fragen „Sorry, Sammy. Ich hab mich festgelesen“, entschuldigte sich Dean, kaum dass er den Raum betreten hatte. „Du hast dich festgelesen? Wo warst du?“, fragte der ungläubig. „In der Bibliothek. Ich wollte sehen, was es noch über den Ort gibt, an dem die alte Tischlerei steht und ich hab nach dem Architekten gesucht, der das Projekt ausführen sollte.“ „Warum nach dem?“ „Der hatte einen Unfall. Ich hab gehofft mehr über diesen und den Architekten zu erfahren. Da mein ganz privater Hacker zurzeit keine Zeit für mich hat …“ Dean grinste schief. „Du weißt genau, dass ich hier liege, weil Du …“ „Nein, nicht weil ich es will, sondern weil die Ärztin sagt, dass es besser ist und weil ich davon überzeugt bin, dass sie Recht hat. Was willst du denn im Motel anderes machen? Außerdem wäre ich nicht immer da, wenn du Hilfe brauchst.“ „Ist ja schon gut. Ich will trotzdem hier raus.“ „Hast du die Illias denn schon durch?“ „Kann ich hexen?“ „Manchmal bin ich mir da nicht so sicher?“, frotzelte Dean und entlockte seinen Bruder ein Lächeln. „Was ist denn mit dem Architekten?“, wurde der Jüngere sofort wieder ernst. „Er hat einen Unfall verschuldet, ist von der Straße abgekommen und in einen Schulbus gerast. Es gab Gott sei Dank nur fünf Verletzte. Zwei Kinder mussten zur Überwachung eine Nacht im Krankenhaus bleiben, sonst nur Prellungen und Schürfwunden. Der Architekt hat es nicht so gut erwischt. Er starb noch an der Unfallstelle. Allerdings, so die Aussage der Journalisten, konnten die Pathologen nichts feststellen, was zu diesem Unfall geführt haben könnte. Er hatte weder Drogen noch Alkohol im Blut.“ „Vielleicht war er übermüdet?“, vermutete Sam. „Möglich. Deswegen will ich morgen nach Pueblo und mit jemandem in seinem Büro und im Krankenhaus reden.“ Sam nickte und schaute auf seine Decke. „Lass den Kopf nicht hängen. Beim nächsten Fall bist du wieder mit dabei!“ „Du willst also weiter jagen?“ „Hast du eine bessere Idee?“, fragte Dean interessiert. Hatte Sam vielleicht auch darüber nachgedacht auszusteigen? Wollte er ein normales Leben führen? Studieren? Bevor Sam allerdings antworten konnte, klopfte es an der Tür. „Herein?“ Der Jüngere klang nicht gerade begeistert, immerhin hätte sich ihm hier eine Chance geboten, über ihr zukünftiges Leben zu reden. „Oh, schön dass Sie auch da sind, Mr. MacInnes“, begrüßte Dr. Mahlkemper Dean. „Hallo Doc.“ „Ich wollte mal sehen, wie es Ihnen hier bei uns geht, James.“ Sie lächelte Sam freundlich an. „Geht so“, konnte sich der jüngere Winchester nicht verkneifen. Sein Bruder grinste breit. „Wir werden Sie morgen noch einmal untersuchen und wenn alles gut aussieht und Sie mir versprechen, dass Sie sich schonen, dann dürfen Sie morgen nach Hause.“ „Sind Sie sicher, Doc?“ „Sie sollten aber nicht gleich weiter fahren. Zumindest keine allzu langen Strecken, und Fliegen möglichst auch noch nicht.“ „Wie viel Zeit braucht er noch?“, wollte Dean wissen. „Zwei oder drei Tage Ruhe und dann sollten Sie soweit wieder fit sein. Falls sich allerdings noch Beschwerden einstellen, möchte ich Sie bitten wieder hierher, oder zu einem anderen Arzt zu gehen.“ Sam nickte. Das klang doch schon mal vielversprechend. „Wann werden Sie mit den Untersuchungen brauchen?“, hakte Dean nach. Immerhin wollte er den Tag ja in Pueblo verbringen. Zumindest einen großen Teil des Tages. „Zwei bis drei Stunden?“ „Ich wollte morgen nach Pueblo. Kann ich ihn danach abholen?“ „Natürlich. Nette Patienten behalten wir gerne länger hier.“ Sie lachte und zwinkerte Dean zu. „Und Zahlende erst Recht.“ Jetzt grinste auch der ältere Winchester wieder. Nur an Sam schien diese kleine Spitze vorbei gegangen zu sein. Er schaute fragend zu seinem Bruder. „Erklär ich dir gleich“, erwiderte der. „Wir sehen und dann morgen, James“, sagte sie und wandte sich zur Tür. „Und vielen Dank für das Gespräch, Deacon.“ „Gern geschehen“, entgegnete Dean verdattert und lächelte sie freundlich an. „Sie bedankt sich also für das Gespräch?“, stichelte Sam, kaum dass sie den Raum verlassen hatte. „Und?“ „Seit wann bedankt sich jemand bei dir für ein Gespräch?“ „Du hast doch gehört, dass sie verheiratet ist, oder? Wir haben uns nur nett unterhalten. Sie hat mir erzählt, warum sie auf Aimee so sauer war und wollte wissen, warum wir zusammen unterwegs sind. Ich hab ihr was von einer Tante erzählt, zu der wir fahren, weil sich der Todestag unserer Mutter jährt und wir das immer im Familienkreis begehen. Was sollte ich denn sonst sagen?“ Sam zuckte mit den Schultern. Er fand es nur komisch, dass sein Bruder sich wirklich nur mit einer Frau unterhalten haben sollte. Normalerweise kam ein Gespräch bei ihm eher zu kurz. „Und was war das mit den zahlenden Patienten?“, lenkte er ein. „Ich war bei der Anmeldung und die Schwester war vollkommen von den Socken, dass wir eine Krankenversicherung haben. Sie wurde gleich viel freundlicher.“ „Du willst also morgen nach Pueblo?“ „Ja, ich wollte mich da mal umhören.“ „Können wir das nicht machen, wenn ich wieder raus bin?“ „Du hast doch gehört, du sollst dich noch schonen.“ „Das heißt aber nicht, dass ich in Watte gepackt werden muss!“ „Nein, aber das kann ich morgen noch machen. Danach darfst du deinen Laptop wieder quälen. Der wird sich eh schon überflüssig vorkommen. Vielleicht sollte ich ihn exorzieren, bevor du ihn wieder in Betrieb nimmst?“ „Du bist ein Idiot, Dean.“ „Mistkerl!“ Die Brüder grinsten sich an. „Okay, ich bringe dir morgen dein Hühnerfutter und fahre dann nach Pueblo. Sobald ich wieder hier bin, hole ich dich ab.“ Sam nickte. Was blieb ihm auch anderes übrig. „Dann bis morgen, kleiner Bruder. Ärgere die Schwestern nicht zu sehr und lass dich nicht von Bettwanzen beißen.“ Dean lächelte warm und machte sich auf den Weg zum Motel. Er wollte sich unbedingt noch das Buch anschauen, das er in dem Haus gefunden hatte. Er hatte es nach dem Duschen wieder in seine Hosentasche gesteckt und es schien ihm regelrecht ein Loch da hinein zu brennen. Auf dem Weg zum Ausgang begegnete er Dr. Mahlkemper. „Wie geht es Cameron?“, wollte er wissen. „Wir haben ihn gestern entlassen. Jetzt heißt es warten. Noch geht es ihm gut“, erwiderte sie und versuchte optimistisch auszusehen. Verloren starrte Sam auf die geschlossene Tür. Er fühlte sich ausgeschlossen und er hatte seinem Bruder gegenüber ein schlechtes Gewissen. Dean war schon wieder in der Bibliothek gewesen und das wo er doch so ungern las. Nicht mal das konnte er ihm abnehmen. Außerdem kam sein Bruder immer wieder her und brachte ihm was etwas zu essen. Die Schwester versorgten ihn zwar mit Kaffee und heute hatte es auch selbstgebackenen Kuchen gegeben, aber sie hatte auch durchblicken lassen, dass sie wirklich froh war, dass Dean für sein leibliches Wohl sorgte. Hoffentlich durfte er morgen endlich hier raus. So schlimm konnte es nicht sein, im Motelzimmer herumzuliegen. Da hatte er seinen Computer. Er konnte recherchieren und Dean wenigstens diese Arbeit abnehmen. Zur Not konnte er auch noch fernsehen. Und nach einem Konzert wollte er auch noch suchen. Hoffentlich gab es eins, über das sein Bruder sich so richtig freuen würde. Er ließ sich in die Kissen sinken. Frustriert hämmerte er mit der Faust auf seine Matratze. Die Erschütterung jagte durch seinen Körper bis in die Schulter und ließ ihn das Gesicht verziehen. Nicht mal seiner Wut konnte er Ausdruck verleihen! Er nahm sich das Buch, schlug es auf und vertiefte sich wieder in die Illias. Dean strich sich über seinen vollen Bauch. Er war von Sam aus noch bei einem chinesischen Imbiss vorbeigefahren und hatte sich gebratene Nudeln und ein Sixpack Bier mitgenommen. Das Buch war, kaum dass er das Zimmer betreten hatte, auf dem Bett gelandet und wartete jetzt darauf gelesen zu werden. Er war regelrecht hibbelig endlich zu erfahren, was damals passiert war und vor Allem, wie er es stoppen konnte. Schnell setzte er noch eine Kanne Kaffee an, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich auf sein Bett. Er öffnete das Buch und … starrte entsetzt auf die Buchstaben. Das Schriftbild sah wunderschön aus, fast wie gemalt. Nur lesen konnte er kein Wort. Frustriert nahm er einen großen Schluck Bier. Er stellte die Flasche ab und fuhr sich müde über das Gesicht. Das würde eine lange Nacht werden, dabei hatte er gehofft, den Fall noch diese Nacht lösen zu können. ‚Okay, Dean. Ganz langsam. Was weißt Du von dieser Familie?’, überlegte er und begann sich die Fakten noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Brauer war Deutscher und um 1890 hierher gezogen. Das musste also deutsch sein. Außerdem wusste er, dass die Deutschen damals nicht mit lateinischen Buchstaben schrieben. Alte deutsche Schrift. Gab es jemanden, der diese Schrift lesen konnte? Sam vielleicht und Bobby! Aber konnte er Bobby stören? War der vielleicht noch bei Jody? Die beiden schienen sich ja ganz gut verstanden zu haben. Unruhig begann Dean im Zimmer auf und ab zu laufen. Er holte sich seinen Laptop und durchsuchte das Internet nach dieser Schrift. Zehn Minuten später war er um eine Illusion ärmer. Diese Schrift würde er nicht alleine knacken können. Nicht in dieser Nacht. Viel zu viele Buchstaben sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Er brauchte doch Hilfe. Leise murrend holte er sein Handy hervor, ließ sich wieder auf sein Bett fallen und wählte Bobbys Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln ging der Freund dran. „Hallo Dean“, grüßte er ruhig. „Hey, wie geht’s Jody?“, begann er. „Gut. Sie muss noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, aber die Wunden sind nicht so schlimm, wie sie aussahen und heilen gut, soweit ich das sagen kann. Außerdem lassen ihre Kollegen sie noch im Ruhe.“ „Das klingt sdoch ganz gut. Sag ihr einen Gruß von uns.“ „Deswegen rufst du aber nicht an.“ „Nein, ich …“ „Was ist los? Wo ist Sam?“ „Er ist in einem medizinischen Zentrum.“ „Er ist wo?“, fragte Singer ungläubig. „In einem Krankenhaus. Wir hatten einen Zusammenstoß mit einem verdammt wütenden Geist.“ „Ich dachte ihr wolltet nach El Paso. Wie kommt ihr da an einen wütenden Geist?“ „Uns ist ein Mädchen vor den Impala gesprungen. Sie und ihr Freund wollten wohl mit ein paar anderen die Nacht in einem Geisterhaus verbringen. Der Geist erschien und die Truppe verschwand. Bis auf ihren Freund. Den muss der Typ wohl erwischt haben. Er war bewusstlos, als ich ihn fand.“ „Und was ist mit Sam?“ „Das Haus steht schon ziemlich lange leer. Sammy ist durch die Treppe gebrochen. Er hat sich die Schulter ausgerenkt, ein paar Rippen geprellt und den Fuß verstaucht. Ich hab ihn in dem Zentrum gelassen. So ist er mir ja doch keine Hilfe.“ „Und was ist mit dem Geist?“ Dean überlegte kurz und begann dann von seinen Ermittlungen und dem zu erzählen, was ihm heute Nachmittag in dem Haus passiert war. „Und jetzt habe ich das Buch hier und kann kein Wort lesen. Es ist in deutscher Kurrentschrift geschrieben!“, erklärte er sein Dilemma. „Sam müsste ein Programm auf seinem Laptop haben, das diese Schrift in lateinische Buchstaben übersetzen kann. Wir haben vor einer halben Ewigkeit schon mal so ein Problem gewälzt.“ „Danke Bobby!“ „Wenn du Hilfe brauchst, ruf an.“ Wortlos legte Dean auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Was würde er nur ohne Bobby machen? Er brauchte etwas länger, bis er das Programm auf Sams Laptop gefunden hatte. Die einzelnen Seiten einzuscannen und durch ein Übersetzungsprogramm laufen zu lassen dauerte noch länger, und das obwohl er sich auf die letzten dreißig Seiten beschränkt hatte. Es war schon nach Mitternacht, als er endlich beginnen konnte, das Buch zu lesen. Aber selbst jetzt war es nicht wirklich einfach. Etliche Wörter passten nicht in den Zusammenhang, doch solange es nur um das Leben der Familie ging, war ihm das egal. Er überflog die Zeilen nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)