Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 10: Aufbruch -------------------- 10) Aufbruch Kurz nach Sam betrat auch Dean die Küche. „Wir brechen gleich auf“, sagte er ruhig und ließ Bobby aufhorchen. „Ihr macht was?“ „Ihr Turteltauben wollt doch bestimmt ein paar ruhige Tage haben“, grinste er schief. „Deswegen müsst ihr doch nicht von hier verschwinden“, schaltete sich jetzt auch Jody ein, die so langsam begriff, worum das Gespräch ging. „Ich will euch nicht vertreiben.“ „Das tust du nicht. Sam und ich wollen mal wieder auf ein Konzert und ich möchte endlich nach El Paso.“ „Dann müsst ihr wohl fahren“, sagte Bobby mit ein wenig Wehmut in der Stimme. „Ich kann auch in ein Motel gehen“, schlug Jody vor, die ja nicht wissen konnte, was es mit El Paso auf sich hatte. „Musst du nicht“, erwiderte Dean. „Aber ich nehme dir dein Bett weg.“ „Bestimmt nicht. Sam und ich haben schon beengter geschlafen. Mach dir darüber keinen Kopf.“ Dean wandte sich ab und folgte seinem Bruder nach oben um ebenfalls zu packen. „Ich wollte sie nicht vertreiben“, sagte sie leise. „Das hast du wirklich nicht. Die Jungs waren noch nie so lange an einem Ort und vielleicht kommen sie ja auch bald wieder.“ „Du magst sie wirklich.“ „Sie sind wie meine eigenen Kinder.“ Schon bald hatten die Brüder ihre Taschen gepackt und mit ihren Taschen in der Küche. „Passt auf euch auf“, sagte Bobby und zog Sam in eine Umarmung. „Du auch, Bobby.“ Der jüngere Winchester trat zurück und ließ seinen Bruder zu ihrem Ziehvater. „Und meldet euch nicht erst wieder wenn ihr in der Patsche sitzt“, verabschiedete er sich von seinem Großen und drückte ihn fest an sich. Seine Art ihm zu sagen, wie sehr er Sam und ihn mochte, ohne es auszusprechen. „Wir dich auch, Bobby!“ Dean hatte ihn trotzdem richtig verstanden. Er warf seinem Bruder einen Blick zu, fasste seine Tasche fester und ging zur Tür. Ein paar Minuten später rollte der Impala vom Hof. Dean warf im Rückspiegel noch einen Blick auf das Haus, das ihm Zuflucht war, und etwas, das einem Zuhause am Nächsten kam. Äußerlich ruhig lenkte er den Impala auf die Straße. Dieses unbestimmte Gefühl verschwand und machte der Vorfreude Platz endlich wieder auf der Straße zu sein. Aber irgendwie schien diese Freude kleiner als früher. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Jody und setzte sich an den Küchentisch. „Warten, dass die Jungs sich melden und dann sollten wir überprüfen, ob der Geist verschwunden ist und das mit deinem Mann klären.“ „Willst du Deans Vorschlag denn annehmen?“ „Hast du einen besseren?“ „Nein. Ich habe auch keinen anderen. Nicht wenn du dein Leben hier weiter leben willst.“ „Erzählst du mir, was mit deinem Haus passiert ist?“ „Die Skizzen, die in meinem Büro hängen waren der Anfang. Dean hat sie gemacht, aus Langeweile und weil ich einen Satz darüber fallen ließ, dass ich ein Büro brauchen könnte. Und nachdem er es mir erklärt und ich dem zugestimmt hatte, meinte er nur, dass das wohl eher ein größerer Umbau werden würde. Wie Recht der Junge hatte. Es war ein größerer Umbau und ich hab mich mehr als einmal gefragt, ob wir das Haus nicht besser hätten abreißen und neu bauen sollen. Aber jetzt sind wir fertig. Gut, einige Kleinigkeiten fehlen noch, aber das hat Zeit. Nur Sam hat es die ganze Zeit nicht geschafft sein Geburtstagsgeschenk einzuweihen.“ „Was war das Geburtstagsgeschenk?“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er daran dachte wie lange sie den Jungen zappeln ließen, bevor sie seinen Ehrentag überhaupt erwähnt hatten. Sam tat ihm im Nachhinein noch leid, aber an dem Tag war wirklich nichts wie geplant gelaufen. „Das kleine Zimmer oben. Dean hatte die Idee. Wir haben ihm ein kleines Fitnessstudio eingerichtet. Du kannst gerne mal hochgehen.“ „Und die Kartons, die in deinem Büro stehen?“, fragte sie interessiert und bewies die gute Auffassungsgabe, die sie als Sheriff haben musste. „Das sind Bücher, die ich für die Recherchen brauche, Bücher über Mythologien, Märchen, heilige und dämonische Wesen aus aller Welt. Sam und ich haben begonnen sie zu katalogisieren. Wir hoffen, dass wir Lösungen schneller finden können oder die Monster identifizieren. Oft genug rufen mich auch andere Jäger an, die Hilfe erbitten. Ich hab mich zwar in meinem Chaos zurechtgefunden, aber eben nur ich.“ „Du bist also so eine Art Koryphäe auf dem Gebiet?“ „Naja, ich hab schon eine Weile damit zu tun und so sammelt sich eben Einiges an Wissen an.“ „Hast du die ganzen Bücher in dem Büro?“ „Nein, wir haben oben eine Art Bibliothek eingebaut. Da sind sie sicherer. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, öfter mal wieder an Autos zu arbeiten. Solche Bücher offen hier stehen zu haben, ist dann wirklich nicht sinnvoll.“ Sie hatten den hinteren Teil des oberen Flures abgetrennt und zu einer geheimen Bibliothek umgebaut, die nur von Sams und Bobbys Schlafzimmer aus zu betreten war und die sie mit allen, ihnen bekannten Maßnahmen, gegen Eindringlinge jeder Art gesichert hatten. Er erhob sich und holte sich einen weiteren Kaffee. Sein Blick wanderte über die beleuchtete Terrasse. Ein leises Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Vor ein paar Tagen war er mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf eben diese Terrasse getreten. Dean hatte ihn nicht bemerkt gehabt. Er stand mit freiem Oberkörper in der Sonne und strich das Geländer. Plötzlich kam Gus angesegelt. „Ach hau ab du Nervensäge“, schimpfte Dean auf den Vogel, der sich immer wieder auf dem frisch gestrichenen Handlauf niederlassen wollte. Gus schlug ein paar Mal mit den Flügeln und landete dann etwas weiter von Dean entfernt. „Hau ab hier, oder ich rupf dich zum Abendessen!“, maulte der Winchester. Da hatte er nicht mehr an sich halten können und losgelacht. Dean drehte sich zu ihm um und blickte ihn böse an. Seine Augen funkelten jedoch verräterisch. „Wer hat diesen Hans Huckebein eigentlich aufgelesen?“, wollte Dean wissen. „Immer der der fragt, Dean, immer der der fragt.“ „Ich habe es geahnt“,stöhnte der theatralisch. „Kannst du diesen Unglücksraben nicht irgendwie beschäftigen bis die Farbe wenigstens halbwegs getrocknet ist?“ „Ich denke da fällt mir was ein.“ Er war in die Küche zurückgegangen und gleich darauf mit einem Bier wieder gekommen. „Hier mach mal ´ne Pause und ich bereite in der Zwischenzeit das Grillfleisch vor. Dann hängt er spätestens beim Grillen bei mir rum.“ Dean hatte die Flasche genommen und sich auf der Hollywoodschaukel nieder gelassen. Mit weit von sich gestreckten Beinen hatte er die Kühle des Bieres genossen. Sein Blick war unfokussiert zu dem Wald hinter seinem Haus gegangen. Wenig später war er mit mehreren Schüsseln beladen zum Grill gegangen. Er hatte den Vogel gerufen und ihn mit dem von ihm so geliebten Brei aus Obst und Fleisch gefüttert und Dean hatte genügend Ruhe zum Streichen. Gut, dass der Vogel so berechenbar war. Er lächelte in sich hinein und Jody schweig. Sie wollte die Erinnerungen nicht stören. Sam rutschte etwas weiter nach vorn und lehnte seinen Kopf gegen das Seitenfenster. Er wollte nicht schlafen. Dafür war die Fahrt nun wirklich zu kurz, aber er wusste auch nicht, was er sonst tun sollte, außer zu entspannen. Der Motor des Impala grollte beruhigend und aus den Boxen kam Metallica in einer angenehmen Lautstärke. Ausgiebig musterte er das Gesicht seines Bruders, das sich in der Frontscheibe widerspiegelt. Freute sich Dean über diesen Fall? Wollte er wieder jagen oder hatte er sich an das sesshafte Leben gewöhnt? Eigentlich fiel es ihm nie wirklich schwer seinen Bruder zu lesen, oder zumindest dessen Gedanken und seine Einstellung zu erahnen. Dafür waren sie viel zu lange zusammen unterwegs. Doch jetzt musste er sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, was Dean wollte. Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, ob Dean in diesem Sommer je vom Jagen geredet hatte. Woran er sich allerdings sehr gut erinnerte, waren Deans Schuldgefühle immer wenn Carol oder Pam angerufen und von Kyle erzählt hatten. Sie wollten immer wieder wissen, ob Dean sich an etwas erinnern würde, was ihnen vielleicht weiterhelfen konnte, doch sein Bruder hatte das Telefon immer schnell wieder an ihn zurückgegeben und sich dann für eine halbe Ewigkeit in sich selbst zurückgezogen und mit sich und der Welt gehadert. Selbst jetzt hatte sich Dean nicht zu seinen Plänen geäußert. „Was hältst du davon, wenn wir wirklich mal wieder auf ein Konzert gehen?“, fragte der ältere Winchester und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Ungläubig blickte er seinen Bruder jetzt direkt ins Gesicht. Der drehte die Musik leiser. „Wir waren schon ewig nicht mehr auf einem Konzert.“ „Warum nicht?“ Er zuckte mit den Schultern. Er hatte diese Idee nicht wirklich ernst genommen, aber Dean wohl schon. Und wie er schon sagte: Warum nicht? Warum nicht mal wieder zurück zu etwas, das für sie normal war? Wenn sie diesen Bellows erledigt hatte, würde er nach einem Konzert suchen. „Wenn wir mit dem Fall fertig sind, willst du dann gleich weiterziehen, oder erst wieder zurück zu Bobby?“, fragte Sam so beiläufig wie möglich. Eine ganze Weile war nur das Grollen des Motors zu hören und Sam war sich schon sicher, dass er keine Antwort erhalten würde, obwohl Dean das Gespräch noch nicht durch einen Griff zum Lautstärkeregler abgewürgt hatte. „Das mit El Paso war nicht nur so dahingeredet. Ich wollte mich schon seit wir wieder zurück sind vergewissern, dass ich Amos und die Harrisons nicht in unsere Welt gerissen habe. Und dann ...“, ließ Dean alles Weitere offen. Auch Sam schwieg. Nur das Schnurren des Impala, die leisen Klänge aus dem Radio und das Klappern der Tasten des Laptops waren zu hören. ‚Es ist fast so, als wäre der Sommer nur ein Traum‘, überlegte Dean und fragte sich mal wieder, was er wirklich wollte. Was konnte er tun, wenn Sam wieder studierte? Wenn sie bei Bobby blieben, wäre das wohl keine Frage, aber wenn Sam auf eine andere Uni wollte, auf eine, bei der er bessere Chancen hatte? Soweit er wusste, gab es Unis mit wesentlich besserem Ruf als South Dakota. Wollte er Mechaniker sein, ein Leben lang unter Autos liegen und ölverschmiert nach Hause kommen? Er drehte die Lautstärke etwas höher und trommelte den Takt leise auf dem Lenkrad mit. Wenn sie nach El Paso wieder bei Bobby waren, würde er mit beiden über ihre Zukunft zu reden, nahm er sich fest vor. Sie mussten ja nicht gleich ganz mit dem Jagen aufhören, aber sie mussten auch nicht von einem Fall zum nächsten hetzen. Er stellte sich etwas zwischen dem letzten Sommer und dem Jahr davor vor. Jetzt allerdings war Jodys Sicherheit wichtiger und er richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Fall. Schon bald passierten sie das Ortseingangsschild von Lennox. „Da vorne ist ein Motel“, sagte Sam und sein Bruder lenkte den Impala auf den Parkplatz. Sie brauchten nicht lange um einzuchecken. Das Zimmer war erstaunlich nichtssagend eingerichtet, außer vielleicht, dass man an den nicht vorhandenen Blümchen erkennen konnte, dass der Besitzer dieses Motel die wohl auch nicht im Überfluss mochte. Dean ließ sich auf das vordere Bett fallen. „Wann willst du los?“, fragte er und blickte zu Sam. Der schüttelte innerlich den Kopf. Wie schnell sie doch wieder in ihre alten Rollen gefallen waren. „Der Friedhof ist nicht weit. Nach Mitternacht denke ich.“ „Okay“, nickte Dean und ließ sich in die Waagerechte fallen. Schnell war er eingeschlafen. Neidisch blickte Sam auf seinen Bruder. Er konnte zwar auch fast überall schlafen, Dean jedoch übertraf ihn darin um Längen. Und er war fast noch schneller wieder wach und einsatzbereit, wenn es sein musste. Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und fuhr seinen Rechner hoch. Ein paar weitere Recherchen konnten nie von Nachteil sein, nicht das die Tante nicht doch noch eine Hexe war! Er hatte bis jetzt zwar nichts gefunden, aber besser war besser. Eine Hexe im Jahr reichte vollkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)