Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 293: Sams Sicht der Dinge --------------------------------- 293) Sams Sicht der Dinge Ziellos lenkte Dean den Impala über die nächtlichen Straßen. Erst als diese langsam voller wurden, erreichte er bekanntere Gefilde und bog letztendlich auf den Schrottplatz ein. Doch er wusste nicht so recht, ob er hier willkommen wäre, so wie er Bobby in den letzten Monaten mit Bobby behandelt hatte. Er seufzte leise, legte seine Hände in den Schoß und starrte auf das dunkle Haus. Bobby war nach Sams Anruf noch wach geblieben, als Dean jedoch nicht kam, hatte er sich entschlossen, ins Bett zu gehen. Den Impala würde er kaum überhören, sollte Dean doch herkommen. Wirklich gut schlief er nicht. Er atmete auf, als er den Wagen hörte, stand auf und zog sich schnell wieder an. Er eilte nach unten und stellte eine Tasse unter die Kaffeemaschine. Aber Dean kam nicht. Er nahm seine Tasse und ging in sein Büro. Im trüben Licht der Außenlampe sah er den schwarzen Wagen vor der Veranda parken und er konnte den Fahrer erkennen. Sollte er zu ihm gehen? Er entschied sich dagegen. Dean würde kommen, wenn er soweit war. Es dauerte mehr als eine Stunde bis Dean sich dazu durchrang, auszusteigen. Es war lächerlich hier zu sitzen und das Haus anzustarren, aber er konnte nicht anders. Erst als er sich dabei ertappte den selben Gedanken zum vierten Mal zu wälzen, stieg er aus. Entschlossenen Schrittes ging er auf das Haus zu, stieg die Stufen zur Veranda hoch und klopfte an der Tür. Selbst wenn Dean es sich hätte anders überlegen wollen, fand er keine Zeit dazu, bis Bobby die Tür öffnete. „Bobby!“, kam es rau über seine Lippen. Er brach ab, zuckte mit den Schultern und schaute ihm kurz in die Augen. „Ich ...“ Schnell senkte er den Blick wieder. „Komm erstmal rein“, sagte er alte Freund und schob seinen Jungen in die Küche. „Willst du einen Kaffee?“ „Gerne!“ Wieder schaute er kurz auf, starrte dann aber wieder auf seine Schuhe. „Du kannst dich erinnern?“, nahm der alte Jäger das Gespräch in die Hand. „Ja und ich wollte mich entschuldigen. Es tut mir so leid, wie ich mit dir … wie ich dich ...“ „Es ist okay, Dean. Es ist vorbei!“ Er reichte ihm die Tasse. „Ich muss zugeben, dass es weh tat und ich habe es gehasst, aber du wusstest es nicht anders.“ Dean nickte. „Trotzdem!“ Er gähnte verhalten. „Du solltest wohl eher ins Bett gehen, als Kaffee trinken“, kommentierte Bobby. „Wie geht es dir überhaupt? Du hattest vor ein paar Stunden noch hohes Fieber. Sam macht sich Sorgen um dich.“ „Ich bin ...“ Dean grinste kurz als er sich bei seinem Standardsatz ertappte. „Müde, zerschlagen. Aber ich weiß nicht, ob ich zur Ruhe komme.“ „Na, das lässt sich herausfinden! Trink aus und dann legst du dich hin.“ Bobby deutete nach oben. Er hoffte auf die kurzfristige müde machende Wirkung des Kaffees und darauf, dass Dean nach dem Fieber des Wochenendes und der letzten Nacht erschöpft genug war, um nicht noch stundenlang Gedanken wälzen zu können. Der Winchester gehorchte. Er trank aus, erhob sich und wollte zur Tür, als er mitten in der Bewegung innehielt, sich zu Bobby umdrehte und ihm um den Hals fiel. „Danke! Für alles!“, nuschelte er leise. Bobby legte seine Arme um den Jungen. Er blinzelte ein paar Tränen aus den Augen. Es war mal wieder alles gut gegangen, aber es hatte verdammt lange gedauert! Wenn das kein Fingerzeig war, endlich mit diesem Leben aufzuhören!?! Aber wenigstens da war er guter Dinge. Seine Jungs befanden sich auf einem guten Weg ins normale Leben und wen Dean ausgeschlafen war, würden sie auch den Rest klären, da war er sich sicher. Dean löste sich von den alten Freund und ging nach oben. Ganz entgegen seiner Befürchtungen war er innerhalb von wenigen Minuten eingeschlafen. Bobby rief Sam an, damit der endlich aufhören konnte, sich Sorgen zu machen. Sam atmete erleichtert auf. „Ich würde gerne sofort kommen“, begann er, „Aber ich müsste eigentlich zur Vorlesung“, begann er leise. „Dean schläft. Du hast gestern gesagt, wie wichtig dir diese Woche ist. Geh zum College Sam. Wenn du nachher herkommst, seid ihr beide nicht mehr so aufgedreht und könnt euch in Ruhe aussprechen.“ „Danke, dass du auf ihn aufpasst.“ Sam war hin und her gerissen, zwischen Pflicht und Sorge. Aber dank Bobby konnte er sich erstmal seiner Pflicht widmen. „Danke nochmal“ „Immer wieder gerne, Sam.“ Nachdem Sam aufgelegt hatte, machte er sich für den Tag fertig und fuhr zum College. Es fiel ihm verdammt schwer sich auf seine Kurse zu konzentrieren. Er war übermüdet und seine Gedanken kreisten permanent um Dean. Die ganze Zeit überlegte er, was er seinem Bruder sagen wollte. Er war verletzt und wütend über die Abfuhr, die er bekommen hatte, aber er war sich auch sicher, dass Dean ihn auf Abstand halten wollte, weil er viel zu viel, viel zu schnell gewollte hatte. Trotzdem schmerzte es, dass nach Deans monatelanger Amnesie war das einzige, dass der ihm zu sagen hatte war, dass er sich belogen fühlte, weil Sam gejagt hatte. Den Rest verdrängte er einfach mal, denn das … Aber warum war er vor ihm zurückgeschreckt? Egal! Er sollte sich besser auf seinen Kurs konzentrieren! Alles ander würde später kommen! Dean erwachte am Nachmittag. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann entspannte er sich. Das Haus lag ruhig und still. Vielleicht war Bobby ja in der Werkstatt oder er hockte in seinem Büro über einem der alten Wälzer? Bobby! Kaum dachte er an den alten Freund, da bildete sich wieder der dicke Klos in seinem Hals und sein Magen zog sich zusammen. Wie sollte er sein Verhalten der letzten Monate je wieder ungeschehen machen? Er hatte ihn so abgekanzelt, dass er sich jetzt noch dafür erwürgen wollte. Er seufzte. Da hatte er viel Abbitte zu leisten! Nicht nur bei Bobby. Aber vorerst war nur der hier, oder waren Sams Kurs schon zu Ende? Er schaute auf seine Uhr. Nein. Sam war noch nicht hier, würde aber wohl bald kommen. Er fühlte sich verschwitzt und noch immer nicht richtig ausgeschlafen, doch er wollte hier nicht noch länger rumliegen. Er hatte noch so einiges zu klären. Mit diesem Entschluss stand er auf und ging ins Bad. Er musste dringend duschen, bevor er jemandem unter die Augen treten konnte. Als Bobby Dean aufstehen und ins Bad gehen hörte, warf er einen Blick auf seine Uhr. Sams letzter Kurs würde gleich enden. Perfektes Timing! Die Hände auf das Waschbecken gestützt musterte Dean sein Spiegelbild. Müde Augen starrten ihm entgegen und auf seinen Wangen lagen dunkle Schatten. Rasieren musste er sich also auch. Und dann? Er war die halbe Nacht durch die Gegend gefahren, ohne sich über seine Zukunft wirklich klar zu werden. Letztendlich musste Sam ihm diese Antwort liefern. Er hatte weiter gejagt. Dean schüttelte den Kopf. Warum musste ihr Leben so kompliziert sein? Er duschte und rasierte sich, zog sich an und ging nach unten. Gerade als er am Fußende der Treppe ankam, betrat Sam das Haus und Bobby kam aus dem Büro. Kurz musterten sich die drei Männer. Doch keiner von ihnen sagte etwas, bis Bobby schließlich auf die Küche deutete. „Ihr müsst reden!“, erklärte er, kaum dass auch Sam im Raum stand und deutete auf den Küchentisch, bevor er sich zum Kühlschrank umdrehte und drei Flaschen Bier herausholte. Er stellte sie auf dem Tisch ab und öffnete eine nach der anderen. Sam zog eine zu sich heran und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Dean nahm sich ebenfalls eine Flasche. Er schaute kurz zu Sam, schnaufte und rutschte auf die Anrichte, auf der er Jody so oft beim Kochen zugeschaut hatte. Bobby stand an den Schrank, neben der Verandatür, gelehnt. Sein Blick wanderte von Sam zu Dean und wieder zurück. Er verdrehte kurz die Augen und zog einen Stuhl zu sich heran. Schweigen breitete sich in dem Raum aus. Sam blickte von Bobby zu Dean und nahm einen Schluck. Er stellte die Flaschen mit einem leisen Klock wieder auf den Tisch. Er schluckte hart und atmete tief durch. „Du warst so kalt! Am Anfang“, begann er leise. „Jeden anderen hast du näher an dich herangelassen. Jeden außer mich. Ich ...“, er schluckte wieder. „Du hast dich hinter deinen Büchern vergraben, ich kam mir so überflüssig vor.“ Wieder stockte er. „In Tea wurde es zwar besser, aber trotzdem hatte ich immer noch das Gefühl, dass ich dir … gleichgültig war, dass du lieber mit Jody leben würdest. Ich habe mich einsam gefühlt.“ Er wollte Dean nicht die Schuld zuschieben. Es war nur … ein Teil der Wahrheit. Aber er wich vom Thema ab. Dean hatte ihn schließlich wegen des Jagens angefahren. „Bei meinem Praktikum habe ich zufällig gehört wie sich die Sekretärinnen unterhalten haben. Die eine erzählte vom Haus ihrer Tochter, in dem es immer wieder zu Unfällen kam. Ich habe ein Bisschen recherchiert. Letztendlich lief es auf einen Poltergeist hinaus. Ihn zu vertreiben war wie ein Befreiungsschlag. Er hat mir mächtig zugesetzt. Trotzdem war es richtiggehend befriedigend.“ Sam schaute kurz zu Dean und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche. Nachdem er sie wieder abgestellt hatte fuhr er fort: „Ich fühlte mich richtig gut, lebendig. Ich hatte etwas getan, um Menschen zu helfen. Ich wurde gebraucht!“ Wieder schaute er zu Dean, doch sein Bruder schwieg, also sprach er weiter. „Du hattest deinen Lehrgang, das Reiten, das Abbruchunternehmen. Du warst versorgt, also habe ich irgendwann im Internet nach einem neuen Fall gesucht und bin wieder losgezogen. Ich wollte mich wieder lebendig fühlen, gebraucht …“ Er nahm einen weiteren Schluck. „Die Unis habe ich wirklich besucht, um einen Studienplatz zu finden. Dass sich mir da die Fälle regelrecht aufgedrängt haben, dafür kann ich wirklich nichts. Nach Portland habe ich ja auch nicht mehr nach einem Fall gesucht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)