Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 292: So war das nicht geplant ------------------------------------- 292) So war das nicht geplant Als Sam mit dem Teller Tomatensuppe mit Reis in Deans Zimmer balancierte, wiederholte sich das Schauspiel, dass schon Jody beobachten konnte. Dean erwachte langsam und drehte seinen Kopf in die Richtung des für ihm so vertrauten Geruchs. Dieses Mal aß er jedoch schweigend. Er gab nur einen erleichterten Laut von sich, als er wieder richtig lag, rollte sich auf der Seite zusammen und schlief wieder ein. Sam erneuerte die Wadenwickel. Gerade als er sich wieder in den Sessel fallen lassen wollte, klopfte es erneut. Heute kam er wohl nicht mehr zu Ruhe, überlegte er, verdrehte die Augen und stemmte sich in die Höhe. „Ruby“, begrüßte er die blonde Frau. „Hast du etwas für Dean?“ „Ja, ich habe hier einige Kräutermischungen.“ Er trat etwas zur Seite und schob die Tür ein Stück weiter auf, damit sie eintreten konnte. Ruby schüttelte nur den Kopf. Sie reichte ihm einen schwarzen Lederbeutel. „Daraus solltest du ihm einen Tee kochen. Zwei Teelöffel pro Tasse. Diese Kräuter“, sie gab ihm einen braunen Lederbeutel, „als Badezusatz. Eine“, sie schaute auf seine Hände und grinste kurz, „eine halbe Hand voll in die Wanne. Und damit“, jetzt folgte ein Glastöpfchen“, solltest du ihm Brust und Rücken einreiben. Es reguliert die Körpertemperatur und hilft beim Atmen.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Danke, Ruby! Vielen Dank!“ Sie nickte etwas unwirsch und gestattete sich erst ein freundliches Lächeln, als sie sich sicher war, dass er es nicht sehen konnte. Noch musste er nicht wissen, wie sehr sie auf die Winchester-Brüder aufpasste, auch wenn das eigentlich kaum zu übersehen war. Sam schaute ihr noch solange nach, bis sie verschwunden war, dann ging er zu seinem Bruder. Er schälte ihn aus den Decken und verteilte die Kräuterpaste großzügig auf seinem Oberkörper. Er decke ihn wieder zu und jetzt endlich konnte er sich in den Sessel fallen lassen. Er nahm sich ein Buch und begann zu lesen. Irgendwann döste er ein. Wirklich richtig schlafen konnte er allerdings nicht. Dazu war der Sessel viel zu unbequem. Der Sonntag war im Großen und Ganzen eine Wiederholung des Vortages, nur das Jody statt der Tomatensuppe mit Reis eine kräftige Hühnersuppe mit Nudeln gekocht hatte, die Dean jedoch viel weniger enthusiastisch aß. Als die Beiden sich wieder auf den Weg machten, versprach Bobby am nächsten Morgen wiederzukommen, damit Sam ins College gehen konnte. Gerade jetzt schrieben sie noch einige Zwischenprüfungen, deren Zensuren in seinen Abschluss einfließen würden und den wollte er so gut wie möglich machen, um die Zusage des Studienplatzes in Bloomington nicht doch noch zu gefährden. „Was ist mit Deans Praktikum?“, platzte Jody plötzlich heraus. „Er hat sich so darauf gefreut. Müssen wir das absagen?“ „Erstmal nicht. Er muss erst Dienstag zur Spätschicht los. Ich denke, dass es reicht, wenn wir Dienstagmorgen Beschied geben“, überlegte Sam. „Okay“ Jody nickte und folgte ihrem Partner. Sam räumte wieder noch etwas auf, bevor er sich in aller Ruhe mit einem Lehrbuch in den Sessel neben Deans Bett setzte. Der Stoff war so trocken und langweilig, dass er schon nach wenigen Seiten eindöste. Dean erwachte mit einem Schlag. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Sein Atem kratze rau durch seinen Hals und die Nase fühlte sich verstopft an. Er versuchte zu schlucken, doch der Mund war trocken und er hatte Durst. Kaum ein Geräusch drang an sein Ohr. Er öffnete die Augen. Sein Zimmer! Bekannt und doch irgendwie fremd! Erleichterung durchströmte ihn und trotzdem fühlte es sich komisch an. Sam saß in seinem Sessel und schlief und ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass es dunkel war, ob Abend oder Morgen konnte er jedoch so nicht erkennen. Er setzte sich auf und schaute auf den Wecker. Kurz nach zehn. Wieder fiel sein Blick auf Sam. Sollte er ihn wecken? Nein, erstmal nicht. Er fühlte sich halbwegs gut, also würde er wohl alleine aufstehen können. Zumindest versuchen wollte er es. Wenn es nicht ging, konnte er seinen kleinen Bruder immer noch um Hilfe bitten. Er schlug die Decke zurück, stand langsam auf und als er das problemlos schaffte, ging er ins Bad. Er fühlte sich verschwitzt und klebrig und brauchte dringend eine Dusche. Doch zuerst musste er etwas trinken. Wenige Minuten nach diesem Entschluss zog er sich aus und stellte sich unter den heißen Wasserstrahl. Je länger das Wasser auf seine Schultern prasselte, um so wohler fühlte er sich. Das Atmen fiel ihm leichter und sein Hals kratzte viel weniger. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Abend in der Bar. Sie hatten getrunken und gelacht und getanzt und dann war da dieser Dämon an der Bar und zwei weitere drängten sich durch die Menge. Er hatte schon lange keinen Dämon mehr gesehen. Was wollten die also da? Waren sie nur zufällig hier oder suchten sie jemanden? Unvermittelt schlug die Erkenntnis zu! In der Bar hatte er nicht gewusst, dass diese furchterregenden schwarzen Dinger Dämonen waren. Er hatte nicht mal gewusst, dass es überhaupt Dämonen gab! Seine Knie wurden weich, als ihm die ganze Tragweite dieser Erkenntnis klar wurde und ein gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Dämonen! Warum mussten es gerade Dämonen sein, die ihm seine Erinnerungen brachten? Er legte die Hände an die Wand, spreizte die Beine ein wenig mehr und ließ den Kopf hängen. Voll und ganz versuchte er sich auf das Prasseln des Wassers auf seinem Rücken zu konzentrieren. Nur jetzt nicht denken! Langsam entspannte sich sein Körper. Seine Atmung wurde wieder ruhiger und der dumpfe Schwindel verschwand. Erst als sich sein ganzes Sein taub anfühlte, wusch er sich. Mit einem Handtuch um die Hüften kam er, sich die Haare trocken rubbelnd, in sein Zimmer zurück. Augenblicklich sprang Sam auf. „Dean!“, japste er erschrocken. „Sam“, gab der rau zurück. Sofort legte sich ein Hauch von Enttäuschung auf Sams Züge. Dean schien sich wohl doch nicht zu erinnern. „Genau das habe ich gehasst“, erklärte der Ältere leise, „diese Enttäuschung in euren Gesichtern, die mich nur noch mehr verunsichert hat.“ Sam versuchte seine Züge zu glätten. Dann ging ihm auf, was Dean gesagt hatte. „Was du gehasst hast? Was dich verunsichert hat?“, hakte er vorsichtig nach. „Das heißt du hasst es nicht mehr, es verunsichert dich nicht mehr?“ Skeptisch musterte er seinen Bruder. „Heißt das, du erinnerst dich? Du erinnerst dich an alles?“ „Jah“, antwortete Dean einsilbig und nickte kurz. Darüber musste er sich erstmal selbst richtig klar werden. Das musste er erst für sich sortieren und einordnen, bevor er mit jemandem reden wollte. „Oh Gott, das ist so … so wunderbar“, platzte Sam hervor und machte Anstalten seinen Bruder zu umarmen. „Ich ...“ Erschrocken wich Dean einen Schritt zurück und starrte Sam an. Ja, er erinnerte sich und er wollte nichts lieber, als genau das zu genießen, aber im Moment fühlte er sich zerrissen, glücklich und traurig, enttäuscht und betrogen. „Ist es das?“ „Natürlich. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, in den letzten Monaten!“, Sam musterte seinen Bruder misstrauisch. „Wir sollten Bobby anrufen und ...“ „Sam“, bat Dean leise. „Kann ich mich erstmal sortieren? Ich ...“ „Wir haben so lange darauf gewartet und gehofft. Wie kannst du Bobby diese gute Nachricht vorenthalten wollen?“ Sam verstand ihn nicht? „Will ich nicht. Ich ...“ Dean schwirrte der Kopf. Sein Hals kratzte, die Nase lief. Er fühlte sich wie unter einer Glocke und Sam ... „Du hast mich belogen, Sam!“, erklärte er plötzlich zusammenhanglos. „Ich habe dich nie ...“ „Du lügst schon wieder!“ „Was sollte ich denn sagen, Dean! Natürlich habe ich dir nichts von unserem alten Leben erzählt!“ „Darum geht es nicht. Du warst jagen!“ Noch immer klang Dean eher irritiert als wütend. „Ich war nicht ..“ Jetzt war Dean wütend und er sprach aus, was ihm gerade in den Kopf kam. „Erspar dir das, Sam. Und erspare es mir. Ich war vielleicht doof, aber jetzt kann ich die Anzeichen sehr wohl deuten. Du warst derjenige von uns, der unbedingt ein normales Leben wollte. Du hast mich immer wieder mehr oder weniger dezent darauf hingewiesen, wie sehr du das Jägerleben hasst und kaum bist du runter von der Straße, jagst du wieder. Waren deine Besuche bei den Unis in den letzten Wochen echt oder hast du Ausreden für deine Jagdausflüge gebraucht? Lag es nur an mir, Sam oder bist du auch bei Jess heimlich losgezogen? Hatte sie mehr zu bieten, um dich zu halten?“ Dean redete sich in Rage. Er benutzte Worte, die er nie aussprechen wollte, weil er wusste, dass sie weh taten. Aber sie würden Sams Enthusiasmus stoppen und vielleicht konnte er so ja endlich einen Gedanken fassen. Es war noch nie gut gewesen, ihn auf Themen anzusprechen, die er für sich selbst noch nicht sortiert hatte, das wusste er selbst am besten. Doch gerade jetzt schaffte er es nicht, sich zu bremsen. Sam sackte regelrecht in sich zusammen. Sprachlos starrte er seinen Bruder an. Während seiner wütenden Rede hatte Dean begonnen sich anzuziehen. Jetzt schloss er seinen Gürtel. Er blickte zu Sam. „Hör auf mich wie ein getretener Welpe anzustarren.“ „Dean bitte, ich … ich kann das erklären. Ich wollte nicht ...“ Dean stoppte den Redefluss seines Bruders mit einer einfachen Handbewegung. „Sam, erspare uns deine Erklärungsversuche! Lass uns reden, wenn ich … Lass mir Zeit, okay?“ Er zog sich ein Hemd über sein T-Shirt und griff nach der Jacke. „Es tut mir leid, Sam“, versuchte Dean seine Worte zu mildern, auch wenn er wusste, dass er das wohl nicht konnte. Er hatte Sam verletzt und ...“ „Ich brauche Zeit zum Sortieren, bitte Sam ...“ „Dean. Nein. Ich … Du gehörst in ein Bett. Deine Augen glänzen noch immer fiebrig. Leg dich hin, schlaf dich aus. Ich werde auch nichts mehr sagen, nur ruh dich aus. Du hast gerade erst … Du brauchst die Ruhe!“, erklärte Sam mit einem Mal sehr selbstsicher. „Wenn ich wüsste, dass es etwas bringt, würde ich es tun. Allerdings glaube ich nicht, dass ich überhaupt zu Ruhe kommen könnte. Ich brauche Bewegung.“ Er verließ sein Zimmer, nahm den Impalaschlüssel von der Anrichte und verließ das Haus. Wenig später hörte Sam den Motor des Impala regelrecht zornig aufheulen und dann entfernte sich das Geräusch. Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte erfolglos die aufkommenden Tränen zurück zu halten. Wie hatte das alles wieder so schief gehen können? Jedes Fünkchen Glück, dass er noch vor wenigen Minuten empfunden hatte, weil Dean sich wieder erinnerte, wich aus seinem Körper. Kraftlos, enttäuscht und verletzt glitt er an der Wand hinunter und umarmte seine Knie. Er legte den Kopf auf die Knie und ließ seinen Tränen freien Lauf. Wie hatte das nur so ausarten können? Er wollte doch einfach nur seinen großen Bruder zurück. Er wollte nicht mehr stark sein müssen. Er wollte wieder der kleine Bruder sein und für einen Moment war er zum Greifen nah gewesen. Doch Deans Vorwürfe hatten Sam den Boden unter den Füßen weggerissen. Die leise Stimme in ihm, die er wochenlang während Deans Krankenhausaufenthalt gehört hatte und ihm Mut machte, es schaffen zu können, da es um Dean ging, befahl ihm sich zu beruhigen. Dean, noch so entkräftet wie er war, lief Gefahr einen Schwäche Anfall zu erleiden. Es war jetzt keine Zeit für Selbstmitleid. Auch wenn Dean ihn vielleicht nie wiedersehen wollte, wenn er Zeit gehabt hatte, sich zu sammeln, so musste Sam trotzdem sicherstellen, dass es seinem Bruder gut ging. Zumindest das war er ihm schuldig. Sam wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, dann nahm er sein Telefon und rief Bobby an, um ihn von den neuesten Ereignissen in Kenntnis zu setzen und ihn zu bitten sich zu melden, sollte Dean bei ihm auftauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)