Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 288: Sams Chance ------------------------ 288) Sams Chance Bobby hatte Recht mit seiner Kritik! Und Bobby hatte unrecht! Sam schnaufte. Er hatte sein schlechtes Gewissen immer wieder damit beruhigt, dass Dean sich nie beschwerte, dass er ihn ja kaum noch brauchte und das er den Menschen half, so wie sie es schon so lange taten. „Ich jage nicht, weil ich jagen will! Hätte ich die junge Frau einfach ihrem Schicksal überlassen sollen? Ich kann doch meine Augen nicht vor dem verschließen, was vor meiner Nase liegt!“ Doch den Menschen, der ihm am Meisten am Herzen liegen sollte verlor er immer mehr aus den Augen. Dabei lebten sie zusammen. Aber Dean ließ ihn ja kaum an sich ran. So wie es schien, steckte nicht nur sein Bruder in seinen Verhaltensmustern fest. „Ich helfe Menschen!“, versuchte Sam sich leise zu verteidigen. „Ja und dabei missachtest du den Menschen, der dir am meisten am Herzen liegen sollte!“, sprach Bobby seine eigenen Gedanken laut aus. „Was, wenn er hier einfach zusammenbricht? Was wenn er einen Unfall hat und du bist nicht da? Was wenn er sich erinnert und genau dann deine Hilfe bräuchte? Was dann, Sam?!? Du wolltest dein Freiheiten und im Prinzip finde ich es ja gut, dass du sie Dean auch lässt, aber die Voraussetzungen sind andere. Bitte Sam. Er braucht dich, auch wenn er es nicht zeigen kann.“ Sam nickte und doch hatte er das Gefühl sich verteidigen zu müssen. „Dean ist erwachsen“ Er machte eine Ausbildung, und das mehr als gut. Er ist selbstständig! Ja, er hat Amnesie, aber das merkt doch kaum einer! Er lebt sein Leben, auch ohne mich!“ Dean schlich leise die Treppe wieder nach unten. Er hatte noch Tee und Kaffee nach oben bringen wollen, bevor er ging. Dabei hatte er unweigerlich gehört, was wohl nicht für seine Ohren bestimmt war. Ja, er stürzte sich in die Arbeit, egal in welche. Er kochte und putzte, fuhr einkaufen und ging arbeiten. Aber doch nur, um nicht darüber nachdenken zu müssen, was er alles verloren haben könnte. Er füllte seinen Kopf mit Gegenwart, um nicht an die verschwundene Vergangenheit denken zu müssen. Irgendwie drängte sich die immer mehr in den Vordergrund, je mehr er in der Gegenwart lebte. Er schaffte es nur zur Ruhe zu kommen, wenn er schon fast im Stehen einschlief. Wenn er nur einfach müde war, wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Er war froh über jede Art Beschäftigungen. Er wollte nicht denken! Und ja, er wollte Sam nicht zeigen, wie es ihm ging. Warum sollte er ihn auch noch beunruhigen? Der hatte doch nun wirklich genug um die Ohren. Leise verließ er das Haus und fuhr zur Arbeit. Sam starrte auf seine Hände. „Ich habe mir das ja nicht ausgesucht!“, verteidigte er sich leise. „Dieses Mal nicht. Das letzte Mal auch nicht. Und davor?“ Betreten kaute Sam auf seiner Unterlippe herum. „Ich … Es ist nur … Dean wird immer selbstständiger und ich habe das Gefühl, dass er mich kaum noch braucht.“ „Wenn du auch kaum da bist? Ehrlich Sam, wie soll er sich denn an dich wenden, wenn du weg bist. Und ich meine nicht nur die Suche nach einer Uni! Er muss sich ja alleine kümmern.“ „Ja, aber er scheint mich auch sonst immer weniger zu brauchen. Er arbeitet und hat seine Ausbildung.“ Sam schaute Bobby in die Augen. „In der nächsten Zeit bleibe ich hier und werde wieder mehr mit Dean machen“, versprach er. Bobby musterte ihn ernst, bevor er sich erhob. „Ich hoffe für euch beide, dass du dich das schaffst. Und jetzt ruh dich aus, ich versuche mal etwas über deinen Vampir zu finden.“ „Danke“, sagte Sam. „Mein Laptop liegt da.“ Er deutete auf seine Tasche. Sam hielt sich an sein Versprechen. Am nächsten Tag ging er wieder zu den Kursen und natürlich auch wieder in der Bibliothek und der Kanzlei arbeiten. Abends und an den Wochenenden war er aber für seinen Bruder da. Sie lernten gemeinsam, holten sich ihre tägliche Dosis Klatsch und Tratsch und fuhren am Samstag in die Trampolinhalle oder ins Schwimmbad. Diese zweieinhalb Wochen taten Beiden gut. Sam wurde ausgeglichener und vermisste die Jagd überhaupt nicht und auch Dean schien weniger getrieben. Er konnte sogar wieder etwas besser schlafen, naja so viel besser wie man schlafen konnte, wenn man in Prüfungsstress war. Wieder einmal saß Sam als stummer Beisitzer bei einem Mandantengespräch in Mr. Davenports Büro und machte sich Notizen. Gerade verabschiedete der Anwalt den Mandanten und Sam bereitete sich in Gedanken schon auf die üblichen Fragen vor und überlegte sich eine Verteidigungsstrategie. Doch darum schien es, zumindest im ersten Moment, gar nicht zu gehen. „Suchen Sie noch immer nach einer Uni, oder haben Sie schon eine Zusage bekommen?“, begann Mr. Davenport das Gespräch. „Ich habe noch keine Zusage“, erklärte Sam leise. Der Anwalt nickte. Damit hatte er fast gerechnet. „Ich hab diesbezüglich einen Vorschlag für Sie.“ Erwartungsvoll richtete Sam seinen Blick auf den Mann. „Und der ist?“ „Mein Bruder ist Dekan an der Maurer School der Uni in Bloomington, Indiana. Er möchte Sie kennen lernen. Und wenn Sie seinen Vorstellungen und dem Bild, dass ich von Ihnen gezeichnet habe, entsprechen, wäre ein Studienplatz für Sie drin.“ „Aber wieso? Ich meine, das wäre … Wow!“, stammelte Sam wenig eloquent. „Danke!“ „Na, so sollten Sie aber nicht vor einem Richter stehen“, lachte Davenport. „Das ist … ich meine … wieso?“ „Sie sind gut, sehr gut und ich denke, Sie haben eine Chance verdient. Es gibt nur einen Haken. Mein Bruder will sich Freitag mit Ihnen treffen.“ Sam sackte regelrecht in sich zusammen. „Muss das Freitag sein? Ich meine … Das Studium beginnt doch erst im Herbst! Mein Bruder hat am Freitag seine Abschlussfeier.“ „Sie müssen wissen, was Ihnen wichtig ist“, erklärte Davenport kalt. „Mein Bruder wird Sie fördern, aber nur zu seinen Bedingungen und die sind ein Treffen: Freitag. Er ist in den nächsten Wochen sehr eingebunden.“ Sam seufzte innerlich. Gerade diesen Freitag mit Dean zu verbringen, war ihm wichtig. Gut, sein Bruder hatte an dem Tag nur noch ein paar praktische Prüfungen, dabei konnte er ihn eh nicht unterstützen. Aber sie wollten abends den Abschluss feiern gehen. Er wollte endlich Deans Freunde kennenlernen. Aber, wenn sie wegzogen, waren die auch nicht mehr wichtig. Oh Gott! Wie konnte er nur so denken! Seinen Vater hatte er genau für diese Art gehasst und jetzt fing er genauso an. Er musste wohl mehr auf sich achten, denn genau so wollte er nicht werden! Trotzdem musste er diese Chance ergreifen. Er atmete tief durch. „Wann soll das Treffen sein?“ „13 Uhr in seinem Büro. Eine Wegbeschreibung gebe ich Ihnen mit. Kann ich ihn also anrufen, dass Sie kommen?“ „Ja, ich werde da sein“, antwortete Sam schweren Herzens. So eine Gelegenheit würde er nie wieder bekommen! Nur warum musste er sich dann selbst davon überzeugen, dass es richtig war nach Bloomington zu fahren? Weil er Dean nicht schon wieder enttäuschen wollte? Weil er das in den letzten Wochen schon so oft getan hatte? Dean würde es akzeptieren, klar. Trotzdem hasste er sich schon jetzt dafür und dass er sein Studium mit einem renommierten Mentor machen konnte, nach dem sich die Studenten die Finger lecken würden, machte es im Moment auch nicht besser. Am Abend, gleich nachdem sie gegessen hatten, beichtete Sam seinem Bruder, dass er Freitag nicht zur Feier kommen würde: „Ich habe die einmalige Gelegenheit das Jura-Studium mit einem Mentor zu machen, der mich die ganze Zeit über begleiten wird“, erklärte er leise. Dean nickte nur. Er war ewnttäuscht, dass er wieder alleine in eine Bar gehen sollte Gerade nach dem Vorfall im August hätte er Sam an seiner Seite haben wollen. Immerhin hatte Sam ihm gezeigt, wie er sich wehren konnte und er hatte ihm bei seinen Prüfungen geholfen. Aber Sam war in den letzten Wochen nur für ihn da gewesen, da war es nur recht und billig, dass er ihm diese Möglichkeit gönnte. „Ist okay, Sam. Fahr hin. Das ist deine Chance!“ „Ich mache mir nur Sorgen. Dein letzter Barbesuch endete ziemlich unglücklich.“ „Ich muss da nicht hingehen!“ „Dean, du ...“ Sam schüttelte den Kopf. „Du kannst dich doch nicht hier verkriechen. Es ist deine Abschlussfeier!“ „Es ist meine inoffizielle Abschlussfeier. Es sind nur wir vier, die losziehen wollen.“ „Geh hin, Dean. Ihr werdet euch danach vielleicht nie wieder sehen.“ „Ich weiß nicht“, überlegte der Ältere. „Du kennst Krista und Rohan und Javier und du kannst dich wehren. Du bist nicht mehr der verschüchterte, hilflose Junge, der du noch vor drei Monaten warst.“ „Mal sehen“, entgegnete Dean. „Wann fährst du oder fliegst du wieder?“, kam es halb resigniert, halb enttäuscht von dem Älteren. „Ich fahre Donnerstag kurz nach Mitternacht los. Weder Donnerstag Nachmittag noch Freitagmorgen ist ein Flieger zu kriegen und ich will nicht schon Mittwoch fliegen.“ „Okay. Kannst du mich nachher abhören?“, beendete Dean das Thema abrupt. Er wusste noch nicht was er machen wollte, deshalb war es auch sinnlos noch weiter darüber zu reden. „Natürlich“, entgegnete Sam. Auch er war froh nicht mehr darüber reden zu müssen. Gleichzeitig hatte er aber auch ein schlechtes Gewissen. Es fühlte sich an, als ließe er Dean schon wieder im Stich! „Wie sieht‘s aus? Soll ich dich gleich noch abfragen?“, wollte Sam beim Essen am Donnerstag Abend wissen. „Solltest du nicht wenigstens ein paar Stunden schlafen bevor du fährst?“, erwiderte Dean mit einer Gegenfrage. „Ich schaff das schon irgendwie. Ich meine, ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich hatte versprochen für dich da zu sein und dass ich erst im Sommer wieder auf Unisuche gehe, wenn überhaupt und keine drei Wochen später breche ich dieses Versprechen schon wieder.“ „Geh ins Bett, ich schaff das hier schon alleine. Außerdem kannst du mir eh nicht viel helfen“, antwortete Dean. „Du bist ja Samstag wieder da. Vielleicht können wir dann wieder was zusammen machen.“ Ein Lächeln legte sich auf Sams Gesicht. Er nickte sofort und verschwand nach oben. Als er kurz vor Mitternacht nach unten kam, saß Dean noch immer über seinen Büchern. „Geh ins Bett“, bat er leise. Er legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter und wartete bis der ihn wirklich ansah. „Leg dich hin, sonst schläfst du bei der Prüfung ein.“ Dean nickte und ging in sein Zimmer. „Viel Glück“, wünschte er noch bevor er die Tür schloss. Sam lächelte breit. Er kochte sich einen Kaffee und machte sich auf den Weg. Mittags schickte er Dean eine SMS, dass er gut angekommen war und jetzt zu seinem Termin ging. Viel Glück, drück dir die Daumen, schrieb Dean fast sofort zurück. Schnell tippte Sam ein Danke. Dann betrat er das Gebäude, in dem Professor Davenport sein Büro hatte. Zwei Stunden später verließ er das Haus mit einer eingeschränkten Zusage. Sollte sein Collegeabschluss so werden, wie es jetzt den Anschein hatte, hatte er für den Herbst einen Studienplatz sicher. Jetzt hieß es nur noch Dean von einem Umzug überzeugen. Ihr Häuschen würde er vermissen. Er schickte Dean eine weitere SMS, doch dieses Mal antwortete sein Bruder nicht sofort. Er suchte sich ein Motel. Auch wenn er früher mehr als 24 Stunden am Stück wach bleiben konnte, so musste er sein Glück mit einer sofortigen Rückfahrt nicht herausfordern. Zu Deans kleiner Feier würde er es eh nicht schaffen. Schnell warf er noch einen Blick auf sein Handy, dann stellte er es auf lautlos und kroch unter die Decke. Er brauchte nicht lange, bis er eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)