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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Verrückt

281) Verrückt
 

‚Oh Verdammt!‘ Sam plumpste auf seinen dicken Hintern und starrte sprachlos zur Tür. Das hatte er ja super hinbekommen! Und jetzt? In dieser Nacht würde er nichts mehr ausrichten können und morgen früh würde er Bobby bitte herzukommen. Das dauerte dann zwar nochmal zwei Tage und er wollte sich gar nicht ausmalen, was der Körperdieb mit seinem Aussehen alles anrichten würde, aber darüber mussten sich sich Gedanken machen, wenn es soweit war. Leise aber wütend schnattern sprang er vom Tisch, lief zum Sessel, sprang hoch und rollte sich. Leise seufzend, darauf zusammen. Er hatte Nick überschätzt. Aber einen Versuch war es wert gewesen und Nick war viel näher. Er seufzte noch einmal und versuchte etwas Ruhe zu finden.
 

Nick stand vor der Tür und fuhr sich durch die Haare. Seine Gedanken fuhren Amok. Nur eins wusste er genau: Er musste hier weg. Er brauchte Ruhe und Zeit um das Gesehene zu verarbeiten, zu vergessen.

An der Rezeption verlangte er ein Zimmer.

In dem Zimmer ließ er sich sofort auf das Bett fallen. Er wollte jetzt nur noch schlafen und vergessen was sein überdrehter Verstand ihm vorgaukelte. Ein Waschbär der mit einem Laptop umgehen konnte? So ein Blödsinn!

Noch im Einschlafen fragte er sich, warum Sam ihn hierher bestellt hatte. Warum sollte er in das Zimmer gehen, wenn er doch nicht da war?

Trotz seiner Müdigkeit und des festen Vorsatzes, sich von diesem absurden Ereignis in Sams Zimmer nicht um die dringend benötigte Ruhe bringen zu lassen, fand er keinen erholsamen Schlaf. Immer wieder schreckte er auf, weil er meinte irgendwo etwas rascheln gehört zu haben oder er träumte, dass Sam sich ein Waschbärenfell umgehängt hatte und sich dann vor seinen Augen in dieses Tier verwandelte.
 

Vollkommen gerädert stemmte er sich nach einigen Stunden aus dem Bett. Noch länger liegen zu bleiben, würde es auch nicht besser machen. Er ging duschen, kochte sich einen Kaffee und ging dann auf die Suche nach Frühstück. Das ungute Gefühl, dass dieser eine Satz auf dem Laptop allerdings ernst gemeint war und mit dem Waschbären zu tun hatte, ließ ihn in keiner Minute los und die Angst, dass Sam deshalb über Mail um Hilfe gebeten hatte, wurde immer größer.

Zurück in seinem Zimmer machte er das Bett, räumte seine Tasche neu ein und telefonierte mit seinem Chef.

Danach fand er jedoch keine Ausrede mehr, um Sams Zimmer noch länger fernbleiben zu können.

Vor der Tür hielt er noch einmal inne. ‚Verdammt! Ich war doch noch nie ein Feigling!‘, schimpfte er sich in Gedanken. Vielleicht war alles ja einfach nur ein Produkt seiner übermüdeten Fantasie?

Nick schnaubte. Die Hoffnung starb zuletzt. Energisch klopfte er und wartete, bis sich die Tür öffnete.

Die Tür schwang auf, doch sonst passierte nichts.

Er trat ein, schaute sich um und musste feststellen, dass er sich in der Nacht wohl doch nicht geirrt hatte. Er atmete tief durch. Jetzt war es also passiert! Er wurde verrückt.

Michael Dallas, sein erster Partner, der Mann, der ihn eingearbeitet hatte und für ihn, zumindest beim FBI eine Art Vaterfigur war, hatte ihn gewarnt. Ihr Job konnte einen wahnsinnig machen. Scheinbar hatte er das auch wörtlich gemeint!

Nick schluckte und zwang sich genau hinzuschauen. Der Waschbär, sprang auf den Stuhl und von da auf den Tisch. Er streckte sich, schüttelte sich und begrüßte ihn dann laut schnatternd. Es klang fast so, als würde er ihn ausschimpfen.

Aber wenn er schon verrückt war, dann konnte er doch auch mit dem Waschbär reden, oder?

„Bist du wirklich Sam?“, fragte Nick und kam sich dabei trotzdem reichlich blöd vor.

Das Tier gab einen Laut von sich, der fast wie ein „ja“ klang.

Nick schüttelte den Kopf und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Jetzt redete der auch noch wie ein Mensch! Er wurde wohl wirklich verrückt! Oder er war es schon!

„Beweise es!“, meldete sich ein letzter Rest Vernunft zu Wort.

Wieder schnatterte der Waschbär. Er sprang wieder vom Tisch, rannte zur nächsten Steckdose und steckte den, daneben liegenden, Stecker ein, sprang über den Stuhl auf den Tisch und schob den Stecker in die Buchse am Laptop.

„Der Akku ist leer?“, mutmaßte Nick. Wenige Sekunden später startete der Waschbär den Laptop.

Nick schloss die Augen. Die Hoffnung, dass jemand der davon ausging verrückt zu sein es vielleicht doch noch nicht war, zerplatzte. Das konnte nicht real sein! Hier lief etwas mächtig schief! Oder aber er war angeschossen worden und stand jetzt auf der Schwelle des Todes. Aber wieso sah er dann Sam als Waschbär? Hatte er vielleicht was genommen, war er auf Drogen?
 

Dein Partner Luca-Lorenzo Tarrington-Touluse wurde von einem Geisterhund umgerannt und hatte eine Platzwunde am Kopf. Du hast Dean in die rechte Schulter geschossen, als ihr versuchtet den Typen zu stoppen, der diesen Hund lenkte. Ich war ziemlich sauer, dass ich bei deinem Partner bleiben musste!

Ja, ich bin Sam!“, tippte das Tier.

Nick nickte. Dass das überhaupt und genau so passiert war, konnten nur Sam und Dean wissen. Sie hatten nie jemandem von diesem Teil ihres Falles erzählt. Wie auch. Sie wären sofort unter psychiatrische Aufsicht gestellt worden.

Aber das hieß auch …

„Oh Gott“, stöhnte Nick und wischte sich erneut mit der Hand über das Gesicht. Wieder fühlte er sich so unendlich müde und das nicht nur körperlich.

„Und jetzt? Selbst wenn ich davon ausgehe, dass das möglich wäre … Wie soll es weiter gehen? Wie kann ich dir helfen und wie bist du überhaupt in diesen Körper gekommen?“

Es war eine Art Körpertausch.

„Körpertausch?“ Nun verstand Nick gar nichts mehr. “Und wie wollen wir deinen Körper finden?“

Sam antwortete nicht. Er tippte einen Telefonnummer in eine Suchmaske ein. Kurze Zeit später erschien ein Punkt auf einer Karte und Sam tippte eine weitere Maske die nächste Nummer ein. Gut, dass der Laptop dieses Touchpad hatte. Er glaubte nicht, dass er auf Dauer mit einer Maus klarkommen würde.

„Was ist da?“, wollte der Agent wissen, kaum dass er den ersten Punkt gesehen hatte.

Sam ging wieder auf das Textprogramm und tippte: Mein Wagen und der zweite Punkt ist mein Handy.

„Die liegen ziemlich dicht beieinander.“

Hoffentlich hat das Ding nicht beides zusammen irgendwo entsorgt.

„Okay, und was willst du jetzt tun?“

Da hin fahren!

„Gut, dann packe ich mal deine Sachen und dann können wir los. Ich hab ja kaum was ausgepackt. Oder willst du wieder hierher zurück?“

Nein.

„Dass das Ganze ziemlich verrückt ist, ist dir klar, oder?“

Sam nickte nur. Das war es wirklich.

Bitte beeil dich.

„Warum?“

Das Ganze hat mit Voodoo zu tun, mit einem ziemlich mächtigen, ziemlich alten und vor Allem bösartigen Geist. Ich möchte meinen Körper wieder, bevor der damit Unheil anrichtet, bevor er mir oder einem anderen Menschen schadet.

„Okay, daran habe ich nicht gedacht. Ich sehe zu, dass wir hier fertig werden.“ Ohne sich noch einmal umzusehen verschwand der Agent aus dem Zimmer und ließ Sam etwas ratlos zurück. An und für sich war es ja gut, dass er so schnell reagierte, allerdings hätte er ihn auch gerne noch um etwas Essbares gebeten. Sein Magen knurrte schon wieder fürchterlich.

Wie viel fraß so ein Waschbär eigentlich?
 

Keine zehn Minuten nach seinem Abgang stand Nick wieder im Zimmer.

„Wo ist deine Tasche und welche Schränke benutzt du?“, wollte der Agent wissen. Nur nicht nachdenken, dass er hier mit einem Tier kommunizierte, sonst würde er wohl schreiend davonrennen.

Nur die Kommode. Tasche im Schrank.

Nick begann die Schübe zu öffnen und die Kleidungsstücke auf das Bett zu werfen.

„Viel hast du ja nicht gerade“, stellte er fest und holte die Tasche. „Warum bist du eigentlich hier? Wo ist Dean? Hat er noch Amnesie?“

Ich habe mir die Uni angesehen. Ich bin zu alt und nicht mehr so gut wie früher. Sie werden sich also nicht mehr um mich reißen. Ich wollte meine Bewerbungen möglichst breit streuen. Aber hier werde ich nicht studieren!

Dean ist in Tea. Er kann sich noch immer nicht erinnern. Und zu der Kleidung? Viel brauchte ich hier ja nicht. Außerdem kaufen wir zweckmäßig ein und nur so viel wie wir schnell zusammenpacken können, schrieb Sam während Nick seine Tasche packte.

„Was für ein beschissenes Leben habt ihr da geführt! Da habe ich ja mehr und ich bin auch immer auf dem Sprung.“

Sam seufzte. Was sollte er dazu sagen? Ihr Leben war auch im Normalfall schon kompliziert und sie hatten zeitig lernen müssen, dass weniger Gepäck besser war. In der Beziehung hatte er sich noch nicht an das richtige Leben gewöhnt.

„Was ist das denn?“, fragte Nick und zog den Plüschhasen aus der Tasche.

Sam quietschte überrascht. Das Ding hatte er vollkommen vergessen. Aus irgendeinem Grund hatte er ihn nie rausgeräumt und inzwischen vergessen. In diese Seitentasche hatte er nicht geschaut, als er sie sich gegriffen hatte. Nach Wisconsin hatte er nur einen Rucksack mitgenommen.

Irgendwie schämte er sich vor Nick wegen dieses Spielzeugs. Es passte einfach nicht zu einem Jäger und er konnte ihm nicht erklären, wie er zu dem Spielzeug gekommen war.

Nick waren Sams Schamgefühle egal. Er legte den Hasen schmunzelnd beiseite, packte die Kleidungsstücke in die Tasche und legte den Hasen vorsichtig oben drauf. Erst dann schloss er die Tasche. Ihn würde schon interessieren wie Sam zu dem Kerlchen gekommen war und welche Bedeutung er hatte, aber so mit ihm zu reden machte einfach keinen Spaß. Er würde sich seine Fragen aufheben müssen, bis Sam wieder er selbst war.

„Na komm“, sagte der Agent ruhig. Er klappte den Laptop zu und klemmte ihn sich unter den Arm.

Sam sprang vom Stuhl und trabte hinter Nick zur Tür.

Gemeinsam verließen sie das Zimmer, doch statt hinter Nick zu dessen Wagen zu laufen, rannte Sam in das nächste Gebüsch.

Davon bekam der Agent allerdings nichts mit. Er lud Tasche und Laptop in den Kofferraum und öffnete dann die Beifahrertür, um Sam einsteigen zu lassen. Erst da fiel ihm auf, dass der gar nicht mehr in seiner Nähe war.

„Sam?“, fragte er leise und schaute sich suchend um.

Nichts. Kein Waschbär war weit und breit zu sehen.

„Sam?“, rief er jetzt lauter.

Leises, schnell lauter werdendes, Schnattern drang an sein Ohr. Er folgte dem Geräusch und sah den Waschbären über den Platz gerannt kommen. Er trat zur Seite und machte so die Beifahrertür frei.

Mit einem Satz war Sam auf dem Sitz. Er schnatterte heftig.

„Sie haben einen Waschbären?“, fragte ein anderer Bewohner des Motels, der gerade über den Parkplatz lief. „Wissen Sie nicht, dass das einfach nur Schädlinge sind? Die übertragen Krankheiten und ...“

„Die Kinder haben ihn als Baby gefunden und mit der Flasche aufgezogen. So schnell wie die sich in ihn verliebt hatten, konnte ich nichts mehr machen“, versuchte Nick zu erklären.

„Sie sollten ihren Kindern schon beibringen was Schädlinge sind“, blieb der Mann stur.

„Und Sie sollten erstmal überhaupt Kinder bekommen, dann können wir weiter reden“, würgte Nick diesen unbelehrbaren Menschen ab. Was sollte er sich auch weiter mit ihm beschäftigen. Er verschwand hier und wenn er je wiederkommen sollte, dann wohl ohne einen Waschbären.

Auf dem Weg um den Wagen herum kam ihm noch ein Gedanke. Schnell holte er sein Tablet aus dem Kofferraum und stellte es auf Textverarbeitung ein. So konnte Sam ihm schneller antworten, sollte es notwendig sein.

„Der braucht weniger Platz“, sagte er und legte das Tablet auf den Beifahrersitz neben Sam.

Danke, schrieb Sam. Ich hab Hunger.

Nick ließ den Wagen an. „Ich muss eh noch tanken“, erklärte er nach einem kurzen Blick auf die Armaturen. „Dann bringe ich dir was mit. Hast du besondere Wünsche?“

Sandwich

„Okay, dann los.“
 

Wenige Straßen weiter gab es eine Tankstelle, an der Nick tankte und auch ein Sandwich für Sam besorgte, das der sich während der nächsten Kilometer einverleibte.

Nachdem er aufgefuttert und die Verpackung einfach in den Fußraum befördert hatte, rollte er sich auf dem Sitz zusammen und verschlief fast die gesamte Fahrt.



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