Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 278: Geistervernichtung ------------------------------- 278) Geistervernichtung Das Haus lang im Schatten einiger Bäume, halb versteckt hinter Sträuchern, hinter denen Sam den Impala abstellte. Die Taschenlampe hatte er schon auf dem Beifahrersitz liegen. Er nahm sie, stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Langsam umrundete er den Bauzaun, der das Haus umgab. Nach der Runde wusste er, dass er da eigentlich nicht hineingehen wollte, aber wer fragte schon nach wollen? Er schob sich zwischen zwei Zaunfeldern hindurch und betrat das Haus durch den Hintereingang. Sah das Äußere des Hauses schon schlimm aus, das Innere war verheerend. Die Decke des Obergeschosses hing an einigen Stellen herunter, da hier eine komplette Wand fehlte. Die Treppe nach oben hing schief und Sam war sich nicht sicher ob sie ihn tragen würde, wenn er nach oben müsste. Erstmal wollte er sich hier umschauen. Diese Geistererscheinungen gab es erst seit dem Einsturz, also müsste es ja mit irgendwelchen Schäden im Mauerwerk oder Boden zu tun haben. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe über die Wände und den Boden gleiten. Ihm fiel nichts Verdächtiges auf. Plötzlich sah er im Augenwinkel eine Gestalt. Er fuhr herum, doch der Schatten, Geist oder was immer es war, war weg. Er hörte ein Geräusch, das klang als würden Füßchen über ein Treppe trappeln. „Allein“, hörte er wie einen Windhauch durch das Haus wehen. Er runzelte die Stirn. Hatte er das Wort wirklich gehört? Egal! Viel wichtiger war, ob die Gestalt nach oben oder nach unten gelaufen war, denn das jemand neben ihm gestanden hatte, stand für ihn nicht zur Debatte. Er wusste, dass es Geister gab. Noch einmal warf er einen Blick auf die nach oben führende Treppe und entschied sich spontan für den Keller, in dem es nur zwei Räume gab. Er schaute sich beide an. In dem unter der Küche verweilte er länger. Ein großer Riss in der Wand zeigte wie stark die Explosion gewesen sein musste. Diese Kinder hätten sich umbringen können! Sam sah sich den Riss genauer an. An einer Kante sah die Wand anders aus, so als hätte jemand ein Loch neu verputzt, ein ziemlich riesiges Loch. Er untersuchte die Kanten. Irgendwie sah eine Stelle aus, als ob etwas in den Riss steckte. Sollte er … Nein. Nicht mit bloßen Händen! Er stieg die Treppe wieder nach oben, ging zum Impala und kam mit Benzin, Steinsalz und der Verlängerungsstange für den Wagenheber zurück. Er zog einen Salzkreis um den Riss. Bislang war der Geist ihm gegenüber eher desinteressiert gewesen. Er wollte jedoch nicht ausprobieren, ob es auch so blieb, wenn er merkte, dass es um seine Existenz ging. Kaum war der Halbkreis fertig, begann er auch schon den Riss zu erweitern. Er brach gerade den zweiten Betonbrocken los, als sein Blick auf einen Knochen fiel. „Oh Gott!“ Hastig arbeitete er weiter. Schnell wurde aus dem verdrängten Gedanken Gewissheit. Hier war ein Kind eingemauert worden! Ein eisiger Schauer rann über Sams Rücken. Nach und nach legte er das Skelett frei. Die Kleidung, die es teilweise noch trug ließ ihn darauf schließen, dass es hier schon eine halbe Ewigkeit versteckt war. Am Salzkreis erschien das Kind. Es sah komisch aus, irgendwie verschoben. „Alleine“, wisperte es und klang dabei wie Wind, der durch einen hohlen Baum strich. Die nächste Gänsehaut jagte über Sams Körper. „Du kannst gleich zu deiner Familie!“, versprach der Winchester verbissen und riss einen weiteren Brocken von der Wand. „Nein!“, protestierte der kleine Geist und verschwand. Der Schädel des Kindes fiel herunter und rollte bis zur Salzlinie. Über sich hörte Sam etwas poltern. Er schluckte und arbeitete noch verbissener weiter. Endlich hatte er eine so große Fläche freigelegt, dass unmöglich noch Knochen in der Wand sein konnten. Großzügig verteilte er erst das Salz dann Benzin auf dem Boden und an der Wand. Er riss ein Streichholzbriefchen an, ließ es fallen und sprang aus dem Kreis. Sollte sich der Geist doch noch gegen ihn wenden wollen, so würde es jetzt wohl nicht mehr so schlimm werden. Doch das Geisterkind tat nichts in dieser Richtung. Es stand einfach nur da und starrte auf das Feuer, bis es plötzlich selbst in Flammen stand. Seine Augen weiteten sich … Dann war es auch schon vorbei. Sam fühlte noch einen Nachhall der Hitze auf seiner Haut. Er streckte sich, klopfte sich den Staub von der Kleidung und sammelte Kanister und die improvisierte Brechstange ein. Auf dem Weg zum Impala machte sich wieder dieses warme Gefühl in seiner Brust breit, das er schon bei den letzten beiden Fällen hatte. Er fuhr ins Motel zurück. Bevor er ins Bett ging, telefonierte er noch mit Dean. Er erzählte von seinem Besuch bei der Uni und fragte nach seinen Bruder nach dessen Tag. Dean erzählte vom Unterricht und ein wenig von der Arbeit bei der Feuerwehr. Am nächsten Morgen machte er sich auf den Heimweg. Dieses Hochgefühl begleitete ihn. Unterwegs besorgte er chinesisches Essen, Dean mochte es und er wollte ihm eine kleine Freude machen, wenn er ihm mehr von der Uni uns seiner Bewerbung erzählte. Sam hatte gerade den Tisch gedeckt, als Dean zur Tür herein kam. Schnuppernd trat der näher. „Du hast chinesisch geholt?“, fragte er unsicher. Wollte Sam ihm jetzt einfach nur eine Freude machen oder kam gleich der große Hammer und er ging an diese Uni? „Ja, ich hatte Lust drauf und da du es ja auch gerne magst, dachte ich, ich bringe was mit.“ Dean lächelte schüchtern und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Als sie ihre Teller geleert hatten, konnte Dean seine Ungeduld nicht mehr beherrschen. Noch immer wartete er auf das drohende Unheil. „Und? Gehst du jetzt an diese Uni?“, platzte es aus ihn heraus. „Das weiß ich nicht“, antwortete Sam ruhig. „Sie hat mir gefallen und ich habe meine Bewerbungsunterlagen dagelassen.“ Er überlegte kurz. „Das ist wie bei unserer Wohnungssuche. Da haben wir die genommen, die uns so richtig gut gefallen hat. Dieses Mal muss ich jemandem richtig gut gefallen. Deshalb will ich auch zu mehreren Unis. So wie du gerne Feuerwehrmann werden willst, möchte ich Jura studieren“, erklärte er geduldig. „Dazu muss ich an einer Uni lernen. Ich würde gerne hier im Sioux Falls auf die Uni gehen, aber ich weiß nicht, ob sie mich wollen.“ Er seufzte leise. „Du könntest aber auch mit mir mitkommen.“ Er hob abwehrend die Hände. „Ich weiß, dass das sehr viel verlangt ist, Dean. Aber mit der Ausbildung könntest du überall arbeiten und so schnell wie du hier Freunde gefunden hast, würdest du auch neue Freunde finden. Oder ich ziehe alleine um. Du hast Jody und Bobby, deine Freunde und deine Arbeit. Ich komme in den Ferien her und wir denken darüber nach wo wir leben wollen, wenn ich mit dem Studium fertig bin.“ Sam fuhr sich durch die Haare. „Es ist alles etwas viel so auf einmal, das verstehe ich. Aber noch haben wir Zeit bis wir uns wirklich entscheiden müssen. Ich wollte dich nicht überfahren und vor vollendete Tatsachen stellen, deshalb habe ich dir das alles schon jetzt erzählt. Denk einfach mal darüber nach, ja?“ Dean musterte seinen Bruder stumm. „Ich möchte hier nicht weg. Aber ich möchte auch nicht alleine hier bleiben“, begann er leise. „Ich bin gerne hier mit dir. Ich ...“ er schüttelte den Kopf. Hatte er sich jetzt richtig ausgedrückt? „Du bist die einzige Konstante in meinem Leben. Ich weiß nicht, ob ich das alleine auch so schaffe.“ Er ließ den Kopf hängen. Abrupt drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer. Er musste das Ganze erst einmal verarbeiten. Bisher war es nur eine dunkle Wolke weit hinten am Horizont, doch plötzlich brach das Gewitter über ihn herein. Es machte ihn traurig, dass Sam nicht hier mit ihm leben wollte. Alle Pläne die Bobby, Jody, Sam und Dean für diesen Tag gehabt hatten und die einen Aufenthalt im Freien beinhalteten, wurden schon am Morgen vom Wetter zunichte gemacht. „Gut, dass es gestern nicht geregnet hat“, sagte Dean leise und stocherte weiter in seinem Pfannkuchen herum. „Habt ihr draußen gearbeitet?“, ging Sam nur zu gerne darauf ein. Dean hatte das Gespräch über die Uni wohl noch immer nicht richtig verdaut. Wenigstens redete er noch mit ihm. Vielleicht konnte er ihn ja so etwas ablenken. „Ja, wir haben das Dach mit Wellblech gedeckt.“ „Du kannst auch Dach decken?“, Sam schaut seinen Bruder bewundernd an. „Du bist echt ein Unikum an Talenten. So langsam komme ich mir ganz nutzlos vor.“ „Warum? Du willst Anwalt werden. Die verdienen viel mehr als Bauarbeiter.“ „Stimmt. Aber auch ein Anwalt braucht ein Haus.“ Dean nickte. „Ich könnte nie vor Menschen reden. Ich mag es ja schon nicht, wenn ich im Unterricht antworten soll.“ „Auch das wird sich irgendwann geben, wenn du es willst und wenn nicht?“ Sam zuckte mit den Schultern. „Wenn du kein Politiker werden willst, musst du das auch nicht.“ „Ich glaube nicht, dass ich das je möchte!“ Sam grinste. Sein Bruder war noch nie ein Mann der wohlgesetzten Worte gewesen, auch wenn es mit der Zeit besser geworden war und er sich auch mal zurückhalten konnte. Sie frühstückten in Ruhe zu Ende, räumten auf und machten sich dann auf den Weg zum singerschen Schrottplatz. „Wir wollten heute einen Eastwood-Filmenachmittag machen“, eröffnete Bobby ihnen nach der Begrüßung. „Nicht die Affen-Filme, bitte“, stöhnte Sam. „Die auch.“ Sam verdrehte die Augen. „Hat der denn so viele Filme gemacht“, fragte Dean, „dass die für einen weiteren Nachmittag reichen?“ „Ich glaube wir könnten noch ein Woche nur seine Filme gucken“, antwortete Sam. „Oh, schön!“, freute sich Dean. „Wann fangen wir an?“ „Wir können in einer halben Stunde essen.“ Jody sah Sams unruhige Blicke immer wieder zu Bobby wandern und wandte sich an Dean. „Du kannst mir bei den Muffins helfen.“ Sofort nickte der und ging in die Küche. „Muffins?“, fragte Sam. „Zum Filmenachmittag gehören Muffins“, informierte sie ihn und folgte ihrem Gehilfen, „und Chips und Zuckerkekse und Brownies!“ Aber diesen Einwurf hörte Sam schon nicht mehr, denn er war schon im Büro verschwunden. „Was kann ich für dich tun?“ Natürlich waren Bobby Sams Blicke nicht entgangen und er ihm also sofort gefolgt. „Bist du nächsten Samstag da?“ „Ja, warum?“ „Ich bin mit den Vorbereitungen für das Jägernetzwerk soweit fertig und wollte es Samstag einrichten.“ „Gut, das können wir tun, aber das ist nicht alles, oder?“ „Nein. Ich wollte dich bitten Madison, Wisconsin im Auge zu behalten. Es sind mehrere Kinder gestorben. Ich habe den Geist in der vorletzten Nacht vernichtet. Ich will nur sicher gehen, dass es wirklich an ihm lag und ich nichts übersehen habe.“ „Du hast schon wieder gejagt?“, fragte Bobby missbilligend. „Ja. Ich war vor Ort und bin darüber gestolpert. Allerdings wäre ich auf jeden Fall gestern wieder hergekommen, auch wenn ich ihn nicht vernichtet hätte. Dann hättest du dich um einen Jäger kümmern müssen!“ „Ich achte darauf, aber du solltest auch darauf achten, dass du hier einen Menschen hast, der dich braucht und der wichtiger sein sollte, als alle anderen Menschen!“ Sam nickte etwas gereizt. „Natürlich ist Dean wichtiger als alle anderen. Aber Dean kommt inzwischen sehr gut alleine zurecht und ganz ehrlich: Ich sehe nicht wirklich ein, dass ich den anderen nicht auch helfe, wenn ich vor Ort bin und es kann.“ Er schaute noch einmal zu Bobby und ging in die Küche, um jeder weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen. Bobby seufzte. Wenn Dean so reagierte hätte, hätte Sam sich aufgeregt. Er konnte nur immer wieder darauf verweisen, dass Dean ihn brauchte und dass sie ausgestiegen waren. Und hoffen, dass Dean sich endlich erinnerte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)