Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 277: Von der Uni zum nächsten Fall ------------------------------------------ 277) Von der Uni zum nächsten Fall Drei Stunden später hatte Sam den Friedhof ausfindig gemacht. Es war kurz vor zwei. Er rieb sich über das Gesicht. Sollte er jetzt gleich noch los? Eigentlich wäre es das Sinnvollste. Nein nicht nur eigentlich. Heute war Samstag und Dean würde in ein paar Stunden zur Arbeit fahren. Es war die beste Gelegenheit ausschlafen zu können, ohne dass jemand fragen kam. Er klappte seinen Laptop zu, nahm seine Jacke und schlich sich aus dem Haus. Den Impala versuchte er möglichst leise zu starten und ohne viel Gas vom Hof zu rollen. Dean hörte den Wagen trotzdem. Er blinzelte kurz, drehte den Kopf auf die andere Seite und schlief wieder ein. Sam fuhr zum Friedhof von Hillcrest. Es war eine regnerische Nacht, was ihm die Arbeit zumindest soweit erleichterte, dass kaum jemand unterwegs war, schon gar nicht auf dem Friedhof. Das war aber auch schon alles. Das Graben war mühselig, die Erde schwer und nicht nur einmal rutsche ein Teil des Randes ab, den er fluchend wieder nach oben schaufeln musste. Verdammtes Wetter! Letztendlich schaffte er es aber doch den Sarg freizulegen. Er zerschlug den Deckel, streute Salz über den verwesten Körper, schüttete reichlich Benzin darüber und zündete alles mit einem Streichholzbriefchen an. Sofort loderten die Flammen hoch und Sam kam nicht umhin die plötzliche Wärme zu genießen. Das Feuer brannte herunter und er begann das Grab wieder zuzuschaufeln. Müde, zerschlagen und frierend kam Sam zurück zu ihrem Häuschen. Er duschte ausgiebig und machte sich dann in der Mikrowelle eine Tasse Milch heiß, um sich auch innerlich wieder aufzuwärmen. Er saß an der Theke und schlürfte seinen Kakao. Die Tür zu Deans Zimmer öffnete sich und gleich darauf stand ein verschlafen blickender Dean vor ihm. „Warst du weg?“, fragte er leise. „Ja, ich hab mir Kopfschmerztabletten geholt“, log Sam. „Und was gegen Erkältung. Ich glaube ich hab mir was eingefangen.“ „Soll ich dir einen Tee kochen?“ „Das ist lieb von dir, aber danke, nein. Ich habe mir Kakao gemacht und gehe auch gleich wieder ins Bett. Außerdem musst du doch gleich wieder arbeiten. Leg dich lieber nochmal hin und schlaf noch etwas“, bat Sam. Er fühlte sich schlecht seinen Bruder so angelogen zu haben. Aber was hätte er sonst sagen sollen? Dean blickte ihm in die Augen, bevor er kurz nickte und wieder in seinem Zimmer verschwand. So einfach war das wohl nicht mehr, mit dem Davonschleichen, überlegte Sam. In aller Ruhe trank er seine Tasse leer und ging dann ebenfalls ins Bett. Er konnte ausschlafen und als Dean abends vom Arbeiten kam, empfing er ihn mit Steak, Süßkartoffelbrei und Salat. „Wie geht’s deiner Erkältung?“, fragte Dean beim Essen. „Ich scheine sie im Keim erstickt zu haben.“ „Dann können wir morgen zu Jody?“ „Aber klar. Ich weiß doch wie sehr du dich auf jeden Sonntag freust.“ Dean lächelte und Sam versuchte zu ignorieren wie sehr es ihn schmerzte, dass sein Bruder einfach nicht mit Bobby warm wurde. Der erste Universitätsbesuch stand an. Mit dem Rucksack in der Hand kam Sam die Treppe herunter. „Ich dachte du wolltest nach der Arbeit fahren“, stellte Dean leise fest. „Ich fahre nach der Arbeit. Aber so muss ich nicht nochmal herkommen.“ „Wann kommst du wieder?“, wollte Dean leise wissen. Ihm gefiel der Gedanke, dass Sam irgendwo anders studieren wollte noch immer nicht. Sein Leben hatte sich gerade erst zusammengefügt, er hatte gerade begonnen sich sicher zu fühlen und jetzt war wieder alles offen. „Morgen Abend. Spätestens Samstag wenn du von der Arbeit kommst, bin ich wieder da.“ „Okay“, nickte er nur und packte das Lunchpaket für seinen Bruder. „Du bist der Beste, weißt du das?“, stellte Sam leise fest. „Wenn es dich nicht geben würde, müsste man dich erfinden!“ Dean schaute ihn einfach nur stumm an, doch seine Augen sagten ihm ganz deutlich: Wenn das so wäre, würdest du nicht woanders studieren wollen! Sam seufzte leise und schob diesen Vorwurf beiseite. Es brachte nichts jetzt darüber zu diskutieren, solange sie die endgültigen Fakten nicht kannten. Aber er machte sich jetzt schon mal auf eine anstrengende Diskussion gefasst, doch jetzt stand erstmal die Schule an. Lächelnd lief Sam am Abend zum Impala und warf seinen Rucksack auf den Rücksitz. Es war ein tolles Gefühl wieder auf Tour zu gehen, wenn auch die Wehmut, dass Dean nicht an seiner Seite war, ihm ein flaues Gefühl im Magen bescherte. Immerhin war es lange nicht so groß wie zu der Zeit, als Dean als Wolf durch die Wälder lief. Da fiel ihm ein, dass er seinen Bruder immer mal fragen wollte, wie er nach Kalifornien gekommen war. Das war nicht gerade ein Katzensprung gewesen. Die Chance auf eine Antwort hatte er wohl vertan. Zumindest vorerst. Er schaltete das Radio ein und fuhr los. Kurz vor eins kam er in Madison, Wisconsin, an. Er checkte im ersten Motel ein, das auf seinem Weg lag und es entpuppte sich als gute Wahl. Das Zimmer war sauber und ohne Blümchentapete und die Matratze war zumindest so neu, dass sich noch keine Kuhle gebildet hatte. Er schlief hervorragend und für seine Verhältnisse auch ziemlich lange. Doch das war egal. Sein Termin für die Besichtigung war erst um zwölf. Er duschte ausgiebig und ging danach in dem Diner frühstücken, das keinen Block entfernt lag. „Was darf‘s sein?“, fragte die Bedienung, eine zierliche Brünette. „Was ist das Studentenfrühstück?“, wollte Sam wissen und schenkte ihr ein Lächeln. „Kaffee, Müsli mit Milch, oder wahlweise auch ein Berg Pfannkuchen, und Rührei auf Toast.“ „Und das wird genommen?“ „Sehr gerne. Es ist wirklich lecker.“ „Okay, dann die Variante mit dem Müsli und den Kaffee mit viel Milch, bitte.“ „Gerne.“ Sie verschwand in der Küche und ließ Sam alleine. Er schaute sich um und zog sich dann die aktuelle Tageszeitung heran. „Sind Sie Student?“, fragte sie ihn, als sie sein Frühstück vor ihm abstellte. „Ich hab Sie hier noch nie gesehen.“ „Nein, ich will mich hier umschauen. Vielleicht studiere ich ja nächstes Jahr hier.“ „Was wollen Sie studieren?“, fragte sie neugierig. „Jura.“ Neue Gäste betraten das Diner. Die Bedienung wandte sich ihnen zu und ließ Sam in Ruhe frühstücken. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte und so wandte er sich wieder der Zeitung zu. Auf Seite drei berichtete ein Reporter, dass der Rat einen Abriss des alten Foster-Haus in der Nähe der Eisenbahn nicht beschlossen hatte, weil die finanziellen Mittel dafür nicht da wären, dass aber der städtische Bauhof das Gelände einzäunt, um die örtliche Jugend zu schützen. Sam schnaubte. Als ob ein Bauzaun Kinder davon abhalten würde, in ein baufälliges Haus zu gehen. Er warf noch einen Blick auf die Uhr, faltete die Zeitung zusammen und winkte der Bedienung um zu zahlen. Die Besichtigungstour war interessant und informativ. Die Uni gefiel ihm auch sonst so gut, dass Sam an deren Ende seine Bewerbungsunterlagen einreichte. Vielleicht hatte er ja Glück und wurde angenommen. Dann könnte er an den Wochenenden nach Hause fahren. Sieben Stunden waren zwar kein Pappenstiel, aber auch nicht so weit weg, dass er das nicht schaffen konnte. Es war kurz vor vier und er überlegte, ob er gleich noch zurückfahren sollte. Dean würde sich freuen. Zuerst wollte er aber noch einmal die Gastfreundschaft des kleinen Diners in Anspruch nehmen. Danach würde er weitersehen. Nach dem guten Essen ging er zu Fuß zurück zum Motel. Er hatte sich entschlossen gleich zu fahren. Ein Wagen parkte kurz vor ihm am Straßenrand. Eine Frau, ganz in schwarz, stieg aus der Beifahrerseite aus, öffnete die Tür zum Rücksitz und zerrte einen Jungen von vielleicht zwölf Jahren heraus. „Ich will dass du nie wieder auch nur in die Nähe dieses Hauses gehst, ist das klar?“ Ihre Stimme klang verweint und Sam sah den Jungen nicken. In der Zwischenzeit war auch der Mann ausgestiegen. Er öffnete ebenfalls die Tür zum Fond und ließ ein Mädchen aussteigen. „Sei nicht kindisch, Zoe. Wir haben auch im Foster-Haus gespielt.“ „Das ist über dreißig Jahre her und damals war das Haus auch nicht halb eingefallen! Wer weiß was da lauert.“ Sam passierte das Paar und hörte ihn in seinem Rücken fragen: „Was soll denn da lauern?“ „Asbest? Schimmel? Joeys Gesundheit war angegriffen. Trotzdem hätte er nicht sterben müssen! Ich bin mir sicher, dass das Haus schuld daran ist und ich will nicht ...“ Sie schluchzte. „Ich will keines meiner Kinder beerdigen müssen!“ Ihr Mann nickte nur stumm. Nein! Das wollte er auch nicht. Auf dem letzten Stück Weg zum Motel wanderten Sams Gedanken in alle Richtungen. War das Zufall? War es ein Fall? Konnte er sehenden Auges abreisen? Was wenn wieder Kinder starben? Oder war es einfach nur Pech für den Jungen und er hatte sich mit Schimmelpilzen infiziert? Letztendlich entschied er sich für eine Art Kompromiss. Er würde das Internet durchsuchen, was er über das Haus und den toten Joey finden konnte und er wollte sich das Haus ansehen. War es ein Fall und konnte er jetzt etwas ausrichten, gut. War es einfach nur ein Unfall? Noch besser. War es aber ein Fall und bedurfte der einer längeren Recherche, dann sollte Bobby einen anderen Jäger finden. Er wollte und würde morgen zurückfahren. Das hatte er Dean versprochen! Schon bald hatte Sam einen Wust an Informationen zusammengetragen. Die Familie Foster galt als mehr als seltsam und da war es kein Wunder, dass die Menschen redeten. Angeheizt wurde die Gerüchteküche durch den Unfalltod des Mannes, nach dem seine Frau den Ort verließ. Das Haus verfiel und die Kinder und Jugend der Umgebung fand es toll sich in diesem Haus bei Mutproben ihre Portion Grusel zu holen. „So viel zur Geschichte“, murmelte Sam und schaute auf seine Notizen. Kinder berichteten davon, dass sie glaubten jemanden gesehen zu haben, einige sagten auch, dass es sich angefühlt hätte, als hätte sie jemand berührt oder sogar geschubst. Außerdem hatten Jugendliche vor ein paar Jahren in dem Haus mit Feuerwerk experimentiert und dadurch ein paar Wände und einen Teil des Küchenbodens zum Einsturz gebracht. Grübelnd tippte sich Sam mit dem Stift an die Unterlippe und begann auf dessen Ende herumzukauen. Wann war der Einsturz und wann waren diese Geistersichtungen? Wann begannen sie? Vor oder nach dem Einsturz? Noch einmal ging er seine Fakten durch und suchte die Daten zu den einzelnen Sichtungen heraus. „Nach dem Einsturz, also“, murmelte er leise. „Gut.“ Sein Blick wanderte zum Fenster, hinter dem die einbrechende Dämmerung den Beginn der Nacht verkündete. Sam schaltete seinen Laptop aus, stand auf und nahm sich seine Jacke. Er fuhr zu einem Baumarkt und kaufte einen Sack Steinsalz und einen Kanister für Benzin. Seit sie nach Deans Unfall bei Bobby eingezogen waren, war der Kofferraum des Impalas komplett leergeräumt. Nichts erinnerte mehr an das Geheimfach unter der Abdeckung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)