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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein Katastrophen-Tag

268 ) Ein Katastrophen-Tag
 

Regen klatschte an die Fensterscheiben, als die Brüder an ihrem ersten Schultag die Augen aufschlugen.

Dean machte sich schnell fertig und wollte dann in der Küche damit beginnen, Frühstück für Sam vorzubereiten. Doch schon das erste Ei rutschte ihm aus der Hand rutschte und zerplatzte auf dem Boden. Leise seufzend ging er in die Hocke und wischte die Sauerei auf. Den Gedanken an ein warmes Frühstück für Sam verwarf er. Er selbst hatte keinen Hunger und Sam würde sich auch mit Cornflakes zufrieden geben.

Blieb nur Kaffee zu kochen. Er schaufelte die doppelte Menge des schwarzen Pulvers in den Filter und schaltete die Maschine an. Er mochte das bittere Zeug zwar noch immer nicht, doch heute brauchte er einen, um wach zu werden, um runter zu kommen, um sich einfach an einer Tasse festhalten zu können und um seine flatternden Hände irgendwie zu beschäftigen. Süßer Kakao würde ihn da nur noch kribbeliger machen!

Wieder sollte er neue Menschen kennenlernen und wieder war er sich nicht sicher, ob er das wollte. Falsch! Er war sich sicher, dass er das nicht wollte, aber noch sicherer war er sich, dass er diesen Lehrgang machen wollte und da war die Bekanntschaft von neuen Menschen wohl nicht zu vermeiden.

Eigentlich hatte er ja gehofft, dass Sam Recht behielt und es mit der Zeit leichter wurde. Schließlich waren es nicht die ersten Fremden, die er seit seiner Amnesie traf! Trotzdem war er jedes Mal wieder nervös und gerade jetzt wollte er sich am Liebsten in seinem Bett verkriechen.

So innerlich zerrissen fand ihn Sam dann auch an der Theke hockend, als er, leise vor sich hin summend, die Treppe herunterkam. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, füllte erst Cornflakes und dann Milch in die Schüssel und erst als er sich den Löffel in den Mund schob, bemerkte er was sein Bruder in der Tasse hatte.

„Du trinkst Kaffee?“, fragte er irritiert.

„Hm“, machte Dean nur.

„Hast du was gegessen?“, fragte Sam weiter.

„Hmhm.“

„Dean, du …“, begann Sam und brach wieder ab. „Du hast Bedenken wie die anderen Kursteilnehmer so sind und ob du es schaffst?“

Dean zuckte, in die Betrachtung seines Kaffees vertieft, nur mit den Schultern.

„Du hast doch schon so viele andere Menschen kennen gelernt. „Rachel, Scott. Ed, Greg, die Männer bei der Feuerwehr.“

„Ja, aber …“

„ … da konntest du jederzeit gehen und musstest sie auch nie wieder sehen, wenn du es nicht wolltest“, vollendete Sam auch diesen Satz. „Hier musst du auch morgen wieder hin.“

Dean nickte.

„Da kann ich dir leider auch nicht helfen, aber vielleicht hilft dir ja der Gedanke, dass es für die Anderen genauso neu ist wie für dich, etwas weiter?“

Dean zuckte mit den Schultern. „Zur Zeit nicht!“, nuschelte er.

Sam seufzte und wandte sich, mit einem traurigen Blick zu seinem Bruder, seinem Frühstück zu.

Kaum legte er den Löffel beiseite, sprang Dean auch schon auf und brachte alles zurück an seinen Platz. Er schüttete seinen Kaffee, den er kaum angerührt hatte, weg und wischte imaginäre Krümel und Kaffeeflecken von der Theke. Sam seufzte erneut. Er trank seinen Kaffee aus und räumte die Tasse in die Spüle.

Nach seiner Jacke greifend trat er zu seinem Bruder, der nervös in seiner „Schul“-Tasche kramte.

„Du hast alles drin“, versuchte er ihn zu beruhigen. „Wir haben die Tasche gestern zusammen gepackt und mir ist bis jetzt nichts eingefallen, was du noch brauchen könntest.“

Dean zog die Hand aus der Tasche, seufzte und kämpfte mit sich, um nicht doch noch einmal den kompletten Inhalt durchzugehen.

„Na komm, lass uns fahren, sonst kommen wir noch zu spät.“

Dean nickte, schloss die Tasche und griff ebenfalls nach seiner Jacke.

Gemeinsam verließen sie das Haus und gingen zu ihren Wagen. Sie verabschiedeten sich mit einem Nicken und stiegen ein.

Nacheinander fuhren sie vom Hof.
 

Das freundliche, wenn auch von leichter Skepsis seitens des Studienberaters, geprägte Gespräch war noch das Beste an diesem ersten Schultag für Sam. Leider dauerte es etwas länger. Erst das Schnarren der Sprechanlage beendete diese Unterhaltung.

„Mr. Miller? Dexter ist in der Leitung“, ertönte die Stimme der Sekretärin,

Mr. Miller schaute auf die Uhr. „Danke Paula. Stellen Sie durch.“

Er wandte sich noch einmal an Sam. „Viel Erfolg“, wünschte er ihn und komplimentierte ihn so aus dem Büro.

„Danke“, erwiderte Sam.

„Auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich auch von der Sekretärin. Dann hetzte er die Treppen hinunter. Warum mussten Lehrkräfte ihre Büros eigentlich immer ganz oben in den Gebäuden haben?

Drei Etagen tiefer rannte er durch den Gang13, 15. Schlitternd kam er vor der Tür mit der Nummer 17zu stehen. Erst als er klopfen wollte, sah er, dass es 2.17 war. Er musste aber zu 3.17.

„Verdammt“, zerknirschte er zwischen den Zähnen und rannte zur Treppe zurück.

Immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend rannte er wieder einen Stock nach oben und durch den gang.

Wieder kam er schlitternd vor der Tür zum Stehen.

Dieses Mal war es die richtige. Trotzdem musste er sich ein paar Sekunden Zeit nehmen, um seinen rasenden Herzschlag und die stoßweise Atmung zu beruhigen. Erst dann klopfte er und trat ein.

46 misstrauische Augen schauten ihm vorwurfsvoll entgegen. Einige davon waren vielleicht sogar etwas schadenfroh, obwohl er sich darauf keinen Reim machen konnte.

„Und Sie sind?“, wollte der Tutor auch sofort, ziemlich unterkühlt, wissen.

„Sam Winchester. Ich bin neu am College. Herr Miller hat mich Ihrer Gruppe zugewiesen. Das Gespräch hat etwas länger gedauert und … Die Verspätung tut mir Leid.“

„Neu am College? Dann erzählen Sie uns mal was von sich, Mr. Winchester!“, forderte der Tutor ihn auf.

Sam hatte eine ganze Weile darüber nachgedacht, was er über sich preisgeben sollte und vor allem wollte. Was musste er sagen und wie viel durfte er verschweigen? Jetzt erzählte er im Groben die Geschichte, die er schon seinem Studienberater erzählt hatte: „Ich bin in Stanford aufs College gegangen, bis meine Freundin bei einem Brand in unserer Wohnung ums Leben kam. Ich war in der Bibliothek und als ich zurückkam, stand die Feuerwehr vor unserem Wohnheim.“ Er schluckte. Es tat trotz der langen Zeit, die vergangen war, immer noch weh. „Danach habe ich es da nicht mehr ausgehalten. Ich bin bei meinem Bruder untergekrochen. Ich brauchte Zeit, um mir klar zu werden, was ich wollte und wie es weitergehen sollte.“

„Und das hat so lange gedauert?“, fragte einer der Kommilitonen ziemlich von oben herab. „Du bist doch viel älter als wir!“

Sam musterte den Sprecher. Er schien groß und gut durchtrainiert. Einer der sich seiner Wirkung sehr wohl bewusst war. Kurz musste Sam an seinem Bruder denken. Dean war sich seiner Wirkung auch bewusst, zumindest nahm er das an, aber im Gegensatz zu diesem Typen hatte Dean nie bewusst an seinem Äußeren gearbeitet, um zu wirken.

Er schob den Gedanken beiseite. „Wenn noch der eine oder andere Schicksalsschlag dazu kommt?“, erklärte Sam, nicht gewillt noch mehr preiszugeben. Er blickte zu seinem Tutor und wartete darauf, sich endlich hinsetzen zu dürfen.

„Danke, setzen Sie sich, damit wir endlich beginnen können“, erklärte der frostig.

„Und woher wissen wir, dass du den Brand nicht gelegt hast, um sie loszuwerden?“, trumpfte der Kerl auf, der vorhin schon gefragt hatte.

„WENN ich sie hätte loswerden wollen, hätte ich es ihr gesagt.“

„Das würde ich jetzt auch sagen!“ Er blickte sich beifallheischend um.

Einige der Kommilitonen nickten, andere schüttelten missbilligend die Köpfe, doch die meisten empfanden das eher als willkommenes Hinauszögern des Unterrichts. Sie würden sich irgendwann später vielleicht eine Meinung über den Neuen bilden.

„Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du so was nie durchmachen musst!“, erklärte Sam frostig. Er ging zu einem freien Platz in der hintersten Bank und ließ sich darauf nieder.

„Mr. Thatcher, heben Sie sich Ihre Suggestivfragen fürs nächste Jahr auf, falls Sie es an die Juristischen Fakultät schaffen. Wobei wir wieder beim Thema wären“, nahm der Tutor seinen unterbrochenen Einführungs-Powerpoint-Vortrag zum letzten Studienjahr wieder auf, in dem er noch einmal aufführte welche Kurse noch anstanden und wie die Prüfungsmodalitäten aussahen.

Sam atmete erleichtert durch und konzentrierte sich auf seinen Tutor. Den ersten Tag hatte er sich so nicht vorgestellt.

War er vor fünf Jahren auch so grausam gewesen?
 

Auch in den Kursen am Vormittag war es nicht viel besser. Zwar kam er nicht noch einmal zu spät und musste sich auch nicht noch einmal vor versammelter Mannschaft vorstellen, aber dennoch sprachen ihn seiner Sitznachbarn auf das leidige Thema an. Warum hatten sie ihn vorher noch nie hier gesehen? Wo kam er her und die Frage, die er am meisten hasste war: Was mache er noch auf dem College? Er sah doch schließlich schon so alt aus…

Sam hatte das Gefühl hier einen emotionalen Spießrutenlauf absolvieren zu müssen. Hoffentlich wurde das bald besser! So würde er das Schuljahr hier nicht schaffen!

Die Mittagspause verbrachte er alleine. Er hatte genug von seinen Kommilitonen, deren Blicke er trotzdem die ganze Zeit auf sich fühlte, auch wenn er extra darauf geachtet hatte sich an einen Tisch zusetzen von dem aus er niemanden aus seinen Kursen sehen konnte. Er wollte keine Fragen mehr beantworten auch wenn dass vielleicht verhindert hätte, dass sie jetzt wohl über ihn tratschten.

Wenigstens blieb er vor den, auf jedem Campus obligatorischen, Psychiologie- oder Sozial-Studentinnen verschont, einen Neuen schon eine Meile gegen den Wind zu wittern schienen und an ihm nur zu gerne ihre nicht vorhandenen analytischen Fähigkeiten ausprobieren wollten, oder mehr.

Er wünschte sich, Dean wäre hier. Mit ihm an seiner Seite wäre es hier wesentlich einfacher und auch nicht so einsam. Aber sein Bruder wäre hier wohl schon weggelaufen. Früher hätte ihn das nicht gestört. Heute war er emotional viel labiler. Hoffentlich ging es Dean in seiner Klasse besser!



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