Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 262: Feuerwehreinsatz ----------------------------- 262) Feuerwehreinsatz Als Sam am nächsten Tag nach Hause kam, lag neben seinem Teller ein Brief einer Anwaltskanzlei. Hastig riss er ihn auf. „Ich hab morgen ein Vorstellungsgespräch!“, teilte er Dean lachend mit. Eigentlich hatte er nicht mehr damit gerechnet überhaupt noch berücksichtigt zu werden, so lange wie die Bewerbungen schon unterwegs waren. „Willst du noch mehr arbeiten? Dann bist du ja gar nicht mehr hier, oder?“, stellte Dean ruhig fest. Würde er noch länger alleine bleiben? Er war nicht gerne alleine! „Nein, Dean. Wenn ich wirklich in der Kanzlei angenommen werden sollte, dann mache ich da nur ein Praktikum. In der Zeit arbeite ich nicht in der Bibliothek.“ „Okay“, blieb Dean skeptisch. Sam hatte seine Befürchtungen noch nicht wirklich zerstreut. „Erstmal ist das ja nur ein Vorstellungsgespräch. Also keine Panik. Sie müssen mich dann immer noch annehmen.“ Sam ging nach oben in sein Zimmer, um seinen Laptop wegzulegen. Auf der Treppe holte er sein Handy aus der Tasche und rief die Kanzlei an, um den kurzfristigen Termin zuzusagen. Ein Gefühl, dass Dean am Freitag wohl anders beschrieben hätte, aber ebenso empfand. Natürlich war er wieder mit Greg zur Feuerwache gefahren. Gerade als sie ihr Werkzeug ausgebreitet hatten, um bei einem der Wagen einen Ölwechsel machen zu können, ging ein Notruf ein. Chief Morris kam aus seinem Büro und stellte sich in die Tür. „Wie siehts aus Dean, hast du Lust zu einem Einsatz mitzukommen? Ihr könnt jetzt je eh nicht an dem Wagen arbeiten.“ Der Winchester schaute zum Chief auf. Seine Augen leuchteten vor Freude, als er nickte. „Gerne!“ „Jaja, nimm mir ruhig meinen Gehilfen weg“, grummelte Greg. „Oh!“, machte Dean betreten. „Wenn du mich brauchst, bleib ich natürlich hier!“ Greg erhob sich und schaute Dean in die Augen. „Fahr mit, Junge. Das war nur ein Scherz! Fahr und schau es dir an! Ich setzte mich ins Büro und genieße einen Tee. Danach werde ich mal schauen, was hier sonst noch meiner Hände bedarf.“ Sofort kehrte die Freude in Deans Augen zurück. „Pass mir auf ihn auf“, ermahnte Greg den Chief ernst und der nickte. „Komm mit“, bat er den Winchester und ging in den Umkleideraum. Dort nahm er eine Jacke vom Haken, die er ihm gab. „Zieh die bitte an und du bleibst immer in meiner Nähe, okay?“ Dean nickte sofort. Das hätte der Chief nicht direkt erwähnen müssen, denn in unbekannten Situationen fühlte er sich bei Menschen, die er kannte, einfach sicherer. So hatte es ja auch Sam immer wieder mit ihm gemacht. „Dann steig ein“, sagte der Chief und deutete auf seinen Einsatzwagen. Sofort rutschte Dean auf den Beifahrersitz. Der Chief war ebenfalls eingestiegen und schon rasten sie mit eingeschalteter Sirene und Blaulicht hinter dem Einsatzwagen zum Brand. Dean schaute fasziniert auf die vorbeirasenden Gebäude und sah, wie die anderen Verkehrsteilnehmer ihnen Platz machten. „So finde ich fahren toll!“, erklärte er staunend. „Ja, stimmt. Aber das dürfen wir nur mit eingeschalteten Signalen und auch dann müssen wir aufpassen.“ Vor dem brennenden Haus stieg der Chief aus und begann sofort seine Männer einzuteilen. Dean war ebenfalls ausgestiegen, blieb aber hinter dem Wagen stehen, schließlich wollte er niemanden behindern. Gebannt schaute er auf die Männer, wie sie ihre Schläuche ausrollten, die Straße sicherten und ins Haus stürmten und er überlegte, ob er das auch könnte. Nachdem die Männer im Haus verschwunden waren, schaute er begannt auf die Flammen, denen der Wasserstrahl aus den dicken Schläuchen kaum etwas auszumachen schien. Plötzlich stutzte er. Konnte das sein? Er hielt den Atem an. Da! Da war es wieder! An einem Eckfenster konnte er eine verschwommene Gestalt und, ganz deutlich, eine Hand sehen. „Chief! Chief!“, rief er aufgeregt. „Chief! Da oben sind noch Menschen!“, erklärte er, kaum dass sich Chief Morris kurz zu ihm umschaute. Für einen Augenblick stutzte Morris. Eigentlich wollte er Dean nur zurechtweisen, damit der ihn nicht ablenkte, solange der Brand noch wütete. Doch was hatte er gesagt? Da waren noch Menschen im Haus? „Bist du dir sicher?“, wollte er wissen und ging zu ihm hinüber. „Ja! Ich hab sie deutlich gesehen. Da oben!“ Dean deutete auf das Eckfenster. „Buono? Wie weit seid ihr mit den Wohnungen? Im zweiten sollen noch Personen sein!“, gab er Deans Beobachtungen über Funk durch. „Da waren wir schon!“, kam es schnarrend zurück. Morris schaute fragend zu Dean, der verunsichert mit den Schultern zuckte. Doch plötzlich war da wieder die Hand zu sehen und er deutete auf das Fenster. „Da“, wisperte er kaum hörbar. Der Chief konnte lediglich an Deans Lippenbewegung ablesen, dass der Winchester etwas sagte. Aber er sah dessen Armbewegung und folgte seinem Blick. Sofort griff er nach dem Funkgerät: „Im zweiten Obergeschoss sind noch Personen! Südliche Ecke!“, gab der an die Männer durch. „Okay, wie sehen noch mal nach!“ Eine gefühlte Ewigkeit später brachten zwei Feuerwehrmänner eine junge Frau und ein kleines Kind nach draußen und übergaben sie an die bereitstehenden Sanitäter. „Wir sind durch“, gab einer der Männer an den Chief weiter. „Alles klar! Löscharbeiten intensivieren!“, sprach er in sein Funkgerät. In aller Ruhe ging er auf den Winchester zu. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Gut gemacht, Dean! Ohne dich hätten sie vielleicht nicht überlebt.“ Über Deans Gesicht legte sich ein Strahlen, das auch auf der Rückfahrt nicht verschwand. Auf der Wache gab Dean die Jacke zurück und ging dann zu Greg, um ihm bei den letzten Arbeiten zu helfen und ihm zu berichten, was er alles gesehen hatte. Er musste es einfach loswerden, bevor er platzte. Eigentlich hätte er das jetzt lieber Sam erzählt. Aber der war arbeiten und hatte ihn gebeten, ihn nur in dringendsten Notfällen anzurufen. Das hier war aber kein Notfall! Darren Buono, Leutnant der Drehleiter, ging zu einer kurzen Nachbesprechung des Einsatzes in das Büro des Chiefs. „Was ist mit dem Typen, der heute bei Ihnen mitgefahren ist? Irgendwie ist der komisch.“ „Dean? Er hat eine retrograde Amnesie. Einer der seltenen Fälle, bei denen alles weg ist. Er hatte einen Unfall. Ist erst ein paar Monate her. Fragen Sie mich nicht, was oder warum. Greg und Emily Prudell versuchen ihn so viel wie möglich einzubinden, damit er ins Leben zurückfinden kann.“ „Ein paar Monate erst? Dafür ist er aber schon ziemlich gut, denke ich. Amnesien sind ja alle verschieden und so wirklich weiß wohl kaum einer etwas darüber.“ Der Chief nickte. „Er hat sich wohl schon vor diesem Unfall für die Feuerwehr interessiert und scheint auch jetzt davon fasziniert zu sein, deshalb habe ich ihn mitgenommen. Vielleicht will er ja in diese Richtung. Allerdings erst nächstes Jahr, wie er selbst meinte. Er müsste noch lernen.“ Darren nickte grinsend. Das war mal eine untypische Ansage, die er so noch nicht gehört hatte. „Sie könnten mal ein paar Runden mit ihm drehen, um zu testen wie fit er ist. Möglich, dass das eine Entscheidung beeinflusst. Wenn er nicht fit ist ...“ Er ließ die Konsequenz offen, weil sie nicht ausgesprochen werden mussten. „Wenn Sie wollen kann ich das gleich mal machen“, bot Buono an. „Wenn Sie fit dafür sind, gerne.“ „Okay, ich suche ihm ein paar Sachen raus.“ „Und sprechen Sie vorher bitte mit Mr. Prudell!“ Darren nickte und ging zu den Handwerkern, die jetzt doch noch den Ölwechsel machten. „Hey, ich bin Darren“, stellte er sich vor und hielt Dean die Hand hin. Der Winchester griff zu „Dean“, antwortete er. „Hast du Lust eine Trainingsrunde mit mir zu drehen, wenn du hier fertig bist?“ Deans Blick huschte zu Greg. „Geh ruhig, wir sind fast durch und ich warte auch, bis ich dich mitnehmen kann. Nicht das mir Sam den Kopf abreißt, nur weil er denkt, dass ich dich irgendwo vergessen habe.“ Greg grinste. „Das würde Sam nie tun“, entgegnete Dean entsetzt. Wieso dachte Greg sowas von seinem Bruder? „Ich weiß Dean. Das ist nur eine Redensart.“ Erleichtert atmete Dean durch und schaute dann zu Darren. „Gerne. Aber ich kann nicht viel und ich weiß nicht was ich tun soll.“ „Keine Angst. Ich erkläre es dir und mache es auch vor.“ Noch einmal nickte Dean und folgte Buono in die Umkleide, wo er eine Einsatzmontur bekam und sich umziehen konnte. Auf dem kleinen Trainingsplatz wurde sie schon von der gesamten Mannschaft erwartet. Schnell hatte sich herumgesprochen, was gleich passieren sollte. Dean senkte den Blick und starrte unsicher auf seine Füße. „Ich weiß nicht“, begann er leise. „Das haben wir gleich“, lachte der Leutnant und rief laut: „Die Vorstellung ist vorbei! Also rein mit euch, es sei denn, ihr wollt mitmachen!“ Doch er hatte nicht mit der Neugier seiner Männer gerechnet. Sie grummelten zwar etwas, doch einem Neuen bei der ersten Runde zuzusehen wog letztendlich mehr, als selbst eine Runde drehen zu müssen und so blieben alle da. „Ja dann“, lachte Darren. „Stephens, du zeigst ihm wie man das erste Hindernis in Angriff nimmt!“ „Warum ich?“, meuterte der Feuerwehrmann. „Weil du ganz vorne stehst. Also los!“ Die Truppe brach in Gelächter aus. Nacheinander musste jeder Feuerwehrmann ein Hindernis überqueren und Dean stellte fest, dass das hier nicht viel anders war, als der Parcours. Nur das Schleppen dieses Schlauches und das Ziehen von dem Sandsack hatte er noch nie gemacht. „Alles klar oder hast du noch Fragen?“, wollte Buono wissen, nachdem der letzte Feuerwehrmann den Sandsack über die Ziellinie gezogen hatte. „Warum der Sandsack?“, fragte Dean neugierig. „Das soll eine verletzte Person darstellen, die wir bergen müssen. Das Gewicht passt zu einem Erwachsenen und wenn der Verletzte bewusstlos ist, ist er genauso schwer zu handhaben wie ein Sandsack.“ „So wie die Frau aus dem brennenden Haus?“ „Genau so.“ „Nein, dann ist alles klar.“ „Okay, willst du zuerst?“ „Muss nicht“, erwiderte Dean und musterte schon wieder seine Schuhspitzen. „Okay.“ Darren nickte. „Also los. Jeder noch eine volle Runde. Vier Mann der Feuerwehr, dann Dean und ich mache den Schluss“, bestimmte er. „Stephens zuerst.“ Er nahm die Stoppuhr in die Hand: „Los!“, kommandierte er und drückte die Uhr. Inzwischen waren auch die Mitglieder der Jugendfeuerwehr da, die sich dieses Spektakel natürlich nicht entgehen lassen wollten. Sie standen jetzt neben Chief Morris und Mr. Prudell an die Wand gelehnt und feuerten die Männer an. „Du hast das nicht zum ersten Mal gemacht“, stellten Darren fest, nachdem auch er den Parcours absolviert und sie dann die Zeiten verglichen hatten. „Du bis auf Platz vier von uns neun!“ „Naja, Sam und ich haben bei Bobby so eine ähnliche Übungsstrecke“, gab Dean zu. „Nicht schlecht!“ Darren legte seine Hand auf Deans Schulter. „Sag mal, wir gehen nach einem erfolgreichen Einsatz abends immer in einer Bar einen trinken. Hast du Lust heute mitzukommen? Immerhin haben wir dir die Rettung von zwei Personen zu verdanken.“ „Da muss ich erst Sam fragen“, erklärte Dean. Darren schaute fragend zu Greg, der nickte und wieder zu Dean zurück: „Und Sam ist?“ „Mein Bruder. Wir wohnen zusammen bei Greg und Emily in der Garage“, erklärte der freimütig. Sam kam mit einem, an ihn adressierten Umschlag in der Hand ins Haus, als sein Handy klingelte. Er schaute auf das Display des Handys. ‚Dean?‘ „Hey“, nahm er das Gespräch an. „Wo bist du?“ „Noch auf der Feuerwache. Ich war heute bei einem Brand dabei. Ich habe geholfen zwei Menschen zu retten“, erzählte Dean aufgeregt. Über Sams Gesicht huschte ein Lächeln. „Und das konnte nicht warten, bis du wieder hier bist?“, fragte er amüsiert. „Naja schon, aber ...“ Dean schluckte. „Darren, einer der Feuerwehrmänner fragt ob ich mit in die Bar gehen will.“ „Willst du denn?“ „Schon denke ich. Ich würde gerne mehr von der Feuerwehr erfahren, ja. Aber ich wollte erst dich fragen! Du hast gesagt, ich soll dich fragen, wenn ich etwas nicht weiß.“ „Stimmt und ich finde es gut, wenn du das tust. Also, wenn du gerne mitgehen möchtest, geh. Wenn du Alkohol trinken möchtest, bitte nicht viel. Ein Glas Bier, oder zwei sind in Ordnung. Schnaps lass lieber noch sein und wenn du genug hast, ruf mich an, ich komm dich abholen, wenn keiner der Feuerwehrmänner in unsere Richtung fährt.“ „Okay“, antwortete Dean. „Bis dann.“ „Und Dean!“, rief Sam, bevor sein Bruder auflegen konnte. „Ja?“ „Viel Spaß!“, wünschte er noch und legte auf. Mit einem mulmigen Gefühl riss er den Umschlag auf. Die Größe des Umschlages ließ keine Rückschlüsse auf den Inhalt zu, Mist! Hastig überflog er den Inhalt. „Jah!“, rief er. Sein Augen leuchteten. Er ließ sich auf einen Stuhl in der Küche fallen und las den Brief noch einmal, ganz in Ruhe. Der Inhalt der Aussage blieb: Er hatte die Zusage für ein zweiwöchiges Praktikum in der Kanzlei Davenport, ab Montag! Da musste er nur noch seinen Job in der Bibliothek absagen. Gut, dass er da nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass er wieder zur Schule gehen und möglicherweise auch ein Praktikum machen wollte. Vielleicht konnte er ihnen ja am Samstag helfen, wenn er nicht lernen musste? Das würde sich ergeben. Mal sehen, wie selbständig Dean in den nächsten Wochen noch wurde. Er zückte sein Telefon und wählte die Nummer seiner Chefin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)