Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 260: Die Suche nach Wissen ---------------------------------- 261) Die Suche nach Wissen Sam atmete tief durch. Er hatte gehofft, dass sich diese Leere in Dean, diese Wut auf sich und diese, ja schon fast paranoide, Suche nach Wissen jetzt, wo er arbeiten ging und auch so viel offener geworden war, gelegt hatte. War wohl nix. „Lass mir ein paar Minuten Zeit, vielleicht fällt mir etwas ein. Allerdings kann ich dir keine Komplettlösung bieten.“ Dean zuckte resigniert mit den Schultern bevor er nickte. Es war immer wieder das Gleiche mit dieser verdammten Amnesie. Egal was er beginnen wollte, die schaffte es immer wieder ihn zu stoppen. Frustriert ließ er den Kopf hängen. „Dean ..“, versuchte Sam ihn zu erreichen. „Ist schon okay.“ Er ließ sein Besteck fallen und stand auf. „Keinen Hunger mehr“, würgte er Sam ab, der ihn gerade fragen wollte. Er ging in sein Zimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Wenn er bei dem Unfall einfach gestorben wäre, wäre alles besser! Da wäre er nicht mehr da und müsste sich nicht mit diesem schwarzen Loch in seinem Kopf quälen, das sich einfach nicht füllen wollte. Sam leerte seine Teller. Er zwang sich die Küche aufzuräumen und erst danach zu seinem Bruder zu gehen. „Hey“, machte er auf sich aufmerksam und setzte sich auf den Sessel. „Wir kriegen das schon hin.“ „Klar!“, maulte Dean. „Ihr habt ja auch keine Amnesie! Für euch ist es einfach zu reden! Ihr habt kein schwarzes Loch im Kopf, das alles aufzusaugen scheint. Warum habt ihr mich nicht einfach sterben lassen?“, brüllte er den letzten Satz. Sam schnappte nach Luft bevor er aufstand, sich vor seinen wütend hin und her laufenden Bruder stellte und ihn an den Armen packte. „Es reicht Dean! Hast du dir mal zugehört? So langsam glaube ich du steigerst dich in etwas hinein, von dem du wirklich keine Ahnung hast! Niemand lässt jemanden einfach so sterben und ich dich schon gar nicht! Ich liebe dich! Bobby und Jody lieben dich! Wir machen uns Sorgen um dich, also wage es ja nicht noch einmal so einen Unsinn zu reden!“ Er atmete tief durch, bevor er ruhiger fortfuhr: „Ja, es ist schwer ein neues Leben aufzubauen. Es ist schwer mit dieser Amnesie umzugehen, für dich mehr als für uns. Aber das ist noch lange kein Grund so etwas zu sagen! Verdammt! Du hast dich in dieser Woche so gut weiter entwickelt. Du hast in dieser Woche so viel Neues gemacht, so viel Neues gelernt. Woher kommen diese Gedanken? Wenn dir die Lernerei zuviel wird …“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich hab schon länger darauf gewartet, dass genau das passiert!“, sagte er leise und machte eine weitere Pause, um nachdenken zu können. „Lass die für eine Weile sein. Schau Fernsehen, spiele ein Spiel, ließ oder mach einfach gar nichts. Es ist egal, Dean. Ich werde immer hinter dir stehen, nur komm mir nie wieder mit so einer Aussage! Bitte!“ Eindringlich schaute er seinem Bruder in die Augen. Jetzt schluckte er die Tränen herunter, die sich schon die ganze Zeit in seine Augen drängten. Dean starrte seinen Bruder an. So hatte er ihn noch nie erlebt und ein ganz kleines Bisschen konnte er ihn verstehen. Trotzdem war er frustriert und wütend. Er wollte seinen Kopf gegen eine Wand schlagen, egal was, wenn nur sein Gedächtnis endlich zurückkäme! „Ich will nicht mehr lernen, ich will nicht mehr fragen müssen ich will einfach wissen!“, erklärte er rau. „Auch wenn du es mir nicht glaubst, auch wenn ich mich wiederhole: Du hast in den wenigen Monaten so viel gelernt, du kommst so gut zurecht, das ist Wahnsinn. Niemand hätte damit gerechnet als du nach dem Unfall mit Amnesie aufgewacht bist. Es wird dir vielleicht nicht helfen und du willst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber es gibt auch andere Menschen mit Amnesie und die wenigsten von ihnen sind nach so kurzer Zeit so weit wie du! Bitte hör auf, dich so unter Druck zu setzen.“ „Soll ich ewig ein Loser bleiben?“ „Genau das bist du am wenigsten! Hör auf, Dean, hör einfach auf!“ „Ich kann aber nicht aufhören! Ich will das, was ich hatte, wieder haben! Ich will die Menschen mögen, die ich vorher mochte! Ich sehe doch, dass Mr. … Bobby traurig ist, wenn ich … Aber ich … da ist etwas das mich regelrecht blockiert. Ich bin weit, sagst du? Wie weit denn? Ich fühle mich als hätte ich gerade mal einen Schritt gemacht. Ich ...“ Deans Widerstand brach zusammen. Wie ein Häuflein Elend sackte er zurück auf sein Bett. „Und was soll ich jetzt machen? Wie soll es weiter gehen?“ „Wir werden von heute an nach dem Essen noch zusammensitzen und über alles reden, was am Tag gewesen ist, was du gehört hast. Du fragst, was immer du nicht verstanden hast und ich werde es dir erklären, okay? Wir werden Nachrichten schaun und im Internet Klatsch und Tratsch lesen. Alles was zu einer umfassenden „Das-brauchst-du-nie-wieder – Bildung“ gehört.“ Sam musste grinsen. „Ich ..“ wollte Dean protestieren, doch dann sah er Sam an und brach ab. Vielleicht war das ja ein Weg? Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr. „Dann lass uns sofort loslegen“, sagte Sam erzwungen fröhlich, stand auf, umfasste Deans Hand und zog ihn mit sich in den Wohnbereich. Im Gehen griff er noch nach Deans Laptop. „Wozu brauchst du den?“, wollte Dean wissen. Sam fuhr den Rechner hoch, kaum dass er ihn auf die Couch gedrückt hatte. „Ich schaue nach Klatsch und Tratsch.“ Er suchte eine Internetseite, auf der es bunt gemischt alle die Informationen gab. „So! Hier haben wir die 30 wichtigsten Nachrichten aus Politik und Sport und von den Stars und Sternchen. Die gehen wir durch und nach und nach bekommst du ein Grundlagenwissen.“ „Und wozu brauch ich sowas?“, fragte Dean skeptisch. Er konnte sich nicht erinnern das Jody oder Bobby mal über solche Themen geredet hätten. „Eigentlich brauchst du das nicht. Allerdings kann man sich über Wetter und Sport mit fast jedem belanglos unterhalten. Über Politik kann man sich so schön streiten. Doch das nur mit Menschen, die du näher kennst! Es sollte sich zwar jeder dafür interessieren, doch lange nicht alle Menschen tun das. Und Stars und Sternchen? Hm. Das gehört in die Rubrik „Wissen, das man nicht braucht aber hat. Man muss es nicht wissen, aber man weiß es eben.“ Über eine Stunde gingen sie diese Nachrichten durch, bis Sam den Laptop zuklappte. „Und du wusstest das alles?“, fragte Dean seinen Bruder. Er stand auf und holte sich ein Wasser. Sam brachte er ein Bier mit. „Nein“, gab der Jüngere unumwunden zu. „Die Politik hat uns genauso wenig interessiert wie das Liebesleben der Promis. Klar hatten wir unsere Lieblingsschauspieler oder Bands. Aber ihr Leben haben wir, wenn überhaupt, auch nur am Rande mitbekommen. Wir hatten andere Probleme.“ Dean legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder. Wollte er jetzt wissen, was das für Probleme waren? Hatte er nicht selbst schon genug eigene? „Du wolltest heute in der Bibliothek fragen, ob du fürs College lernen kannst“, begann er stattdessen. „Ja, kann ich. Sie haben zugestimmt meine Stunden zu halbieren. Den Rest der Zeit darf ich die Bibliothek nutzen.“ Sams Augen leuchteten, doch dann sah er die Enttäuschung in Deans Augen. „Da kann ich lernen Dean, und abends hörst du mich ab, okay?“ „Kann ich das?“, zweifelte der Ältere mal wieder an sich. „Du kannst lesen, du bist intelligent und hast eine schnelle Auffassungsgabe, also ja! Das kannst du.“ Dass er gestern genauso gezweifelt hatte, würde er seinen Bruder nach dessen Ausbruch vorhin auf keinen Fall sagen. Dean brauchte jetzt vor Allem Bestätigung. „Okay“, nickte Dean noch nicht ganz überzeugt. Aber wenn Sam es so sah, wollte er ihm den Gefallen tun und es zumindest jetzt glauben. Den Samstag verbrachten sie in brüderlicher Gemeinsamkeit. Am Vormittag half Sam Dean bei seinem mathematischen Problem und nach dem Mittag fuhren sie zu einem kleinen See, um sich zu entspannen und ein bisschen zu schwimmen. Sonntag waren sie wieder zum Essen bei Bobby eingeladen. Ganz aus dem Häuschen erzählte Dean von dem Neubau der Scheune und dass er Montag arbeiten gehen würde. Er erzählte von Greg und der Reparatur der Drehleiter, davon dass Chief Morris ihn die Wache gezeigt hatte und dass er gerne wieder hingehen wollte. „Wenn Mr. Harris mich nicht braucht, kann ich dann mit Ihnen arbeiten?“, wollte Dean zum Schluss von Bobby wissen. Der schluckte das „Sie“ herunter und freute sich über die Frage. „Natürlich kannst du jeder Zeit kommen! Ich würde mich freuen wieder mit dir an den alten Autos zu schrauben.“ Dean strahlte über das ganze Gesicht und steckte die drei mit seiner Freude an. „Dagegen komme ich mit meinem Job nicht an“, schmollte Sam lachend. „Ich digitalisiere nur Bücher, Blaupausen und alte Dokumente.“ „Du hast ihnen noch nicht vom College erzählt!“, plapperte Dean dazwischen. „Wie auch“, lachte Sam. „Erstmal musstest du ja deine Neuigkeiten los werden! Also, ich kann mein letztes Collegejahr hier absolvieren. Morgen in einer Woche muss ich einen Test machen und wenn ich den bestehe … Das wird `ne stressige Woche.“ „Oh mein Gott! Jungs! Das sind die besten Nachrichten seit Monaten! Ich …“ Jody warf einen Blick zu ihrem Freund, „... wir freuen uns so für euch! Endlich zeigt sich das Leben mal von seiner guten Seite!“ Der Sonntag klang so harmonisch aus, wie die folgenden Tage anstrengend wurden. Montag und Dienstag schaffte es Dean gerade so noch zu duschen bevor er ins Bett fiel und wie ein Stein bis zum nächsten Morgen schlief. Sam war ganz froh darüber in diesen zwei Tagen noch nicht von seinem Bruder abgehört zu werden. Er musste das Gelernte erst einmal für sich sortieren. Am Mittwoch schaffte es Dean immerhin schon mal sich zum Essen aufzuraffen. Danach verschwand er aber auch wieder in seinem Zimmer. Erst der Donnerstag verlief normal. Und so erfüllte Dean endlich sein Versprechen und hörte Sam ab. Danach gingen sie zur Entspannung noch die 30 Tagesnachrichten durch. Nach dieser körperlich mehr als anstrengenden Woche war die Arbeit am Freitag richtiggehend entspannend für Dean. Sie hatten nur noch ein paar Kleinigkeiten fertig zu machen und aufzuräumen. Kurz bevor sie Feierabend machen wollten kam Ed Harris auf die Baustelle. Er überreichte Dean einen ansehnlichen Umschlag und fragte ihn, ob er am Montag wieder kommen würde. Der Winchester nickte. Er hatte eh nichts anderes vor und die Arbeit machte ihm Spaß. Sogar mit den beiden Kollegen konnte er sich in den Pausen schon hin und wieder unterhalten. Zurück in ihrem kleinen Häuschen legte Dean den Umschlag auf die Arbeitsplatte in der Küche, sprang schnell unter die Dusche und machte sich danach ein paar Sandwiches. Gerade als er die Küche aufgeräumt und Messer und Brettchen in die Spülmaschine geräumt hatte, klopfte es an der Tür. Er griff sich seine Sandwiches und lief los. „Wir können auch später los“, begrüßte Greg den Winchester mit einem Blick auf die belegten Brote. „Ich kann auch im Auto essen“, erwiderte der. „Oder darf ich nicht?“ Irgendwo hatte er mal gesehen, dass sich jemand furchtbar wegen eventueller Krümel aufgeregt hatte. „Doch natürlich. Ich finde Essen am Tisch allerdings viel komfortabler. Aber wenn dir das egal ist, dann los.“ Mit großen Schritten stürmte Dean zum Wagen und saß schon angeschnallt auf den Beifahrersitz, als Greg die Tür öffnete. „Na du hast es ja eilig“, lachte der. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)