Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 257: Etwas Neues entsteht --------------------------------- 257) Etwas Neues entsteht „Du scheinst wirklich schon mal auf dem Bau gearbeitet zu haben. Das war gute Arbeit“, lobte Ed und legte seine Hand schwer auf Deans Schulter. „Bist du nächste Woche beim Aufbau auch dabei?“ „Wann ist der?“ Dean hatte der Abriss sichtlich Spaß gemacht. Seine Augen leuchteten noch und seine Wangen waren rot vor Eifer. „Ich wollte Montag loslegen.“ Dean schaute zu seinem Bruder, der lächelnd nickte. Sofort gab er das Nicken an Ed weiter. „Dann müssen wir Bobby nur fragen, ob er ein Auto für dich hat“, überlegte Sam. „Wird eh Zeit, dass du einen fahrbaren Untersatz bekommst, solange ich dein Baby fahre.“ „Okay?“ Dean machte ein unglückliches Gesicht. Er war zwar schon ein paar Mal alleine gefahren und Jody und Bobby hatten ihn auch immer wieder fahren lassen, wenn sie gemeinsam einkaufen fuhren, aber er mochte es nicht. Irgendwie fühlte er sich immer unsicher, nicht Herr der Lage. „Ich kann dich auch abholen, wenn es dir lieber ist“, schlug Ed vor. „Wenn wir kein Auto kriegen, gerne“, antwortete Sam bevor Dean etwas sagen konnte. Er wusste schließlich genau wie diese Antwort ausfallen würde. „Lieber wäre mir allerdings, er würde selbst fahren.“ Er blickte seinen Bruder eindringlich in die Augen. „Nur mit Fahrpraxis wird es besser, Dean.“ Der zuckte resigniert mit den Schultern und begann mit dem Schuh Linien auf den Boden zu malen. „Klärt es und wenn ich ihn abholen soll, ruft mich einfach an.“ Schnell zog er eine Visitenkarte aus der Tasche. „Danke“, Sam schob sich die Karte in die Tasche. Gemeinsam trugen sie das Holz des mittleren Stapels zu einer Stelle, an der schon öfter Lagerfeuer gebrannt hatten. Danach gingen alle zur hinteren Weide, um die Pferde wieder in ihre Boxen zu bringen. „Kannst du reiten“, fragte Rachel Sam. „Es geht so. Warum?“ „Wir wollen einen kleinen Ausritt machen. Kommst du mit?“ Sam schaute zu Dean, dessen Augen schon wieder leuchteten und er überlegte, dass er sich vorgenommen hatte, mehr Zeit mit Dean zu verbringen. Er nickte. „Wenn´s nicht im vollen Galopp über Stock und Stein geht, gerne.“ „Nein“, lachte Rachel, „Heute sind zu viele Freizeitreiter dabei.“ „Dazu zähle ich wohl auch“, stellte der Winchester fest. Sie brachten die Pferde, die heute keiner reiten würde, in die Boxen und putzten die anderen, bevor sie sie sattelten und aufstiegen. Rachel hatte Sam eine ruhige Stute gegeben. „Du machst das gar nicht schlecht“, lobte sie, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hatte. „Wo habt ihr reiten gelernt?“, schaltete sich nun Emily in das Gespräch ein. Sie witterte eine Chance ihre Fragen beantwortet zu bekommen. „Auf einer Ranch in Texas.“ „Seid ihr da aufgewachsen?“ „Nein. Wir lebten für etwas mehr als ein Jahr dort.“ „Und warum? Wo sind eure Eltern?“, bohrte Emily weiter. Neugierig war sie ja mal so gar nicht, dachte Sam. Er atmete kurz durch. ‚Dann will ich mal auf die Tränendrüse drücken!‘, überlegte er und begann ihr das über die Ranch zu erzählen, was er auch Dean erzählt hatte. „Und eure Mom? Warum konntet ihr nicht bei Robert Singer unterkommen?“, fragte nun Rachel, die diese Erzählung ebenfalls gebannt verfolgt hatte. „Mom ist gestorben, als ich ein halbes Jahr alt war und Dad hatte sich mit Onkel Bobby über unsere Erziehung gestritten. Ich glaube nicht mal, dass er ihn erwähnt hätte, hätten sie ihn nach weiteren Familienmitgliedern gefragt.“ „Oh Gott, das ist schlimm!“, sagte Emily mitfühlend. „Das tut mir so leid für euch!“ „Es ist ewig her. Ich hab sie nicht gekannt und Dean? Er erinnert sich nicht an sie“, versuchte Sam diese Beileidsbekundungen abzuwürgen. „Ich dachte immer, Bobby wäre ein Einzelkind gewesen“, überlegte Emily laut. „Bobby ist unser Großonkel, wenn man es genau nimmt. Zu ihm haben wir aber mehr Kontakt, als zu den anderen Teilen unserer Familie. Für uns war er immer Onkel Bobby“, fand Sam auch für diesen Aspekt eine logische Erklärung. „Ihr habt schon jede Menge erlebt, in eurem Leben“, stellte Emily mitfühlend fest. „Ich hoffe, ihr kommt jetzt etwas zur Ruhe.“ „Das hoffe ich schon für Dean. Er tut sich mit Veränderungen schwer.“ Endlich wandte sich die Unterhaltung anderen Themen zu. Innerlich atmete Sam erleichtert auf. Dean ritt mit Scott voran und genoss schweigend das Gefühl auf dem Rücken des Pferdes und die Natur. So könnte er ewig weiter reiten. Nach dem Ausritt drückte Scott Emily die Zügel seines Pferdes in die Hand. Er zog Dean von Alaska weg. „Um den kümmert sich Rachel“, erklärte er. „Du musst mir helfen!“ „Wobei?“, fragte der Winchester etwas ratlos. „Naja nicht direkt helfen, aber ich dachte, du hast mir in den letzten Tagen so viel beigebracht, jetzt zeige ich dir wie man ein Lagerfeuer anzündet und wie man grillt. Oder kannst du das schon?“ „Ich hab bei Bobby zugeschaut. Selber habe ich es noch nicht gemacht.“ „Gut, dann los!“, nickte Scott. Gemeinsam zündeten sie also das Lagerfeuer und den Grill an. Sie holten das Fleisch und richteten sich mit Bier und Limonade am Grill ein. Nach und nach trudelten die Anderen ein. Sie holten sich die fertigen Steaks und versorgten die Grillmeister mit Salaten und Brot. Dieser wundervolle Tag endete am Lagerfeuer. Rachel und Scott holten ihre Gitarren und sangen Lieder. Immer wieder stimmte die Gruppe mit ein, nur Dean fühlte sich wie ein Außenseiter, kannte er doch keines davon. Doch dann fiel sein Blick auf Sam, der ebenfalls nicht mitsang. „Kennst du die Lieder auch nicht?“, fragte er leise. „Doch, schon. Aber ich kann nicht singen. Da höre ich lieber zu.“ „Kann ich singen?“ „Du konntest es mal ganz gut. Zumindest hast du im Wagen immer mit gegrölt.“ Dean nickte und fühlte sich jetzt schon viel weniger ausgeschlossen, weil Sam ja auch schwieg. Erst weit nach Mitternacht fielen sie todmüde, aber glücklich in ihre Betten. Den folgenden Tag verbrachten sie in gemütlicher Runde auf Bobbys Terrasse. Dean erzählte, dass er reiten konnte und dass Scott, einer der Reiter das von ihm lernen wollte und er berichtete von dem Abriss des Schuppens und dem Neubau, der am nächsten Tag beginnen sollte. Der alte Freund war sichtlich stolz auf Dean, der sein Schneckenhaus immer mehr verließ und sich der Welt stellte und natürlich hatte er einen alten Wagen für ihn, in dem er mit seinem Jungen noch ein paar Trainingsrunden drehte. Montagmorgen parkte Dean den alten Kombi pünktlich acht Uhr vor dem Reitzentrum. Er war kaum ausgestiegen, als auch schon Ed neben ihm anhielt. „Spring rein, Junge“, forderte der ihn auf. „Das ist Mike.“ Ed deutete auf den jungen Mann auf der Rückbank, den er wohlweislich mitgenommen hatte, um einen Helfer zu haben. Dean hatte sich zwar beim Abriss erstaunlich gut gemacht, aber das konnte auch Zufall gewesen sein. Außerdem waren zwei Helfer besser als keiner. „Mike hilft immer mal aus, wenn Not am Mann ist. Er studiert Architektur.“ „Hey“, grüßte der Winchester. „Ich bin Dean.“ Ed lenkte den Pick up bis zu dem, noch stehenden, Fundament der alten Hütte. Sie luden aus und machten sich daran, das Grundgerüst aufzustellen. Ed erklärte Dean jeden Schritt und ließ es ihn dann unter seiner Aufsicht versuchen. Wie schon vor Jahren bei Dave, verstand Dean schnell was von ihm erwartet wurde. Sein technisches Verständnis war zwar verschüttet, ließ sich aber, wie schon beim Reiten, schnell wieder abrufen. ‚Warum nicht auch der Rest meines Lebens?‘, überlegte er traurig, während einer Pause. „Willst du schon die Wände verkleiden?“, fragte Ed am frühen Nachmittag. Sie hatten das Dachgerüst gemeinsam fertiggestellt, decken konnte er es jetzt auch mit Mike zusammen. Dean nickte. Die Arbeit machte ihm Spaß und er fand immer mehr Gefallen daran Neues nicht nur aus Büchern zu lernen. „So Feierabend für heute!“ Ed klatschte in die Hände. „Morgen noch, dann haben wir es geschafft. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell sind. Du hast hervorragend gearbeitet Dean!“, lobte der Chef. Dean strahlte. „Danke.“ „Sag mal: Hast du Lust bei mir zu arbeiten? Vorerst nur wenn Not am Mann ist, so wie Mike, was aber eine spätere Anstellung nicht ausschließen soll.“ Ed schaute ihn erwartungsvoll an. Mitarbeiter, die schnell lernten und ihre Arbeit durchzogen konnte er immer wieder gebrauchen. Leider war der Job nicht sonderlich begehrt, weil körperlich anstrengend. Dean reizte genau das daran. Seit sie am Samstag den Schuppen abgerissen hatten und er mit eigenen Augen sah wie er etwas verändern konnte, kribbelte es ihm regelrecht in den Fingern. Das war so ein ganz anderes Gefühl als beim Lernen aus Büchern. Wieso hatte er das nicht schon viel eher ausprobiert? Bobby, Jody und vor allem Sam hatten ihm doch immer wieder die Möglichkeit geboten. „Ich würde gerne, will mich aber vorher mit Sam abstimmen“, antwortete er offen. „Tu das“, nickte Ed. „Du kannst mir ja morgen Bescheid sagen. Oder du gibst mir deine Handynummer und ich rufe dich an? Am Freitag schaue ich mir eine neue Baustelle an, da könnte ich dich ab nächster Woche mit einsetzen.“ „Machst du auch mit?“, fragte Dean Mike. Er wollte ihm auf keinen Fall die Arbeit wegnehmen. „Nein, ich mache ein Praktikum bei einem Architekten.“ „Okay. Ich denke schon, dass das klappen müsste.“ „Gut! Reden wir morgen noch einmal darüber“, stimmt Ed zu. Auf dem Parkplatz stieg Dean aus und Ed fuhr davon. Deans Blick ging zu den Ställen. Gerne würde er noch eine Runde mit Alaska drehen, doch er war geschafft und kannte sich hier immer noch zu wenig aus, um alleine einen Geländeritt zu wagen. „Schade“, murmelte er leise und stieg in seinen Kombi. Sam war noch nicht da, als er den Wagen vor ihrem Häuschen abstellte. Er ging ins Haus und war versucht, sich sofort auf die Couch zu legen. Nur widerwillig schlurfte er ins Bad und stieg unter die Dusche. Mit den Händen an der Wand abgestützt genoss er das heiße, prasselnde Wasser auf seinem Rücken, bevor er sich aufraffen konnte, sich zu waschen. Nur mit Shorts und T-Shirt bekleidet schlappte er, sich die Haare mit einem Handtuch trocken reibend in den Wohnraum und ließ sich auf die Couch fallen. Fast sofort war er eingeschlafen. Sam stellte den Impala neben Deans Kombi und freute sich auf einen ruhigen Abend und ein leckeres Essen. Der Tag war so hektisch gewesen, dass er kaum zum Essen gekommen war. Jetzt fühlte er sich ausgelaugt, müde und hungrig. Er betrat das Haus, schloss die Tür hinter sich und blieb verwundert stehen. Das Haus lag wie ausgestorben. Keine Geräusche aus der Küche, kein Essen, das duftete. Nichts! Wollte Dean nicht kochen? War er vielleicht bei Emily und das Essen noch nicht fertig? Aber Jody hatte ihnen doch gestern wieder genug Verpflegung für eine ganze Kompanie eingepackt! Verwirrt schaute er sich um. Sein Blick fiel auf die Couch. Für einen Augenblick huschte ein Lächeln über sein Gesicht, wurde aber sofort von der sich ausbreitenden Sorge wieder weggewischt. Dean schlief. Wieso war er nicht wach geworden, als er das Haus betrat? Hatte er ihn nicht kommen gehört? Es war ein Unding sich Dean zu nähern während er schlief! Das hätte es früher nie gegeben... Früher! Den alten Dean konnte man nicht überraschen. Dieser Dean kannte keine Gefahren. Er war vollkommen arglos was es alles auf der Welt gab. Eigentlich doch schön, überlegte er. Und wenn man nicht Winchester hieß wohl auch ein normaler Zustand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)