Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 255: Kleine Erinnerungen -------------------------------- 255) kleine Erinnerungen „Lass uns rein gehen und schauen, was wir retten können, ja?“, schlug Emily vor, als er sich etwas beruhigt hatte. Dean nickte und schlich ins Haus zurück. Anders konnte man das wirklich nicht nennen. Emily folgte ihm auf dem Fuße, um den Jungen genauso besorgt, wie um die Wohnung. Doch die sah nach dem ersten Rundblick gar nicht schlimm aus. Es roch etwas streng, aber das konnte mit viel Lüften und einem Raumspray behoben werden. Der Herd musste gründlich geputzt werden, stellte sie fest, bevor sie das Essen inspizierte. Die Steaks ließen sich problemlos retten. Sie würden zum Essen wohl nicht mehr blutig sein, aber beim ersten eigenen Kochversuch sollte das kein Problem sein. Schnell schob sie die in den Backofen. Die Erbsen mussten nur noch etwas ziehen. Nur der erste Versuch Hash Browns war nicht mehr zu retten. Doch Dean hatte genug Kartoffeln gerieben. „Wann kommt Sam denn wieder?“, fragte sie und begann der Geschirrspüler einzuräumen. „Gegen sechs“, antwortete Dean. „Dann haben wir genug Zeit. Du räumst hier weiter ein und ich putze schnell den Herd, dann machen wir neuen Hash Browns“, entschied sie. Keine viertel Stunde später verließ sie das Haus. Dean deckte den Tisch. Außer dem strengen Geruch wies nichts mehr auf das Malheur hin. Jetzt konnte Sam kommen. Dean setzte sich auf einen Stuhl und ging in Gedanken noch einmal durch, was Emily ihm Schritt für Schritt erklärt hatte. Das dumpfe Grollen des Impalas riss ihn aus seinen Gedanken. Er stand auf und starrte nervös zur Tür. Gleich würde Sam kommen und dann? Die Impalatür schlug zu. Schritte auf der Veranda und dann stand Sam in der Tür. „Puh, wonach riecht es denn hier?“, fragte er irritiert. „Ich hab gekocht“, erklärte Dean leise und starrte auf seine Schuhe. Sam schluckte. Sein Blick wanderte von seinem, sich regelrecht windenden, Bruder zum gedeckten Tisch. „Und du denkst man kann es nicht essen?“ „Emily hat mir geholfen! Ich … Das Fleisch war fertig und ich habe es rausgenommen. Plötzlich sind die Erbsen übergekocht und die Kartoffelpuffer und … da war Feuer in der Pfanne! … Ich … Ich hab das Brett draufgelegt. Es ist leicht angebrannt“, beichtete er immer leiser werdend. Erschrocken schaute Sam sich um. Doch außer, dass es angebrannt roch, konnte er nichts feststellen. „Aber dir ist nichts passiert?!?“ „Ich hab mich erschrocken. Emiliy kam in dem Moment. Sie hat mir beim Aufräumen geholfen und neue Hash Browns gemacht.“ „Dann lass uns essen“, bat Sam. Er ging zum Tisch und versuchte sich auf alles einzustellen. Wenn Dean Jody geholfen hatte, kam immer etwas Leckeres dabei heraus, aber wie viel davon hatte sein Bruder allein gemacht? Dean nickte. Er schaltete den Herd aus bevor er die Klappe öffnete und die Teller und Schüsseln herausholte. Noch einmal schaute er nach, dass auch wirklich alles ausgeschaltet war. Erst dann trug er alles zum Tisch. „Ich hoffe es schmeckt“, sagte er leise, noch immer unfähig seinen Bruder anzuschauen. Der nahm sich ein Steak, ein paar Erbsen und einen Hash Brown. Er schnitt ein Stück vom Fleisch ab und probierte. Es schmeckte! Bei den Erbsen und dem Kartoffelpuffer war er schon viel mutiger und wurde auch hier nicht enttäuscht. „Das schmeckt gut!“, lobte er. „So gut hätte ich das nicht hinbekommen! Also wenn du weiterhin kochen willst, meinen Segen hast du!“ Er strahlte Dean breit an. „Meinst du wirklich?“ Unsicher kaute der Ältere auf deiner Unterlippe. „Jetzt hör auf an dir zu zweifeln! Probier es einfach.“ Dean nickte kurz und versuchte nun ebenfalls ein Stück Fleisch. „Ist wirklich okay.“ „Das ist nicht nur okay, Dean! Das ist lecker!“ „Bei Jody war´s besser!“ „Jody kocht seit Jahren! Sie hat viel mehr Übung darin! Wir haben meistens in irgendwelchen Dinern gegessen. Jess, eine Freundin, hat zwar versucht mich in die Geheimnisse des Kochens einzuführen, aber ich war nie gut darin und du bist jetzt schon besser als ich es je war!“ Sam legte so viel Überzeugungskraft in seine Worte wie er nur konnte. Dean nickte wieder nur unsicher. „Ich würde mich freuen, wenn du wieder für uns kochen würdest, Dean“, erklärte Sam und legte seine Hand auf die seines Bruders. Endlich hob der den Kopf und schaute ihn direkt an. „Ehrlich?“ „Ehrlich!“ Sam lächelte aufmunternd. Der weitere Abend verlief ruhig. Sie räumten gemeinsam auf und danach verzogen sie sich auf die Couch. Sam erklärte seinem Bruder die Matheaufgaben und nachdem sie es sich noch ein Bisschen vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten, gingen sie in die Betten. Am nächsten Vormittag saß Dean wieder unter dem Baum und versuchte sich erneut an den Aufgaben, an denen er am Vortag noch gescheitert war. Emily kam über den Rasen. „Dean?“, fragte sie ruhig. „Hm?“ Er hob den Kopf. „Ich wollte zum Reitstall. Willst du mitkommen?“ Die Antwort musste er sich nicht lange überlegen. Nickend klappte er die Bücher zu, schob alles zu einem ordentlichen Stapel zusammen und brachte es ins Haus. „Wann sind wir wieder da? Sam wollte, dass ich koche“, fragte er in der Tür stehend. „Wir sind zeitig genug da, wenn er so wie gestern kommt. Ich wollte Shepardspie machen. Dabei könntest du mir helfen und dafür dann die Hälfte mitnehmen.“ „Klingt gut“, sagte Dean, der doch noch etwas Angst davor hatte, das Haus doch noch anzuzünden. „Gut, dann fahren wir auf dem Rückweg noch einkaufen“, bestätigte Emily. Dean schloss das Haus ab und folgte ihr zum Wagen. Während der Fahrt musterte sie ihren Beifahrer immer wieder. Wer war dieser schweigende junge Mann neben ihr wirklich? Er war ein hübscher Bengel, genau wie sein Bruder, doch weder er noch Sam sahen Bobby wirklich ähnlich. Gehörten sie zu Carens Familie? Wo waren ihre Eltern? Wie alt waren die Beiden und waren sie überhaupt Brüder? Vielleicht konnte sie ja einige dieser Fragen klären, wenn sie Sam einmal etwas länger in die Finger bekam. Wann und wo sie mal auf dieser Ranch gearbeitet hatten, würde sie auch brennend interessieren! Waren sie alt genug für so ein Jahr? War es eine Art ökologisches Jahr nach dem College? Waren sie jugendliche Straftäter, die ihre Strafe so ableisten mussten? Wieder fiel ihr Blick auf den jungen Mann, der schweigend aus dem Fenster schaute und sie schob zumindest ihre letzte Vermutung beiseite. Die Zwei waren in Ordnung. Nett, zuvorkommen und bestimmt keine Straftäter! Sie bog auf den Hof vor der Reithalle ein und Dean setzte sich aufrechter. Die Vorfreude ließ sein Gesicht strahlen. Er öffnete die Tür, kaum dass Emily angehalten hatte und stürmte in den Stall. Im Vorbeigehen stibitzte er eine Möhre aus einem Eimer und lief zu Alaskas Box. „Hey“, sprach er den Hengst an. Der hob den Kopf und kam zur Tür. Sanft schnupperte er an Deans Gesicht und an seiner Hand und wandte sich dann gierig der mitgebrachten Möhre zu. „Magst du die?“, wollte Dean leise wissen, obwohl die Antwort eigentlich offensichtlich war. „Möchtest du ihn wieder reiten?“, fragte Rachel. Dean zuckte zusammen. Er hatte sie nicht kommen gehört. „Gerne“, nickte er. „Wieder in der Halle oder was hältst du von einem Ausritt durch die Felder?“ „Ich kenne mich hier nicht aus.“ „Du musst nicht alleine reiten. Emily, Scott und ich würden mitkommen.“ „Gerne“ Ein Lächeln glitt über Deans Gesicht. „Vorher will Scott sich aber noch ein paar Tricks von dir abschauen.“ „Ich weiß nicht wie ich das mache“, wehrte Dean erschrocken ab. Wie sollte er erklären, was ohne sein Zutun funktionierte. „Du musst es ihm nicht mit Worten erklären“, versuchte sie zu beschwichtigen. „Auf einer kleineren Weide stehen ein paar Rinder mit denen wir trainieren dürfen. Dahin wollen wir reiten und dort will Scott dir einfach nur zuschauen wie du es machst. Er ist ganz gut im Abgucken und vielleicht lernt er es so ja schon.“ „Wenn du es sagst?“ Dean wusste nicht so recht, ob das klappen konnte, aber er hatte von Sam und den Therapeuten im Krankenhaus auch viel durch zuschauen gelernt. Er zuckte mit den Schultern und kaute unsicher auf seiner Unterlippe. „Na komm, holen wir ihn raus“, wandte sie sich den praktischen Dingen zu. Sie schob das Tor auf und Dean führte den Hengst nach draußen, wo er ihn wie schon beim letzten Mal an dem Querbalken anband. In aller Ruhe begann er ihn zu striegeln. Emily und Rachel gesellten sich mit ihren Pferden zu ihm. Nur Scott war schon fertig. Er probierte seine Stute rückwärts gehen zu lassen. Etwas, das sie nur sehr widerwillig und nie beim ersten Mal machte. Als er sah, dass die Drei ihre Pferde sattelten und aufsaßen, kam er zu ihnen. „Irgendwann geht sie rückwärts und wenn ich dafür einen Besen fressen muss!“, erklärte er frustriert. „Man kann Besen essen?“, fragte Dean irritiert. „Schmecken die?“ „Nein, kann man nicht. Es ist nur eine Redensart“, erklärte Emily lachend. „Ach so.“ Dean zuckte mit den Schultern. „Ich kenne noch nicht so viele Redensarten“, erklärte er ernst. „Sag mal“, begann Rachel, die neben ihm den Feldweg entlang ritt. „Wie alt bist du eigentlich?“ „32.“ „Und Sam?“ „28. Warum?“ „Ich bin neugierig. Du siehst jünger aus. Und falls du im August für uns reitest, müssen wir dich melden. Die wollen da sowas wissen.“ „Warum?“ „Vielleicht für ihre Statistiken?“ „Was ist das?“ „Eine Liste, auf der viele Dinge stehen, die man irgendwann mal miteinander vergleichen könnte.“ Dean kaute auf seiner Unterlippe. Verstanden hatte er die Erklärung nicht, aber er würde Sam heute Abend fragen. Also zuckte er nur mit den Schultern. Schon bald waren sie auf der Weide angekommen. „Kannst du sie zusammentreiben?“, fragte Rachel und deutete auf die verstreut stehenden Rinder. Unsicher kaute Dean auf der Unterlippe. Konnte er das? Bei den Pferden hatte es geklappt, da müsste es bei den Rindern ja eigentlich auch gehen, oder? Er zuckte mit den Schultern, gab dem Hengst die Sporen und trabte um die Rinder herum nach hinten. Schon auf halbem Weg übernahm sein Unterbewusstsein. Seine Haltung änderte sich. Er nahm eine Hand von den Zügeln. Gebannt schauten die drei auf den Winchester und vor allem Scott erhoffte sich viele neue Herangehensweisen, die auch ihn weiterbrachten. Doch gerade jetzt schien Dean überhaupt nicht klarzukommen. Immer wieder setzte er an und immer brach er nach wenigen Schritten ab. Es schien fast so, als ob er mit sich kämpfen würde. Wieder und wieder schüttelte er den Kopf und versuchte es erneut. Dann plötzlich blieb er stehen. Es sah fast so aus, als ob er zuhören würde. Konnte das sein? Die drei Beobachter schauten sich ratlos an. Dean hatte versucht sich selbst zuzusehen, damit er Scott seine Herangehensweise erklären konnte. Deshalb hatte er es immer wieder versucht. Leider schien das eher ein Ding der Unmöglichkeit zu sein etwas zu tun, von dem er eigentlich keine Ahnung hatte und genau das auch noch gedanklich in Worte zu fassen. Dass er dabei immer wieder einen komplett schwarzen Pferdehals vor sich sah, statt des schwarz-weißen Alaskas, brachte ihn noch mehr aus dem Konzept. War das doch nicht einfach nur in Bild auf seinem Quilt? Noch etwas, das er Sam fragen musste. Plötzlich hörte er eine Stimme und meinte fast einen jungen Cowboy mit mittelbraunem, längerem, leicht gelocktem Haar neben sich auf einem Pferd sitzen zu sehen. Der breitkrempige Hut beschattete seine Augen. Er trug ein blaues Hemd, eine Lederweste und über den hellen Baumwollhosen die obligatorischen Chaps. In aller Ruhe erklärte der, wie er das Pferd dazu brachte genau das zu tun, was es tun sollte. Dean grinste breit. Jetzt wusste er, was er Scott und Rachel sagen konnte. Mit einem leichten Nicken bedankte er sich bei dem imaginären Cowboy und gab dem Hengst die Sporen. Dieses mal trieb er die Rinder zusammen und in eine Ecke der Weide. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)