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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Enttäuschtes Vertauen

264) Enttäuschtes Vertrauen
 

„Sollen wir erst gucken gehen oder nehmen wie den Picknickkorb gleich mit?“, fragte Sam, kaum dass er den Impala auf einem schattigen Platz am Wegesrand abgestellt hatte. Durch ein paar Büsche konnte man die Wiese und ein Stück von den Teich sehen.

„Erst nachschauen“, bat Dean leise. Am Liebsten wollte er gar nicht aussteigen, aber das würde Sam wohl nicht zulassen. Sam wollte dass er sich nicht einschloss, wollte das er raus ging und das würde er durchsetzen.

„Okay“, erklärte Sam und stieg aus. Er ließ seinen Blick über die Wiese schweifen. Er sah weder ein Auto noch andere Menschen. Dieser Platz schien wirklich ein Geheimtipp. Oder aber die Menschen, die hier lebten gingen lieber in eines der großen Bäder mit Rutsche, Sprungturm und Strömungsbecken.

„Alles klar, wir sind hier alleine!“ Er holte den Picknickkorb aus dem Kofferraum. Decke und Handtücher warf er Dean zu. „Such uns mal eine schönes Plätzchen“, forderte er ihn auf.

Dean nickte. Vielleicht wurde es ja doch nicht so schlimm! Alles was Sam bis jetzt mit ihm unternommen hatte, hatte Spaß gemacht! Sam passte immer auf ihn auf! Sam war gut zu ihm! Er glaubte ihm!

Er fasste die Decke etwas fester und ging über die Wiese. In der Nähe des Teiches, halb unter einer Eiche, breitete er sie aus und setzte sich darauf. Wenn er wenigstens sein Buch …

„Dean?“, riss Sam ihn aus seinen trüben Gedanken und hielt ihm das Buch hin, dass er gerade las.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Danke!“

Auch Sam hatte sich Lektüre mitgebracht. Ein juristisches Fachbuch, das er in Stanford schon einmal gelesen hatte und mit dem er jetzt sein Wissen auffrischen wollte.

Lange konnte ihn das Buch allerdings nicht fesseln und seine Gedanken wanderten zu Dean. Wie konnte er ihm diese gestrige Erfahrung abmildern? Konnte er ihn irgendwie ablenken? Dean hatte sich so gut entwickelt. Er war immer offener geworden, von sich aus auf Fremde zugegangen und jetzt das! Wie konnte er verhindern, dass sich sein Bruder wieder einigelte? Gab es wirklich nur diesen einen Weg?

Frustriert legte Sam sein Buch weg. Vielleicht half ihm ja eine Runde schwimmen den Kopf wieder frei zu bekommen. Er stand auf und lief zum Teich.

Dean schaute seinem Bruder hinterher und sah zu, wie der ins Wasser ging. Ohne lange zu zögern folgte er ihm, denn er wollte auf keinen Fall alleine hier bleiben. Wenn doch Menschen hierher kamen?

Schweigend drehten sie Runde um Runde, bis Sam merkte, dass es seinem Bruder immer schwerer fiel, sich neben ihm zu halten. Die Erkenntnis, dass der wohl lieber ertrinken, als alleine zur Decke zurückgehen wollte, traf ihn wie ein harter Schlag in den Magen. Das musste er ändern und zwar so schnell wie nur möglich! Nur wie? So ganz war er von dem, was da in seinem Kopf herumspukte noch immer nicht überzeugt. Er wollte Dean nicht weh tun! Es musste doch einen anderen Weg geben! Ob Bobby einen Weg wusste? Bobby wusste immer einen Weg! Erleichtert schob er seine Überlegungen beiseite und beschloss, den Tag mit Dean einfach zu genießen.

Er schwamm zum Ufer und ging zu ihrer Decke.

„Fass mal bitte mit an“, bat er und zog die Decke etwas weiter in die Sonne, um sich aufzuwärmen. Der See war ziemlich kalt gewesen.

„Hast du Hunger?“, wollte er von seinem Bruder wissen. Dean zuckte mit den Schultern.

Auch so etwas, woran er sich so langsam gewöhnt haben müsste, es aber wohl nie wirklich können würde. Dieser Dean hatte selten wirklich Hunger, nicht wie sein Bruder, den man regelmäßig aller vier Stunden füttern musste, wollte man nicht Opfer seiner schlechten Laune werden. Es sei denn er schlief, dann sollte man ihn besser nicht wecken. Er grinste kurz, während er die Kühltasche holte und breitete ihren Inhalt auf der Decke aus. „Hau rein“, sagte er und nahm sich ein Sandwich und etwas Salat.
 

Nach einer ausgiebigen Ruhepause gingen sie noch einmal schwimmen.

Erschöpft kamen sie aus dem Wasser und obwohl sie sich durch das Schwimmen warmgehalten hatten, waren sie doch ausgekühlt. Sam griff nach einem Handtuch und rubbelte sich trocken, bevor er sich auf der Decke niederließ, um sich noch weiter aufheizen zu lassen. Dean wollte seinem Beispiel folgen. Er griff nach seinem Buch und wollte sich gerade neben Sam niederlassen, als sein Blick auf drei Hunde fiel, die gerade auf die Wiese kamen. Mehrere Menschen folgten ihnen laut schwatzend. Sie warfen Stöcke ins Wasser. Mit riesigen Sätzen stürzten sich die Hunde ins Wasser, um die Spielzeuge zu holen. Sie schüttelten sich kurz, kaum dass sie wieder am Ufer standen und brachten die Stöcke zu ihren Menschen, damit das Spiel von neuem beginnen konnte.

Die Menschen warfen noch ein paar Mal, bevor sie mit ihren Tieren wieder im Wald verschwanden.

Kaum waren ihre Stimmen verklungen, sprang Dean auch schon auf und begann seine Sachen in den Rucksack zu stopfen.

„Was wird das?“, fragte Sam etwas irritiert.

„Ich will hier weg!“

„Und warum?“, langsam erhob sich der jüngere Winchester.

Unsicher kaute Dean auf seiner Unterlippe. Seine Augen huschten immer wieder zum Waldrand, so als würde er gleich eine Zombieinvasion erwarten.

„Bitte! Ich ...“, flehte er und klang dabei so panisch, so unterwürfig, dass Sam schreien wollte. Dean war nie panisch und schon gar nicht unterwürfig! Etwas in Sam explodierte. Etwas, dass seine Wut auf die Welt und die Situation gedämpft hatte. Etwas, das ihm zuflüsterte, dass dieser Dean die falsche Adresse für diese Wut war.

Er stand ebenfalls auf, ohne jedoch in irgendeiner Art und Weise zu erkennen zu geben, dass er Deans Bitte folgen wollte. „Du meinst nicht, dass du dich jetzt etwas paranoid verhältst?“

„Das ist mir egal, was immer es heißt! Ich will hier weg!“

„Warum, Dean?“

„Ich will einfach nach Hause, bitte!“, flehte der und fügte, als Sam sich nicht bewegte hinzu: „Ich will in mein Zimmer. Ich will niemandem mehr begegnen, keinem Menschen. Menschen machen mir Angst!“

„Bobby, Jody, Ed, Greg, Emily, Rachel, Scott, ich … Wir sind alle auch Menschen, Dean. Nur weil ein Mensch so ein Idiot, so ein besoffener Idiot war, sind doch nicht alle Menschen so. Du hast inzwischen so viele kennengelernt, die nicht so waren.“

„Ich will aber trotzdem nach Hause! Bitte!“ Dean blinzelte die Tränen weg, die sich in seine Augen drängten. Warum reagierte Sam plötzlich so? Warum begann Sam ihm Angst zu machen? Was hatte er falsch gemacht?

Die, seit einer halben Ewigkeit unterdrückte, Wut kochte in Sam immer höher und ließ sich nicht mehr zurückdrängen. Wut auf das Schicksal, das Dean diese Amnesie beschert hatte, Wut auf sich selbst, weil er es nicht schaffte den richtigen Auslöser für Deans Erinnerungen zu finden und Wut auf Dean, eben weil der sich nicht erinnern konnte.

„Du willst also nach Hause, ja?“ Sam stellte sich so, dass er seinem Bruder den Weg zum Impala versperrte. „Das Leben ist aber kein Wunschkonzert. Du bekommst nicht immer was du willst, Dean!“ Er schubste ihn ein Stück rückwärts. „Je eher du das lernst um so besser! Du musst kämpfen, Dean.“ Wieder stieß er ihm die Hand vor die Brust und wieder stolperte sein Bruder rückwärts. „Dir wird nichts geschenkt!“ Ein weiterer Stoß folgte. „Du willst nach Hause? Zeig mir wie sehr! Kämpfe Dean! Sobald du an mir vorbei kommst, fahren wir nach Hause!“

„Sam! Bitte!“ Dean war wie erstarrt. Was wollte sein Bruder von ihm? „Warum bist du so gemein?“

‚Weil das Schicksal seit Monaten, seit Jahren gemein zu mir ist, weil ich meinen Bruder endlich zurück will, weil ich auch mal wieder der kleine Bruder sein will, weil ich mich einmal wieder nicht sorgen will“, schrie er in Gedanken.

„Weil ich will, dass du dich erinnerst! Weil ich will, dass sich dein Körper erinnert! Du kannst dich verteidigen, Dean. Komm schon! Kämpfe! Du konntest dich immer verteidigen und du konntest immer kämpfen, also los! Ich will dass sowas wie in der Bar nie wieder passiert! Ich will dass du dich verteidigst! Ich will dass du kämpfst! Also kämpfe mit mir!“

„Aber ich kann nicht, ich will das nicht!“

„Genau das ist dein Problem! Du willst nicht! Du kannst dich erinnern, wie man reitet! Du kannst dich erinnern wie man ein Haus abreißt und wieder aufbaut! Warum willst du dich dann daran nicht erinnern?!?“ Sam war immer noch wütend auf alles und jetzt kam auch noch die Wut aus sich selbst hinzu.

„Das ist doch gar nicht wahr!“, versuchte Dean sich verbal zu verteidigen.

„Dann zeig es mir!“ Sam zog sich sein T-Shirt über. „Wir fahren, sobald du beim Impala bist!“ Wieder versuchte er Dean zurückzudrängen. Doch dieses Mal wich der einfach aus.

‚Ach guck‘, dachte Sam und versuchte ihn wieder zu schubsen.

Dean fing den Schlag ab. Er fasste Sams Arm fester, drehte sich zur Seite und hebelte seinen Bruder über seine Schulter. Mit einem dumpfen Keuchen landete der auf dem Rücken. ‚Geht doch‘ dachte er im Fallen und trat nach, kaum dass er auf dem Boden gelandet war. Er erwischte Deans Oberschenkel und schickte ihn ebenfalls zu Boden.

Leise schnaufend kamen die Beiden wieder auf die Füße.

Verwirrt schüttelte Dean den Kopf. War er das? Hatte er Sam von den Füßen gerissen? Doch der ließ ihm keine Zeit zum überlegen.

Er machte die wenigen Schritte auf ihn zu und holte mit der Linken aus. Dean ging sofort in die passende Abwehrstellung.

Der Schlag kam jedoch nicht. Stattdessen trat ihm Sam die Beine weg und er ging schon wieder zu Boden. Sam setzte mit einem harten Tritt nach. Er taumelte zurück und landete erneut auf dem Rücken.

Sam wollte noch einen weiteren Tritt anbringen, doch Dean war schnell wieder auf die Füße gekommen. Er taumelte leicht, schaffte es aber trotzdem Sam mit einem harten Schlag zu Boden zu schicken.

Benommen blieb der liegen.

Dean starrte seinen Bruder an und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Er verstand nicht warum Sam so böse auf ihn war und er verstand nicht was er gerade getan hatte. War es das was Sam mit Kämpfen meinte? Aber warum? Warum sollte er ihn schlagen? Er wollte das nicht! Schnell griff er seinen Rucksack und lief zum Impala. Erst dort zog er sich weiter an, während sein Blick immer wieder zu Sam huschte. Er sah zu, wie der sich langsam in die Höhe stemmte, sich anzog und ihre Sachen packte. Sollte er ihm helfen? Nein! Er wollte jetzt nicht in Sams Nähe sein und ihm graute schon davor, gleich neben ihm sitzen zu müssen.
 

Sam war noch immer wütend, vor allem auf sich. Er hatte Dean dazu gebracht sich zu verteidigen. Nein, er hatte Deans Körper dazu gebracht zu reagieren. Jetzt wusste er ganz genau, dass der Körper Bewegungsroutinen speicherte, die er abrufen konnte, auch wenn das Gedächtnis nicht mehr funktionierte. Tolle Erkenntnis! War es das wert gewesen? War es das wert, dass Dean jetzt auch Angst vor ihm hatte? Deans ganze Haltung drückte aus, dass er am Liebsten weglaufen würde.

Konnte man sich auch selbst ko schlagen? Denn genau das war es, was er jetzt nur zu gerne tun würde.

Er versuchte ihre Sachen alle mit einem Mal zu fassen und trug sie zum Impala.

Zehn Schritte vom Wagen entfernt blieb er stehen. Auf keinen Fall wollte er seinen Bruder noch mehr verschrecken. „Kannst du bitte den Kofferraum öffnen?“, fragte er ihn.

Dean nickte und tat wie ihm geheißen, brachte aber sofort wieder einen Sicherheitsabstand zwischen sich um Sam.

Der warf alles in den Kofferraum. Er rutschte hinter das Lenkrad und wartete, bis Dean eingestiegen war.

„Es tut mir leid“, sagte er leise. Er wusste zwar, dass Dean diese Entschuldigung nicht annehmen würde, er jedenfalls hätte es nicht getan, doch er wollte es wenigstens gesagt haben.



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