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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Der Umzug naht

249) Der Umzug naht
 

Eine Stunde später waren sie mit Jody in der anderen Wohnung. Bobby stand mit ihr in der kleinen Wohnküche, während die Brüder Schlafzimmer und Bad begutachteten.

„Wie weit seid ihr mit eurer Fahndung?“, fragte Bobby und schlang seine Arme zärtlich um seine Freundin.

„Einen der Täter haben wir gefasst. Das FBI verhört ihn gerade. Vielleicht verrät er seine Kumpane ja, sonst wird es wohl noch dauern.“ Haltsuchend lehnte sie sich gegen ihn. „Vermisst ihr mich denn?“, fragte sie so unverfänglich wie möglich.

„Dean auf jeden Fall!“

„Und du?“

„Ich? Lass mich überlegen.“ Er tat kurz so als würde er nachdenken müssen. „Also ich vermisse dein Essen, dein Lachen, deine Nähe, deine Wärme, die vertrauten Atemzüge nachts neben mir im Bett.“ Bei jedem Punkt seiner Aufzählung gab er ihr einen sanften Kuss.

„Das Schlafzimmer müssten wir uns teilen“, überlegte Sam, als sie aus dem Bad in den Wohn-Essbereich traten.

„Ich könnte auf dem Sofa schlafen.“

„Du wirst auf keinen Fall auf dem Sofa schlafen!“, empörte sich Sam. „Wir könnten zwei Betten ins Schlafzimmer stellen.“

„Ich will dich aber doch nicht wecken, wenn ich doch wieder einen Albtraum habe.“

„Du kannst mich jederzeit wecken, Dean. Du musst das nicht alleine durchstehen.“

Dean legte den Kopf schief und kaute auf seiner Unterlippe. Fragend schaute er zu Sam.

„Wieso wollen wir hierher ziehen, wenn wir doch in Tea wohnen wollen?“ So ganz verstand er den Sinn dieser Besichtigung hier nicht.

„Wir schauen uns mehrere Wohnungen an, um vergleichen zu können. Was passt eher zu uns? Wo ist der Preis besser? Welche Lage gefällt uns? Es ist wie beim Kauf einer neuen Hose. Da hast du doch auch mehrere angezogen und probiert welche dir am Besten passte.“

Dean überlegte noch kurz, bevor er nickte.

„Und welche Wohnung passt uns besser?“, fragte er dann.

„Die in Tea, denke ich. Die ist größer und liegt ruhiger. Außerdem ist da jemand in der Nähe, der mal nach dir schauen kann wenn ich arbeiten bin.“

„Du willst arbeiten?“, fragte Dean irritiert. „Als was und warum?“

„Wir brauchen Geld, wenn wir in Tea wohnen wollen. Du wirst immer selbstständiger. Ich möchte nicht nur zuhause rumsitzen. Ich wollte meinen Collegeabschluss nachholen und dann vielleicht doch noch Jura studieren. Mal sehen wie meine Chancen gegenüber den ganzen Jungspunden aus reichem Haus so stehen.“ So ganz glaubte er nicht mehr daran es wirklich noch zu schaffen, aber er wollte es wenigstens versucht haben.

„Und ich?“, fragte Dean unsicher.

„Was und du?“

„Wenn du arbeiten musst, was mache ich dann? Muss ich auch arbeiten? Vielleicht sollten wir doch bei Bobby bleiben, oder im Motel? Ich kann doch nichts!“ Dean schaute bedrückt zu seinem Bruder.

„Das Motel ist keine gute Option! Es kostet auch Geld und ich möchte nicht, dass wir weiter in Motels wohnen. Wir sollten eine feste Adresse haben“, erklärte Sam. „Wir ziehen nicht mehr von Ort zu Ort und bei Bobby konntest du nicht schlafen, weil du Albträume hast. Nein Dean. Das tue ich dir nicht noch einmal an.

Naja, und was das Arbeiten angeht? Ich habe noch keine Stelle. Ich habe mich allerdings schon umgesehen und ein paar Stellen gefunden, die mir zusagen würden. Wenn du auch was tun willst, so könntest du vorerst Bobby helfen. Er kann immer wieder mal zwei weitere Hände beim Restaurieren der Wagen brauchen.“

Dean legte den Kopf schief und kaute auf seiner Unterlippe, wie immer wenn er nachdachte und erinnerte Sam mal wieder an den Dean, der ihn aus Stanford geholt hatte.

„Und wenn Bobby mich nicht braucht?“, riss der ihn aus seinen Gedanken.

„Dann machst du dir einen schönen Tag. Lernst, schläfst mal länger, liest oder schaust fern.“

Dean schaute noch etwas skeptisch, bevor sich seine Mine aufhellte und er lächelnd nickte. Wenn das da auch ging, war ja eigentlich alles in Ordnung.

„Außerdem werde ich wohl nicht nur arbeiten“, fügte Sam noch hinzu. „Dann unternehmen wir auch weiterhin etwas zusammen.“

„Okay“, Dean nickte noch einmal. „Ich mag die Wohnung in Tea auch lieber.“

Gemeinsam gingen sie in den Wohnraum, um Bobby und Jody Bescheid zu sagen.

„Das dachte ich mir fast“, nickte Bobby. „Diese Wohnung ist ziemlich klein, für zwei. Wann wollt ihr denn einziehen?“

„So schnell wie möglich“, antwortete Sam und schaute zu seinem Bruder. „Dean braucht ein geregeltes Umfeld und endlich wieder eine Nacht in einem richtig guten Bett.“

„Gut“, nickten Jody und Bobby. „Dann schauen wir, was wir da haben und kaufen morgen den Rest“, schlug Bobby vor.

„Aber wir zahlen!“, bestimmte Sam. Dieses Mal war es wirklich ihre Wohnung und dieses Mal würde es auch ihr Geld kosten! Diese Möbel würden sie mitnehmen, wenn sie weiterzogen.
 

Drei Tage später war es soweit...
 

Sam stellte den letzten Karton in seinem neuen Zimmer ab. Er streckte den Rücken durch und ließ seinen Blick über das Chaos gleiten. Die Möbel standen und die Kartons konnte er auch in den nächsten Tagen ausräumen. Nur das Bett würde er gleich noch beziehen. Er wischte sich die Hände an der Hose ab und verließ sein Zimmer. Morgen wollten sie zusammen ein Picknick an den Sioux River Falls machen und danach würden Dean und er hierher fahren, um einen neuen Lebensabschnitt einzuleiten. Er konnte nur hoffen, dass das funktionierte!

Langsam kam er die Treppe herunter.

Dean und Jody räumten gemeinsam Tassen und Teller in die Küchenschränke. Ein Geschenk von Jody, die sich Töpfe und Geschirr für ihr Apartment neu gekauft hatte, weil von ihrer Küche nach der Explosion nicht mehr viel übrig geblieben war. Jetzt stand es nur in Bobbys Keller herum, da der sich im Zuge des Umbaus ja auch neu eingedeckt hatte.

Sam schaute den Beiden kurz zu. Am einfachsten für sie alle wäre es wohl, wenn Dean mit Jody hier einziehen würde. Sie kam am besten mit ihm zurecht und auch Dean hatte bei ihr die wenigsten Hemmungen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er aber auch zugeben, dass das wohl eher an ihm selbst lag, als an seinem großen Bruder. Egal wie sehr er versuchte in ihm einen eigenständigen Menschen zu sehen, er würde doch immer Anzeichen dafür suchen, dass sich sein Bruder erinnerte, er würde immer seinen Bruder in diesem fremden Dean suchen und er konnte nur für sich und Dean hoffen, dass das irgendwann aufhörte. Wie auch immer.

Bobby hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Auch ihm fehlte der alte Dean und ihn traf es ja noch schlimmer, denn bis jetzt konnte der neue sich nicht dazu durchringen Bobby einfach nur mit seinem Namen anzusprechen, ohne dieses inzwischen so verhasste „Sir“ anzuhängen.

Er seufzte leise und ging in den Küchenbereich.

„Ihr seid ja schon fast fertig!“, stellte er erstaunt fest.

„War ja auch nicht viel“, lachte Jody und stellte die Kaffeemaschine an ihren neuen Platz.

„Ich wollte gleich noch die Betten beziehen“, erklärte Sam. „Dann müssen wir das morgen nicht mehr machen.“

„Wollt ihr hier noch weiter aufräumen?“, fragte sie. Ihr Blick schweifte durch den Raum. Viel war es ja nicht, was hier wegzuräumen war. Das ganze Haus würde wohl eher spartanisch eingerichtet sein, wenn sie fertig waren, aber woher sollten die Jungs auch viel besitzen? Sie waren nur umhergezogen. Da blieb kein Platz für Sentimentalitäten. Ihr Blick fiel auf Dean und sie nahm sich vor für ein wenig mehr Wohnlichkeit zu sorgen und einkaufen zu fahren.

„Mein Zimmer wollte ich später aufräumen. Ist ja nicht viel“, erklärte Sam. Er suchte sich aus dem Korb mit der frisch gewaschenen Wäsche Bettwäsche heraus und ging wieder nach oben.
 

Als die Betten bezogen und das Chaos soweit beseitigt war, dass niemand Gefahr lief etwas umzustoßen oder darüber zu stolpern, fuhren sie gemeinsam zurück zum Schrottplatz. Bobby hatte inzwischen den Grill angeheizt. Er und Jody unterstützten Sam bei diesem Schritt so gut sie nur konnte und doch hofften sie, dass sie ihre Jungs so oft wie möglich zu Besuch haben würden und er wollte ihnen auf diese Art die Abschied ein wenig schwer machen.

Jody musste nur noch den Salat zuzubereiten, wobei Dean sie tatkräftig unterstützte, dann konnten sie die Füße hochlegen, und den Tag in Ruhe ausklingen lassen.

„Was ist eigentlich damit?“, fragte Bobby Sam und hielt ihm einen Karton unter die Nase.

„Was ist das?“, wollte Sam wissen und schaute hinein. „Oh“, machte er gleich darauf. Es waren die Tassen und T-Shirts, die sie in der m&m‘s-World gekauft hatte.

„Kann ich sie erstmal hier lassen? Solange Dean sich nicht erinnert … für mich sind es im Moment eher schlechte Erinnerungen.“ Er schluckte. Weder wollte er an den Geist noch an den folgenden Fall denken. Bei beiden hatte er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Er seufzte und schüttelte den Kopf, bevor er regelrecht aus dem Raum flüchtete.

Bobby nickte verstehend und räumte den Karton wieder ins Regal. Er folgte Sam langsamer und fand ihn in der Küche. Er ging ins Wohnzimmer und kam mit einer Flasche Whisky und zwei Gläsern zurück, die er auf den Tisch stellte. Er füllte die Gläser und schob eines zu Sam.

„Es tut mir leid. Ich ...“

„Ist ja nicht deine Schuld, Bobby.“ Er trank sein Glas in einem Schluck aus.

„Kann ich dir helfen?“, er deutete auf den Grill. Er wollte jetzt unbedingt an etwas anderes denken.

„Tu dir keinen Zwang an“, erwiderte Bobby leise.
 

Ganz gemütlich ließen de Vier den Abend neben dem langsam verlöschenden Grill sitzend, ausklingen. Sam drehte eine Flasche Bier zwischen seinen Händen und schaute über den Teich. Er wollte hier nicht weg. Hier war alles, was er brauchte. Hier gab es Hilfe in jeder Situation und hier hatte Dean so schlimme Albträume, die ihn teilweise dazu gebracht hatten, sein Zimmer nachts nicht mehr betreten zu wollen. Warum war die Welt nur so ungerecht zu ihm? Sein Blick huschte zu Dean. Hatte der sich früher auch so gefühlt, wenn er ihn zu etwas gedrängt hatte, was sein Bruder nicht wollte oder wenn Dad etwas befahl? War das jetzt die Rache des Schicksals für sein Benehmen als Jugendlicher Dean gegenüber? Warum konnte der sich nicht einfach erinnern? Würde er das je wieder können?

„Wo schlaft ihr heute?“, riss Bobby ihn aus seinen trüben Gedanken.

Er seufzte kurz und zuckte mit den Schultern. Irgendwann hatten sie beschlossen erst morgen, nach ihrem Ausflug in ihre neue Wohnung zu fahren. Dabei hatte er nur vollkommen verdrängt, dass Dean hier ja von Albträumen geplagt wurde. „Kein Bier mehr für mich. Ich will nicht betrunken fahren. Egal wohin.“

„Wir können hier schlafen“, erklärte Dean ruhig.

„Damit du wieder Albträume hast?“ Sam schüttelte den Kopf. „Nein, Dean. Ich muss kein Bier mehr trinken und ich kann fahren.“

„Aber ich wollte Jody morgen früh helfen. Ich habe doch noch nie ein Picknick gemacht und ich will wissen, wie das alles geht, wie alles zubereitet wird“, sprudelte Dean hervor. Kochen machte ihm wirklich Spaß und er wollte so viel wie möglich lernen.

„Wir können morgen ganz zeitig wiederkommen“, schlug Sam vor.

„Nein“, entschied Dean. „Du schläfst im Haus und ich im Impala. Mir macht das nichts aus und du musst nicht mehr fahren!“, erklärte Dean und erhob sich, um Nachschub an Getränken zu holen. Er ging ins Haus und holte tief Luft. Das Haus, von dem er anfangs überhaupt keine Vorstellung hatte und das ihm dann doch ganz gut gefallen hatte. Bis die Albträume kamen. Manche waren ja eher harmlos gewesen. Da sah das Haus nur alt und verkommen aus und er war hier ganz alleine gewesen und fand keinen Ausgang. Schlimmer waren schon die, in denen etwas in seinem Bauch wühlte, zumindest hatte es sich so angefühlt. Am Schlimmste waren die Träume, in denen er mit dem Haus verbrannte. Und eine Kombination der Träume. Wieder und wieder hatten die ihn heimgesucht und diese Träume waren es, die ihm die Kraft raubten und ihn zur Aufgabe zwangen.

Mühsam schüttelte er diese Gedanken ab und öffnete den Kühlschrank, um neues Bier für Bobby, Jody und Sam zu holen.

Sam, sein Bruder. Er war die Konstante in seinem Leben. Immer an seiner Seite. Manchmal, immer wenn sie etwas zusammen unternahmen, war es einfach und unkompliziert. Beim Minigolf oder in der Trampolinhalle oder beim Schwimmen. Dann konnten sie zusammen lachen. Den Rest der Zeit fühlte er sich beobachtet und wenn Sam dachte, dass er es nicht sah, musterte er ihn mit einem traurigen, enttäuschten Blick, genau wie er ihn jeden Morgen erwartungsvoll ansah, so als müssten seine Erinnerungen über Nacht zurückgekommen sein. Sie waren es aber nicht und er wusste nicht einmal mehr, ob er die wiederhaben wollte!

Trotzig schlug er die Kühlschranktür zu.

Doch! Natürlich wollte er sich wieder erinnern können. Es würde vieles, wenn nicht sogar alles einfacher machen. Und ihm diese Blicke ersparen, die immer mehr schmerzten, je öfter er sie ertragen musste.

Vielleicht war das auch der Grund warum er sich immer noch nicht dazu durchringen konnte Mr. Singer mit Bobby anzusprechen. Auch der wartete ungeduldig darauf, dass er wieder der alte Dean wurde und das setzte ihn nicht nur unter Druck, es machte ihm auch Angst, irgendwie. Dabei lernte er gerne von ihm. Die Schrauberei an den alten Autos machte eigentlich Spaß! Wenn da nur nicht das ständige Unbehagen wäre, die Angst etwas falsch zu machen und so wieder mit diesem enttäuscht traurigen Blick angesehen zu werden. Deshalb liebte er Jody. Sie sah ihn nie so an. Mit ihr konnte er lachen. Bei ihr konnte er Fehler machen. Sie ließ ihn machen und selbst nach Wegen suchen, wie etwas einfacher ging, oder besser schmeckte. Sie sagte selbst dann nichts, wenn er das Essen vollkommen versalzte und sie schnell etwas anderes auf den Tisch bringen mussten. Am Liebsten würde er mit ihr zusammenziehen, auch wenn er Sam damit wohl wehtun würde.

Nein. Er mochte Sam gerne und er konnte sich keinen anderen als seinen Bruder vorstellen, aber trotzdem hatte er Jody lieber. Gut, dass er ihm das wohl nie sagen würde!

Er nahm sich eine Kakaomilch aus dem Kühlschrank und ging zurück auf die Veranda.



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