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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Lernen und ein rollendes Zuhause

239) Lernen und ein rollendes Zuhause
 

Schon durch die geschlossenen Lider erkannte Sam, dass in ihrem Zimmer Licht brannte oder aber er hatte so lange geschlafen, dass es schon Mittag war. Das allerdings konnte er sich kaum vorstellen, es sei denn, Dean hätte mit seiner Amnesie abgeschlossen. Obwohl? Dann hätte er ihn wohl sofort geweckt.

Er blinzelte zum Fenster. Die Gardinen waren noch immer zugezogen. Durch den Spalt zwischen ihnen konnte er erkennen, dass es draußen erst langsam hell zu werden begann. Er ließ seinen Blick etwas weiter wandern. Dean saß angezogen am Tisch. Er rollte sich auf die Seite und stand auf. Immerhin schien sein Bruder im Bett gelegen zu haben, die Decken waren zerwühlt. Dass er es nur getan hatte, um ihn zu beruhigen, soweit war Dean noch nicht!

Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und versuchte seine Haare mit den Händen zu glätten, bevor er zu seinem Bruder trat.

„Hast du wenigstens etwas geschlafen?“

„Ich hab es versucht, aber nach zwei Stunden bin ich wieder aufgestanden. Seitdem sitze ich hier und lerne“, gab der Ältere unumwoben zu.

Sam warf einen Blick auf die Übungsbögen. „Soll ich dich heute Abend noch mal abfragen? Soweit ich das überblicken kann, bis du ziemlich gut."´“

„Machst du das?“, Dean lächelte seinen Bruder schüchtern an.

„Du weißt aber schon, dass das Bücherwissen zwar gut und wichtig ist, aber nur die Theorie für das reale Leben?“

„Theorie ist aber besser als nur doof!“

„Du bist nicht doof, Dean! Du hast Amnesie!“

„Vielleicht sollte ich mir ein Schild umhängen auf dem ‚Ich bin nicht doof, ich hab Amnesie‛' steht. Ich hab von nichts eine Ahnung! Immer wenn ich Menschen zuhöre, die sich unterhalten, merke ich, dass ich nicht verstehe, wovon die reden!“

„Genau dieses Verstehen bekommst du aber nicht aus Büchern und auch nicht im Krankenhaus. Im Moment habe ich noch nichts gegen deine Lernwut, auch wenn sie für mich ungewohnt ist. Du hast dich nie so in die Bücher gestürzt. Aber gut. Lerne! Nur verschließe dich deshalb dem realen Leben nicht. Das ist meine einzige Bitte an dich. Nimm jedes Angebot an, dass du bekommst. Egal was, solange es moralisch und gesetzlich ist. Frage, wenn du etwas nicht kennst, egal wie blöd die Frage scheinen mag, es gibt keine dummen Fragen. Geh mit offenen Augen durch die Welt, probiere dich aus und entscheide dann.

Weder Jody noch Bobby oder ich werden dich auslachen oder dir etwas verbieten, wenn wir nicht der festen Überzeugung sind, dass es lebensgefährlich ist. Wir werden da sein, wenn du fällst und dir dann wieder aufhelfen, aber wir werden dich fallen lassen. Erfahrungen kann man nicht lernen, nur machen.“

Dean schaute seinen Bruder an. Er versuchte sich über das Gehörte klar zu werden.

„Du meinst wie bei der Schranktür im Krankenhaus?“ Diese Schiebetür klemmte regelmäßig. Sam hatte ihn gewarnt, dass er mit seinen Finger nicht um die Tür fassen sollte. Er hatte es doch getan, weil er so mehr Kraft ausüben konnte. Die Tür hatte sich gelöst und bei dem Zug, den er aufgebaut hatte, hatte er sie auch sofort komplett zugezogen. Und sich die Hand eingeklemmt. Es tat jetzt noch weh, wenn er daran dachte. Seitdem befolgte er Sams Rat bei solchen Türen.

„Genau die“, nickte Sam. „Ich hätte dir die Schmerzen gerne erspart.“ Er seufzte leise.

„So, und jetzt geh ich ins Bad und dann packen wir zusammen, suchen uns etwas zum Frühstücken und fahren weiter“, entschied er. „Räumst du hier auf?“

Dean nickte und begann seine Unterlagen zusammenzupacken. Ganz so schlimm war das Reisen mit Sam gar nicht, stellte er für sich fest. Vielleicht war ja auch Bobby nicht so schlimm wie er fürchtete?

Er stopfte die wenigen Sachen, die er gestern sonst noch ausgepackt hatte in seine Tasche, schob seine Unterlagen in den Rucksack und war gerade fertig, als Sam wieder ins Zimmer kam.

„Willst du noch duschen?“

Dean schaute an sich herunter. Er war schon komplett angezogen. „Ich hab heute Nacht geduscht. Dachte ich könnte danach wieder schlafen.“

„Kannst dich ja nachher ausruhen. Vielleicht kannst du auch wieder schlafen?“ Sam hatte da so eine Theorie, die sich allerdings erst mal überhaupt als solche herausstellen musste.

Er trocknete sich fertig ab, zog sich an und packte seine Sachen zusammen.

„Ich schaff den Schlüssel weg und du kannst schon mal unsere Sachen in den Impala packen, okay?“

Dean nickte.
 

Keine halbe Stunde später saßen sie in einem Diner, ein paar Querstraßen weiter.

„Was möchtest du frühstücken?“, wollte Sam wissen und zeigte auf die Bilder über der Theke.

„Was ist das zweite Bild?“, fragte der Ältere und schaute wieder zu Sam.

„Rühreier und Speck auf Toast.“

„Und das daneben?“

„Pfannkuchen mit Ahornsirup.“

„Schmeckt das?“

„Du mochtest es.“

„Dann das! Das sieht gut aus!“

„Okay, und Kaffee?“

„Den, den du trinkst oder Kakao.“

Sam nickte und bestellte gleich darauf bei der niedlichen Kellnerin, die aber wohl eher an seinem Bruder interessiert zu sein schien. Leider gingen ihre hoffnungsvollen Blicke an dem unbemerkt vorbei.

„Sie versucht mit dir zu flirten“, informierte ihn Sam deshalb, kaum dass sie gegangen war.

„Warum?“

„Weil sie dich niedlich findet? Vielleicht auch weil sie mehr von dir will?“

„Was mehr?“

„Küssen für´s Erste.“ Sam versuchte heldenhaft sich ein Grinsen zu verbeißen. Das Gesicht, das Dean zog, trug allerdings nicht wirklich zum Gelingen bei.

„Ich kenne sie doch gar nicht!“, erklärte der der entschieden. „Stehe ich überhaupt auf Frauen?“

„Also das kann ich ohne Zweifel bestätigen“, nickte Sam.

„Ich muss sie aber trotzdem nicht küssen, oder?“

„Nein, Dean. In dieser Beziehung musst du gar nichts. Irgendwann wirst du vielleicht eine Frau küssen wollen und dann ist es auch richtig. Hier musst du nicht. Außerdem fahren wir weiter und werden wohl nie wieder herkommen.“

„Muss ich ihr das sagen?“

„Nein. Wenn du nicht willst, dann nicht.“

Dean nickte und hielt, als sie ihre Bestellung brachte, den Blick auf die Tischplatte gesenkt.

Sie schnaubte etwas angesäuert, wünschte ihnen mit frostiger Mine einen „Guten Appetit“ und stöckelte mit wackelnden Hüften davon.

„Du kannst wieder hochgucken“, grinste Sam und begann zu essen.

„Okay“, nuschelte Dean und atmete erleichtert durch. Er musterte den Berg Pfannkuchen auf seinem Teller, nahm die Gabel und begann in aller Ruhe etwas von den Pfannkuchen zu probieren. „Die schmecken intensiver als im Krankenhaus“, stellte er nach dem ersten Bissen fest.

„Wann hast du im Krankenhaus denn Pfannkuchen gegessen?“, fragte Sam und versuchte sich an den Tag zu erinnern. Meistens gab es zum Frühstück doch Rühreier und Speck oder wahlweise Beagles oder Müsli.

„Nie, aber das ganze Essen da war nicht so intensiv.“

„Stimmt. Die haben da immer ziemlich lasch gewürzt. Magst du es denn so lieber?“

„Es ist sehr süß“, stellte Dean leise fest. „Aber lecker.“ Über sein Gesicht legte sich ein Lächeln.

„Dann setzen wir das auf die Liste der Dinge, die du magst?“

Dean nickte. „Hab ich das früher schon gemocht?“

„Wenn ich jetzt nein sagen würde, würdest du es dann auch nicht mehr wollen?“

„Ich denke nicht. Ich mag es jetzt.“

„Du hast es auch früher gemocht“, bestätigte Sam ihm dann lächelnd. Scheinbar war doch nicht alles anders, aber das hatte er ja hin und wieder schon festgestellt. Leider war es zu wenig, um ihm seinen Bruder zurückzubringen. Dieser Dean, der ihm gegenüber saß war eher ein fremder Zwilling.

In aller Ruhe genossen sie ihr Frühstück, zahlten und kurz darauf saßen sie wieder im Impala.

Eine Zeitlang schaute Dean mehr oder weniger interessiert aus dem Fenster, und gähnte dabei immer öfter.

„Kann ich schlafen?“, fragte er Sam leise.

„Natürlich kannst du schlafen wenn du müde bist.“ Sam schüttelte den Kopf. „Du musst nicht erst fragen!“

„Im Krankenhaus hast du gesagt, dass ich am Tag nicht schlafen soll!“, erklärte Dean ratlos.

„Ich bin auch jetzt nicht begeistert, dass du am Tag schläfst. Aber du hast in dieser Nacht kaum geschlafen und du kannst hier nicht viel tun, außer dir die Landschaft zu begucken. Also ja, schlaf.“ Er atmete kurz durch. „Wenn wir bei Bobby sind, werden wir am Tag bestimmt viel zu tun bekommen. Dann solltest du schon versuchen nachts zu schlafen, okay?“

„Ich versuchs“, versprach Dean und schloss die Augen. Gleich darauf verkündeten seine ruhigen Atemzüge, dass er eingeschlafen war.
 

Jede Menge Baustellen ließen Sams Ziel für diesen Tag in weiter Ferne rücken. Wenn er nicht bis mitten in der Nacht fahren wollte, würde er ihnen schon viel früher ein Motel suchen müssen. Obwohl? Wenn er bis zu seinem ursprünglichen Ziel fahren würde, bekäme Dean seinen nächtlichen Schlaf. Hatte sich seine These damit schon bestätigt? Im Impala konnte sein Bruder viel länger schlafen, als im Krankenhaus. Entweder hatte sein Unterbewusstsein den Impala wirklich nicht vergessen, oder aber die Abneigung gegen Krankenhäuser saß tiefer als er gedacht hatte. Aber war das dann nicht auch eine Sache des Unterbewusstseins? Da müsste er ja nur einen Weg finden, das anzapfen zu können, wenn Dean wach war. Vielleicht kämen die Erinnerungen ja so zurück?

Eine weitere Baustelle zwang ihn, vom direkten Weg abzubiegen.

Frustriert fuhr er das nächste Motel an, das mit einem Hinweisschild auf sich aufmerksam machte. Für heute reichte es ihm. Er blickte zu Dean und fragte sich mal wieder wieso der tagelang durchfahren konnte, wenn es denn sein musste? Auf dem Beifahrersitz machte ihm das ja auch nichts aus, aber da konnte er mehr hin und her rutschen, Hier saß er viel eingeengter.
 

Vor der Rezeption des Motels schaltete er den Motor aus und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, bevor er ausstieg, um ihnen ein Zimmer zu ordern.

Als er wieder auf den Parkplatz kam, stand Dean neben dem Wagen.

„Ausgeschlafen?“, fragte Sam lächelnd.

„Weiß nicht.“

„Willst du dich gleich wieder hinlegen?“ So ganz schien sein Bruder noch nicht wach zu sein.

„Nein, ich ... können wir was essen? Ich hab Hunger.“

„Wir packen aus und dann gehen wir essen. Was hältst du von Pizza Hut?“

Dean zuckte mit den Schultern, nickte dann aber kurz. Ein unbekannter Laden war so gut wie jeder andere. Er nahm seine Tasche und Sams Rucksack, die er im Zimmer einfach auf den Betten verteilte.
 

Gesättigt betraten sie das Zimmer wieder.

„Machst du mir die Prüfung fertig?“ Dean stand unschlüssig mitten im Zimmer und schaute zu seinem Bruder.

Sam nickte nur. Er holte Deans Laptop aus der Tasche und suchte die Prüfungsaufgaben für den Mittelschulabschluss. Dean würde nicht alles beantworten können, aber so wusste er wenigstens, wo genau er jetzt stand und wo sie ansetzen mussten. Es dauerte eine ganze Weile, bis er alles ausgedruckt hatte.

Dean zappte in der Zeit gelangweilt durch das Fernsehprogramm.
 

Endlich spukte der Drucker das letzte Blatt aus. „Dean?“

Sofort schaute der auf. „Ja?“

„Du kannst anfangen.“

Dean stand auf und kam zum Tisch. „Hmpf! Das ist viel!“, stellte er fest und ließ sich auf den Stuhl fallen.

„Du musst nicht alles heute machen. Lass dir Zeit! Mach so viel du kannst und dann sehen wir weiter, okay?“ Lächelnd schaute Sam ihn an.

Dean versuchte sich ebenfalls, erfolgreich, an einem Lächeln, nickte und begann.

Kurz schaute Sam ihm zu, starrte regelrecht auf das konzentrierte Gesicht, dass er so erst seit Deans Amnesie kannte. Als sein Bruder das erste Blatt beiseite legte, wandte er sich ab und holte den MP3 Player hervor, den er bei seinem letzten Tankstopp gekauft hatte. Deans Telefon wollte er nicht unbedingt nehmen. Da waren zu viele Mails, SMS und Nachrichten auf den Anrufbeantworter drauf, die zu behalten Dean wohl einen Grund gehabt hatte und die er deshalb nicht einfach so löschen wollte. Er würde mal mit Bobby reden, denn über kurz oder lang brauchte Dean wohl wieder ein Handy.

Er stöpselte den Player an seinen Laptop und begann sich durch die Musikgeschichte und sämtliche Genres zu graben. Von allem landete etwas auf dem Gerät, während er nebenbei eine Titelliste erstellte. Mal sehen, was Dean jetzt wohl gefiel?



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