Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 238: Abschied --------------------- Weiter gehts. Ich wünsche euch ein gesundes, neues Jahr. LG Kalea 238) Abschied Im Erdgeschoss lief Sam erst einmal an der Cafeteria vorbei nach draußen. Er hatte schon im Zimmer das Gefühl gehabt, nicht mehr atmen zu können. Dr. Brewster hatte ihm zwar mehr als einmal erklärt, dass Deans Gefühlskälte eine Folge der Amnesie war, dass der Gefühle auch erst wieder lernen musste und auch dass Gefühle und Erinnerungen eng miteinander zusammenhingen, aber dieses Wissen half ihm gerade überhaupt nicht weiter. Egal wie sehr er sich bemühte Deans Gleichgültigkeit nicht persönlich zu nehmen, egal wie oft er versuchte sich zu verdeutlichen, dass es an der Amnesie lag, ES TAT WEH! Leise seufzend ließ er sich auf einer Bank vor dem Eingang des Krankenhauses nieder, stellte die Ellenbogen auf die Knie und barg sein Gesicht in den Händen. Erst jetzt gestattete er sich, seine Trauer zuzulassen. Erst jetzt konnte er seinen Tränen freien Lauf lassen. „Sam? Was machst du denn hier?“, fragte Gabby leise. Sie war gerade gekommen. „Nichts, ich ...“ Sam wischte sich mit der Hand über sein Gesicht und versuchte die Spuren seiner Trauer wenigstens ansatzweise zu beseitigen bevor er den Kopf hob. „Ich musste raus, sonst wäre ich explodiert“, gestand er leise. Wem machte er sich hier was vor? „So schlimm?“ „Ich sage mir zwar immer wieder, dass es an der Amnesie liegt, dass er so kalt ist, aber manchmal kann ich seine Reaktionen einfach nicht mehr ertragen.“ Der traurige Unterton in Sams Stimme war kaum zu überhören. „Dean fehlt dir?“ fragte sie leise und setzte sich neben ihn auf die Bank. „Ja. Der alte Dean fehlt mir. Auch wenn er oft genug eine Nervensäge war und vieles nach seinem Kopf gehen musste. Er hatte immer einen lockeren Spruch drauf. Er wusste immer wie er mich wieder aufbauen konnte. Immer hat er versucht mich zu schützen. Egal was es ihn kostete.“ Schaudernd dachte Sam an den Deal mit dem Dämon, oder die alte Zigeunerin. Schon wieder drängten sich Tränen in seine Augen. Schweigend starrten sie auf den Boden. „Er kommt zurück“, flüsterte Gabriella und griff Sams Hand. „Ich weiß es!“ „Dann weißt du mehr als ich. Aber ich hoffe inständig, dass du Recht hast.“ Schweigend saßen sie nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. „Ich schau mal nach Dean“, erklärte Gabby plötzlich und erhob sich. „Lass dir Zeit“, sie legte ihre Hand auf Sams Schulter. Gleich darauf war sie durch den Eingang verschwunden. ‚Seit wann ist die Kleine so erwachsen?‛, fragte sich Sam kopfschüttelnd. Eigentlich sollte er ihr folgen, doch er konnte sich noch nicht dazu aufraffen, zu sehr hatte Deans Gleichgültigkeit seine Nerven zerfressen. Zwei Tage später wurde Dean entlassen. Die Tests am Vortag waren zu aller Zufriedenheit ausgefallen. Dean hatte die Erwartungen der Ärzte sogar noch übertroffen. Er selbst war der Einzige, der sein Abschneiden als ziemlich miserabel empfand. Gut, sie wollten ihn entlassen und mit Sams Hilfe würde er das Leben wohl auch schaffen, aber um gut zu sein, müsste er dann nicht mehr können? Müsste er sich nicht erinnern können? Sam war ebenfalls enttäuscht. „Hör auf diesen Dean mit dem Dean zu vergleichen, der er vor dem Unfall war!“, bat Oliver leise. „Ich kann nicht. Ich kenne Dean solange ich denken kann und das hier ist er nicht, nicht mal im Ansatz!“ „Ich verstehe dass es schwer für dich ist, aber solange du nur dem alten Dean nachtrauerst, wirst du diesem hier nie eine Chance geben.“ „Und wenn ich das nicht will? Wenn ich meinen Bruder zurück will, egal wie nervig ich ihn manchmal fand?“ „Du setzt ihn damit unter Druck.“ „Ich sage doch überhaupt nichts!“ „Nein, aber du erwartest Reaktionen von ihm, die er nicht zeigen kann. Er kann es zwar nicht mit Worten benennen, aber er merkt dass er etwas falsch gemacht hat und damit suggerierst du ihm diesen Druck schon und dann beginnt der verhängnisvolle Kreislauf. Du setzt ihn unter Druck, er sich selbst noch mehr und sein Gehirn blockiert alles. Außerdem erfährt er so nur mehr oder weniger negative Gefühle von dir. Wie soll er positiv regieren, wenn er nur negative Reaktionen bekommt? Hier liegt es sehr viel an dir, wie dein Bruder reagiert. „Oliver hob beschwichtigend die Hände, als Sam Luft holte um zu protestieren. „Niemand hat gesagt, dass es einfach ist und niemand macht dir einen Vorwurf. Es ist nur ein Hinweis, dass du noch mehr auf dich und das was du verbal und nonverbal äußerst achten musst. Bitte Sam. Für dich und für Dean!“, beschwor er den Winchester noch einmal endringlich. „Vielleicht solltest du mir dann auch eins über die Rübe ziehen damit ich genauso meine Erinnerungen verliere. Vielleicht würden wir dann ja miteinander auskommen?“ „Nein Sam, lieber nicht. Außerdem weiß ich, dass du es schaffen wirst.“ „Dann bist du zuversichtlicher als ich!“ Gemeinsam betraten sie den Parkplatz vor der Klinik, auf dem der Impala stand. Ihre Taschen lagen schon im Kofferraum. Jetzt blieb ihnen nur noch der Abschied von all denen, die zu Freunden geworden waren. „Ihr habt uns und der Stadt mehr geholfen, als wir je bei euch gutmachen können! Egal was ihr braucht: Ruft an. Ich werden euch, so gut ich kann, helfen!“ Sheriff Hanscum zog Sam in eine heftige Umarmung. „Sie haben schon Deans Behandlungskosten übernommen. Sie alle.“ wehrte Sam ab. „Das war das Mindeste, das wir tun konnten“, würgte jetzt auch Dr. Brewster jeden Widerstand ab. Dean hatte sich gerade aus Gabriellas Umarmung gelöst und schüttelte Andy die Hand. Vom Sheriff, Oliver und Dr. Baral, Andys Eltern und allen Schwestern, die auf dem Parkplatz standen hatte er sich schon verabschiedet. Jetzt trat er etwas unschlüssig von einem Fuß auf den andern und wartete bis auch sein Bruder mit Hände schütteln fertig war. „Los steig ein, wir wollen weg, bevor es dunkel wird“, grummelte Sam. Wenn sie hier noch lange standen würde er die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Er öffnete die Tür und faltete sich auf dem Fahrersitz zusammen. Dean schüttelte noch einmal Gabbys Hand. „Hey, Kleines, wir sehn uns wieder“, versprach er. „Und du pass auf sie auf, okay?“ Diese letzte Ermahnung galt Andy, dann stieg auch er ein. Verloren schaute Dean auf die Häuser an denen sie vorbeifuhren und seufzte leise, als sie das Ortsausgangsschild passierten. Jetzt hatte er die ihm bekannte Welt wohl endgültig verloren. Sein Blick huschte zu Sam. Sein Bruder! Die einzige Konstante in seinem Leben und der Mensch, den er so gar nicht einschätzen konnte. Einerseits zeigte Sam ihm so viele neue Dinge und war immer da, auf der anderen Seite schien er ihn aber auch immer aufs Neue zu enttäuschen. Er seufzte erneut, angelte sich seinen Rucksack von der Rückbank und zog sich einen Ordner heraus. Sam hatte ihm gestern, nachdem er ihn eine halbe Ewigkeit bedrängt hatte, einiges an Lernmaterial ausgedruckt. Vielleicht, wenn er noch mehr lernte, konnte er ihn ja glücklich machen? „Du solltest deinem Kopf mal eine Pause gönnen, Dean“, versuchte Sam Einspruch zu erheben und war entsetzt, als der den Ordner sinken ließ und zu ihm rüber schaute. „Und was soll ich stattdessen tun?“ „Grün soll gut für die Augen sein.“ „Welches Grün?“ Dean deutete auf die eher rotbraunen Flächen entlang der Straße. Grinsend schüttelte Sam den Kopf. „Ich würde ja sagen: Schlaf eine Runde, aber dann bis du die ganze Nacht wach.“ Er musterte seinen Bruder kurz. „Aber das bist du sowieso, oder?“ Dean schaute aus dem Fenster. Sam hatte ihm mehrfach gesagt, dass er nachts schlafen sollte, aber er konnte es nicht! Selbst wenn er seinen Mittagschlaf wegließ, schlief er nicht durch. Sam griff nach dem Ordner und warf ihn auf die Rückbank. „Schlaf Dean“, forderte er leise. Die Idee ihm einen normalen Schlafrhythmus aufzuzwingen war ja ganz gut, aber sie funktionierte nicht, nicht mehr. Anfangs hatte es ganz gut geklappt. Dean war nach dem Sport und dem fehlenden Mittagsschlaf so müde, dass er an die sechs Stunden durchschlief, doch schon nach wenigen Tagen hatte sich das auf die bisher üblichen drei, vier Stunden reduziert. Außerdem sank Deans Laune bis zum Abend auf einen Tiefpunkt. Also hatte er ihn mittags wieder schlafen lassen und so wenigstens keinen gereizten Bruder ertragen zu müssen. Ihm blieb die Hoffnung, dass Dean bei Bobby mehr und anders ausgelastet sein würde. Fragend schaute Dean seinen Bruder an. War das sein Ernst? „Du kannst hier eh nicht viel tun und du brauchst die Ruhe“, nickte Sam. „Schlaf.“ „Okay“, krächzte der Ältere und machte es sich auf den Beifahrersitz gemütlich. Er lehnte sich gegen die Scheibe, schloss die Augen und war gleich darauf eingeschlafen. Über Sams Gesicht legte sich ein Lächeln. Er suchte sich einen Sender, der Musik spielte, die er gerne hörte. Seine Gedanken gingen auf Wanderschaft und landeten viel zu schnell bei dem Problem Dean. Er schluckte. Dean war kein Problem! Wenn dann war es seine Amnesie! Hastig murmelte er eine leise Entschuldigung. Trotzdem blieb das Problem mit der Amnesie und wie sie damit umgehen sollten. Das Einfachste wäre Dean wie einen Fremden zu nehmen, doch genau das würde nicht funktionieren, denn Dean war kein Fremder. Wie also konnten sie es ihm und sich selbst dann so leicht wie möglich machen? Wie konnten sie ihn an all das heranführen was den alten Dean ausgemacht hatte, ohne ihm ständig unter die Nase zu reiben was er alles vergessen hatte. Was gab es, was auch dem alten Dean Spaß gemacht hätte und was davon hatte er alles noch nie gemacht? Er könnte Dean einige seiner früheren Lieblingslieder auf sein Handy spielen und mit Musik aller anderen Richtungen mischen. Mal sehen was ihm davon am besten gefiel. Ja, das würde er gleich heute Abend machen, wenn Dean über seinen Büchern hing. Was sonst noch? Bobby sollte ihn mit zu den alten Wagen nehmen. Gemeinsam konnten sie schrauben. Das würde auch seinen Fingern gut tun, die sich manchmal noch etwas steif taten. Dafür wäre zwar das Waffenputzen eine gute Übung, doch an die wollte er Dean gar nicht erst dran lassen. Die sollten erstmal im Panikraum bleiben! Kino wäre eine gute Idee. Mal sehen, was kam. Sport. Dean sollte sich möglichst auspowern. Dazu müssten sie vielleicht den Parcours wieder aufbauen, aber das sollte ja wohl zu schaffen sein. Ein richtiges Picknick hatten sie auch noch nie gehabt. Außerdem gab es in Sioux Falls einen Minigolfplatz. Er schielte zu Dean hinüber. Machte er schon wieder zu viele Pläne für ihn? Machte er sich zu viele Gedanken? Wahrscheinlich schon und wahrscheinlich verwarf Bobby den größten Teil seiner Überlegungen, oder sie kamen zu anderen Schlüssen. Aber ihm halfen diese Planungen. Er konnte noch nie gut aus dem Bauch heraus arbeiten. Er war lieber auf alles und jede Möglichkeit vorbereitet, oder er verließ sich auf seinen Bruder. Der war ein Wunder im Improvisieren. So gut würde er nie werden. Er blieb lieber bei seinen mentalen Listen. Damit fühlte er sich sicherer. Sein Blick fiel auf die Tankanzeige, die sich so langsam dem roten Bereich näherte, dann schaute er zu seinem Bruder. Komisch! Dean schlief noch immer! Er schaute auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Das war jetzt mehr als seltsam! Noch einmal ließ er seinen Blick über seinen Bruder gleiten, doch ihm fiel nichts auf, was offensichtlich besorgniserregend wäre. Außer vielleicht der Tatsache, dass sie inzwischen seit fast fünf Stunden unterwegs waren. 'Da hab ich mich ja schön abgelenkt!', überlegte er leise schnaubend. Das Hinweisschild einer Tankstelle beendete auch diese kurze Grübelei. Er setzte den Blinker und bog ab, um Baby mit ihrem Lieblingsfutter zu versorgen. Als er wenig später wieder hinter das Lenkrad rutschte, blinzelte ihn Dean verschlafen an. Unbewusst atmete er erleichtert auf. Seit sein Bruder das Koma hinter sich gelassen hatte, hatte er selten so lange durchgeschlafen! „Hast du Hunger?“, fragte er und hielt ihm eine Packung mit zwei Sandwiches hin. Dean schüttelte den Kopf. „Noch nicht“, antwortete er mit vom Schlaf noch rauer Stimme. „Sind wir schon da?“ „Nein. Ich wollte noch ein Stück weiter fahren, bis wir uns ein Zimmer suchen.“ „Wo sind wir?“ „Kurz vor Albuquerque. Ich wollte noch bis Las Vegas, nicht das große, glitzernde in Nevada, sondern das in Arizona.“ „Großes, Glitzerndes?“ Klar, Dean wusste ja nichts mehr davon! „Es gibt eine Stadt, in der es unzählige Casinos gibt. Häuser in denen man sein Geld verspielen kann“, erklärte Sam. 'Und sich einen bösen Geist einfangen', fügte er in Gedanken hinzu. „Aber da fahren wir nicht hin?“ „Nein, das liegt nicht auf unserem Weg.“ „Okay“, nahm Dean diese Erklärung hin. Er gähnte herzhaft, suchte sich eine neu, bequeme Sitzposition und schloss die Augen. Schnell war er wieder eingeschlafen. Sam konnte nur den Kopf schütteln. Das war jetzt mehr als komisch! Aber er würde sich nicht beschweren, schließlich hatte er seinem großen Bruder die ganze Zeit in den Ohren gelegen, dass er mehr schlafen musste. Ob es am Impala lag?Offensichtlich reagierte Dean nicht auf den Wagen aber vielleicht unterbewusst? Er würde dieses Phänomen im Auge behalten. Mal sehen, was morgen war. In Las Vegas hielt er an einem der Motels an, und kaum dass der Motor verstummte, blinzelte Dean ihn an. „Sind wir da?“ „Ja. Ich besorge uns ein Zimmer und du kannst schon mal sie Rucksäcke aus dem Kofferraum holen“, erklärte Sam und ging zu der Rezeption. Sie richteten sich für diese eine Nacht in dem Zimmer ein, aßen die Sandwiches und dann kam was Sam befürchtet hatte. Dean nahm sich seine Lernunterlagen und begann zu lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)