Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 225: Kleine Fortschritte -------------------------------- 225) Kleine Fortschritte ??? In den nächsten zwei Tagen schwankte Sam zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, je nachdem, ob es Vormittag oder Nachmittag war. Morgens fuhr er ins Krankenhaus und nachmittags besuchten Jody und Bobby seinen Bruder. Schon alleine ein Blick auf die Uhr, während sie zu Mittag aßen, ließ heiße Eifersucht in ihm aufwallen,dabei liebte er Bobby mehr, als seinen eigenen Vater. Also versuchte er seine Aufmerksamkeit in dieser Zeit voll und ganz auf den Aufbau ihrer Datenbank im Internet zu lenken. Und es gelang ihm. Als Jody und Bobby wieder nach Sioux Falls mussten, hatte er eine Maske erstellt, in die er alle relevanten Daten eingeben konnte. Trotz seiner widersprüchlichen Gefühle, verabschiedete Sam sich nur ungern von dem alten Freund, denn er war sich sicher, dass er wohl ohne dessen beruhigender Präsenz kaum weiter so ruhig bleiben und auf sich achten würde. „Ruf an, nicht nur wenn was sein sollte“, bat Bobby, der sich nur schwer davon hatte überzeugen lassen, dass es sinnvoller war, wenn mit zurückfuhr. Doch er hatte einen wichtigen Restaurationsauftrag angenommen und auch wenn Deans Verletzungen ein guter Grund war den gerade jetzt ruhen zu lassen, so war der Kunde wohl nicht der einsichtigste wenn es darum ging, dass er etwas nicht dann bekam, wenn er es wollte. „Ich melde mich jeden Abend, zumindest solange Dean noch auf der Intensivstation liegt. Dann schmeißen die mich ja eh raus“, versprach er mit einem bitteren Lächeln. „Halt die Ohren steif“, bat Jody und zog den Jungen in eine feste Umarmung, bevor sie auf der Beifahrerseite des Mietwagens einstieg. „Dem kann ich mich nur anschließen“, brummelte Bobby und zog Sam ebenfalls in eine feste Umarmung. „Ich versuchs“, krächzte Sam etwas heiser. So froh er war ab sofort den Platz an Deans Seite wieder ganz für sich beanspruchen zu können, so traurig war er, dass er jetzt wieder allein sein würde. Die Abende im Motel waren lang und einsam. ‚Reiß dich zusammen Winchester‘, schimpfte er sich im Stillen. ‚Du benimmst dich wie ein Kleinkind!‘ „Ich komme klar und sobald Dean wieder wach ist, machen wir uns auf den Weg zu dir.“ „Übertreibt es nicht!“, lachte der alte Freund. „Aber ich weiß schon, Dean wird nicht lange hierbleiben wollen. Sollte es doch länger dauern, kommen wir in zwei Wochen wieder her!“ „Das klingt nach einem Plan!“, nickte Sam. „Und jetzt solltest du fahren, bevor der Flieger ohne euch abhebt.“ „Du willst uns loswerden?“ „Klar, ich will mit Dean alleine sein. Dazu hab ich ja sonst kaum Gelegenheit“, versuchte er es mit einem bitteren Scherz. „Na dann turtelt mal schön und lasst euch nicht erwischen.“ Bobby klopfte Sam noch einmal freundschaftlich auf den Rücken und stieg nun ebenfalls ein. Sam wartete bis der Wagen hinter der nächsten Ecke verschwunden war und ging dann zurück in sein Zimmer. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, schüttete Dressing in die Salatbox und schüttelte sie ordentlich durch. Sein Bruder würde das mit einer hochgezogenen Augenbraue quittieren. Er schluckte. Dann setzte er sich mit seinem Abendbrot an den Tisch, wo er ihren letzten Fall in seine Maske eintippte. Hin und wieder machte er sich Notizen, wo er noch etwas für die Eingabe anpassen musste. Am nächsten Morgen war er ziemlich müde. Er hatte bis weit nach Mitternacht über den Änderungen gesessen. Doch seine Müdigkeit schob er beiseite. Jetzt gehörte seine ganze Aufmerksamkeit seinem Bruder. Schlafen konnte er auch später noch! Lächelnd hörte die Schwester einen Augenblick zu wie Sam seinem Bruder ein Abenteuer von Pooh-Bär erzählte. Sie räusperte sich. „Mr. Winchester?“ Sam schaute erschrocken auf. „Ja?“, fragte er mit einem rosa Schimmer um die Nase. Gott war ihm das peinlich. „Sie müssen sich nicht entschuldigen. Im Gegenteil. Ich finde es schön. Viele Angehörige sitzen schweigend hier, rutschen nervös auf den Stuhl herum und hoffen, dass die Zeit bald um ist, damit sie ohne schlechtes Gewissen gehen können.“ „Naja, es ist nur ... Diese Geschichte kenne ich auswendig. Er hat sie mir immer vorgelesen, als wir noch Kinder waren.“ „Dann lieben sie sie beide, also ist es doch genau richtig, oder?“ Sam zuckte die Schultern. So ganz war er noch nicht davon überzeugt. Aber wenn sie es sagte? „Dr. Brewster möchte nachher mit Ihnen reden“, erklärte sie ihre Anwesenheit. „Okay?“ Sam schluckte nervös. „Ich glaube nicht, dass es etwas Schlimmes ist“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Doch Sam blieb skeptisch. Er atmete tief durch, doch um weiterzuerzählen fehlte ihm plötzlich die Ruhe, außerdem hatte er den Faden verloren. Er schaute auf die Uhr. Die Besuchszeit war schon fast vorbei, deshalb verabschiedete er sich. „Ich bin ja gespannt, was dein Arzt will. Was bei dem Gespräch rauskommt sag ich dir heute Abend. Und ich schau mal, ob ich ein Buch finde“, versprach er noch und verließ das Zimmer. Wenig später klopfte er an die Tür von Dr. Brewsters Büro. „Sie wollten mich sprechen?“, fragte er, kaum dass er die Tür einen Spalt geöffnet hatte. „Mr. Winchester. Ja, kommen Sie herein.“ Er bot Sam einen Stuhl an. „Es geht um Ihren Bruder, wie Sie sich sicher denken können.“ Sam nickte unsicher. Er hatte sich die Monitore bei jedem seine Besuche zwar genau angeschaut und keine großartigen Veränderungen feststellen können, aber er war kein Arzt. Was wusste er schon? „Nichts Schlimmes!“ Dr. Brewster lächelte ihn warm an. Er konnte sehen, wie unwohl sich Sam gerade fühlte. „Die Schwellungen seines Gehirns sind zurückgegangen und wir wollen versuchen ihn aufwachen zu lassen. In zwei Stunden entfernen wir die Sonde. Er bekommt danach auch keine Narkosemittel mehr. Es wäre schön, wenn sie ihn durch den Aufwachprozess begleiten könnten.“ „Ich darf bei ihm bleiben?“, fragte Sam ihn nun völlig überdreht. „Über Nacht?“ „Das wollte ich damit ausdrücken.“ „Dean wird wach? Das ist … Oh man. So schnell? Irgendwie hab ich nicht damit gerechnet.“ „Es kann immer noch Tage dauern, bis er wirklich ansprechbar ist“, versuchte der Arzt die Euphorie zu dämpfen, „Und selbst müssen wir abwarten. Bei dieser Art Verletzung ist es leider vollkommen unmöglich vorherzusagen, ob und wenn ja welche Spätfolgen zu erwarten sind.“ „Es bleibt trotzdem die beste Nachricht seit wir hier sind!“ Sam wollte sich seine Zuversicht nicht rauben lassen! Irgendwann mussten sie ja auch mal Glück auf ganzer Linie haben! „Gut, dann sehen wir uns heute Nachmittag zur Besuchszeit“, sagte der Arzt und erhob sich. Für Sam fühlte es sich ein wenig an wie rausgeworfen zu werden, doch so ein Arzt hatte sicher mehr zu tun, als mit ihm zu plaudern. Kurz stand er etwas planlos auf dem Gang. Was jetzt? 'Essen, schlafen und hierher zurück', umriss er seinen weiteren Tagesablauf. Mit schnellen Schritten verließ er das Krankenhaus. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Besuchszeit lief Sam vor der Intensivstation auf und ab. Ob Dean noch hier lag? Vielleicht hatten sie ihn nach der OP aber auch gleich in ein anderes Zimmer gebracht? Wohl eher nicht. Dass sie ihn nicht mehr im künstlichen Koma hielten, hieß ja nicht, dass er schon wach war. Wie lange dauerte so ein Aufwachen? Vor zwei Jahren ... war das wirklich erst zwei Jahre her, dass Dean in der Hölle hätte landen sollen? Ein eisiger Schauer rann ihm über den Rücken und er schob den Gedanken schnell zur Seite. Also. Was war jetzt mit dem Aufwachen? Der Arzt klang da ziemlich ungenau und sehr verhalten! Warum? Befürchtete er Komplikationen? Aber welche? Er hatte in den Tagen, wenn Bobby und Jody bei Dean waren, auch nach den Folgen eines Schädel-Hirn Traumas gesucht und so viel gefunden, dass er die Suche, aus Angst dass etwas davon eintreten würde, nur weil er es so gelesen hatte, schnell wieder eingestellte. Klar war das irrational, das wusste er auch, trotzdem hatte er die Suche nicht wieder aufgenommen. Den Blick auf den Türknauf gerichtet, als würde der sich nur durch seinen Willen drehen, stand er an die Wand gelehnt. Irgendwann mussten sie ihn doch reinlassen, oder? Oder war bei der OP etwas schief … Nein! NEIN! NEIN! NEIN! Daran würde er nicht denken! Wenn hätten sie ihm schon längst Bescheid gegeben und nein! Dr. Brewster war ein guter Arzt! In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Intensivstation. „Mr. Winchester?“ Ein, Sam fremder, Pfleger schaute sich suchend um. „Ja!“ Mit einem langen Schritt stand Sam neben ihm. „Sie wissen Bescheid?“, fragte der Pfleger und deutete auf das Regal mit der sterilen Kleidung. „Ja.“ „Gut, dann ziehen Sie sich bitte um und warten hier, bis ich sie hole.“ „Können Sie mir nicht schon etwas zu meinem Bruder sagen?“ Die Frage verhallte ungehört im Raum. Der Pfleger war schon weiter geeilt. Schnell war er wieder zurück. Er sah zu, wie Sam sich den Mundschutz befestigte und nickte kurz. „Folgen Sie mir“, sagte er ruhig, kaum dass der Winchester zu ihm blickte. „Mr. Winchester“, begrüßte Dr. Brewster Sam, neben Deans Bett stehend, mit einem Lächeln. „Die OP ist gut verlaufen. Das ist wohl das Dringendste, was Sie wissen wollen.“ Sam nickte. Sein Blick glitt langsam über den Menschen in dem Bett, der unverkennbar sein Bruder war und der doch so wenig mit ihm zu tun hatte. Noch immer führten viel zu viele Kabel und Schläuche von ihm zu den Maschinen und Überwachungsgeräten und noch immer war sein Kopf mit dickem Schaumstoff fixiert. „Die kommen bald weg“, erklärte der Arzt als er Sams Blick sah. „Wir wollen nur warten, bis er entweder aufgewacht oder die Wunde soweit verheilt ist, dass sie nicht bei einer unbedachten Bewegung wieder aufbricht.“ Sam nickte kurz. „Und die OP?“ „Wie schon gesagt: Sie ist gut verlaufen. Die Schwellungen sind zurückgegangen und es haben sich auch keine neuen Hämatome gebildet. Wir sind mit der Heilung sehr zufrieden.“ „Und wann wacht er auf?“ „Wenn ich Ihnen das sagen könnte...“, seufzte Dr. Brewster. „Seit der OP bekommt er keine Narkosemittel mehr. Jetzt heißt es abwarten, ob er in ein echtes Koma abgeglitten ist, wovon wir allerdings nicht ausgehen. Mit ganz viel Glück blinzelt er sie heute Nacht noch an. Ich möchte Sie nochmal bitten hier zu bleiben. Reden Sie mit ihm. Versuchen Sie ihn zu beruhigen, falls er unruhig werden sollte. Es ist nicht einfach aus einem Koma aufzuwachen!“, erklärte er eindringlich. „Es tut den Patienten gut, wenn sie vertraute Stimmen hören, vertraute Personen sehen.“ „Ich werde auf jeden Fall hier bleiben!“ Etwas Anderes wäre für ihn sowieso nicht infrage gekommen. Der Arzt lächelte. So entschlossen war nicht jeder der Angehörigen mit denen er sprach und so entschieden traten noch weniger auf, zumindest wenn es um Erwachsene Patienten ging. Vielen machten die Geräte so viel Angst, dass sie nur zu gerne hier wieder flüchteten. „Sie sind selten“, erklärte er leise. Sam schaute ihn irritiert an. „Er ist mein Bruder! Er hat mich aufgezogen! Ich … Ich würde ihn nicht alleine lassen, egal was kommt oder wie lange es dauert!“ „Es könnte sein, dass Sie viel Geduld brauchen werden.“ „Wir schaffen das!“, erklärte der Winchester im Brustton der Überzeugung. „Wie lange muss er noch beatmet werden und wann kommen die ganzen anderen Kabel und Schläuche weg?“ „Ich denke, dass wir morgen Vormittag einen Versuch starten können, ihn von der künstlichen Beatmung zu befreien. Alles Andere müssen wir sehen sobald er wach ist. Ich weiß, dass Sie sich mehr erhofft haben." „Schon okay. Ich denke ich bin das Warten gewöhnt.“ Wieder musterte der Arzt Sam irritiert, doch er fragte nicht nach, sondern wandte sich zum Gehen. „Gut! Dann werde ich Sie jetzt alleine lassen. Sollten Sie etwas brauchen, klingeln Sie. Wir sehen uns morgen wieder.“ Dr. Brewster nickte ihm noch kurz zu, „Mr. Winchester.“ „Sam, bitte. Mr. Winchester war unser Vater.“ „Okay, Sam.“ Der Arzt lächelte und verließ nun endgültig das Zimmer. Nach einem weiteren, kurzen Blick auf die Monitore, zog sich Sam einen Stuhl neben das Bett, setzte sich und schob seine Hand unter Deans. „Jetzt haben wir Ruhe“, grinste er leise. Das klang ja fast als wären sie ein Liebespaar, das zum ersten Mal sturmfrei hatte. „Ich hoffe nur, du verkriechst dich nicht wieder bei Mom.“ Viel hatte er von Deans letzten Komaträumen zwar nicht gesehen, damals als er versucht hatte ihn aus den Fängen des alten Brauer zu reißen, aber dass der Ort schön und friedlich war doch. Und das Mom da war. Ihm kam ein anderer Gedanke. „Mom?“, fragte er in die verhältnismäßige Stille des Zimmers. Ob sie hier war? Das letzte Mal, als es Dean schlecht ging war sie da, vielleicht ja jetzt auch? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)