Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 215: Ein Fall gelöst ---------------------------- 215) Ein Fall gelöst Fast zur gleichen Zeit unterdrückte Bobby einen Jubelschrei. Endlich hatte er herausgefunden, wessen Geist Marcy Ward langsam das Leben aussaugte. Er notierte sich den Namen. Mit einem Glücksgefühl in der Brust schlug er die Bücher zu und brachte sie zu der netten Bibliothekarin, die ihm schon den halben Tag geholfen hatte, mehr zu der Geschichte des Ortes zu finden. „Das war's“, erklärte Bobby geschafft und lächelte sie freundlich an. „Haben sie ihn also endlich gefunden?“ „Ja, hab ich.“ „Und war es ihr Vorfahr, der für diese Seuche verantwortlich gemacht worden ist?“, wollte sie neugierig wissen. „Nein, es war ein Benedict Lerman, der für die Schuld an den verendeten Kälber und Ferkel tragen sollte. Er soll sie aus Neid vergiftet haben, genau wie die Tochter des Ranchers. Sie haben ihn gehenkt. Keine Ahnung, ob sie sich kannten.“ „Dieser Benedict Lerman kann einem wirklich leidtun“, sagte sie. „Das stimmt wohl. Aberglaube kann die schlimmsten Blüten tragen. “ „Gott sei Dank“, lächelte sie. „Aber was erzählen sie jetzt ihren Enkeln?“ „Jedenfalls nicht die Geschichte eines Urgroßvaters, der wegen angeblichem mehrfachen Mordes gehenkt wurde“, erklärte Bobby achselzuckend. Genau diese Geschichte hatte er ihr aufgetischt, als er um ihre Hilfe bei der Suche nach seinem Geist bat. „Vielen Dank nochmal für ihre Hilfe.“ Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete er sich von ihr. Auf dem Weg zu seinem Wagen rief er Jody an. „Ich hab‘ ihn“, sagte er, kaum dass sie sich gemeldet hatte. „Es ist Benedict Lerman.“ „Der Grabstein, der etwas abseits stand?“ „Genau der. Ich werde mich heute Nacht um ihn kümmern. Das Wetter spielt mir in die Karten.“ „Das ist gut. Marcy geht es immer schlechter. Sie zeichnen kaum noch Hirnströme von ihr auf und machen mir keine Hoffnungen, dass sie es schaffen wird, zumal sie noch immer keine Ursache gefunden haben, die die immer höher werdenden Entzündungswerte erklären würde.“ „Dann lass sie noch eine Weile suchen. Morgen sollte es ihr hoffentlich besser gehen.“ „Meldest du dich, wenn du es geschafft hast?“ „Das kann aber spät werden, oder eher früh. Ich will auf den angekündigten Nebel warten.“ „Egal. Ich möchte wissen, wenn es vorbei ist.“ „Gut, rufe ich an.“ „Und ich bringe morgen was Leckeres mit, wenn ich einkaufen fahre. Das müssen wir feiern, sobald du wieder da bist.“ „Das klingt gut. Und Jody?“ „Ja?“ „Pass auf dich auf, okay.“ „Du bist gut. Ich denke, ich bin hier sicherer als du. Also, bitte gib auf dich Acht, ja?“ Bobby grinste. Genau das wollte er hören. „Ich geb mir Mühe“, erwiderte er und legte auf. Jetzt würde er etwas essen fahren und sich dann ein Motelzimmer suchen, um ein paar Stunden zu schlafen, bevor er zur Geisterverbrennung fuhr. Noch bevor er das Handy wegstecken konnte, klingelte es. Auf dem Weg zum Motel zog Dean sein Handy heraus und rief Bobby an. Vielleicht wusste der ja einen Jäger, der sich darum kümmern konnte. Vielleicht hatten sie endlich einmal Glück? Ein winziger Funken Hoffnung glomm in Deans Brust. „Hey“, meldete er sich leise, kaum dass Bobby abgenommen hatte. „Dean hier.“ „Wie geht’s dir, Junge?“ „Soweit ganz gut. Die Rippen sind noch angeschlagen und wir kommen langsamer voran als ich gehofft hatte, aber wenn wir bei dir sind, werd ich wohl wieder an Autos schrauben können.“ Sam horchte auf. Wie schlecht ging es seinem Bruder, wenn er das gegenüber Bobby schon so unumwunden zugab? Oder wollte er nur darauf hinweisen, dass sie diesen Fall nicht machen würden? „Weswegen ich aber jetzt anrufe: In der Nähe von Thatcher gibt es Chupacabras. Sie greifen Menschen an. Kannst du einen Jäger herschicken?“ Sam grinste. Dean wollte den Fall wirklich abgeben. Er wollte sie erst gar nicht ins Spiel bringen! Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Dean dachte endlich mal an sich! Er wollte wirklich aussteigen. Er war ausgestiegen! „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Wo seid ihr?“ „Noch vor Phoenix.“ „Okay, ich melde mich. Du kannst aber auch schon mal mit Ellen reden. Dann muss ich das nicht.“ „Danke und mach ich“, Dean legte auf. „Bobby versucht einen Jäger zu finden“, erklärte er Sam. Der nickte. „Dann drücke ich uns mal die Daumen, dass er auch wirklich einen findet, der in der Nähe ist.“ „Hm“, grummelte Dean und schob seine doch ziemlich angeschlagene Laune auf die Schmerzen in seinen Rippen, die vom Sitzen wieder stärker geworden waren. Ob Sam noch eine dieser tollen Tabletten dabei hatte, die ihn immer komplett aus dem Verkehr zogen? Aber so würden sie morgen nicht weiterfahren können und das wollte er dann doch schon. Nein, eine von seinen musste reichen. Kaum im Zimmer angekommen, verzog er sich ins Bad. Er duschte, rieb seine Rippen mit einer kühlenden, schmerzstillenden Salbe ein und nahm noch eine Tablette. Sich auf dem Waschbecken abstützend, schaute er in den Spiegel. Hörte das denn nie auf? Er war es so müde! Das letzte Jahr war eine einzige Abwärtsspirale gewesen. Auch wenn er sich an die Monate als Wolf gerne erinnerte. Sie kamen ihm inzwischen wie ein Durchatmen vor. Wie ein Ausblick auf das was sein könnte, wenn er den Ausstieg endlich durchzog. Ja, diese Monate hätten mit seinem Tod geendet. Aber das würde das Leben auch, irgendwann. Er seufzte. Dieses Wolfsleben war vorbei und ein richtiges wartete auf ihn. Er warf sich einige Hände kaltes Wasser ins Gesicht und verließ das Bad. Sofort sah er sich dem besorgten Blick seines kleinen Bruders gegenüber. „Ich bin okay.“ „Das bist du nicht!“ „Aber ich werde es wieder sein, in ein paar Tagen oder Wochen.“ Er ging zu seinem Bett. Dass er dabei einen Bogen um Sam machte fiel nur dem jüngeren Winchester wirklich auf und seine Sorgen wuchsen proportional zu seinem schlechten Gewissen. Dean hatte seine Attacken auf ihn weder körperlich noch seelisch verarbeitet. Aber wie sollte er auch. Nur weil er es heute neben ihm aushielt, hieß das ja nicht, dass er das Trauma überwunden hatte. Wie auch? Gestern war er noch auf Abstand gegangen, auch wenn der zu heute doch um ein Vielfaches größer gewesen war. Er seufzte leise und beobachtet seinen Bruder dabei, wie der sich unter der Decke auf den Bauch drehte, das Kissen zu Recht knuffte und mit seinen Armen umschloss. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Es gab Dinge, die sich wohl nie änderten und den Rest konnten sie auch schaffen. Unschlüssig schaute Sam sich im Zimmer um. Sollte er nach dem Chupacabra suchen? Nein, sie wollten den Fall nicht. Wenn er jetzt nach Einzelheiten suchen würde, wäre das wie ein Verrat an Dean, ein Verrat an dem normalen Leben, das auf sie wartete und das sie endlich beginnen wollten. Also ließ er das auch schön bleiben, er wollte ja keine schlafenden Hunde wecken! Aber was machte er dann mit seiner freien Zeit? Durch die Kanäle zappen? Zum Schlafen war es ihm noch viel zu früh und es erschreckte ihn schon, dass Dean genau das tat. Hätte er ihn doch noch im Krankenhaus lassen sollen? Vielleicht wäre es besser gewesen, immerhin hatte er vorhin schon mal darüber nachgedacht und wenn er es getan hätte, wären sie wahrscheinlich nicht auf diesen blöden Artikel gestoßen! Plötzlich stemmte sich Dean auf die Arme. Sein Blick suchte Sams. „Hör auf zu denken. Ich kann dein Trübsal bis hier her blasen hören, Samantha. Es hält mich von meinem wohlverdienten Nickerchen ab. Ich bin okay. Es wird von Tag zu Tag besser, also schalt ab und gönn uns beide etwas Ruhe.“ Sam starrte seinen Bruder an, der sich wieder auf den Bauch fallen ließ. Grinsend schüttelte er den Kopf. Das war mal wieder typisch Dean. Egal wie es ihm ging, er sorgte sich immer auch um ihn. Vielleicht wurde ja doch noch alles gut? Nein, nicht vielleicht! Es wird alles gut! Er schaute noch einmal zu seinem Bruder, bevor er sich ein Bier aus dem Kühlschrank holte, es sich auf seinem Bett bequem machte und sich ein Buch aus einer Online-Bibliothek suchte. Es war schon verrückt. Wann hatte er denn schon mal Zeit gehabt, einfach nur aus Spaß an der Freude zu lesen? Sein Handywecker riss Bobby aus einem unruhigen Schlaf. Er setzte sich auf und rieb sich müde über das Gesicht. Viel Schlaf hatte er in den drei Stunden nicht bekommen. Grübelnd blieb er noch kurz sitzen und schaute auf das dunkle Fenster. Sowas kannte er nicht von sich! Eigentlich konnte er doch immer und überall schlafen. Oder drückten ihn die Sorgen um Jodys Freundin und seine Jungs so sehr? Er hatte am Abend noch mit jedem Jäger telefoniert, den er kannte, denn wenn Dean schon so offen darüber sprach, dass es ihm nicht gut ging, dann wollte er auch darauf hören. Viel zu selten gab der Junge zu, dass es ihm nicht gut ging. Blieb die Frage nach dem Warum. Doch das konnten sie klären, wenn sie alle wieder in Sioux Falls waren. Schwerer machte ihm die Tatsache zu schaffen, dass jeder Jäger, den er erreicht hatte, absagen musste. Doch noch war nichts entschieden. Noch hatte er ein paar Eisen im Feuer. Jetzt sollte er sich allerdings erst mal um das drängendere Problem kümmern: Benedict Lerman. Schnell hatte er sich angezogen und sein Zimmer geräumt. Er hatte es noch am Abend bezahlt und den jungen Mann an der Rezeption erzählt, dass er morgens extrem früh los musste und niemanden extra wecken wollte. Gut, extrem früh war es. Gerade mal kurz nach zwei. Eine Zeit, zu der die meisten Menschen schliefen, eine Zeit also, zu der man am Besten unbemerkt ein Grab öffnen und einen Geist vernichten konnte. Schnell mischte er das faule Ei mit seiner Salzmischung und beeilte sich, das Glas wieder zu verschließen. Himmel! Er dachte wirklich, dass sein Geruchssinn abgehärteter wäre. Der Nebel, der sich am Abend wie eine Decke über die Stadt gelegt hatte, war noch dichter geworden. „Gut so“, murmelte Bobby als er auf den Parkplatz trat. Er stieg in seinen Wagen und fuhr nach Norden. Erst ein paar Straßen weiter lenkte er den Wagen zurück in die Stadt und steuerte den Friedhof an. Er parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz und ging zu dem Grab. Der Nebel dämpfte sämtliche Geräusche und doch versuchte er so leise wie möglich zu sein. Vorsorglich zog er einen Salzkreis um das Grab, nicht das Lerman doch noch hier auftauchte und ihn davon abhalten wollte, seine Leiche zu verbrennen. Ein Udug hing zwar wie ein Blutegel an seinem Opfer bis er es buchstäblich ausgesaugt hatte, aber wenn das Opfer schon sehr schwach war, konnte er diese Verbindung auch eher lösen, um sich an einen neuen Wirt zu suchen. So bewahrten sie ihre toten Körper vor dem Verfall und sich selbst davor zu vergehen. Nur wie diese Dinger entstanden, hatte er noch nicht wirklich klären können. Einige Quellen sprachen davon, dass sie unsachgemäß beerdigt worden waren. Aber lag es nur daran? Eine Stunde später stand er neben dem flackernden Feuer. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte Jodys Nummer. Schon nach dem ersten Klingeln ging sie, etwas atemlos, dran. „Ist er weg?“ „Ja, sollte er sein“, lächelte der Jäger. „Hast du neben dem Telefon geschlafen?“ „Ich hab nicht...“, begann sie, lenkte dann aber ein. „Es war ein harter Tag. Ich bin doch tatsächlich eingeschlafen!“ „Dann geh jetzt ins Bett. Ich schaufle das Grab gleich noch zu und fahre zwei, drei Orte weiter. Da warte ich dann, bis du mir endgültig Entwarnung gibst.“ „Ich werde auf jeden Fall bevor ich zum Dienst fahre bei Marcy vorbeischauen. Ich melde mich dann bei dir.“ „Tu das. Gute Nacht!“ „Dir auch“, sagte sie erleichtert und legte auf. Sam streckte sich. Er blinzelte in die Sonne, die durch ihr Fenster herein schien und einen schönen Tag ankündigte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich auf. Ein Blick zu Dean zeigte ihm, dass der noch schlief. Sollte er sich darüber Sorgen machen? Klar, die Zeit war okay, aber sein Bruder war gestern viel früher ins Bett gegangen, als normal. Sollte er da nicht auch viel früher wach sein? Er schluckte seine Sorgen herunter. Dean war angeschlagen und es würde besser werden. Sam stand auf und verschwand im Bad. Als er ins Zimmer zurückkam, war sein Bruder noch immer nicht wach und er überlegte, ob er Frühstück holen sollte. Er entschied sich dagegen. Dean wollte sich gestern Abend bewegen. Das wollte er ihm heute nicht verwehren. Vielleicht wollte er auch erst unterwegs essen? Er konnte abwarten. Sam kochte Kaffee. Als das braune Gebräu durchgelaufen war, nahm er sich eine Tasse und seinen Laptop und setzte sich an den Tisch, wo er in aller Ruhe weiterlesen konnte, bis Deans Telefon klingelte. Er streckte sich, stand auf und machte sich auf die Suche nach dem kleinen Störenfried. Gerade als er ihn lokalisiert hatte, brach das Klingeln ab. Sam seufzte. Er warf einen Blick auf seinen Bruder und ging zum Tisch zurück. Unschlüssig stand er vor seinem Laptop. So langsam bekam er Hunger. Sollte er doch los? Das Klingeln seines Handys beendete diese Überlegung fürs Erste. Er zog es aus der Tasche. „Ellen, hallo“ „Ich hab schlechte Nachrichten“, begann sie leise. Warum erst lange um den heißen Brei reden. Davon wurde die Nachricht auch nicht besser. „Die Jäger, die ich gefragt habe, waren alle eingebunden und auch ziemlich weit weg von euch. Tut mir leid.“ „Danke, Ellen, da kann man nichts machen. Grüß Jo.“ „Mach ich und Sam!“ „Ja?“ „Passt auf euch auf!“ „Wir geben unser Bestes“, erwiderte der Winchester und legte auf. „Mist“, murmelte er leise. Das waren schon mal fünfzig Prozent schlechte Nachrichten. Hoffentlich hatte Bobby mehr Glück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)