Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 207: Es muss weiter gehen, irgendwie -------------------------------------------- 207) Es muss weitergehen, irgendwie! Lautes Poltern ertönte und ein heftiger Schmerz fraß sich durch seine linke Schulter. Wieso das denn? Erst jetzt registrierte er, dass er halb auf der Seite lag. Er drehte sich auf den Rücken und stöhnte schon wieder schmerzhaft. Jetzt protestierten sein Nacken und die Schulterblätter. Er blinzelte ein paar Mal. Sein Blick fiel von unten an die Decke des Kleiderschrankes. Wie war er denn hier gelandet? Leise stöhnend stemmte er sich in die Höhe und ließ sich auf der Bettkante nieder. Seine Tasche, die er vorsorglich gleich noch aus dem Schrank gezogen hatte, warf er neben sich. Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte den Kopf in die Handflächen. Hinter seiner Stirn hämmerte es wie in einer Großschmiede. Da hatte das Sam ja was angerichtet. 'Himmel Herrgott', fluchte er stumm. Wer hatte da nur was gegen sie? Das war doch nicht mehr normal, oder? Er atmete noch ein paar Mal ruhig und langsam so tief durch, wie es seine schmerzenden Rippen erlaubten. Vorsichtig stemmte er sich in die Höhe. Er kramte in seiner Tasche und holte sich, als er die Schmerztabletten gefunden hatte ein Glas Wasser. Hastig schluckte er die und hoffte auf eine baldige Beruhigung der Schmiedearbeiten. Langsam und jede ruckartige Bewegung vermeidend, packte er seine Tasche. Er quälte sich in seine Jacke und kramte nach dem Wagenschlüssel. Seine Finger griffen ins Leere. „Na toll“ Wenn sein Kopf nicht so schmerzen würde, würde er jetzt lauthals fluchen. Das Sam hatte Baby entführt! Er knurrte ungehalten und warf sich seine Tasche über die Schulter. Sofort ging das Knurren in ein ersticktes Japsen über. 'Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?' Dean Winchester schlich wie ein geprügelter Hund aus dem Motel. Das „Bitte nicht stören“- Schild hatte er registriert, aber einfach keine Kraft mehr sich darüber auch noch Gedanken zu machen. Die Schmerztabletten wirkten, aber er fragte sich wie lange. Er brauchte dringend ein neues Motelzimmer möglichst weit weg von hier, falls das Sam zurückkam. Er musste nicht weit laufen, bis ihn ein Taxi auflas. „Wohin solls gehen?“, fragte der Fahrer. Unverhohlen starrte er den jungen Mann an. Wer hatte den denn so zugerichtet. „Irgendein Motel“, erwiderte Dean. „Soll ich Sie nicht besser ins Krankenhaus bringen?“ „Geht schon“, winkte der Winchester ab. „Ich hab keinen Nerv ewig in einer Notaufnahme zu sitzen.“ „Sicher?“ „Ja. Ich will in ein Motel!“ „Wie Sie meinen!“ Der Taxifahrer setzte ihn an einem Motel 6 ab. Er nannte den Preis. Dean zog seine Brieftasche und erstarrte. Das Sam hatte ihn um sein gesamtes Bargeld erleichtert. Sein Auto, sein Geld und seine Selbstachtung. Da war ja nicht mehr viel von ihm übrig! Er zog eine seiner Kreditkarten hervor und war froh darüber, die nicht schon entsorgt zu haben. Zwanzig Minuten später schloss er die Zimmertür hinter sich und ließ seine Tasche fallen. Sein Blick huschte zwischen Bett und Badezimmertür hin und her. Sollte er erst seine Wunden versorgen oder sich ein paar Augenblicke Ruhe gönnen? Die Diskussion mit den Typen an der Rezeption hatte ihm fast den letzten Nerv geraubt. Warum meinten alle, dass er nicht selbst wüsste, was gut für ihn war? Mit einem langsamen, tiefen Atemzug entschied er sich fürs Bad. Vielleicht war es ja besser, sich zuerst um sich zu kümmern. Wenn es wirklich so schlimm war wie die Beiden annahmen und er sich fühlte, wäre er danach wohl wieder fix und fertig und da war ja noch die Sache mit dem Sam. Nein, zuerst seine Wunden und dann die Ruhepause. Er bückte sich vorsichtig und griff nach seiner Tasche. Es war zwar nicht viel, aber etwas Verbandsmaterial war noch darin, und weitere Schmerztabletten. Dean ging ins Bad und ließ die Tasche auf den Toilettensitz fallen. Langsam trat er vor den Spiegel. Das Sam hatte ganze Arbeit geleistet. Ein Auge war fast zugeschwollen. Er hatte eine Platzwunde über der Braue und die Lippe war an drei Stellen aufgeplatzt. Außerdem war sein Kiefer geschwollen. Und das war nur das, was in seinem Gesicht sichtbar war. Er quälte sich aus seiner Kleidung. Vorsichtig legte er seine Hände auf die Rippen und zwang sich immer wieder tief ein und aus zu atmen. Nichts knirschte. Das war gut. Okay, Prellungen brauchten länger als Brüche, aber es bestand nicht die Gefahr, dass er sich eine Rippe in die Lunge bohrte. Nach und nach tastete er so alle geschundenen Stellen an seinem Körper ab, dann betrachtete er sich im Spiegel. Die Bestandsaufnahme fiel nicht wirklich beruhigend aus. An fast jedem Körperteil würden sich blaue Flecken bilden. Die Haut schillerte jetzt schon bunt. Er hatte neben den Rippen noch geprellte Nieren und seine Hüfte schmerzte. Verdammt! Was war das in Sam? Auf der Ablage über dem Waschbecken stand eine Packung Reinigungstücher. Er öffnete sie und zog eines heraus. Alkoholgeruch schlug ihm entgegen. Dean holte Luft, biss die Zähne zusammen und versuchte sich so gut es ging gegen die Schmerzen zu wappnen, die diese Aktion ihm gleich bringen würde. Es brannte trotzdem wie Teufel! Nachdem er mit seinem Äußeren zufrieden war, stellte er sich unter die Dusche. Das heiße Wasser spülte einen großen Teil seiner Schmerzen mit durch den Ausguss und er konnte sich entspannen. Wohlige Müdigkeit machte sich in seinen Knochen breit. Er trocknete sich ab, schlüpfte in ein sauberes Shirt und Shorts und schlurfte zurück ins Zimmer. Er zog die Vorhänge zu und ließ sich ins Bett fallen. Ein paar Stunden Ruhe und dann wäre er wie neu geboren! Stunden später fühlte er sich zwar ausgeruhter, aber leider nicht wie neu geboren. Immerhin waren die Schmerzen nicht mehr so schlimm, dass sie sein Denken und Handeln behinderten. Der Einzige, der ihn davon abhielt, sich ausschließlich mit dem Sam zu befassen, war sein Magen. Dean griff nach seiner Jacke und machte sich auf die Suche nach einem Diner. ~“~ Sam seinerseits saß mit starrem Blick vor einem einarmigen Banditen und warf Münze um Münze in den Schlitz. Immer wieder drückte er die Tasten und hoffte auf das erlösend Klingeln, das erklingen würde, wenn er endlich den Jackpot gewonnen haben würde. Oder ob er sein Glück doch nochmal am Roulette-Tisch versuchen sollte? ~“~ Ganz spontan und vollkommen entgegen seiner sonstigen Vorlieben was seinen fahrbaren Untersatz betraf, hatte sich Dean, nachdem er sich in dem Diner gestärkt hatte, bei der Autovermietung für einen fast funkelnagelneuen Geländewagen entschieden. Immerhin der Automarke war er treu geblieben. Er hatte sich mit Kaffee und ein paar Sandwiches eingedeckt und parkte jetzt in einer Seitengasse ihres ursprünglichen Motels. Von hier aus konnte er den Parkplatz ganz gut überwachen, ohne selbst sofort gesehen zu werden. Er grübelte, was mit Sam passiert sein könnte und darüber, ob er noch einmal ein paar Stunden in einem Casino sein Bargeld aufstocken sollte. Wie lange würde er hier bleiben müssen. Wie viele Schulden würde das Sam anhäufen? Eine seiner Karten war noch fast unbenutzt. Mit der konnte er noch ein paar Tage leben, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn jemand aufspüren würde. Er rutsche etwas tiefer in den Sitz und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Die Stunden vergingen. Dean war das Warten ja gewohnt, doch hier war es etwas vollkommen anders. Hier wartete er nicht auf einen Fremden. Hier war es immer noch sein kleiner Bruder. Die Stadt erwachte langsam, als das Sam den Impala mit einem schwungvollen Schlenker, der Dean alle Ehre gemacht hätte, den der ihm aber unter Androhung härtester Strafen verbieten würde, auf dem Parkplatz abstellte. Er stieg aus und ging zu ihrem Zimmer. Dean dankte sämtlichen Schutzmächten und seiner Voraussicht, immer eine Büroklammer in der Hosentasche zu haben. Er war sich nicht sicher, ob er bis jetzt überlebt hätte, und wenn doch, ob er die nächsten Minuten auch noch überleben würde, so wie das Sam die Tür hinter sich zuwarf. Kurz schaute der ins Bad und war irgendwie froh, dass der Typ nicht mehr da war. Sich jetzt noch mit ihm zu befassen, dazu hatte er nun wirklich keinen Nerv. Er wollte ein paar Minuten ausruhen und dann seinen Gewinn aus dem Roulette weiter aufstocken. Er wollte den Jackpot! Eher würde er hier nicht verschwinden! Er hatte in den letzten Stunden zwar nicht viel gewonnen, aber auch nichts verloren. Also war das ein guter Tag! Während der junge Mann im Zimmer seinen Gedanken nachhing, schlich der heimliche Beobachter zu seinem Baby. „Hallo mein Mädchen“, begrüßte er sie leise und strich ihr über den vorderen Kotflügel. „Hat Sam dich gut behandelt? Wenn nicht, dann nimm es ihm nicht übel. Er ist nicht mehr er selbst. Aber das wird wieder“, versprach er ihr und öffnete den Kofferraum. Er nahm seinen Laptop heraus und brachte eine kleine Wanze an der Rückbank an. So würde er sie auf jeden Fall wiederfinden. Er schloss den Kofferraum wieder, strich ihr noch einmal über das Heck und lief zurück zu seinem Mietwagen. Auf dem Fahrersitz rief er sich noch einmal jede Sekunde von Sams kurzem Auftritt eben ins Gedächtnis. Die Gesten waren falsch und der Gang ebenfalls. Nein, das war wirklich nicht sein kleiner Bruder. Aber was war da in ihm? Frustriert rieb sich Dean über das Gesicht. Er war müde und die Wirkung der Schmerzmittel hatte schon vor Stunden nachgelassen. Das lange Sitzen war einfach nichts für seinen geschundenen Körper. Er warf einen Blick auf das Motelfenster, hinter dem er das Sam wusste. Gerade ging das Licht aus. So schnell würde der also wohl nicht mehr losziehen, und selbst wenn. Er hatte ja jetzt eine Verbündete, die ihm verraten würde, wo das Sam sich aufhält. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Dean wartete trotzdem noch ein paar Minuten, dann startete er den Wagen und fuhr zu seinem Motel. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, lehnte er sich dagegen und atmete erleichtert durch. Die ganze Aktion hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er je offen zugeben würde. Es sich selbst einzugestehen, war ja schon schwer. Oder wurde er einfach nur alt? Aber wie musste sich Bobby dann fühlen? Mit einem unwirschen Knurren schob er den Gedanken beiseite und stemmte sich von der Tür ab. Er nahm eine Schmerztablette und begann sich bettfertig zu machen. Schnell schluckte er noch eine weitere Tablette, zog die Vorhänge wieder zu und kroch ins Bett. Er war hundemüde und doch konnte er nicht einschlafen. Seine Gedanken kreisten um Sam und um das, was ihm das angetan hatte. Ein Dämon konnte es nicht sein, den hätte er gesehen. Aber was dann? Ein Geist? Ein Fluch? Wohl eher nicht! Eine Hexe? Konnte die einen Menschen so komplett kontrollieren? Das Handeln wohl, das hatte er ja schon bei dieser DeVendt erleben müssen, aber da waren die Menschen doch immer noch sie selbst. Bei Sam war es, als wäre er jemand ganz anderer. Hatte er es hier mit einem Gestaltwandler zu tun? Das könnte er mit Silber ganz schnell feststellen. Er musste Sam nur noch einmal gegenübertreten. I m Moment war das aber auch genau das, was sein Körper so gar nicht brauchte. Klar, jetzt wäre er aufmerksamer, aber er war auch angeschlagener als gestern. Er drehte sich noch ein paar Mal von einer Seite auf die andere. Wie schön war doch die Zeit, als er immer und überall schlafen konnte! Und als Sams ruhige Atemzüge ihn in den Schlaf begleiteten. Irgendwann war er doch noch eingeschlafen. Als er erwachte, fühlte er sich jedoch alles andere als erholt. Sam machte ihm wohl mehr zu schaffen, als er sich eingestehen wollte. Dean warf einen Blick auf seine Uhr. Kurz nach drei. Das Sam war bestimmt schon wieder in irgendeinem Casino versackt. Er kämpfte sich aus dem Bett und wäre nur zu gerne sofort wieder hineingekrochen. Zu den Schmerzen kam jetzt auch noch eine Art Muskelkater hinzu. Jede Bewegung tat weh. Er fuhr seinen Laptop hoch, kochte Kaffee und ging heiß duschen. Als er die Dusche wieder verließ, konnte er sich zwar um einiges leichter bewegen, dafür sah er allerdings die Hand vor Augen nicht mehr, soviel Wasserdampf erfüllte den kleinen Raum. Doch im Moment zählte nur das leichtere Bewegen. Die Sicht war ihm egal. Er konnte sich auch später rasieren, oder morgen! Vielleicht sollte er sich einen Vollbart stehen lassen, wie diese Hipster? Schon alleine der Gedanke ließ ihn zusammenfahren. Brrr! Lieber nicht! Dean schlang sich das Handtuch um die Hüften und ging ins Zimmer zurück. Er goss sich einen Kaffee ein und kontrollierte dann den Standort seines Babys. Der Peilsender meldete den Impala auf dem Parkplatz des MGM. Dean schnaufte. Da hatte er eigentlich heute auch sein wollen. Er schüttete den Kaffee herunter, brachte die Tasse zur Spüle und ging ins Bad. Eigentlich wollte er sich doch rasieren. Ein Blick auf sein geschundenes Gesicht, ließ ihn den Gedanken dann aber doch wieder verwerfen. Der Bart verdeckte zwar die leichten Schwellungen und die blauen Flecke nicht wirklich, aber er wollte auch nicht noch darauf hinweisen. Während er sich anzog überlegte er, ob er sich Essen holen und hier recherchieren sollte. Nein, entschied er. Hier war es ihm eindeutig zu ruhig. Hier würde ihm die Decke auf den Kopf fallen und hier würde er Sam noch mehr vermissen, zumal der ja noch immer den Großteil ihrer Recherchearbeiten machte. Er packte also seinen Laptop ein und ging zum Wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)