Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 206: Sam! Sam? ---------------------- 206) Sam! Sam? Träge streckte er sich unter seiner Decke und wäre am Liebsten wieder eingeschlafen. Doch alles in ihm schlug Alarm. Hier stimmte etwas nicht! Er drehte sich auf dem Rücken und schaute zu Sams Bett. Sofort war er hellwach und jetzt endgültig beunruhigt. Sam war nicht da! War er wieder losgezogen? Verspielte er schon wieder ihr Geld? Hatte er überhaupt geschlafen? Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte er das Bett seines Bruders. Es war zerwühlt. Sam war also schon aufgestanden und sein Instinkt hatte ihn schlafen lassen. „Verdammt!“, fluchte er lauthals. Natürlich schlugen seine Instinkte bei Sam nicht an. Warum sollten sie? Und jetzt? Frustriert setzte er sich auf die Bettkante. Mit einem Mal fühlte er sich alt und so unendlich müde. Er wollte nicht denken und er wollte sich nicht mit Sams Komplettausfall gestern Abend auseinandersetzen. Aber er würde ihn fragen müssen! Er rieb sich über die Augen. Erstmal aufstehen, duschen und dann, nach einer oder zwei Tassen Kaffee würde er sich überlegen, wie es weitergehen sollte und wie er Sam finden konnte. Zur Not musste er zur Polizei und ihn auf eine allgemeine Sperrliste setzen. „Nein!“, sagte Dean laut. Er wollte sich nicht damit auseinandersetzen, was Sam vielleicht tat. Warum misstraute er ihm plötzlich? Okay, sein kleiner Bruder hatte einen Fehler gemacht, aber das hieß nicht, dass er schon wieder einen machte! Und überhaupt! Außer dass er seinen Gewinn verspielt hatte, war nichts passiert! Und Sam war bestimmt nur Frühstück besorgen! Er würde seinem Bruder nicht misstrauen! Es war Sammy! Sein kleiner Sammy! Rigoros schob er die Gedanken beiseite. Suchend schaute er zu seinem Nachttisch. Hatte er da nicht gestern Abend die Tüte mit den M&Ms hingelegt? Wo war die? Er stand auf und ging um sein Bett herum. Nein, runtergefallen war die Tüte nicht und unter dem Bett lag sie auch nicht! Komisch! Hatte er sie bei seinen Sachen gelassen? Irritiert kratzte er sich am Kopf und beschloss erst einmal Kaffee zu kochen und ins Bad zu gehen. Dann konnte er immer noch suchen. Vielleicht war bis dahin ja auch Sam wieder da. Er goss sich gerade seinen ersten Kaffee ein, als sich die Tür öffnete. „Genau richtig“ grinste er und befüllte eine zweite Tasse. Er drehte sich zu seinem Bruder und hielt irritiert inne. „Kein Frühstück?“ „Warum sollte ich Frühstück holen?“ „Ich dachte du wärst deshalb los?“ „Nein, war ich nicht!“ „Und wo warst du dann?“ Dean stellte seine Tasse weg und ging zum Sessel, um sich endlich fertig anzuziehen. „Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig?“ „Bist du nicht. Ich dachte nur wir frühstücken zusammen und ziehen dann wieder los.“ Das komische Gefühl, dass Dean vorhin noch erfolgreich verdrängt hatte, meldete sich nun mit aller Macht zurück. „Tja, falsch gedacht“, erklärte Sam kalt und schüttete den Kaffee weg. Dean erstarrte kurz, zog sich dann die Hosen hoch. „Weißt du wo die Tüte M&Ms hin ist? Ich dachte ich hätte sie auf den Nachttisch gelegt, aber ...“ „Die hab ich ins Klo gekippt.“ „Warum? Was ist mit dir los? Sam, du ...“, hastig drehte er sich zu Sam um. Gerade richtig, um zu sehen, dass der seine Hand schon wieder am Türknauf hatte. „Ich darf nicht spielen, du bekommst keine Schokolade!“ „Christo“, brach es aus Dean heraus. Sam grinste nur schief und drehte den Türknauf. Dean sah Rot. Mit wenigen Schritten überbrückte er die kurze Distanz vom Sessel zur Tür. Er packte Sam am Arm und drehte ihn mit aller Kraft zu sich um. Der nutzte den Schwung und schlug unvermittelt zu. Sein rechter Haken erwischte Dean am Kinn und ließ ihn rückwärts taumeln. Erst der Sessel hielt ihn auf. Mühsam beherrscht richtete sich der Ältere auf. „Was soll das?“, fragte er atemlos und ging auf Sam zu. Der zuckte nur mit den Schultern. „Du nervst“, erklärte er lapidar und wandte sich wieder zur Tür. Diese zwei Worte brachten das Fass zum Überlaufen. Er holte aus und schlug zurück. Hart traf er Sams Kinn, doch der schien regelrecht immun zu sein. Er taumelt kaum. Im Gegenteil. Er hatte noch die Unverschämtheit breit zu grinsen. Der holte nun seinerseits aus. Seine Faust traf Deans Magen. Er packte seinen Bruder am Kragen seines Shirts. Die Schläge prasselten nur so auf den Älteren ein. Rechts, links und zum Schluss ein Tritt in den Magen. Dean klappte wie ein Taschenmesser zusammen. Sam war erbarmungslos. Seine Finger krallten sich in Deans Schulter und zerrten ihn wieder in die Senkrechte nur, um ihn erneut mit Schlägen zu traktieren. Der letzte davon traf ihn so hart, dass er sich um die eigene Achse drehte und nach hinten taumelte. Er schaffte es nicht mehr sich abzufangen und prallte mit dem Bauch gegen die Kommode. Sein Gesicht schlug noch so hart gegen die Wand, dass seine Nase gut hörbar knirschte. Blut tropfte auf die Holzplatte. Doch Sam ließ ihm nicht die Zeit die Schmerzen in seiner Nase und dem Unterbauch zu verarbeiten, geschweige denn die Blutung zu stoppen oder durchzuatmen. Er wurde wieder gepackt, herumgedreht und schon landete der nächste Schlag in seinem Magen. „Sam?“, krächzte er atemlos. Was war nur in seinem kleinen Bruder gefahren? Es schien ja fast so, als wollte der ihn totschlagen? Er sammelte noch einmal all seine Kräfte und versuchte sich zu wehren, bevor Sam sein Vorhaben vollenden konnte. Sam seinerseits, konnte über diese hilflosen Bemühungen nur lachen. Er nutzte den Schwung von Deans nächstem Schlag und beförderte ihn mit einer Leichtigkeit durch den Raum, als wäre der kein erwachsener Mann, sondern eine Stoffpuppe. Der Ältere schaffte es lediglich sich zur Seite zu drehen, damit er nicht mit dem Gesicht im Glastisch landete. Laut splitternd zerbrach die Tischplatte. Keuchend rollte sich Dean auf dem Rücken. Er war am Ende. Sam stellte sich über ihn: „Ich brauche keinen Moralapostel, der hinter mir her dackelt!“, erklärte er kalt. „mmy?“, keuchte Dean atemlos. Sam hockte sich über ihn und begann ihn zu würgen. „Halt einfach dein Maul!“ Deans kaum noch vorhandene Gegenwehr erstarb nach ein paar Sekunden gänzlich. Er verdrehte die Augen und ergab sich der lauernden Dunkelheit. Doch selbst das schien Sam in seiner Raserei noch nicht genug zu sein. Er ließ Deans Hals los und schlug noch einmal hart zu. Für den Bruchteil einer Sekunde begrüßte Dean den Schmerz, der wie ein elektrischer Schlag durch seinen Körper jagte, ließ der ihn doch endgültig in die Bewusstlosigkeit abtauchen. Er krampfte kurz und entspannte sich dann. „Schwächling“, spuckte der Jüngere angewidert aus. Er erhob sich. Hastig begann er die Schränke nach einer Tasche zu durchsuchen. Seinen Bruder würdigte er keines Blickes. Er nahm sich die erste Tasche, die er fand und stopfte alles, was aussah, als ob es ihm gehören könnte hinein. Dabei stieß seine Hand gegen etwas Hartes. Er öffnete die Außentaschen förderte ein Paar Handschellen zutage. Ein boshaftes Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während sein Blick zwischen den metallenen Armbändern und dem bewusstlosen Körper hin und her wanderte. Er ging zu ihm hinüber und packte einen Fuß. Rücksichtslos zerrte er ihn ins Bad, wo einen Ring der Handschellen um ein Wasserrohr unterhalb des Waschbeckens schloss und den anderen um Deans Handgelenk zusammendrückte. Er trat dem Bewusstlosen noch einmal in den Rücken und verließ das Bad. Penibel achtete er darauf, dass er die Badezimmertür richtig schloss. Er packte seine restlichen Sachen zusammen, durchsuchte danach noch einmal das Zimmer. Er fand Deans Brieftasche. In aller Ruhe durchwühlte er sie. „Dean Winchester“, las er von dessen Führerschein ab. Er zuckte mit den Schultern, schob das Dokument zurück und zog die Scheine heraus. Achtlos warf er die Brieftasche auf eines der Betten, nahm seine Tasche und griff nach den Impalaschlüsseln. Schnell hängte er das „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür und verließ das Zimmer. Schmerzen. Sein ganzer Körper schien ein einziger pulsierender Schmerz zu sein. Sein Arm kribbelte und in seiner Schulter hackte der Puls. Er versuchte sich zu drehen, um sich auf der anderen Seite zusammenzurollen. Er war einfach noch nicht so weit, sich dem Licht, den Schmerzen und der Ursache des Ganzen zu stellen. Er kam nicht weit. Irgendetwas bremste sein Handgelenk schmerzhaft aus. Ein zweiter Versuch führte zu demselben Ergebnis. Zu gerne wüsste er, was ihn da festhielt, doch er schaffte es nicht die Augen zu öffnen. So kämpfte er sich leise keuchend, mühsam näher an seinen Arm heran. Bevor er sich doch weiter mit seiner Lage befassen konnte, verlor er erneut das Bewusstsein. Kälte, die die Schmerzen soweit zurückgedrängt hatte, dass sie erträglich wurden, riss ihn zurück ins Leben. Doch er traute sich nicht, sich zu bewegen. Etwas war hier! Leises Klappern erfüllte den Raum. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er begriff dass das Klappern von ihm stammte. „Oh Gott“, keuchte er und rieb sich mit der Rechten über das Gesicht. Was er dabei unter seinen Fingern fühlte, ließ ihn nichts Gutes ahnen. Das Sam hatte ihn ziemlich zugerichtet. Dass es sein kleiner Bruder Sam war, wollte er einfach nicht glauben. Irgendetwas musste irgendwo mit ihm passiert sein. Aber was? Doch das musste noch warten. Zuerst einmal musste er hier raus! Mit diesem Entschluss gelang es ihm endlich seine Augen zu öffnen und sein Handgelenk zu untersuchen. Das Sam hatte ihn an ein Wasserrohr gekettet! „Na toll“ Er ließ den Kopf auf die Fließen sinken und atmete ein paar Mal tief durch. In Gedanken ging er den Inhalt seiner Hosentaschen durch. Hatte er etwas darin, womit er sich befreien konnte? Er wollte nicht riskieren noch hier zu liegen, wenn das Sam zurückkam. Wenn der ihn jetzt schon so zugerichtet hatte, wollte er nicht wissen, was der noch mit ihm anstellen könnte. Mühsam fummelte er mit der Rechten in seiner linken Hosentasche und förderte eine Büroklammer zu Tage. Jetzt musste er es nur noch schaffen, seine zitternden Hände ruhig zu halten, damit er das Schloss knacken konnte. Lange Zeit gelang es ihm einfach nicht. Dean ließ den Kopf erneut auf die kalten Fließen sinken, schloss die Augen und versuchte Kälte und Schmerz an einen Ort, tief in sich drin, zu verbannen. Er wusste, dass er sich später damit auseinandersetzen musste, doch nicht jetzt. Jetzt brauchte er einen klaren Kopf und eine ruhige Hand. Er atmete tief durch und versuchte noch einmal, sich auf seine Hände zu konzentrieren. Der kleine Metallstift rutschte in das Schloss und zwei, drei Sekunden später schlug sein Ellenbogen auf den harten Boden. Wie ein weiterer Stromschlag jagte der Schmerz durch seinen Arm und explodierte in seinem Gehirn. Mühsam wälzte er sich auf die Seite und blieb mit zugekniffenen Augen, leise keuchend, so lange liegen, bis er wieder halbwegs klar denken konnte. Er stemmte sich auf die Knie und richtete sich, am Wannenrand abstützend, langsam und leise ächzend auf. Bewusst vermied er einen Blick in den Spiegel und schwankte ins Zimmer. Offene Schübe und eine geöffnete Schranktür verrieten ihm, was er schon geahnt hatte. Das Sam war weg. Sein Blick fiel auf die Betten. Am liebsten würde er sich unter der Decke verstecken, sich ausschlafen und hoffen, dass er, wenn er wieder aufwachte, das alles nur geträumt hatte. Sein schmerzender Körper schalt ihn einen Narren. Er seufzte und fühlte sich so unendlich müde. Er wischte sich erneut mit der Hand über das Gesicht. Es brachte nichts hier herum zu jammern. Er musste sich einen sicheren Schlafplatz suchen. Einen Platz an dem er sich seine Wunden lecken und überlegen konnte, wie es weitergehen sollte und wie er seinen Sammy zurückbekam. So schnell es sein geschundener Körper zuließ, räumte er seine Sachen auf sein Bett. Fehlte nur noch die Tasche aus dem untersten Fach des Schrankes, um alles da hinein zu stopfen. Er beugte sich hinunter. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Egal, er musste hier weg! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)