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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Auf nach Vegas

203) Auf nach Vegas
 

Dean lief schnurstracks auf den Tresen zu.

'Wollte er nicht reden?', grübelte Sam im Stillen.

„Zwei Bier“, orderte der ältere Winchester beim Barmann. „Kann man hier auch essen?“

„Chicken Wings und Sandwiches.“

„Dann nehmen wir eine Portion Chicken Wings und drei Sandwiches.“

„Wollen sie hier an der Bar bleiben?“

Dean schaute sich um. „Wir nehmen den Tisch da hinten“, erklärte er dann, nahm die Biere und steuerte die auserkorene Ecke an. Wie üblich schob er sich auf den Platz, von dem er den besten Überblick über die Bar hatte. Er stellte die Gläser ab und wartete bis sich sein Bruder ihm gegenüber setzte.

„Jetzt guck nicht so bedröppelt, Sammy.“

„Ich guck nicht bedröppelt!“

„Doch. Mit dem Gesicht würden sie dich glatt aus ´nem Tierheim adoptieren.“ Der Ältere grinste breit.

„Ich will nicht ...“ ungewollt musste Sam doch grinsen. Schnell wurde er jedoch wieder ernst.

„Also sag was du zu sagen hast!“, forderte er und versuchte sich innerlich gegen die Antwort zu wappnen, denn dass sie ihm nicht gefallen würde, war ihm mehr als klar.

„Eigentlich habe ich nichts zu sagen, doch du interpretierst in meine Antwort Aussagen hinein, die ich klarstellen will und ich denke, dass es einfacher ist, das hier zu tun.“

„Also willst du doch weiter jagen!“

„Du wolltest feiern und ich hatte Hunger. Eigentlich wollte ich mich mit einem Bier auf'´s Bett verziehen, ein wenig durch die Kanäle zappen und dann schlafen, damit wir morgen in aller Ruhe nach Vegas aufbrechen können.“

„Aber ...“

„Das Essen in der Chatterbox war nicht das, was ich jetzt wollte und mehr liegt nicht auf dem Weg.“
 

Der Barmann brachte ihnen eine große Box Chicken Wings und einen Teller mit den Sandwiches und enthob Sam so vorerst einer Antwort.

„Können wir noch zwei Bier bekommen?“, fragte Dean. Der Mann nickte. Er ging zur Bar zurück.

„Das mit dem Essen kann ich ja verstehen. Aber warum nicht feiern? Wir werden jetzt bestimmt keinen Werwolf mehr jagen und selbst wenn uns einer anspringt. William würde uns sicher helfen“, versuchte Sam einen schalen Witz.

„Davon gehe ich auch aus“, antwortete Dean ruhig. „Es ist nur … Verdammt Sammy! Der Weg zurück war so unendlich schwer. Ich weiß nicht, ob ich das nochmal schaffen würde. Ich weiß nicht mal, ob ich es überhaupt versuchen wollen würde.“

„Das heißt, dass du ein Wolf bleiben wollen würdest, sollte es nochmal so weit kommen?“

Als Dean nickte, versuchte Sam sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Er hatte doch fast alles getan, um seinen Bruder wieder zum Menschen zu machen und jetzt sagte der ihm, dass er lieber ein Wolf geblieben wäre? Das tat weh!

Dean konnte die Gedanken seines kleinen Bruders regelrecht sehen und es tat ihm leid, dass er ihn enttäuscht hatte, doch er wollte ehrlich sein. „Wäre es dir lieber, ich würde dich anlügen?“

Der Jüngere starrte ihn verletzt an. Er schüttelte den Kopf. Nein, natürlich wollte er das nicht, aber er wollte auch nicht hören, dass seine ganze Suche irgendwie für die Katz gewesen sein sollte.

Dean fuhr sich frustriert durch die Haare. Vielleicht hätte er einfach seine Klappe halten sollen. Dass er das nicht hatte tat ihm inzwischen leid, aber jetzt wollte er alles los werden.

Er seufzte.

„Ich wollte nicht feiern, weil das letzte Mal, als ich mich wirklich auf den Ausstieg gefreut habe, das Desaster nicht größer hätte sein können. Ich will so was nicht nochmal heraufbeschwören.“

„Seit wann bist du abergläubisch?“

„Sind wir das in unserer Branche nicht von Hause aus?“

Sam schaute dem Barmann dabei zu, wie er die neuen Gläser auf ihrem Tisch abstellte und die leeren mitnahm.

„Man sollte davon ausgehen“, antwortete er dann wage.

„Ich habe mich bei Bobby für euch, für dich entschieden, auch weil es keinen Weg zurück gab“, setzte Dean seine schonungslose Beichte fort. Er wollte das endlich vom Tisch haben. „Das Leben als Wolf, mit dieser Familie, es kam dem, was ich als Familienleben kannte, so wahnsinnig nahe. Eltern die sich um ihren Nachwuchs kümmerten, Nahrung besorgen, mit den Jungen spielen, ihnen das Jagen beibringen. Alles das, was ich mir von einem normalen Leben wünsche. Es war so einfach. Keine Lügen, kein Verbiegen, um irgendwem zu gefallen.“ Hilflos zuckte Dean mit den Schultern. Er wusste nicht, wie er es anders erklären sollte und er wollte sich nicht noch tiefer reinreiten. Er wollte Sam nicht noch mehr weh tun.

„Willst du mir damit sagen, dass du dich nur für mich, für uns entschieden hast, weil du keine andere Wahl hattest?“ Sam war so enttäuscht, dass er Deans Aussage wörtlich nahm.

„Wenn du es so sehen willst, ja. So, wie du dich gegen John und mich entschieden hast, als du nach Stanford gegangen bist.“ Dean verzog das Gesicht. Das jetzt aufzuwühlen tat weh, aber er wollte Sam aus dieser Abwärtsspirale seiner Gedanken lösen und da war Wut gegen ihn immer noch das beste Mittel.

„Das war doch was ganz anderes!“

„Hmhm. Du wolltest da hin. Ich wollte nicht zum Wolf werden.“

Der Jüngere schaute erschrocken auf. Dean hatte Recht. Er wollte seine Familie damals hinter sich lassen. „Aber du warst so anhänglich auf dem Weg zu William und du wolltest mich unbedingt vor Amaruq retten. Das passt irgendwie nicht dazu, dass du Wolf bleiben wolltest!“

„Da war eine Verbindung“, der Ältere zuckte mit den Schultern. „Ich kann es nicht näher beschreiben. Du warst da und nur das zählte.“

„Warum sagst du dann, dass du lieber Wolf geblieben wärst?“

„Weil ein Teil von mir wirklich viel lieber frei durch die Wälder laufen würde. Der größere Teil ist allerdings froh wieder Mensch zu sein, auch wenn das alles andere als einfach ist, im Gegensatz zu dem Leben eines Wolfes.“

Sam nickte. Da hatten sie mal wieder klassisch aneinander vorbeigeredet. „Und du willst dich nicht freuen, um das Schicksal nicht herauszufordern.“

„So in etwa, ja.“

„Wie soll es jetzt weiter gehen?“

„Wir essen auf und fahren dann ins Motel und morgen nach Vegas. Danach könnten wir ja vielleicht noch mal über El Paso nachdenken“, sagte er. „Ich würde gerne mehr über die Harrissons erfahren.“

„Klingt gut“, erwiderte Sam. Er hob sein Glas und prostete seinem Bruder zu. Sie würden noch an ihrer Kommunikation arbeiten müssen, aber wenn er es lernte, nicht jede Aussage Deans auf die Goldwaage zu legen und der sich etwas unmissverständlicher auszudrücken, dann würden sie das auch schaffen. Allerdings, „Und was ist mit dem Jagen?“

„Ich würde es gerne so halten, wie wir es uns in Dallas vorgenommen haben. Wir jagen nur, wenn uns ein Fall vor die Füße fällt. Ich denke, wenn du studierst, haben wir eh keine Zeit dafür, was auch immer ich dann tue.“

„Versprichst du mir, nicht alleine loszuziehen?“

„Versprochen Darling, ich werde nicht alleine losziehen.“ Dean klimperte aufreizend mit den Wimpern.

„Trottel“

„Miststück“

Froh, dieses Missverständnis aus der Welt geschafft zu haben, tranken sie ihr Bier aus, zahlten und machten sich auf den Weg zu ihrem Motel.

Im Zimmer angekommen ließen sie sich auf ihre Betten fallen. Dean angelte nach der Fernbedienung und zappte durch die Programme.

Als er bei Dr. Sexy MD hängen blieb, griff Sam nach seinem Laptop. Er wollte sich überzeugen, dass sie die Ursache aller Ängste auch wirklich erledigt hatten.
 

„Irgendwann packen sie dich“, hörte Sam plötzlich eine Stimme neben seinem Ohr. Erschrocken zuckte er zusammen, quietschte ziemlich unmännlich und fegte dabei fast seinen Laptop vom Bett.

Lachend fasste Dean zu.

„Was soll das?“, fuhr Sam ihn wütend an.

„Ich hab dich dreimal angesprochen. Was kann ich denn dafür, wenn du nicht reagierst“, grinste Dean breit.

„Man, ich ...“, Sam rieb sich seinen schmerzenden Nacken.

„Was wolltest du?“ Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Wie konnte er sein Umfeld nur derart ausblenden. Das passierte ihm wirklich nur bei seinem Bruder. Selbst bei Bobby bekam er mit, was um ihn herum geschah.

„Ich wollte dir nur sagen, dass das Bad frei ist und dass ich schlafen gehe.“

„Okay“ Sam klappte den Laptop zu und rutschte vom Bett.

„Was gab es denn so Interessantes im Netz?“

„Ich hab mich bei der Polizei reingeschlichen und nach weiteren Vorkommnissen gesucht, die darauf schließen lassen könnten, dass das Monster nicht die Ursache allen Übels war.“

„Und?“

„Heute Abend ist nichts in der Art passiert.“

„Also haben wir es?“

„Jah.“

„Ich bin ja so gut“, schwärmte Dean von sich.

„Du bist ein Trottel!“, grinste Sam.

„Miststück“, gab Dean zurück und kroch unter seine Decke.

Irgendwann würde er im eigenen Bett schlafen. Während er in Morpheus Arme sank versuchte er sich zu erinnern, wie das damals gewesen war. Ein eigenes Bett. Bei Bobby hatte er fast so etwas wie das, aber nur fast.
 

Leise verließ Sam das Bad nach seiner Katzenwäsche wieder. Er schlich sich zu seinem Bett und kroch ebenfalls unter die Decke. Im Licht seiner Nachttischleuchte warf er noch einen Blick zu seinem Bruder. Ein Lächeln lag auf dessen Gesicht. Zu gerne würde jetzt sehen können, was Dean träumte. Es war noch immer viel zu selten, dass er mal schöne Träume hatte.

Er löschte das Licht, drehte sich auf die linke Seite und wisperte leise: „Gute Nacht, Dean.“

Er schloss die Augen.

Schnell waren in dem Zimmer nur noch die ruhigen Atemzüge der beiden Männer zu hören.
 

Der folgende Tag erwachte und mit ihm die, in so vielen Jahren perfektionierte, brüderliche Routine.

Sie packten ihre Sachen und während Sam die Zimmerschlüssel zurück zur Rezeption brachte, ließ Dean seinen Blick noch einmal kontrollierend durch das Zimmer schweifen. Weder wollte er von dem Wenigen, dass sie besaßen etwas fahrlässig verlieren, noch wollte er, dass jemand sie mit dieser Gegend und dem gelösten Fall in Verbindung brachte. Sie kamen und sie gingen und niemand würde sich an sie erinnern.

Er zog die Zimmertür hinter sich zu, warf seine Tasche in den Kofferraum des Impalas und ließ sich hinter das Lenkrad fallen.

Er startete den Motor und freute sich an dem beruhigenden Grollen.

Sam rutschte auf den Beifahrersitz und schon lenkte Dean den Wagen in Richtung Vegas.
 


 

Am frühen Nachmittag checkten sie in einem kleinem Motel in der Nähe des Strips ein, schließlich wollten sie hier ihr Glück versuchen und waren nicht zum Erholen gekommen. Das Zimmer des Super 8 war eine Wohltat für die Augen, hell und gemütlich, auch wenn sie sich hier wohl nur zum Schlafen aufhalten würden.

„Was hältst du davon, wenn wir gleich noch losziehen?“, wollte Sam wissen und warf seinen Rucksack aufs Bett. Sie hatten unterwegs an einem Diner gehalten, um etwas zu Essen, doch kaum hatte Dean seinen Burger mit Pommes frites vor sich stehen, drehte er sich angewidert weg. Nur mit Mühe schaffte er den Burger und selbst den hätte er liebend gerne stehen lassen.

„Ich würde gerne erst was essen, das nicht nach altem Frittenfett riecht“, erwiderte er ruhig und versuchte das Schaudern zu ignorieren, dass ihm schon bei dem Gedanken an den Geruch über den Rücken lief.

„Hast du deshalb in dem Diner nicht … Ist dein Geruchssinn auch ...“, erschrocken starrte Sam seinen Bruder an. Darüber hatte er nie nachgedacht. Hatte Dean noch mehr vom Wolf behalten?

„Nein ist er nicht, aber das Zeug war nun wirklich nicht zu ignorieren. Das hättest auch du gerochen, wenn du etwas anderes als Salat genommen hättest.“

„Ein Punkt für mich?“, wollte der Jüngere wissen.

„Mindestens einer“, grinste Dean und nahm seine Jacke. „Aber bilde dir nichts darauf ein und schon gar nicht, dass ich von nun an auch auf Kaninchenfutter stehe.“

„Damit kann ich leben“, feixte Sam. „Wie wäre es mit mexikanisch oder wir gehen ganz feudal essen?“

„Da wir unsere Kasse in den nächsten Tagen auffüllen werden, können wir ruhig mal feudal essen gehen.“

„Also ein Rip-eye Steak für dich und ich nehme auch eins.“

„Dachte schon du willst wieder Salat.“

„Den kann ich dazu essen. Aber hin und wieder will ich auch mal Fleisch essen.“

„Ich muss also nicht befürchten, dass du zum Vegetarier mutieren willst?“

„Ich hätte nicht mal gedacht, dass du weißt, was ein Vegetarier ist.“

„Man muss seinen Feind doch kennen. Außerdem bin ich sogar Veganer! Secondhand -Veganer.“

„Du bist was?“ Sam starrte ihn mit offenem Mund an. Dean und Veganer? Oder eher Secondhand-Veganer? Was hatte der jetzt schon wieder ausgebrütet?

„Secondhand-Veganer. Kuh frisst Gras, ich esse Kuh.“

„O-kay“, nahm Sam diese Erklärung mit einem müden Grinsen hin. War ja klar, dass sowas kommen musste. „Dann komm du Veganer.“

„Secondhand-Veganer. Soviel Zeit muss sein!“, lachte Dean.

Schon wieder fühlte sich Sam regelrecht gezwungen, seine Augen zu verdrehen.



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