Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 199: Ängste ------------------- 199) Ängste Dean stand noch immer wie erstarrt. Er hatte die Zähne hart aufeinander gepresst und die Augen zusammengekniffen. „Hey, Alter, es ist vorbei, du kannst wieder gucken“, feixte Sam. Deans Atmung kam gepresst. „Dean! Hey!“, sofort wurde der Jüngere wieder ernst. Deans Atmung wurde immer hektischer und immer flacher. „Verdammt“, schimpfte Sam und beeilte sich über den Abwasserstrom zu kommen. Er legte seinem Bruder eine Hand auf den Rücken und die andere auf die Brust. Energisch und doch so vorsichtig wie möglich versuchte er ihn aufzurichten. „Komm schon, Dean. Bitte. Es ist vorbei. Sie sind weg. Bitte! Atme mit mir. Komm schon. Ein, aus, ein, aus.“ Es dauerte bis sich Dean Atmung Sams Rhythmus anpasste. Und endlich bewegte sich der Ältere auch selbstständig. Leise ächzend drehte er sich zu Sam: „Raus hier“, war alles, was er, fast tonlos über seine Lippen brachte. Nur zu gerne nickte der Jüngere, nahm Deans Handgelenk in seine Hand und zog ihn zum nächsten Ausstieg. Auf keinen Fall wollte er riskieren, dass sie auf dem Weg zu ihrem Einstig noch einer Horde Ratten über den Weg liefen. Dean würde dann wohl ausflippen und er wollte keinen irreparablen Schaden bei seinem Bruder riskieren. Obwohl der ja schon weitaus Schlimmeres gut weggesteckt hatte. Aber hier schien alles irgendwie schlimmer zu sein und er wollte nichts forcieren. So wie sie derzeit bei all ihren Ängsten überzureagieren schienen, war hier alles möglich. „Willst du vorgehen?“, fragte Sam ruhig, als sie unter einer Eisenleiter standen. Dean nickte und begann sofort die Sprossen nach oben zu klettern. Er stemmte sich gegen den Kanaldeckel, doch der ging nicht auf. Mit aller Macht rammte er seine Schulter wieder und wieder gegen den Gullydeckel, doch das Ding rührte sich nicht. Panik begann sich erneut in seinem Inneren auszubreiten. „Warte, ich helfe dir“, versuchte Sam so ruhig wie möglich zu ihm durchzudringen. Nicht dass sich Dean noch die Schulter brach. Er kletterte die Eisensprossen ebenfalls nach oben und stellte sich hinter seinen Bruder. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte dieses zerstörerische Muster zu unterbrechen. „Dean!“ Sofort stoppte der Ältere. Er drehte sich zu seinem Bruder um und Sam erschrak, als er das Flackern des Wahnsinns in Deans unruhig hin und her zuckenden Augen sah. „Ich … ich ...“ stammelte Dean hilflos. „Wir kommen hier raus, das verspreche ich dir!“, sagte er so ruhig er nur konnte. „Bist du sicher?“ „Ja! Und jetzt versuchen wir es zusammen.“ Dean nickte dankbar. „Eins, zwei, drei“, zählte der Jüngere und dann stemmten sie sich gemeinsam gegen den Gullydeckel. Nichts. Das Ding wollte sich einfach nicht bewegen. „Ich glaube wir müssen uns einen anderen Ausstieg suchen“, bedauerte Sam ihr Versagen nach einer Weile. „Nein! Ich kann da nicht wieder runter.“ „Dann gehe ich alleine und du bleibst hier oben. Ich komme dich holen“, überlegte Sam. Hoffentlich bekam er den Deckel von oben auf. Was passieren würde, wenn er den dann auch nicht öffnen konnte, wollte er sich lieber nicht ausmalen. „Ich bleib hier nicht allein! Ich kann das nicht!“, wisperte Dean panisch. „Ich bleib hier nicht alleine, ich bleib hier nicht ...“ „Dean!“, versuchte Sam energisch zu seinem Bruder durchzudringen. Der Ältere zucke zusammen und wandte seinen Kopf seinem kleinen Bruder zu. „Was?“ „Entweder du bleibst hier und ich gehe allein oder wir gehen zusammen. Ich kann nicht gehen und bleiben. Das funktioniert einfach nicht.“ „Okay?“ „Was okay?“ „Ich ...“ fragend schaute Dean seinen Bruder an. „Kommst du mit?“ „Nein!“ „Gut, dann gehe ich allein und du bleibst hier!“ „O-kay“, erwiderte Dean unentschlossen. Nickte dann aber. Hier oben alleine war weniger schlimm, als noch einmal nach unten zu steigen und vielleicht einer Ratte zu begegnen. Schon bei dem Gedanken an das kleine Pelztier sträubten sich ihm sämtliche Nägel. Sam nickte. Sein Bruder schien mit keiner der Möglichkeiten wirklich glücklich zu sein, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen, denn dann würden sie morgen noch hier hocken. „Ich beeile mich“, sagte er und drückte Deans Schulter. Gerade als er wieder nach unten steigen wollte, hörten sie über sich eine Wagentür schlagen. Ein Motor wurde gestartet und gleich darauf entfernte sich das Motorengeräusch. „Jetzt sag nicht, dass ein Auto auf dem Deckel geparkt hatte“, grummelte er. Noch bevor er sich wieder neben Dean stellen und mit ihm gemeinsam versuchen konnte den Gullydeckel zu heben, hatte der sich schon mit aller Macht nach oben gestemmt. Ohne das Gewicht des Wagens darauf, war der fast federleicht und flog bei Deans Attacke regelrecht in die Höhe. Sofort schoss der ältere Winchester die letzten Sprossen hoch und ließ sich auf die Straße fallen. Mit geschlossenen Augen pumpte er die frische Luft in seine Lungen. „Komm hoch oder willst du hier zu guter Letzt noch überfahren werden?“, fragte Sam und zerrte an der Jacke seines Bruders. Nur widerwillig erhob sich der Älteren und schlurfte zum Bordstein, wo er sich gleich wieder fallen lassen wollte. „Nichts da!“, schimpfte Sam. „Wir gehen jetzt gemeinsam zum Wagen.“ Grummelnd ergab sich Dean einem Schicksal, dass es alles andere als gut mit ihm zu meinen schien. Lustlos trottete er hinter Sam her, der den Standpunkt des Impalas in seinem Handy eingegeben hatte und sich jetzt von dem Navigationsgerät dahin führen ließ. Es war ziemlich weit und er wunderte sich, welche Entfernung sie in dem dunklen Labyrinth zurückgelegt hatten. Sie brauchten über eine Stunde, bis sie bei dem Impala angekommen waren. „Baby“, keuchte Dean erleichtert. Er strich seiner schwarzen Schönheit sanft über die Dachreling. Bevor er sich auf den Fahrersitz fallen ließ, holte er eine Tüte aus dem Kofferraum und entledigte sich seiner Jacke und der Schuhe. Auf keinen Fall wollte er diesen Abwassergestank länger als notwendig in seinem Allerheiligsten haben. Er breitete die Schlafsäcke über die Vordersitze und ließ sich, nachdem er damit fertig war endlich, mit einem erleichterten Seufzen auf den Sitz fallen. Sam hatte in dieser Zeit den Kanaldeckel wieder richtig auf den Einstieg geschoben. Nicht dass noch jemand hineinfiel. Bei der Pechsträhne, die diese Stadt gerade heimsuchte, war es schon ein Wunder, dass das bis jetzt noch nicht passiert war. Er ging zum Impala und wollte sich gerade neben seinem Bruder auf dem Beifahrersitz zusammenfalten ... „Schuhe aus!“, fauchte Dean. „Sag mal spinnst du?“ „Entweder du ziehst dir die Schuhe aus oder du läufst!“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ „Mein vollster Ernst, Sam! Ich will nichts von diesem Dreck, der da unten war, in meinem Wagen!“, knurrte der Ältere und versuchte das Gefühl des Ekels, das ihn schon wieder erfasste zu ignorieren. Irritiert blickte der Jüngere in den Fußraum. Warum sollte er seine Schuhe ausziehen, wenn Dean seine anbehalten hatte? Doch das hatte der nicht, wie ihn dessen nur in Socken verpackten Füße erkennen ließen. Murrend zog er also seine Schuhe aus und hielt sie demonstrativ in den Innenraum des Impala. „Und wohin jetzt damit?“ „Auf der Rückbank liegt eine Tüte. Kannst sie ja da rein packen. Und nachher putzen“, fügte er leise nuschelnd hinzu. Sam hatte ihn trotzdem verstanden. „Putz deine Schuhe gefälligst selbst!“ „Ich zieh meine eh nie wieder an!“ Sam schüttelte den Kopf. Was hatte sein Großer nur? „Du buddelst Leichen aus, die seit Jahren in ihren Gräbern vor sich hin modern, du kriechst durch Gänge und Tunnel voller Spinnen und du hast irgendwelches widerliches Zeug von Ruby getrunken und jetzt reagierst du so?“ „Ja, und?“ Mit einem Griff zum Lautstärkeregler des Radios würgte der Ältere jede weitere Diskussion ab. Ohne weitere Verzögerungen schafften sie es bis zum Motel. Ein Umstand, den Sam schon mal als Erfolg verbuchte, bis Dean den Wagen in voller Fahrt auf den Parkplatz vor ihrem Zimmer lenkte. „Ey“, schimpfte er und versuchte sich in letzter Sekunde am Türgriff festzuklammern, um von dem Schwung nicht auf seinen Bruder geworfen zu werden. Dean trat die Bremse hart durch und Sam musste seinen Halt an der Tür binnen eines Augenblickes gegen einen Halt am Armaturenbrett tauschen. Er schaffte es in letzter Sekunde, bevor er gegen die Frontscheibe knallte. „Ey!“, schimpfte er noch vehementer. „Hast du sie noch alle?“ Der Ältere reagierte nicht darauf. Er zerrte den Zündschlüssel aus dem Schloss und fiel regelrecht vom Fahrersitz. Er fing sich gerade noch so ab und hetzte wie von Furien gejagt zu ihrem Zimmer. Noch bevor Sam ausgestiegen war, war er schon durch die Tür. „Der spinnt“, überlegte der Jüngere laut und machte auch gleich noch die entsprechende Geste. Er fischte die Tüte mit ihren Schuhen von der Rückbank und folgte ihm in aller Ruhe. Das Rennen, als Erster im Bad sein zu können, hatte er eh verloren. Er legte die Tüte neben die Badezimmertür und überlegte dann, was er noch tun konnte. Gegessen hatten sie. Eigentlich sollten sie in den Betten verschwinden. Aber konnten sie auch schlafen? Sein Bruder war vollkommen von der Rolle. Ob es etwas brachte, wenn er ihn darauf ansprach? Dean reagierte viel stärker auf diesen, was war es? Er wollte es erst einmal Angstdämon nennen. Okay, also Dean reagierte viel stärker auf diesen Angstdämon. Warum? Und wie konnte er ihm helfen? Darüber brauchte er nun wirklich nicht lange nachdenken. Schnell durchsuchte er die Schränke ihrer Küchenzeile und fand eine fast volle Packung Salz, mit der er Tür die und das Fenster sicherte. Das im Bad würde er sich gleich noch vornehmen. Jetzt sollte sich auch Den sicherer fühlen. Es sei denn … Nein. Das Ding war nicht hinter ihnen her und ihnen somit auch nicht gefolgt! Er schaltete den Fernseher an und machte es sich auf einem Stuhl so gemütlich, wie es mit seiner stinkenden Kleidung halt ging. Endlich kam Dean wieder ins Zimmer. Und selbst in der kurzen Zeit, in der er einen Blick ins Bad werfen konnte, hatte Sam die Nebelschwaden wabern sehen. Sein Bruder schien sich schon wieder mit einer Brühwurst verwechselt zu haben. Und genauso sah er auch aus. Seine Haut war knallrot und zeigte deutliche Striemen. „Was ist mit dir los?“, fragte er leise, als sich sein Bruder angezogen und auf seinem Bett niedergelassen hatte. „Ich … es ist einfach …“, schon fast verzweifelt schüttelte der Ältere den Kopf. „Es tut mir leid, Sammy. Es ist meine Schuld, dass du die ganze Zeit alleine warst. Ich wollte das so nicht. Ich ...“ Sam schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht allein, oder? Korrigiere mich, aber ich denke, du hast Angst. Deshalb bist du so anfällig für dieses Ding.“ „Ich …“ Dean zuckte mit den Schultern. Was sollte er antworten? Er senkte den Blick und schüttelte schon aus Gewohnheit den Kopf. Ein Winchester hatte nie Angst! „Streite es nicht ab. Du hast Angst vor der Zukunft. Du möchtest aussteigen, aber du hast Angst, weil du nur die Jagd kennst. Du denkst, dass es ein Tanz auf dem Vulkan ist. Du fühlst dich, als ob du über einem Abgrund stehst und in das große schwarze Loch blickst, in das du springen sollst. Aber das ist nicht so. Du hast gesagt, dass du Feuerwehrmann werden möchtest und selbst wenn nicht. Selbst wenn du dich bewerben solltest und sie dich nicht nehmen, du wirst in kein bodenloses Loch fallen. Ich meine, ich habe dir immer wieder versprochen für dich da zu sein und okay, ich habe dieses Versprechen mehr als einmal gebrochen, aber das soll nie wieder vorkommen. Außerdem, egal was du tust, Bobby und mit ihm auch Jody werden immer für dich da sein. Sie werden dich auffangen. Du kannst alles versuchen. Du kannst dich ausprobieren und selbst wenn alles in die Hose gehen sollte, so kannst du immer noch auf den Schrottplatz arbeiten und Wracks rekonstruieren. Es wird immer reiche Leute geben, die diese Oldtimer lieben. Es wird immer Menschen geben, die ihr Geld so anlegen wollen. Vielleicht sind es weniger als vor der Krise, aber sie werden nicht aussterben. Und nicht nur du wirst damit dein Auskommen haben. Du, Bobby und ich, wir könnten für alle Zeit auf dem Schrottplatz leben und wir würden nicht verhungern. Es mag nicht das sein, was wir von unserem Leben erwarten, aber wir könnten leben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)